Interview mit ASKAHEX von Ashtar

Ein Interview von ReviewRalle vom 21.10.2024 (680 mal gelesen)
Die mittlerweile vollständig Solo agierende Künstlerin ASKAHEX erzählt uns von der Schweizer Szene, persönlichen Einflüssen und der Entstehung des neuen Albums.

Hallo ASKAHEX, vielen Dank erst einmal, dass du dir die Zeit nimmst, ein paar Fragen zu beantworten und herzlichen Glückwunsch zum gelungenen neuen Release deines Projekts ASHTAR.

ASKAHEX: Vielen Dank für den Support! Und es freut mich sehr, dass dir mein neues Album gefällt.

Ich bitte um Verzeihung, wenn ich hiermit falsch liege, aber mit deinem Black/Doom Metal-Projekt ASHTAR treibst du seit 2012 dein Unwesen und wenn meine Recherche stimmt, seit 2022 alleine. Wie ist das, komplett alleine an einem Album zu arbeiten, oder gab es noch weitere Beteiligte beim Songwriting und der Ideenfindung?

ASKAHEX: Beim Vorgänger "Wandering Through Time" hat noch mein Partner und Mitmusiker von ERNTE einen Song sowie ein paar Gitarrenläufe und Soli komponiert und eingespielt - diesmal habe ich alle Songs komplett im Alleingang geschrieben. Ich habe mich also sozusagen langsam an das Solo-Ding herangetastet.

Du bist ja auch noch in der Band ERNTE aktiv, welche vor knapp drei Monaten ebenfalls ein neues Album veröffentlicht hat. Dein letztes Release mit ASTHAR ist auch erst ein knappes Jahr her. Woher stammt dieser Ideenreichtum, woraus beziehst du Inspiration für neue Songs?

ASKAHEX: Oh, ich habe eigentlich gar nicht das Gefühl, sonderlich schnell zu sein mit dem Schreiben neuer Songs. Bei ERNTE bin ich nicht so sehr am Songwriting beteiligt, sondern ich schreibe vor allem die Lyrics. Klar, auch das braucht Inspiration und Kreativität, aber manchmal denke ich, dass ich noch viel mehr machen müsste, und dass ich zu viel Zeit damit verbringe, überhaupt nichts zu erschaffen. Meine Inspiration für ASHTAR-Songs kommt beim Hören von Musik ganz allgemein, oder beim Zugfahren, beim Lesen von anderen Texten und Gedichten… Ich glaube, dass dieser Output einen Teil meines Ichs ausmacht - ohne Songs zu komponieren und Lyrics zu schreiben, würde ich mich nicht vollständig fühlen.

Gibt es Bands oder Musiker, die dich besonders in deinem Schaffen und Werdegang als Musiker beeinflusst haben?

ASKAHEX: Natürlich, und gewisse von ihnen beeinflussen mich noch immer! Als Kind habe ich viel Beatles gehört, und schon da war für mich klar, dass ich einmal in einer Band spielen würde. In meiner Jugend waren es dann vor allem Frauen aus der Riot Grrrl Bewegung - sie gaben mir den Mut, mich als Frau in einer Männer-Domäne zu behaupten. Heute sind es eher Stilrichtungen oder bestimmte Songs, die mich beeinflussen. Ein sehr ursprünglicher Einfluss ist sicher BLACK SABBATH - diese Band hat schon mein Vater gehört, und ich bin ganz früh damit in Berührung gekommen. Ebenfalls zu meinen Einflüssen zähle ich viele der finnischen und französischen Black/Doom Metal-Bands, zum Beispiel MERRIMACK, MÜTIILATION, BEHERIT, BARATHRUM, GLORIOR BELLI.

Um die letzte Frage etwas zu vertiefen: Wie ist das letzte Album entstanden, von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt, wie genau läuft das bei dir ab?

ASKAHEX: Es ist, ähnlich wie der Vorgänger "Wandering Through Time", in relativ kurzer Zeit entstanden, innerhalb von etwa fünf Monaten. Zuerst hatte ich die Idee, nur eine EP oder ein Split-Album zu machen, aber irgendwie war das schwieriger als gedacht, eine passende Band und vor allem ein Label dafür zu finden. Von daher habe ich dann beschlossen, doch ein ganzes Album aufzunehmen, besonders weil es mit dem Songwriting wirklich gut lief. Ich schreibe die Grundideen und -riffs auf der akustischen Gitarre und sammle diese Ideen mittels Notizen. Dann nehme ich diese Grundideen auf, strukturiere und ergänze sie, bis das Songgerüst fertig ist. Darauf folgen die anderen Instrumente und der Gesang. Wenn ein Song fertig aufgenommen ist, gehe ich zur nächsten Idee.

Was sind die größten Unterschiede des neuen Albums zum direkten Vorgänger?

ASKAHEX: Ich glaube, dass das neue Album direkter, okkulter und roher geworden ist. Es ist die Quintessenz dessen, wofür ASHTAR in meinen Augen steht: Eine ausgewogene Mischung aus Black Metal und Doom, ohne Firlefanz und Spielereien, sehr schwarz, sehr böse, aber auch naturverbunden und eine Spur romantisch. Der Vorgänger "Wandering Through Time" war schon ein Schritt in diese Richtung, aber noch nicht so radikal.

Die nächste Frage fällt den meisten Musikern immer sehr schwer zu beantworten, dennoch ist es für die Leser oftmals interessant: Gibt es einen Song auf dem neuen Album, der dir besser als der Rest gefällt, wenn ja, was zeichnet diesen Song aus und macht ihn so besonders?

ASKAHEX: Ja, das ist wirklich schwierig. Jeder der Songs hat seine Berechtigung und seinen Platz auf dem Album. Wenn ich einen besonders hervorheben müsste, dann vielleicht 'Rauhnächte! Feuernächte!', weil es der allererste ASHTAR-Song ist, den ich auf Deutsch verfasst habe. Und weil ich das Schlussriff hammermäßig geil finde.

Wie würdest du sagen, hat sich deine Musik generell in den letzten Jahren entwickelt? Würdest du etwas an älteren Releases nachträglich verändern, wenn du könntest, oder bist du noch genauso zufrieden mit dem Material wie beim Release deiner älteren Alben?

ASKAHEX: Nein, ich würde nichts ändern. Die alten Alben sind zu einer ganz anderen Zeit entstanden. Es ist wie mit Tattoos. Auch wenn ich mir heute nicht mehr die gleichen Motive stechen lassen würde wie vor zehn Jahren, sind sie dennoch gut und richtig so, wie sie sind, und ich würde nie etwas daran ändern wollen. Sie sind Teil der Geschichte von ASHTAR. Und klar hat sich ASHTAR entwickelt, nur schon dadurch, dass ich heute die Songs allein komponiere, aber mein Ziel ist es definitiv nicht, eine neue Stilrichtung zu erfinden oder krampfhaft Neues zu erschaffen, wie das heutzutage einige Bands tun - das Alte, Ursprüngliche zu bewahren ist mehr in meinem Sinne - nicht nur in meinen Lyrics, sondern auch in der Musik.

Das Artwork zum aktuellen Album "The Return Of The Frozen Souls" passt sehr gut zum Albumtitel. Woher stammt die Idee und wer zeichnet sich für die Umsetzung aus? Diese ist nämlich echt gelungen.

ASKAHEX: Die Idee stammt von mir - ich liebe die düsteren Bilder von Harry Clarke! Als ich den Albumtitel gewählt hatte, war für mich klar, dass ich dieses Bild verwenden möchte. Für die Umsetzung und Gestaltung des Artworks war einmal mehr Sin von Antï Graphic zuständig. Er hat damals das Artwork des Debütalbums "Ilmasaari" und auch dasjenige von "Kaikuja" sowie das alte und auch das neue Logo gestaltet, und ich bin einfach immer super zufrieden mit seiner grandiosen Arbeit.

Gerade in der Black Metal-Szene sprießen neue Bands oder Projekte ja immer noch regelrecht aus dem Boden. Wie wichtig ist es dir, dabei aus der Masse herauszustechen, oder ist das eher uninteressant für dich und du machst einfach, auf was du Lust hast?

ASKAHEX: Es interessiert mich schon lange nicht mehr, was andere machen. Würde ich jeden Furz verfolgen, der veröffentlicht wird, käme ich zu gar nichts mehr. Und krampfhaft mit Innovation und neuen Stilkombinationen aus der Masse herausstechen muss ich auch nicht - meine Kunst soll für sich sprechen, und hoffentlich diejenigen erreichen, die sie verstehen und wertschätzen.

Für mich als Außenstehenden scheint die Schweiz trotz der recht überschaubaren Größe eine aktive und lebendige Szene, vor allem im Black Metal, zu haben. Wie ist man hier untereinander vernetzt, kocht jeder sein eigenes Süppchen oder kennt man sich untereinander und unterstützt sich gegenseitig?

ASKAHEX: Die Schweizer Black Metal-Szene ist nicht sehr groß, und man kennt sich halt. Die ernstzunehmenden Bands kann man fast an einer Hand abzählen. In den letzten Jahren gab es aber tatsächlich immer wieder neue, interessante Bands - die Zeit wird zeigen, ob sie sich auch längerfristig behaupten können. Mit ASHTAR war ich aber noch nie wirklich ein Teil dieser Szene, dafür bin ich wohl zu doomig. Die Doom-Szene an sich ist eigentlich ganz in Ordnung, man supportet sich gegenseitig, und man muss den Veranstaltern nicht so sehr in den Arsch kriechen, aber da ich zurzeit nicht mehr live auftrete, bin ich da nicht mehr so involviert.

Gibt es die Möglichkeit, ASHTAR live zu sehen, oder steht möglicherweise eine Tour für das neue Album an?

ASKAHEX: Aktuell spiele ich mit ASHTAR nicht live, doch es wird 2025 eine Ausnahme geben - mehr kann ich aber dazu zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Ich gebe meinen Interviewpartnern gerne immer die Möglichkeit, über persönliche Lieblingsbands zu sprechen. Was sind aktuell die Bands, die du unseren Lesern empfehlen möchtest und in die man unbedingt mal reinhören sollte?

ASKAHEX: Ich höre zurzeit ehrlich gesagt wenig Neues. Empfehlen kann ich aber zum Beispiel EMBERS, COBALT, BARATHRUM, PENTAGRAM und ESOTERIC.

Die letzten Worte übergebe ich hiermit an dich und möchte mich noch einmal für das Interview bedanken und wünsche viel Erfolg mit dem neuen Album!

ASKAHEX: Danke. Habt Respekt vor der Natur - eines Tages wird ihr Zorn euch alle treffen!

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