Little Villains - Philthy Lies

Review von Rockmaster vom 30.03.2019 (4872 mal gelesen)
Little Villains - Philthy Lies LITTLE VILLAINS, die kleinen Schurken haben trotz des großen Namens am Schlagzeug, dem legendären Phil "Philthy Animal" Taylor, der nur gut anderthalb Monate vor Lemmy im November 2015 das Zeitliche segnete und trotz kleiner Wegelagereien und musikalischer Überfälle nie wirklich den Durchbruch geschafft. Inzwischen sind James Childs (Gitarre, Gesang) und Owen Street (Bass) mit neuem Schlagzeuger unterwegs, während Philthy möglicherweise im Rock 'n' Roll-Himmel mit Lemmy an einer MOTÖRHEAD-Reunion arbeitet. Der Legende nach wurde die Band gegründet, als sich Philthy und James irgendwo in Kalifornien trafen, sich gegenseitig erkannten, unterhielten und eine tolle Idee hatten:

Philthy: "What are you doing on Monday?"
James: "Dunno, starting a band?"
Philthy: "Okay, I’ll be round with a 6 pack."
James: "Uhh... okay, great."

So kann's gehen. Mal eben shoppen gegangen, und schon wird man in schurkische Aktivitäten verstrickt. Seitdem waren sie nicht etwa untätig - na ja, seit 2010 schon eine Weile - hier habe ich ihre Aufnahmen von 2007 in den (digitalen) Händen, die nun als "Philthy Lies" veröffentlicht werden. Ein bisschen verwunderlich ist, dass das Album erst jetzt erscheint. Auf der anderen Seite klingen die Aufnahmen so, als hätte es von jedem Titel nur einen Take gegeben, von der Band gleichzeitig eingespielt. Sogar der Studio Talk ist noch teilweise enthalten. Entstanden ist dabei eigentlich cooler, dreckiger Rock 'n' Roll, weniger hart und langsamer als MOTÖRHEAD, aber durchaus in vergleichbarem Stil. Das Ganze macht mitunter unheimlich Spaß, aber manchmal entsteht der Eindruck, als seien die Jungs bei den Aufnahmen (unwissentlich?) einigen berauschenden Substanzen ausgesetzt gewesen. Bei ein paar Titeln singt James so schräg, dass ich mich wirklich frage, wollte er das so oder konnte er zeitweise den Ton nicht treffen? Denn bei anderen passt wieder alles. 'Attack' ist klasse, 'Enemy' ziemlich cool und schon fast etwas punkig, und auch 'I Am Dying' rockt ziemlich flott. Nicht verheimlichen sollte man aber, dass die Qualität der Songs überaus variabel ist. Unterm Strich ist "Philthy Lies" aber ungelogen eine der ehrlichsten, direktesten Aufnahmen, die ich seit langem gehört habe. Roh und unbearbeitet. Ein bisschen so, als hätte man beim Schreiner einen Kleiderschrank bestellt und einen frisch gefällten Baum bekommen.

Die Frage bleibt, warum jetzt und nicht 2007? Fanden sie damals die Aufnahmen zu schlecht? Oder wollte sie keiner produzieren? Will die Band, nachdem sie beschlossen hat doch weiterzumachen, mit dem bekannten Namen Phil Taylor auf sich aufmerksam machen? Oder nochmal schnell Geschäft machen bevor sie wieder richtig arbeiten müssen? Wollen die kleinen Wegelagerer uns schnell nochmal abziehen? Oder waren sie schlichtweg der Meinung, dass die Welt diese Aufnahmen braucht?

Ich finde zwei Gründe, warum eine ganze Menge Leute auf dieses Album gewartet haben müssen:
1. Fans der alten MOTÖRHEAD und Fans von Philthy brauchen es einfach in ihrer Sammlung. No way out!
2. Zwischen all dem hochproduzierten - entschuldigung - Mist, vor allem aus der Pop-Welt, aber auch im Bereich des Metal, ist es überaus entspannend, mal wieder ein Album zu hören, das übelst anachronistisch klingt und doch richtig Spaß machen kann.

Was die Bewertung anbelangt, hier ließe sich wirklich jede Punktzahl von 0 bis 10 Punkten irgendwie rechtfertigen. In der Hoffnung, dass mir Phil und Lemmy für das Reunionkonzert im Rock 'n' Roll-Himmel einen Platz in der ersten Reihe oder im Fotograben reservieren, gebe ich ...

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. What On Earth (2:23)
02. Attack (3:35)
03. Traitor (3:30)
04. Running Around (3:12)
05. Water Under The Bridge (3:24)
06. In The Head (2:18)
07. Enemy (1:41)
08. Got To Grips (2:35)
09. I Am Dying (2:17)
10. Get Out (3:41)
Band Website: www.facebook.com/littlevillains/
Medium: CD
Spieldauer: 28:36 Minuten
VÖ: 29.03.2019

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