Cult Of Luna - Vertikal | |
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Review von Opa Steve vom 19.01.2013 (10338 mal gelesen) | |
Ich stehe ja überhaupt nicht auf Depri-Mucke. So klassische Trauerweiden mit ihrer Brückenspringermusik gehen mir am Allerwertesten vorbei, und die ganze dunkle Romantik wird von mir verächtlich in die Mädchen-Metal-Ecke gestellt. Normalerweise - es sei denn, eine düstere Band hat wirklich Stil. Und ist nicht drauf aus, auf Konzerten pubertierende Pseudo-Düster-Girlies mit schmachtenden Kulleraugen in der ersten Reihe stehen zu haben. Dafür bedarf es etwas mehr als Moll-Akkorde. Nämlich einer Vision. Und das Ziel einer Katharsis. Ja, Dunkelheit und Nihilismus können tatsächlich eine positive Kraft sein, aus der man gestärkt hervorgeht. Neben den von mir verehrten Frühwerken von NEUROSIS tummelt sich eine weitere ganz große Band in diesem Genre: CULT OF LUNA. Diese zeichnen sich vor allem als Konstante über die ganzen Jahre aus. Und auch das neue Werk, "Vertikal", ist wieder einmal ganz große Kunst der sieben Schweden. Mit einem hohen Grad an Expressionismus strotzt die Scheibe wieder vor spannender Dynamik, bei der dieses Mal auch viele Pedals/Keyboards zum Einsatz kamen, die auch mal in 'The One' für ein ganzes Intermezzo für sich allein stehen dürfen. Ebenfalls effektiv und atmosphärisch beeindruckend ist das darauf folgende 'The Sweep'. Die raue Schönheit ergießt sich ansonsten in epischen Songs, die gleichermaßen eine Endzeitatmosphäre versprühen. Durch die permanent gebrüllten Vocals von Johannes Persson drückt die Scheibe ein hohes Maß an Verzweifelung statt Aggression aus, aber in dieser trostlosen Landschaft glänzen die Melodien wie einsame Sonnenstrahlen. In den Schmutz der Effekte und düsteren Keyboardsounds mischen sich fast Gothic-artige Gitarrenmelodien ('In Awe Of' - grandios!). Die Simplizität schon oft gehörter Akkorde wird in eine morbide Schönheit gegossen ('Mute Departure'). Natürlich kommen auch die verstörenden Dissonanzen nicht zu kurz, aber diese verstecken sich immer songdienlich und im richtigen Maß im Gesamteindruck. So richtig sperrig ist eigentlich nur 'Synchronicity', wohingegen andere Songs wie 'Passing Through' eine fast schwerelose Leichtigkeit versprühen. Das 20-minütige Stück 'Vicarious Redemption' fährt in sich alles auf, was CULT OF LUNA ausmacht. Verhallte Samples erklingen direkt vom imaginären dunklen Schicksalsberg am Horizont, minimalistische Gitarren läuten einen langen Dark-Metal-Part mit gänsehautverursachenden E-Bow-Sustains ein. Doch nach sechs Minuten, wenn andere Bands längst fertig sind, kriecht der düstere Schmutz in den Sound. Auf effektive Art steigert sich der Titel in richtig böse Vibes. Und nach weiteren 6 Minuten ergießt sich der Sound in fantastischen Crescendi, bevor das lange und schwere Ende zelebriert wird. Das ist verdammt große Kunst. Atmosphärisch beeindruckend, ohne sich durch Klischees zu hetzen. Düster, ohne ausgelutscht zu wirken. Schon jetzt ein heißer Anwärter auf die besten Scheiben 2013. Gesamtwertung: 10.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The One 02. I: The Weapon 03. Vicarious Redemption 04.The Sweep 05. Synchronicity 06. Mute Departure 07. Disharmonia 08. In Awe Of 09. Passing Through | Band Website: www.cultofluna.com Medium: CD Spieldauer: 68:24 Minuten VÖ: 13.01.2013 |
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