Neck Cemetery - Born In A Coffin

Review von baarikärpänen vom 11.10.2020 (7900 mal gelesen)
Neck Cemetery - Born In A Coffin Gut, Supergroup sollte man NECK CEMETERY nicht nennen, auch wenn man in der geschalteten Werbung zu "Born In A Coffin" den Eindruck bekommen könnte. Aber die Jungs sind schon seit längerem in verschiedenen Bands unterwegs gewesen, wissen also, wo der Bartel den Most holt. Die Vita aller Beteiligten hier auszurollen, schenke ich mir dennoch. Soll ja um NECK CEMETERY und ihr Debüt gehen. Überhaupt, soll man der Werbung vertrauen? Wenn so illustre Herrschaften wie Blitz (OVERKILL) oder Gerre (TANKARD) in den höchsten Tönen von NECK CEMETERY schwärmen? Ich finde, man darf gerne 50% von der geäußerten Bewunderung abziehen. Damit fährt man der Band noch nicht mal an den Karren, denn so oder so ist "Born In A Coffin" eine recht unterhaltsame und gutklassige Scheibe geworden. Nicht unerwähnt lassen darf man allerdings, dass die Scheibe auch ihre Schwächen hat. Laut eigenem Bekunden geht es NECK CEMETERY ja darum, den wahren und echten Spirit der 80er zu leben. Und genau das darf man ihnen dann auch zu 100% abnehmen.

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Es liegt definitiv nicht an der Leistung aller beteiligten Musiker, dass "Born In A Coffin" eine zweischneidige Angelegenheit geworden ist. Und auch die Zutaten, aus denen NECK CEMETERY ihren Metal schmieden, sind über jeden Zweifel erhaben. Stellt euch einfach eine glaubwürdige Mischung aus gutklassigem Glam (neee, nicht die Bubblegum-Variante, eher frühe MÖTLEY CRÜE) und US-Metal vor, bei dem sich auch mal eine RUNNING WILD-Gedächtnisgitarre einschleichen darf. Ersteren Einfluss hört man überdeutlich bei den Refrains. Gute alte Schule sozusagen. Oder auch Mitgrölen einfach gemacht. Ist ja auch nicht verwerflich, schließlich soll die Mucke ja Spaß machen. 'L-F-I-R-S-', ein instrumentales Intro, eröffnet "Born In A Coffin" stilvoll und geht fast nahtlos in 'King Of The Dead' über. Sogleich positiv auffallend ist die angenehme Stimme von Jens Peters (wir sparen uns hier mal überdeutlich, dessen Tätigkeit für's Rock Hard breitzuwalzen). Besonders RUNNING WILD haben ihre Spuren in 'Castle Of Fear' hinterlassen, das etwas unspektakulär beginnt, aber mit einem ganz feinen Chorus punktet. Richtung Epic Metal schielt dann 'The Fall Of A Realm'. Für mich leider ein Song, der nicht so recht zum Rest passen will, auch wenn er ansprechend gezockt ist. Mit einem Augenzwinkern darf dann 'Banging In The Grave' zu verstehen sein. Der Song macht wirklich gute Laune, auch dank der Mitwirkung von Chris Boltendahl (GRAVE DIGGER). Dass die Schlawiner von NECK CEMETERY sich dafür das Beste von MÖTLEY CRÜEs 'Looks That Kill' und 'Knock 'Em Dead, Kid' ausgeborgt haben, sei ihnen verziehen. Warum sich NECK CEMETERY aber dazu entschlossen haben, 'Feed The Night' von ihrem Demo für das Album zu übernehmen, das verstehe ich wirklich nicht. Der Song war auf besagtem Demo nämlich schon keiner, der aufhorchen ließ. Und er zieht auch jetzt das Album irgendwie runter. Zum Glück bekommen die Jungs aber mit dem pfeilschnellen 'The Creed' wieder die Kurve. Das ist wirklich erstklassiges Futter für traditionsbewusste Banger. Stahl aus Teutonien gibt's dann im abschließenden Stampfer 'Sisters Of Battle'. Auch wenn der Song wenig aufregend beginnt, ist es wieder der Chorus, der viel rettet (könnte zu einem echten Trademark von NECK CEMETERY werden) und natürlich der Fakt, dass der Song ab der Mitte gehörig Fahrt aufnimmt und vor allem auf der Bühne glänzend funktionieren sollte (wann gibt's eigentlich wieder richtige Konzerte mit ordentlich Schweiß und Hitze???).

Warum also meine Einschätzung, dass das hier eine zweischneidige Angelegenheit ist, wenn doch das bisher Gesagte eher positiv klingt? Da wäre zum einen die erwähnten 'The Fall Of A Realm' und 'Feed The Night', das auch in der neuen Version nicht zünden will. Zum anderen die relativ kurze Spielzeit (zieht man beide weniger guten Songs ab) und das latente Gefühl, dass hier viel mehr möglich gewesen wäre. Soll aber alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Born In A Coffin" ein feines Debüt geworden ist. Eine absolute Kaufempfehlung auszusprechen, so wie Gerre das macht, ist vielleicht etwas zu überzogen. Wer aber ohne soliden und vor allem ehrlichen Heavy Metal nicht leben kann, der darf hier gerne reinhören und dann zugreifen. Siebeneinhalb Punkte, die noch Luft nach oben lassen für eine weitere Scheibe, sind meiner Meinung nach gerechtfertigt.



Gesamtwertung: 7.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. L-F-I-R-S-
02. King Of The Dead
03. Castle Of Fear
04. The Fall Of A Realm
05. Banging In The Grave
06. Feed The Night
07. The Creed
08. Sisters Of Battle
Band Website: www.facebook.com/neckcemetery/
Medium: CD
Spieldauer: 38:38 Minuten
VÖ: 09.10.2020

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