White Wizzard - Infernal Overdrive | |
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Review von baarikärpänen vom 11.01.2018 (5201 mal gelesen) | |
Was haben eine Band wie WHITE WIZZARD und der selbsterklärte Fußball-Poet Loddar Matthäus gemeinsam? Jener weitsichtige ehemalige Balltreter, der erst kürzlich die Welt der Philosophen mit seinem tiefgründigen "Wäre, wäre, Fahrradkette" aufgemischt hat. Die Erklärung liegt doch eigentlich auf der Hand, denn treffender als Lothar M. hätte keiner die Geschichte von WHITE WIZZARD aufarbeiten können. Wäre die Band zielstrebiger gewesen, wäre die Fluktuation im Line-up nicht die einer Handball-Mannschaft mit dauernden Ein- und Auswechslungen, sie hätten wirklich Großes auf die Kette bekommen können. WHITE WIZZARD haben eine äußerst umfangreiche Diskographie vorzuweisen. Alle Singles, EPs und Alben waren entweder richtig gut, oder doch zumindest weitgehend OK. Richtige Stinker hat die Band auch nie veröffentlicht. Aber Jon Leon, der Mastermind hinter WHITE WIZZARD, hatte (oder hat?) ein Problem damit, eine stabile Besetzung um sich zu scharen. Genau das braucht es aber, wenn man, neben hervorragenden Songs, so richtig 'nen Fuß in die Tür bekommen will. Auch auf "Infernal Overdrive", so der Titel der neuen Scheibe, hat sich das Besetzungskarussell wieder mal gedreht. Immerhin sind nun wieder mit Wyatt "Screaming Demon" Anderson (Vocals) und James J. LaRue (Gitarre) zwei Gründungsmitglieder mit an Bord. Musikalisch dagegen bleibt alles weitgehend beim Alten. Aber halt nur weitgehend. WHITE WIZZARD galten zu Beginn ihrer Karriere für viele als die führende Band der sogenannten "New Wave Of Traditional Heavy Metal". Würde man diesen Stilbegriff heute noch verwenden, man müßte WHITE WIZZARD immer noch an selbiger Pole-Position verorten. Während das Longplay-Debut "Over The Top", mehr als einmal, IRON MAIDEN zu "Powerslave"-Zeiten zitierte und sich MAIDEN immer noch im Sound finden lassen, geht es auf "Infernal Overdrive" mehr in Richtung "Painkiller" von JUDAS PRIEST. Der Titeltrack, gleichzeitig Opener, klingt beispielsweise zu Beginn wie eine Mischung aus 'Powerslave' und 'Painkiler'. Aber WHITE WIZZARD haben weit mehr zu bieten. Das leicht folkig beginnende 'Pretty May' liefert den ersten Beweis. Auch die folgenden drei Longtracks 'Chasing Dragons', 'Voyage Of The Wolf Raiders' und 'Critical Mass' wissen zu gefallen. Vor allem durch die geschickt eingestreuten Breaks, die die Songs zu keiner Sekunde langweilig werden lassen. 'Critical Mass' beinhaltet zudem in Teilen VOIVOD-Riffing und die für die Kanadier so typische "verdrehte" Rhythmik. Muss man ja auch erst mal so hinbekommen. Das nachfolgende 'Cocoon' dagegen fällt leider etwas ab. Den Abschluss der Scheibe bildet das elfminütige 'The Illusion's Tears'. Wer da beim Hören ab und zu mal an BLIND GUARDIAN denkt, darf sich dann auch nen Keks zur Belohnung nehmen. Ich könnte mir den Track auch gut mit den Vocals von Hansi Kürsch vorstellen. Ja, "Infernal Overdrive" ist Metal, wie er traditioneller nicht sein könnte. Das Album ist super produziert und lebt geradezu von den tollen Gitarren-Harmonien und dem wie Faust auf's Auge passenden Gesang von Wyatt "Screaming Demon" Anderson, der seinem Name alle Ehre macht. Wenn es etwas zu bekritteln gibt, dann vielleicht, daß WHITE WIZZARD öfter mal das Gaspedal hätten durchtreten dürfen. Einen eher ungewöhnlichen Weg sind WHITE WIZZARD übrigens beim Cover-Artwork gegangen, welches von einem englischen Fan der Band entworfen wurde. "Infernal Overdrive" ist kein Überflieger von einem Album geworden, hat aber Songs in einer Qualität zu bieten, die die acht Punkte mehr als rechtfertigen. Die Scheibe präsentiert eine Band, die durchaus noch was zu sagen hat. Bleibt zu hoffen, dass es WHITE WIZZARD endlich mal schaffen, sowas wie Konstanz ins Line-up zu bekommen. Gesamtwertung: 8.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Infernal Overdrive 02. Storm The Shores 03. Pretty May 04. Chasing Dragons 05. Voyage Of The Wolf Raiders 06. Critical Mass 07. Cocoon 08. Metamorphosis 09. The Illusion's Tears | Band Website: www.myspace.com/whitewizzard Medium: CD Spieldauer: 61:07 Minuten VÖ: 12.01.2018 |
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