The Neptune Power Federation - Le Demon De L'amour

Review von baarikärpänen vom 24.02.2022 (5877 mal gelesen)
The Neptune Power Federation - Le Demon De L'amour Letzte Woche habe ich mich mit einem Bekannten unterhalten und irgendwann mal anklingen lassen, dass ich gerade die neue Scheibe von THE NEPTUNE POWER FEDERATION in der Mangel habe, worauf er nur süffisant anmerkte, dass bei mir als "Fanboy" der Aussies wohl wieder die Höchstnote unter dem Review stehe. Ich und Fanboy? Na gut, aufmerksame Leser wissen natürlich, dass in der Vergangenheit unter den anderen Reviews nur sehr hohe Punktzahlen zu finden waren. Man könnte also schon auf den Gedanken kommen, das ehemalige Rock Hard'sche "THE DEVIL'S BLOOD-Syndrom" sei auf mich übergesprungen. Dass dem nicht so ist, sollte spätestens klar sein, wenn man sich das Ergebnis unter diesem Review anschaut. Klar, da stehen immer noch acht Punkte. Aber die sind auch nur dem Fakt geschuldet, dass ich aufgerundet habe. Denn bewertet man jeden einzelnen Song und bildet daraus einen Durchschnitt, dann wäre es "nur" eine 7,8 geworden. Und das hat durchaus seine Gründe.

Nach der Veröffentlichung von "Memoirs Of A Rat Queen" 2019 hätte es eigentlich für die Männer rund um Ausnahmesängerin Loz Sutch auf große Tournee gehen sollen. Aber wir wissen ja alle, was dann 2020 im Frühjahr folgte. Australien selbst hatte die härtesten Einschränkungen im Alltag, um der Pandemie zu begegnen. So nutzten THE NEPTUNE POWER FEDERATION die Zeit, um mit einer EP wenigstens ein Lebenszeichen zu senden, während man außerdem am Nachfolger "Le Demon De L'Amour" arbeitete. Im Gegensatz zu den bisherigen Veröffentlichungen folgt dieses Album einem klaren Konzept. THE NEPTUNE POWER FEDERATION haben sich daran gemacht, mal wieder richtige Liebeslieder zu schreiben. Nur halt in der ihnen eigenen Art, denn richtig rockige Liebeslieder wurden, um die Band zu zitieren, von “soft rockers, bedwetters and the introvert crowd” einkassiert. Wer jetzt fürchtet, dass ihn weichgespülte Songs erwarten, der darf sich gleich wieder entspannt zurücklehnen. Natürlich ist das nicht der Fall. Im Grunde genommen machen die Aussies auch gar nicht so viel falsch und fühlen sich immer noch pudelwohl, wenn sie den rockigen Klängen der 70er und 80er ihren Stempel aufdrücken. Das war es ja auch, was die vorherigen Alben so außergewöhnlich gemacht hat (und da spielt die faszinierende Erscheinung von Loz Sutch auf der Bühne noch nicht mal eine Rolle). Aber es ist nun mal so, dass THE NEPTUNE POWER FEDERATION mit den Alben zuvor die Messlatte selbst sehr hoch gelegt haben und jetzt daran irgendwie scheitern, diese nochmals zu überspringen. Will sagen: Es macht sich Stagnation breit.

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Dabei haben THE NEPTUNE POWER FEDERATION es immer noch wie keine andere Band drauf, so verschiedene Stile wie Stoner Rock, Proto Metal und Hard Rock mit einer gewissen Rotzigkeit zu verbinden, um daraus etwas zu erschaffen, das beinahe jedem Freund der harten Klänge vortrefflich mundet. Den Beweis für diese Behauptung bekommt man sofort mit dem achtminütigen Opener 'Weeping On The Morn'. Hell yeah, ich habe seit gefühlten Ewigkeiten keinen Song mehr gehört, der es mal ganz locker schafft, QUEEN, AC/DC und ROSE TATTOO zu verbinden. Die Landsleute von AIRBOURNE dürfen sich mal ganz galant vor Neid erblasst in die Ecke stellen. Dass TNPF es schaffen, in diesen acht Minuten den Hörer mit geschickten Wendungen bei der Stange zu halten, verdient Respekt. Das nachfolgende und treibende 'My Precious One' steht seinem Vorgänger nur wenig nach. Tja, und dann kommt 'Baby You're Mine' und lässt mich mich mit Fragezeichen auf der Stirn zurück. Es mag einerseits in Ordnung gehen, dass TNPF sich keine Grenzen auferlegen, aber dieser funkige Song zündet bei mir überhaupt nicht. Da hilft es auch wenig, wenn im Refrain die harten Gitarren ausgepackt werden. Auch das nächste Stück, 'Loving You Is Killing Me', will nicht sofort zünden, erweist sich aber als kleiner Grower und kann zumindest halbwegs überzeugen, weil es sich wie sehr harte JEFFERSON AIRPLANE anhört, gepaart mit einem sehr interessanten Mittelteil. Man kann TNPF durchaus attestieren, dass Abwechslung auf diesem Album groß geschrieben wird. Zeigt sich beim sehr punkigen 'Stay With Thee'. Auch 'Emmaline' erinnert mich durchaus an die STOOGES, und 'Madly In Love' hebt als Gute-Laune-Rocker nochmal deutlich die Stimmung. Wer ein Album mit einem Knaller wie 'Weeping On The Morn' eröffnet, der darf es natürlich auch mit einem weiteren Übersong beenden. Genau das machen TNPF mit 'We Beasts Of The Night', auch wenn das Stück musikalisch gänzlich anders gelagert ist als 'Weeping On The Morn'. Freunde, ich bin mir sicher, der kürzlich verstorbene MEAT LOAF hätte an diesem Song seine wahre Freude gehabt. Nach einem Spoken Word-Intro bekommen wir hier ein zuerst balladesk gehaltenes Duett, das spätestens zur Hälfte des Songs in einen rockigen Ohrenschmeichler übergeht. Was Loz Sutch und ihr Duett-Partner hier abliefern, ist Kino für die Lauscher. Es hat ewig gedauert herauszufinden, wer ihr Partner ist. Chris Penney, der ansonsten bei der hierzulande völlig unbekannten, australischen Punk-Band PRIVATE FUNCTION aktiv ist, setzt mit seinen emotionalen Vocals diesem Song die Krone auf. Chapeau für diese Leistung. Wäre doch nur die Hälfte des Materials auf "Le Demon De L'Amour" von der Güteklasse des ersten und letzten Stücks, unter dem Review hätte eine höhere Note gestanden. Sicher, es knarzt und fuzzt an allen Ecken und Enden, so wie man es von den Vorgängern gewohnt ist und liebt. Aber genau das ist auch der Punkt; denn trotz aller vorhandenen, stilistischen Schwenker haben es sich die Australier zu sehr gemütlich gemacht in ihrer Komfortzone. Dass sie damit immer noch meilenweit vor der Konkurrenz stehen, daran ist nicht zu rütteln. Und doch fehlt so etwas wie ein Aha-Moment.

Als Fazit halte ich mal fest, dass Leute ohne Scheuklappen, die THE NEPTUNE POWER FEDERATION mit diesem Album für sich entdecken, bestimmt hin und weg sind. Wer der Band aber schon seit "Lucifer’s Universe" (2015) folgt, dürfte Abnutzungserscheinungen feststellen. Natürlich ist das Meckern auf hohem Niveau, denn wie schon bei den Vorgängern gilt, dass TNPF in ihrem Feld eigentlich unschlagbar sind. Und wer die Band schon mal auf der Bühne gesehen hat, darf auch darauf hoffen, dass die auf Tonkonserve eher semi-optimalen Songs von "Le Demon De L'Amour" doch noch zünden.



Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Weeping On The Morn
02. My Precious One
03. Baby You’re Mine
04. Loving You Is Killing Me
05. Stay With Thee
06. Emmaline
07. Madly In Love
08. We Beasts Of The Night
Band Website: www.theneptunepowerfederation.com/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 39:20 Minuten
VÖ: 18.02.2022

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