Livebericht (mit Ihresgleichen und Vinder) |
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Ein Livebericht von Wulfgar aus Esslingen am Neckar (Komma) - 14.12.2013 (14473 mal gelesen) |
Wir schreiben den 14. Dezember im Jahre des Herrn 2013. Ein einsamer Redakteur und ein nicht ganz so einsamer freier Mitarbeiter machen sich auf den Weg gen Esslingen. Denn dort steht aber nicht Vorweihnachtszeit, Glühwein und Plätzchen auf dem Programm, sondern eine Nacht, die größtenteils dem knallharten, deutschen Liedgut gewidmet ist. Tatort des Ganzen ist das sog. Komma, eine überschaubare aber durchaus coole Konzert-Location. An diesem speziellen Abend steht die letzte Show der "Keinzeitmensch"-Tour an. Eifrige bleeding4metal-heads (muhaha) wissen nun schon, dass es sich hierbei um die aktuelle Tour der deutschen Durchstarter HÄMATOM handeln muss. Im Gepäck waren hierbei die eher wenig bekannten Bands VINDER und IHRESGLEICHEN. Direkt nach Ankunft und einer ausgedehnten Parkplatzsuche (die Zustände sind diesbezüglich einfach grauenhaft) in Esslingen stand eine kurze Beschau der mir bis dahin vollkommen unbekannten Location auf dem Plan. Das Komma ist nicht allzu groß und beherbergt an diesem gut gefüllten Abend grob geschätzt 200-300 Seelen. Positiv zu vermerken ist das vollkommen entspannte Personal des Kommas und die Tatsache, dass direkt an den großen Saal mit der Bühne eine Bar angeschlossen ist, an der es sich entspannt tanken ließ. Die Tatsache dass es keine Garderobe gibt, ist zwar nicht unbedingt schön, stört aber auch nicht wirklich. Schon beim Soundcheck wurde mir allerdings klar, dass die relativ niedrige Decke und die auch auf größere Locations ausgelegten Amps in Kombination zu einem extremen Lautstärkepegel führen würden, was sich später eindrucksvoll bestätigte. Ohne meine geliebten Ohrstöpsel hätte ich wohl heute noch Ohrensausen. Trotzdem muss ich dem verantwortlichen Soundmann großen Respekt zollen, weil ich selten während eines Club-Konzerts so einen grandios gemischten Sound gehört habe. VINDER Viel gibt es zu den Lokalmatadoren nicht zu sagen. Sound und Songs gingen in Ordnung und sind wohl am ehesten unter den Terminus klassischer Heavy Metal einzuordnen. Man merkte der Band die fehlende Bühnenpraxis allerdings schon ein wenig an. Positiv zu vermerken war die Gitarrenarbeit der beiden Saitenjockeys sowie der Frontmann, dessen Gestik zwar ein wenig hölzern wirkte, der aber immerhin eine gute Gesangsleistung ablieferte. Auch an Bass und Schlagzeug passierten keine groben Schnitzer, allerdings auch keine Überraschungen. Insgesamt lieferten VINDER eine gute Show, die auch recht früh wieder beendet war. Aus meiner Sicht war dieser Auftritt ein weiterer Beweis dafür, dass nicht nur gute Mucke allein einen guten Gig ausmacht, sondern der Band auch einiges an Charisma und Präsenz abverlangt. Dass VINDER trotz Heimvorteil die Menge nicht so recht anheizen konnte, spricht dabei für sich. IHRESGLEICHEN Die schwäbischen IHRESGLEICHEN dürften da wohl schon etwas bekannter sein. 2006 gegründet, haben sie aktuell ihr drittes Werk "Kreuz An Kreuz" am Start und tingeln damit nun durch deutsche Lande. Der charismatische Sänger Bobbes kannte trotz unverkennbar schwäbischer Herkunft den Unterschied zwischen Klääbor und Bäbbor zwar nicht, aber das fiel ohnehin kaum jemandem auf. Jedenfalls konnten sich die 4 Sympathen über einige Fans in der ersten Reihe freuen, die wohl hauptsächlich ihretwegen angereist waren. Prinzipiell ging die NDH-Melange, die ab und an starke Gothic- ja fast schon Emo-Schlagseite bekam, gut rein und war durchaus feierbar. Insbesondere deswegen, weil die Arbeit von Gitarrist Davor hauptsächlich recht harte Saiten aufzog und so einen Kontrast zu den zuweilen recht nachdenklichen Texten lieferte. Gegen Ende des Gigs trat dann das erste Mal das Tourende-Phänomen auf. Es ist ja allgemein üblich, dass auf den letzten Gigs einer Tour gerne mal ein wenig Blödsinn auf der Bühne veranstaltet wird. So auch hier. HÄMATOM kam, bewaffnet mit einer großen Schüssel Apfelmus, auf die Bühne und sorgte so für einen ungeahnten Vitaminschub. IHRESGLEICHEN Drummer Kai trieb es tatsächlich so weit sich komplett damit übergießen zu lassen, um das kläääbrige Zeug anschließend mit einem beherzten Mattenschwinger im Publikum und auf der Bühne zu verteilen. Was leider aber auch dazu führte, dass sich die Bühnenbretter in eine kaum zu kontrollierende Rutschbahn verwandelten. Es gab also einiges zu sehen und aufzuwischen. An dieser Stelle geht noch ein Gruß raus an die armen Backliner, die vor dem Auftritt von HÄMATOM noch die komplette Bühne wischen und trocken mussten. HÄMATOM Langsam wurde es Zeit. Die Meute vor der Bühne wurde schon leicht nervös, weil sich der Umbau, dank Apfelmus, ziemlich zog. Doch dann war es endlich so weit. Die fränkischen Brachialmusiker enterten endlich die Bühne des Kommas und hatten die Menge von Sekunde 1 an wie Wachs in ihren Händen. Ohne Umschweife wurde losgelegt, was das inzwischen schon nicht mehr brandneue Album "Keinzeitmensch" hergab. Mit 'Seelenpiraten' und 'Säulen des Wahnsinns' wurde extrem stark eröffnet und angeheizt, wobei das bei der vorherrschenden Stimmung gar nicht notwendig gewesen wäre. Auch die audiovisuelle Umsetzung der Bühnenshow war beachtlich. So wurden neben der ziemlich gut gemachten Lightshow auch noch einige Flatscreens verwendet, die die Mucke zeitweilig mit eindrucksvollem Bildmaterial, oder auch mal (wie in 'Ahoi') einfach nur mit gut in Szene gesetzten Lyrics unterstützten. Bei 'Neandertal' kamen dann auch noch ein paar Gorillas auf die Bühne, um zu trommeln und mitzufeiern und es kam zeitweilig auch noch IHRESGLEICHer Besuch auf die Bühne, um HÄMATOM mit Flüssignahrung bei der Stange zu halten. Zur Setlist lässt sich sagen, dass sie hauptsächlich aus Songs des aktuellen und des letzten Albums ("Wenn Man Vom Teufel Spricht") bestand und sehr ausgewogen rüberkam. Highlights von älteren Alben waren sicherlich der ewige Hit 'Eva' (von "Stay Kränk") und 'Leck Mich' (von "Wut") wobei sich beide Songs reichlicher Unterstützung des Mobs vor der Bühne erfreuen durften. Zum Finale kamen Songs wie 'Alte Liebe Rostet Nicht' und ernteten frenetischen und völlig verdienten Jubel. Generell wurde während des Konzerts natürlich auch eine ganze Menge gemosht was das Zeug hielt. Aber ehrlich gesagt kam hier der einzig negative Aspekt der relativ kleinen Location zum Tragen. Am Moshpit nahmen nämlich nicht nur, wie jedes Mal bei deutschsprachigen Konzerten, einige straff alkoholisierte Dorftrottel und der typische Anteil an Metalfreaks teil, sondern ungewollt auch einige Leute, die gar nicht moshen wollten aber trotzdem mit in hineingerieten wenn von irgendeiner Seite ein verschwitzter Fleischberg angeflogen kam. Trotzdem fuhr ich persönlich mit dem guten Gefühl nach Hause, das sich schwer beschreiben lässt, aber einen immer dann ergreift, wenn man nach einem geilen Konzert nach Hause fährt. |
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