Dead Lord - Surrender

Review von Stormrider vom 25.09.2020 (7438 mal gelesen)
Dead Lord - Surrender Ich gestehe, ich bin großer Fan der ersten beiden DEAD LORD-Alben. Insbesondere das Debüt, "Goodbye Repentance", ist für mich eines der besten Retro-Alben der letzten zehn Jahre. Aber auch "Heads Held High" strotzte nur so vor Spielfreude, Hooks, grandiosen Refrains und ist insgesamt nur unwesentlich schlechter als der Erstling. "In Ignorance We Trust" war dann ein kleiner Dämpfer. Hier war die Hitdichte nicht mehr so groß, die Songs kamen nicht so sehr auf den Punkt und das Gefühl, immer wieder auf Play zu drücken, war nicht unbedingt da. Man konnte also versucht sein, dem neuen Album "Surrender" zumindest skeptisch gegenüberzustehen. Aber an Aufgeben (engl: to surrender) hat man im Bandcamp offensichtlich nicht gedacht. Auch nicht, nachdem Olle Hedenström das Quartett verlassen hat. Martin Nordin ist in der Folge vom Bass an die zweite Klampfe gewechselt, und mittlerweile hat man mit Ryan Kemp auch einen neuen etatmäßigen Tieftöner vorgestellt.

Nun liegt also Album Nummer Vier im Player und DEAD LORD starten mit 'Distance Over Time' wirklich großartig. Der Song treibt direkt nach vorne, geht mit seinen Leads und den Melodien ins Bein und Hakim Krims Stimme ist weiterhin extrem prägnant. Eine Stimme, die man nur lieben oder hassen kann, so leicht nölig und mit viel Charakter aus unzähligen Rotweinnächten. 'Letter From Allen St.' ist dann weniger treibend, aber dafür sehr groovig, und 'Authority' und 'Evil Never Wins' (aus dessen Lyrics der Albumtitel entlehnt wurde) halten das Niveau. Ganz, ganz starkes Einstiegsquartett, das natürlich weiterhin zu jeder Sekunde an die großen THIN LIZZY erinnert und wahlweise als Plagiat oder als tiefe Verbeugung empfunden werden kann. Danach verändert sich der Albumfluss ein wenig und 'Messin' Up' ist ein chilliger Song mit dezentem Blueseinschlag und taugt eher zum Runterkommen, denn zum Abrocken, was in Teilen auch für 'Dark End Of The Rainbow' gilt, das aber zumindest wieder hymnischer wird. Gefühlt ist die Hitdichte in der zweiten Albumhälfte nicht mehr ganz so groß wie zu Beginn. Aber es ist eben auch nicht immer einfach, die eigenen Glanztaten beständig zu wiederholen. Gute bis sehr gute Songs sind aber auch 'Bridges', 'Gonna Get Me', und auch 'Dystopia' hat seine Momente, wenngleich ich das Wort als Refrain hier eher als gequält dargeboten empfinde.

Am Ende ist es geschenkt, dass die zweite Albumhälfte (zumindest in meinen Ohren) etwas schwächer ausfällt als der Start in das Album, denn DEAD LORD konzentrieren sich auf "Surrender" wieder auf die Stärken, welche die ersten beiden Alben in der Spitzenklasse des Retrorocks positioniert haben. Und auch wenn sich kein 'Hank', 'Hammer To The Heart' oder 'Farewell' auf dem Album befindet, so gibt es derzeit doch nur sehr wenige Bands, die den THIN LIZZY-Worshippern in ihrem Metier das Wasser reichen können. Jeder Liebhaber von erdigem, echtem, schweißgetränktem Rock 'n Roll mit vielen Doppelleads, Melodien und authentischer 70er Attitüde ist bei "Surrender" bestens aufgehoben. DEAD LORD bleiben sich treu und sind wieder im gewohnten Qualitätsfahrwasser unterwegs. Da die Band auch eine unbändige Spielfreude bei ihren Gigs an den Tag legt, ist es umso trauriger, dass man das Material für den Moment nicht in einem schwitzigen Club abfeiern kann.



Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Distance Over Time
02. Letter From Allen St.
03. Authority
04. Evil Always Wins
05. Messin' Up
06. Dark End Of The Rainbow
07. Bridges
08. The Loner's Way
09. Gonna Get Me
10. Dystopia
Band Website: www.deadlord.com
Medium: CD
Spieldauer: 41:19 Minuten
VÖ: 06.09.2020

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten