Powergame - Slaying Gods

Review von Tailgunner vom 17.03.2022 (11742 mal gelesen)
Powergame - Slaying Gods Im Gegensatz zum Bandmaskottchen EL DEMONIO NEGRO waren die Mannen von POWERGAME während der Pandemie nicht untätig und haben emsig an Album Nummer drei gearbeitet. Getreu der alten Binsenweisheit "Make it or brake it" haben POWERGAME hier auch keine halben Sachen gemacht und gehen abermals hochmotiviert ins Rennen. Von Motivation konnte bei EL DEMONIO NEGRO zuletzt eher nicht die Rede sein. Wir erinnern uns, dass das Cover der "The Lockdown Tapes"-EP den mexikanischen Wuchtkoloss in einem beklagenswerten Zustand zeigte. Bedingt durch den letztjährigen Lockdown sah man ihn aufgedunsen, verlottert und Pizza mampfend abgestumpft vor der Glotze gammeln. Zum Glück sind diese unseeligen Zeiten Geschichte. Betrachtet man das Cover von "Slaying Gods", kommt man zu der Schlussfolgerung, dass der Gute sich mächtig am Riemen gerissen, ordentlich die Eisen gestemmt und das ein oder andere Bootcamp absolviert hat. Anders wäre er wohl nicht in der Lage, sich derart wüst durch das mächtige Götterpantheon der Antike zu metzeln. Somit stimmt der visuelle Aspekt bereits ordentlich auf das Album ein.

Im Review zur "The Lockdown Tapes"-EP habe ich im vergangenen Jahr ausdrücklich die große stilistische Bandbreite der vier Stücke (plus Tank-Cover) gelobt, welche ein ausgesprochen abwechslungsreiches Hörerlebnis ermöglicht hat. Offengestanden war ich bezüglich "Slaying Gods" etwas in Sorge, ob dieser neu etablierte Standard auf Albumlänge gehalten werden kann. Die Antwort lautet schlicht und ergreifend: Ja. Und es ist POWERGAME am Ende gar noch gelungen, hier einen draufzusetzen. Und das sehe ich tatsächlich als starkes Alleinstellungsmerkmal gegenüber "Wettbewerbern", die auch teils phantastischen NWOBHM-angehauchten Metal zelebrieren, dabei aber allzu oft in eng abgesteckten Revieren agieren. Den Weg, den POWERGAME also mit der letzten EP eingeschlagen haben, gehen sie hier konsequent und erfolgreich weiter. Der eröffnende Titelsong steigt dann auch direkt ohne Intro-Firlefanz mit herrlichen Leadgitarren ein, die ein wenig die Klangfarbe des Spiels von Brian May interpretieren. In weiterer Folge setzen POWERGAME hier ihre eher traditionellen Trademarks ein. Spielfreudiges Uptempo kombiniert mit toller Leadgitarrenarbeit und kernigem Riffing. Hier fällt auch dann die gelungene Produktion ins Ohr. Differenziert, druckvoll, dabei aber warm und sehr organisch. Klingt wirklich ausgesprochen gut. Kenner von POWERGAME sind vermutlich mit dem "Streitpunkt" Gesang vertraut. Ja, ich räume an dieser Stelle auch ein, dass Matty im technischen Sinne nicht zu den wirklich guten Sängern in der Szene gezählt werden kann. Von daher ist sein Gesang unbedingt ein polarisierender Faktor, wenn wir über POWERGAME sprechen. Ich persönlich mag POWERGAME allerdings ausdrücklich nicht mit einem anderen Mann am Mikro hören. Denn im Gegensatz zu so vielen technisch guten, aber eben oft auch beliebigen Sängern, ist Mattys Stimme hier ein Markenkern. Mir gefallen seine Phrasierung und die Stimmfarbe, beides ist für mich untrennbar mit POWERGAME verbunden. Allerdings habe ich auch erklärtermaßen ein Faible für kauzigen Gesang.

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Weiterhin muss ich dann das Hookline-Monster "Chasing The Lion" erwähnen. Ein Ohrwurm vor dem Herrn. Auch das quirlig-verspielte "Fire In The Sky" muss erwähnt werden, denn der Song atmet jede Menge "London East End Clubatmosphäre". Dank des bereits erwähnten Abwechslungsreichtums des Songmaterials kristallisieren sich für mich da auch stets neue Favoriten heraus. Momentan ist es das böse schleppende, doomige "The End Of The World". Das Stück hantiert mit maritimen Samples und selbst der Einsatz einer Orgel trägt hier treffsicher zur unfassbar trostlosen Gesamtstimmung bei. "Prelude To Suffering" bildet schlussendlich den Auftakt für den abschließenden Longtrack "The Chalice", der eine zynische Geschichte über Macht, Ambitionen und den Fluch der Unsterblichkeit erzählt. Ein gelungener und sehr ausladender Albumabschluss, der in letzter Konsequenz an Longtrack-Meilensteine von IRON MAIDEN und Konsorten gewiss noch nicht heran reicht, aber eine tolle Ergänzung des musikalischen Konzeptes von POWERGAME darstellt. Mehr Epik kann nie schaden! In dieser Top-Form wünsche ich mir tatsächlich noch viele weitere Taten von POWERGAME, aber jetzt gibt es erst mal einen erneuten Durchgang von "Slaying Gods". Und das kann ich hier mit reinem Gewissen jedem traditionsbewussten Metaller ebenfalls ans Herz legen. Denn mit seiner Mischung aus Authentizität, tollem Songwriting, gelungenem Sound und famoser Spielfreude hat sich das Album in kürzester Zeit in meinem Herzen festgespielt.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Slaying Gods
02. Twisted Minds
03. Sacrifice
04. Chasing The Lion
05. Fire In The Sky
06. The End Of The World
07. Midnite Steel
08. Prelude To Suffering
09. The Chalice
Band Website: www.facebook.com/powergame.heavymetal
Medium: CD, LP
Spieldauer: 46:48 Minuten
VÖ: 18.03.2022

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