Interview mit Murul von Blyh

Ein Interview von T.Roxx vom 27.05.2018 (21387 mal gelesen)
Anläßlich der Vinyl-Veröffentlichung von "Transparent To The World" wurde es Zeit, Murul und Absorber von BLYH mal zum Interview zu bitten.

Hi! Herzlichen Glückwunsch zu der wirklich gelungenen Vinyl-Ausgabe eures Debüts "Transparent To The World". Seid ihr mit dem Endprodukt und vor allen Dingen mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?

Murul: Total. Das Album ist toll geworden. Und wir sind immer wieder aufs Neue überrascht, wie positiv die Reaktionen und Reviews ausfallen!

Ich habe dein Eindruck, die Vinylversion ist mit viel Herzblut und Liebe zum Detail entstanden. Wie wichtig ist euch eine Vinyl-Version? Seid ihr selbst auch Vinyl-Sammler?

Murul: Das Vinyl war uns schon sehr wichtig. Das ist irgendwie ein "richtiges" Release. Gerade, wenn heutzutage wirklich jeder seine Musik über Bandcamp und Co. weltweit veröffentlichen kann, ist ein physischer Tonträger schon etwas Besonderes.

Absorber: Dass wir soviel Herzblut in das Vinyl kippen konnten, verdanken wir vor allem The Crawling Chaos Records, die uns auch bei unseren Sonderwünschen wie transparentem Vinyl total unterstützt haben.

Murul: Wir haben beide eine ganze Menge Schallplatten zu Hause rumstehen. Auch wenn ich aktuell gar nicht mehr so viel Musik von Platte höre, unterstütze ich gern andere Bands, indem ich ihre Platten kaufe.

Euer Debüt wurde ja bereits schon 2017 – ausschließlich digital und als limitierte Tape-Version - veröffentlicht. Hat die Vinyl-Version das allgemeine Interesse an BLYH noch einmal erhöht?

Murul: Es gab wohl eine ganze Menge Leute, die das Tape hatten und auf das Vinyl gewartet haben. Deswegen war die limitierte Collectors-Edition auch sehr schnell vergriffen. Wir haben mit dem Album auch mehr Resonanz in der Presse erhalten, was natürlich auch zu mehr Aufmerksamkeit geführt hat.

Stellt euch doch bitte kurz unseren Lesern vor – wer steckt hinter BLYH? Seid ihr noch in anderen Projekten/Bands aktiv und wenn ja, in welchen?

Murul: Wir legen es nicht wirklich darauf an, als Personen in den Vordergrund zu treten. Zum Glück ist das im Black Metal keine Seltenheit. Pseudonyme und Masken gehören irgendwie dazu. Absorber und ich spielen noch in einer Eighties-Metal-Band. Da darf ich dann auch “richtig” singen - haha.

Was bedeutet der Bandname BLYH? Hat er überhaupt eine Bedeutung?

Murul: Das ist ein Kunstwort, das aus dem althochdeutschen Wort “blyk” für “bleich” abgeleitet ist. So darf man BLYH auch aussprechen: "bleich".

Ich finde, eurer Scheibe liegt ein sehr interessantes – aber eher Black Metal-untypisches – Konzept zugrunde. Wie seid ihr auf die Idee zu diesem komplexen Konzept gekommen?

Murul: Das Konzept ist eigentlich ganz natürlich von alleine gewachsen. Die Lyrics zu 'Willingly…' und 'Shortening…' sind irgendwie frei assoziativ entstanden, fast in einer Art “Automatisches Schreiben”. Dabei sind Bilder und Stimmungen hervorgetreten, die ich dann für die Lyrics der beiden anderen Tracks weiter kultiviert habe. Stilistisch kann ich eigentlich gar nicht anders, als mich an den deutschen lyrischen Expressionismus de 1910er Jahre anzulehnen. Insbesondere Georg Trakl hat mit seinen Gedichten einen riesigen Einfluss auf mich. In den 1910er Jahren bis hin zum Ende des Ersten Weltkriegs waren Technisierung, Entfremdung und die Stadt als wachsender Moloch die großen Themen. Filme aus der Zeit wie “Metropolis” nehmen das Thema ja auch auf. Meine Kernthemen und die lyrische Form wachsen also irgendwie ganz organisch zu diesem Konzept zusammen.

Handelt es sich bei dem Album ein Konzeptalbum, oder um eigenständige und unabhängige Songs?

Absorber: Nein, es ist nicht wirklich ein Konzeptalbum. Ein paar von den Riffs mit denen Murul bei der ersten Writing-Session ankam, waren damals schon gut acht Jahre alt. Außerdem mussten wir uns stilistisch erst mal annähern, unser Riffing war sehr unterschiedlich. Das hört man sicher auf "Transparent…" an einigen Stellen auch raus. [

Murul: Der Begriff "Konzeptalbum" wird meiner Auffassung nach auch echt überstrapaziert - nur weil die Songs auf einem Album ein einheitliches Thema haben, oder weil die Songnamen einem bestimmten Schema folgen, ist es noch lange kein Konzeptalbum. Erst wenn auch bestimmte musikalische Themen sich durch ein Album durchziehen, hat man wirklich ein Konzeptalbum. Denkbar, dass wir sowas mal in Angriff nehmen - bei "Transparent…" war das aber nicht der Fall.

Gibt es einen speziellen Grund, warum ihr für die Vinyl-Version 'Narrow-Minded Criteria' von SYSTRAL gecovert habt? Auf der digitalen und der Tape-Version ist eine Coverversion von SONGS:OHIAs 'Tigress' enthalten.

Absorber: Wir konnten uns schlichtweg die Verwertungsrechte für 'Tigress' für das Vinyl nicht leisten. 'Narrow-Minded Criteria' hatte Murul - meine ich - eigentlich nur mal als Fingerübung aufgenommen, um ein paar Recording-Techniken auszuprobieren.

Murul: Ja genau, aber das Ergebnis war ganz cool. Wir dachten, es wäre ein netter Bonus für die Leute, die das Tape schon hatten, und auf das Vinyl gewartet haben. Warum gerade SYSTRAL? Ich mochte diesen rotzigen, völlig unkontrollierten Sound von SYSTRAL immer sehr. Und für mich persönlich ist der Track auch ein politisches Statement. Ich möchte keine Missverständnisse zu unseren ideologischen Standpunkten aufkommen lassen. Gerade im Black Metal scheint mir das angeraten.

Welche Bands haben euch beeinflusst, bzw. welche Bands hört ihr privat?

Murul: Eigentlich sind das zu viele, um sie aufzuzählen. Zu meinen all-time-favourites aber gehören definitiv OBITUARY, CARCASS und CONFESSOR. Privat höre ich aber auch schon mal Sachen wie URIAH HEEP oder JEAN SIBELIUS oder halt SONGS:OHIA. Und wenn ich ganz schräg drauf bin, auch mal ABBA oder JEAN MICHEL JARRE. In Sachen Black Metal laufen bei mir zur Zeit die aktuelle BELTEZ und die aktuelle YELLOW EYES in Dauerschleife.

Absorber: Ach herrje, das ist schwierig. Zur Zeit viel NICK CAVE, MOTÖRHEAD und AUDIO 88. Ansonsten habe ich eine alte Liebe neu entdeckt: AMON AMARTH läuft grade viel und halt jederzeit JASON MOLINA / SONGS:OHIA. Beeinflusst hat mich neben dem klassischen Metal auch 80er / 90er Hardcorepunk - DEAD KENNEDIES, MINOR THREAD, BLACK FLAG, CIRCLE JERKS oder MISFITS …

Sind Touraktivitäten oder Festivalauftritte geplant, um "Transparent To The World“ zu promoten?

Absorber: Zeitlich müssten wir ganz schön jonglieren, um das unterzubringen …

Murul: Ja schon - aber klar hätten wir Bock. Wir haben aber noch kein vollständiges Live-Line-up. Also ich schließe Auftritte keinesfalls aus, aber kurzfristig wird das vermutlich nicht klappen.

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten