Radux - It's Going To Be A Great Day | |
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Review von Opa Steve vom 10.09.2023 (3936 mal gelesen) | |
Die Promo-Waschzettel sind ja immer bemüht, glorreiche und epische Beschreibungen für ihre Schützlinge zu finden. Dass die Labelinfos hier schon mit den einleitenden Worten "hysterischer Oldschool-Thrash Metal aus Finnland" durchstartet, ist bei der Gelegenheit endlich mal wieder als brutal ehrliche Information zu werten. Warum? Dazu kommen wir später noch. Oldschool sind auf jeden Fall Cover und Bandlogo der Finnen, welche stilistisch den spannenden Zeiten Mitte der Achtziger huldigen. RADUX haben sich 2013 gegründet und sich nach undergroundiger Verbundenheit (unter anderem auch mit waschechten Cassetten-Promos) nun zum Debütalbum durchgekämpft, welches auf Golden Core/Zyx das Licht der Welt erblickt. Oldschool ist auch der super-true Start von 'Atomic Fear', welches nach abgewetztem Leder, Spikes und Jeanskutte riecht und man automatisch die Faust im Takt in der Luft schwingt. Nun ja, wie es so oft in unserem Genre der Fall ist: Intros können täuschen. Nach dem puren instrumentalen Heavy Metal mit entsprechenden Melodien gibt es eine kurze Bedenkpause - und dann wird der Geschwindigkeitsregler ordentlich hochgedreht. Klassischer Speed mit Thrash-Zutaten (aber ohne Schnörkel) ist das Zuhause der Band. Und zusammen mit der Geschwindigkeit kommt der Hörer auch alsbald in den Genuss der Vocals. Und jetzt schließt sich der Kreis, den ich am Anfang dieser Rezension angeteasert habe: Es ist wirklich hysterisch! Eine Mischung aus Toto (LIVING DEATH) und Katon de Pena (HIRAX) geht da am Mikro steil. Sprich: Raue, spitze und hohe Kreischerei sind Programm. Die Melodien, wie sie in frühen Extreme Metal-Bands üblich waren, werden mit so einer überzogenen Energie und Inbrunst gekreischt, dass man einerseits den Hut vor so viel Einsatz an den Stimmbändern ziehen muss, andererseits wird dieser extreme Vocal-Stil heute auch nicht die Leute begeistern, die schon früher entsetzt die Augen aufgerissen haben. Auf jeden Fall ist auch hier beim Gesang eine klare Verortung beim damaligen Entstehen der extremeren Spielarten zu konstatieren. Oldschool as fuck. Das hohe Tempo wird dabei durch den größten Teil des Materials beibehalten, lediglich in den instrumentalen Parts oder im Song 'Radioactive Dawn' etwas gedämpft. Die Thrashanteile sind eher protomäßig vorhanden und in meinen Ohren nicht so dominant, wie es das Label sieht. 'Last Ones To Survive' hätte teilweise auch von ganz frühen ANTHRAX stammen können, aber wie so üblich hat jeder Hörer andere Antennen und nimmt andere Dinge prominenter wahr. Angenehmerweise ist dies auch der Song, wo die Vocals ausnahmsweise in normaler Stimmlage agieren. Mein Anspieltipp hingegen wäre 'Evacuate Earth', der sich erst mal mit sympathisch-naiven cleanen Gitarren minimalistisch aufbaut, sich langsam steigert, und dann in einen pfeilschnellen Banger mündet, wo die Saiten glühen, der Drummer Schweiß verspritzt und der Sänger nochmal alles aus der Kehle rausholt. Die Leads am Ende sind dazu einfach göttlich, genauso wie das simple - aber extrem effektive - Grundriff. Eine ähnliche Klasse erreicht die Band im letzten Drittel des Rausschmeißers 'Good Night And Good Riddance'. Gleichermaßen SAVAGE GRACE wie TANKARD in einem geilen Riff vereint (klingt unmöglich, aber ist so), lange Solirerei über alle Saiten ... geht einfach steil, die Nummer. Dazu eine authentische Produktion, die dennoch nicht zu dünn klingt und mit heutigen Lautheiterwartungen mithalten kann. Für Retro-Thrasher und Speed-Fans ist "It's Going To Be A Great Day" ein gefundenes Fressen - sofern sie mit den Vocals klarkommen.
Gesamtwertung: 7.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Atomic Fear 02. War Of The Few 03. Radioactive Dawn 04. Last Ones To Survive 05. Evacuate Earth 06. Instinct Of Survival 07. Ceasing To Exist 08. Good Night And Good Riddance | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 30:15 Minuten VÖ: 15.09.2023 |
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