Al Ard - Al Ard

Review von grid vom 11.07.2018 (4885 mal gelesen)
Al Ard - Al Ard Sobald ein Album aus dem Haus Code 666 Records auf dem Plattenteller liegt, dann darf man eher keine musikalische Allzweckwaffe erwarten, die den Geschmack der Masse trifft, sondern sollte besser auf ein kompliziert(er) gebautes Spezialgerät gefasst sein, das eine überschaubare Gruppe ins Visier nimmt. Das vorliegende Teil bestätigt diese These einmal mehr, denn mit AL_ARD hat sich das Label eine Band geangelt, die für eine minimale Hörerschaft musizieren dürfte.

Dass Schwarzmetall und Industrial eine Mischung ist, die sich mehr als bewährt und ihre Anhängerschaft gefunden hat, ist mehr als hinlänglich bewiesen. AL_ARD gehen noch einen Schritt weiter und laden Noise, Dub Step und D'n'B dazu. Damit schaffen sie Songs, die in ihrer Feindlichkeit durch die kalten technisch-synthetischen Klänge gesteigert und punktuell ins Chaotische geleitet werden. Doch mit 'Nero' beginnt das Album erst einmal so formidabel wie atmosphärisch: Nur von hypnotischen Paukenschlägen begleiteter Kindergesang, der leicht an Tempo zunimmt, in den Hintergrund verschwindet, während die Trommelschläge zunehmend ins Martialische tendieren und eine leidenschaftlich exklamierende Frauenstimme zu vernehmen ist, bis dann Elektronikgeräusche übernehmen, tragen dieses intensive, sehr zwingende und äußerst vielversprechende Stück.

'For A Hint Of Divinity' erfüllt die angestaute Erwartung mit schwarzmetallischer Raserei, klassischen Blasts, verzerrtem Extremgesang und oldschooligen Bienenschwarmgitarren, alles versetzt mit industrieller Kälte und mal mehr, mal weniger elektronischen Klängen. Das Ergebnis ist ein äußerst aggressives und mit diesen Zutaten auch ein zuweilen tanzbares, was 'Pillar . Past . Present' beweist. Schwarzmetall und Elektronik-Sounds greifen packend ineinander. 'Who Wants To Live Forgotten' fällt dann schon etwas experimenteller aus. Der Elektronikanteil nimmt merklich zu, dennoch ist genügend Schwarzmetall vorhanden und zudem punktet der Song mit Geschwindigkeitswechseln zwischen schleppend und eilig und rasend. 'Strange Old Practice I' legt in Sachen experimentell noch eine Schippe drauf, transportiert verdrogte Elektronikmystik zwischen female-spoken-word und stark verzerrtem Männergesang und greift zu extravagantem Noise. 'Red Bourbon' beginnt mit pumpenden Beats und liebäugelt mit chaotischen Lärm, orientalisch anmutenden Lautmalereien. Schwarzmetall ist hier nicht im Spiel. 'Strange Old Practice II' beginnt mit einer enervierend minimalistischen Tonfolge, zu der sich verzerrte Vocals ausmachen lassen. Die traumhaft-leichten Synthieklänge ringen mit Distortion und disharmonischen Klängen. In 'Scrutinizing A Glimpse Of Chaos' greifen AL_ARD die schwarzmetallische Raserei immer wieder auf und pendeln während der sieben Minuten Spielzeit zwischen Weltraumklängen und Schwarzmetall, versetzt mit merkwürdigem Klagegesang.

Fazit: Das Debüt von AL_ARD hat seine aggressivsten und auch intensivsten Momente, wenn sich elektronische Klänge mit schwarzmetallischer Rhythmik vermischen. AL_ARD gehen mit ihrer Musik weit, aber nicht so weit, als dass man ihnen nicht folgen könnte. Sie verlieren sich weder in strukturlosem Lärm noch in disharmonischer Effekthascherei, sondern bleiben in all ihrer Experimentierlust überraschend greifbar.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Nero
02. For A Hint Of Divinity
03. Pillar . Past . Present
04. Who Wants To Live Forgotten
05. Strange Old Practice I
06. Red Bourbon
07. Strange Old Practice II
08. Scrutinizing A Glimpse Of Chaos
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 44:00 Minuten
VÖ: 22.06.2018

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten