Terrorstahl - Schweigen

Review von Tailgunner vom 09.11.2021 (9206 mal gelesen)
Terrorstahl - Schweigen TERRORSTAHL, bereits im Jahre 2010 von den Gebrüdern Andy und Sascha Rösler ins Leben gerufen, sind eine dieser Truppen, die sich nicht per se in eine Genreschublade stecken lassen, sondern unbeirrt ihr eigenes Süppchen kochen. Das Ergebnis dieses freigeistigen Ansatzes lässt sich auf der vor kurzem erschienen EP "Schweigen" nachhören. imgright Müsste ich TERRORSTAHL dennoch mit irgendwem vergleichen, fallen mir da sofort die Thüringer Urgesteine MACBETH ein. Die Parallelen beziehen sich dabei nicht alleine auf dem Umstand, dass beide Truppen ihre Texte in unserer Muttersprache darbieten, sondern tatsächlich auf das gelungene, abwechslungsreiche Songwriting, welches verschiedene Metal-Subgenres zitiert, wobei die Thrash-Metal Einflüsse hier ähnlich wie bei MACBETH den Löwenanteil ausmachen. So beginnt der Opener 'Schweigen' mit düsterem Gitarrengezupfe, bevor ein fies kriechendes, bleischweres Riff die Melodie aufnimmt, sich das Schlagzeug dazugesellt und schlussendlich der Gesang von Andy "The Reaper" Rösler einsetzt. Ein durchaus spannender und effektiver Songaufbau, der im weiteren Verlauf mit tollen Gitarrenläufen aufwartet. Das Gebräu sickert einem kalt wie flüssiger Stickstoff ins Gebein, woran der absolut boshafte Gesang sicher keinen geringen Anteil hat.

'Das Ritual' entfaltet im Anschluss einen ähnlich hypnotisch-morbiden Sog, und kratzt wie 'Schweigen' an der Sieben-Minuten-Marke. Nach dem schleppend-stoischen Auftakt ziehen die Mannen das Tempo an und hauen uns einiges an toller Gitarrenarbeit um die Ohren, um danach wieder den Fuß vom Gas zu nehmen und den Hörer mit der Brachialität eines Panzerkampfwagens niederzuwalzen. Ein exzellenter Song mit großartigem, sehr variablen Songwriting von einer Band, die ohrenscheinlich richtig Bock an dem hat, was sie da macht. Und ähnlich wie Olli Hippauf beweist Andy Rösler, dass sich die deutsche Sprache ganz hervorragend dafür eignet, im Metal Verwendung zu finden und nicht einen Jota peinlich sein muss. An die Qualität der Texte von MACBETH kommt man allerdings noch nicht so ganz heran, denn dafür sind einige Reime dann hier und da doch etwas zu sehr erzwungen. Aber das ist durchaus Meckern auf hohem Niveau. Besonders erwähnen möchte ich auch noch 'Schwarze Witwe', in dem die Ruhrpottler nicht nur den Thrash-Hammer auspacken, sondern sich darüber hinaus auch noch weibliche Verstärkung beim Refrain am Mikrofon dazu gesellt. Das funktioniert tatsächlich ausgezeichnet und resultiert in einem wirklich ungewöhnlichen Song.

'Seelensterben' groovt etwas simpler, aber dennoch effektiv aus den Lautsprechern, gleiches gilt für 'Kathedrale Der Angst'. Beide Songs kommen qualitativ nicht ganz an die ersten drei Stücke heran, was sie aber keinesfalls zu schlechten Songs macht. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass TERRORSTAHL eine Kapelle mit hohem Wiedererkennungswert sind, die den Mut aufbringt, ihr ureigenes Ding durchzuziehen, etwas was man in einem Business, in dem viele Bands allzuoft wie nach einer gegeben Schablone komponieren, nicht alltäglich antrifft. Die EP bringt es auf gut 28 Minuten Spielzeit und ist wuchtig und angenehm räudig produziert, ohne Lo-Fi zu sein. Man hat für den eigenen musikalischen Anspruch durchaus den richtigen Sound gefunden. Ich bin definitiv gespannt, was die Jungs uns in Zukunft noch bieten werden.




Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Schweigen
02. Das Ritual
03. Schwarze Witwe
04. Seelensterben
05. Kathedrale Der Angst (Pandemieversion 2021)
Band Website: www.terrorstahl.com
Medium: EP
Spieldauer: 27:54 Minuten
VÖ: 01.10.2021

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