Exodus - Persona Non Grata

Review von Damage Case vom 22.11.2021 (7771 mal gelesen)
Exodus - Persona Non Grata Die Big Four des Thrash Metals sind selbstgemachte Legende zum Zweck der Promotion gemeinsamer Tourneen. Denn sind wir mal ehrlich: Außer den seligen SLAYER ist keine der beteiligten Bands heute noch Thrash Metal (METALLICA, MEGADETH) oder in der Thrasher-Szene besonders 'big' (ANTHRAX). Namen wie KREATOR, SODOM, DARK ANGEL, RAZOR, TESTAMENT oder OVERKILL erzeugen bei den geneigten Szenegängern deutlich mehr Kribbeln auf der Pelle. Ganz zu schweigen von EXODUS, möglicherweise sogar den verhinderten Erfindern des Genres, deren Debütveröffentlichung "Bonded By Blood" (1985) aus Labelgründen damals weit nach "Show No Mercy" und "Kill 'Em All" (beide 1983) ins dann leider schon verlorene Rennen ging. Hiervon hat sich die Band während ihrer wechselhaften Geschichte einerseits zwar nie wirklich erholt, dennoch sind EXODUS andererseits im Jahr 2021 wahre Überlebende und stehen mit "Persona Non Grata" in den Startlöchern, um endlich die Position des Szene-Primus einzunehmen.

Unfassbare vierzig Jahre nach Bandgründung und sieben Jahre nach "Blood In, Blood Out" liefern Bay Areas Finest mit "Persona Non Grata" den Nachfolger und das Thrash-Album, an dem sich ab sofort alles messen lassen darf - was aufgrund der drei bockstarken Vorgänger seit 2007 eine Menge heißt. Auch wenn die Verzögerung, unter anderem bedingt durch Gary Holts Engagement bei SLAYER und die krebsbedingte Auszeit von Tom Hunting, verständlich ist, spucken selbst Legenden wie die Männer um Gary Holt nicht im Jahresrhythmus Hits der Sorte 'Salt In The Wound', 'Body Harvest', 'BTK' oder 'My Last Nerve' aus. Soll heißen, dass das neue Album reifen durfte, gereicht Band, Songs und Fans eher zum Vorteil - man spüre nur, wie ein Song wir 'R.E.M.F.' schon bei der Erstlauschung ohne Ende schiebt. Auf "Persona Non Grata" ist nix mittelmäßig, hüftsteif oder über Zenit. Auch Shouter Zetro hat die Zwischenzeit genutzt und eine Menge Pfunde zu verloren, was man seinem nicht mehr ganz so gepresst wirkenden Gesang deutlich anhört - der Bon Scott des Thrash Metals mit latentem, sympathischen Micky-Maus-Einschlag ist er allerdings geblieben. Im siebeneinhalb Minuten eröffnenden Titelsong passiert mehr als bei den meisten jungen Thrashern auf einem kompletten Album. Und so geht das über die komplette Laufzeit von sechzig Minuten. EXODUS schafften es schon immer, harte aber catchy Songs, die weder eintönig noch gleichförmig klingen, jenseits der Fünf-Minuten-Marke zu schreiben und performen. Einziger Wermutstropfen von Album Nummer 10: Das von Andy Sneap generisch gemixte Schlagzeug hagelt Punktabzug. Dafür entschädigt Jack Gibons Bass, der deutlich wahrnehmbar und geil betont wird, wie nur wenige Bands das in dieser Schwergewichtsklasse tun und können - bei METALLICA wäre das unvorstellbar, da neben James und Lars im Sound nur wenig Platz ist. Pär Olofsson zeichnet zum dritten Mal nach "Let There Be Blood" und "Blood In, Blood Out" für das Artwork verantwortlich und liefert eine vielfältig interpretierbare Personifizierung der Persona Non Grata.

Fazit: Das lange Warten hat sich absolut gelohnt. "Persona Non Grata" ist nah an der Höchstnote dran und in der Verlosung zum Album des Jahres und künftigen Klassiker dick im Geschäft. Mit dieser Toxic Waltz in ihrer derzeitigen Verfassung kann es im Thrash Metal nach SLAYERs Abschied jetzt und auch auf Sicht niemand aufnehmen. Niemand!

Drei Anspieltipps: 'Slipping Into Madness', dessen Gangshouts an 'BTK' erinnern, ist ein Weltklasse-Thrash-Hit der obersten Klasse. Mit 'Prescribing Horror' haben EXODUS ihr eigenes grandioses 'Dead Skin Mask' erschaffen. In über neun Minuten 'Lunatic Liar Lord' (inklusive Intro 'Cosa Del Pantano') steckt mehr Gehalt und Abwechslung als alle anderen luprenreinen Thrash-Bands in einem Song komponieren können.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Persona Non Grata
02. R.E.M.F
03. Slipping Into Madness
04. Elitist
05. Prescribing Horror
06. The Beatings Will Continue (Until Morale Improves)
07. The Years Of Death And Dying
08. Clickbait
09. Cosa Del Pantano
10. Lunatic Liar Lord
11. The Fires Of Division
12. Antiseed
Band Website: www.exodusattack.com/
Medium: CD + digital
Spieldauer: 60:18 Minuten
VÖ: 19.11.2021

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