Interview mit Keijo Niinimaa und Samuli Peltola von Medeia

Ein Interview von des vom 07.03.2009 (21635 mal gelesen)
Wir trafen die finnische Death/Alternative-Hoffnung MEDEIA in Wien im Zuge ihrer Tour mit THE OCEAN. Sänger Keijo Niinimaa und Gitarrist Samuli Peltola standen Bleeding4Metal nach ihrem energiegeladenen Gig Rede und Antwort.


  Hi, Ihr habt einen engen Tourplan, jeden Tag einen Gig. Wie lange seit ihr nun schon auf Tournee?

Keijo:   Insgesamt dauert die Tournee dreieinhalb Wochen. Ja, wir begannen letzten Donnerstag, heute war es also die fünfte Show. Zu Beginn scheint es immer lange zu sein, aber aus der Vergangenheit weiß ich, dass nächste Woche diese Woche bereits Vergangenheit sein wird; die Zeit wird verfliegen.

  Wie gefällt Dir das Venue hier?

Keijo:   Großartiges Venue, ich war schon früher hier mit meiner anderen Band [ROTTEN SOUND, Anm.]

Samuli:   Es ist spannend, wie viele unterschiedliche Bühnen man sieht.

Keijo:   Ja, die bringen einen immer 'to different stuff'. Das letzte Mal, als ich hier war, hab ich allerdings in der größeren Halle hier gespielt. Netter Ort, gutes Essen.

  Ich nehme an, zum Sightseeing habt Ihr auf Tournee zwischen den Auftritten und Busfahrten zum nächsten Ort keine Zeit?

Keijo:   Nein, es ist nicht so. Heute sind wir schon früh hier angekommen. Ich bin etwa um Zehn aufgewacht und hab dann einen Stadtspaziergang gemacht. Ich habe alles gesehen; also, nicht alles, aber viel.

  Ihr habt ein neues Video draußen auf Youtube?

Keijo:   Naja, eigentlich zwei, 'Cold Embrace' und 'Descention'.

  Ich meine das MICHAEL-JACKSON Style-Video

Keijo:   Ja, das ist das neueste. 'Descenion'.

  Wer ist der MICHAEL JACKSON Fan von Euch?

Keijo:   Everyone

Samuli:   All of us, haha.

Keijo:   Das erste, das wir auf Youtube hatten, war das 'Cold Embrace'-Video.

  Wie seid ihr auf die Idee mit diesem "Thriller"-"Bad"-Video gekommen?

Keijo:   Ehrlich gesagt waren wir gelangweilt von diesen konventionellen Videos, wo einfach eine Band in einer Fabrikshalle spielt. Dort zu sein und böse zu schauen. Also entschieden wir, zu tanzen und böse zu schauen, hehe. Es ist so ähnlich wie eine Fabrikshalle, es ist ein Parkhaus. Wir nahmen einige Moves und lernten sie zu tanzen.

  Nette Choreogaphie, muss schwierig gewesen sein, das zu lernen, haha?

Keijo:   Haha, wirklich schwierig, yeah, haha.

Samuli:   Eigentlich haben wir das von einer indischen Version, einer Bollywood Version von "Thriller". Die Art, wie die in diesem Video tanzen, ist natürlich anders als im original "Thriller"-Video, viel spaßiger. Das gibt es auch auf Youtube, zu finden unter "Indian Thriller", falls ihr Euch das anschauen möchtet. Wir haben ein paar neue Sachen dazugemacht und einige Moves daraus gestohlen.

Keijo:   Yeah, wie unser Drummer tanzt.

  Wer schreibt Eure Lyrics?

Samuli:   Die meisten der Gitarrist.

  Mit Euren Alben erzählt Ihr eine Geschichte; das letzte Album hat damit begonnen, auf dem aktuellen "Cult" wird die Geschichte fortgesetzt. Geht es auch am nächsten Album damit weiter?

Samuli:   Ja, es ist eine Art Trilogie-Ding, wir werden diese Story weiter fortsetzen. Die nächste Platte wird die letzte dieser Story...

Keijo:   Sie werden sich trennen und sterben...haha

Samuli:   ....ja, irgendwas in der Art wie Massenselbstmord oder so haha

Keijo:   ....oder andersrum, erst sterben sie und teilen sich dann auf, wenn sie tot sind, hehe

  Ihr habt Euch dieser Art von Stories verschrieben?

Samuli:   Oh well, diese Art von Stories scheint perfekt zu dieser Band zu passen. Und es schien mir einfacher, Lyrics zu einem generellen Thema zu schreiben, einem Leitmotiv. Es begann, sich ziemlich natürlich anzufühlen, wie ein Buch zu schreiben. Ich fand dieses Thema zufällig, schrieb daran herum und blieb dabei hängen, und hier sind wir nun. Ich versuche nun herauszuarbeiten, wie die Story weitergehen soll, damit ich die Geschichte hoffentlich fertig habe, bevor wir das nächste Mal ins Studio gehen.

  Wann werdet Ihr wieder ins Studio gehen?

Samuli:   Ich weiß nicht, vielleicht in einem Jahr oder so, nächsten Winter.

  Ihr habt jetzt einen Plattendeal; kann man davon leben?

Samuli:   Nein, wir alle arbeiten. Oder die meisten von uns arbeiten noch in einem normalen Job.

Keijo:   Naja, es ist noch immer eine junge Band, auch wenn es uns schon einige Jahre gibt. Dennoch dauert es lange, bis es gelingt, schon ein wenig Geld zu verdienen. Wir arbeiten noch immer daran, den Break-Even zu erreichen. Ich nehme also an, dass es noch etwa 2 Platten dauert, bis wir etwas damit verdienen. Auch beim Touren, diese Big-Ass-Headliners [schmunzelt in die Richtung des Bassisten von THE OCEAN, der gerade im Raum ist] verrechnen uns so viel, oh sorry, jemand dreht sich um, haha, er hat mich gehört. Ich mache nur Scherze. Nein, es ist nur ein üblicher Deal.

  Was arbeitet Ihr gewöhnlich?

Keijo:   Etwas peinliches, wir sind Nerds.

Samuli:   Jeder von uns...

Keijo:   Ich bin ein Ingenieur, er ist beinahe ein Ingenieur. Ich bin ein Software-Ingenieur, programmiere...

Samuli:   Ich bin System-Administrator.

Keijo:   ...wir konfigurieren Netzwerke; es ist ein N*kia-Si#mens-Netzwerk. Ich arbeite für N*kia, also eigentlich arbeite ich damit für die Regierung Finnlands, hehe. Ich arbeite dort schon so lange, dass es auch kein Problem ist, für eine Tour freizunehmen.

  Ihr passt eigentlich nicht in das Klischee "böser Rockstar"

Keijo:   No, we're evil! Wir sind wirklich böse, zeigen es nur nicht nach außen. Du musst uns nur einmal in der Nacht sehen. Totally evil.

  Wie seit ihr zu Rockmsik gekommen?

Keijo:   Hmm, ich war etwa 7 Jahre alt, als ich die SEX PISTOLS bekam, "Never Mind The Bollocks". Davor habe ich BONEY M gehört, wegen der tiefen Stimme, das war großartig.

  That's evil.

Keijo:   Meine Mutter hörte ABBA und ich hasste es, aber BONEY M war großartig. Dann bekam ich SEX PISTOLS, weiter ging es mit Finnish New Wave, was recht punkige New Wave war. Dann gefiel mir MAIDEN METALLICA, SLAYER, NAPALM DEATH, SEPULTURA, und so geht es weiter. Ich tue mir nur etwas schwer mit Metalcore und Hardcore. Da habe ich bisher noch nichts gefunden, das mich interessiert. Manchmal bin ich ein wenig hintennach. Vielleicht hole ich das noch auf haha. LAMB OF GOD gefällt mir von den neueren Bands.

Samuli:   Bei mir hat es mit METALLICA begonnen, als ich etwa 10 war und es wurde heavier und heavier und heavier und hier sind wir nun und spielen that kind of shit. Es ist auf dem selben Rauheits-Level oder wie immer man es nennen mag.

  Nenn mich altmodisch, aber warum spielst Du keine Gitarrensoli?

Samuli:   Ich glaube nicht an Gitarrensoli. Meiner Meinung nach gibt es nur ein paar Gitarristen auf dieser Welt, die ein wirklich gutes Solo spielen können. Nur die sollten die Erlaubnis bekommen, ein Solo zu spielen und ich bin nicht einer von denen [lächelt]. Das ist wirklich nicht mein Fall. Und durch die Tatsache, dass wir nur eine Gitarre haben, müsste ich bei Live-Shows aus dem Riffing rausspringen, um das Solo zu spielen. das funktioniert nur bei PANTERA haha. Außerdem mag ich Solos nicht so gerne.

Keijo:   Ja, und die Riffs, die wir spielen, sind ziemlich komplex. Eigentlich mag ich Solos gerne, it's CREAM all the time.

Samuli:   Ja, außerdem haben wir einen song-orientierten Zugang, was heißt, dass sich kein Instrument in den Vordergrund spielt. Kurze Songs, einfach gehalten, aber effektiv. Es zählt der Beat und die Riffs und die Screams und that's it.

Keijo:   Aber es ist möglich, man weiß nie..., vielleicht erfindet er eines Tages etwas Cooles...

Samuli:   Wenn ich eines Tages das krankeste Solo erfinde und ich in der Lage wäre, es live zu spielen, würde ich wahrscheinlich nur die Platte aufnehmen und mich gut fühlen. Mal schauen, was passiert, vielleicht stolpere ich ja einmal zufällig über etwas...

Keijo:   Haben wir nicht dieses eine Solo...

Samuli:   ... oh ja, auf der ersten Platte, aber das ist ziemlich Scheiße hahaha. Hör's Dir niemals an haha. Naja, die erste Platte ist nicht so schlecht, aber die Band hat sich erst entwickelt und es war noch straight and simple.

  Ich mag die Wechsel zwischen den harten Riffs und den melodischen Keyboard-Teilen

Samuli:   Ja, wir versuchen ein wenig Dynamik reinzubringen. Es ist für jemanden, der sich eine Platte anhört, schwer, den Aufmerksamkeits-Level zu halten, wenn es die ganze Zeit nur so geht [trommelt schnell auf den Tisch]. Und bei Liveshows wird man als Zuhörer müde, und die melodischen Teile sind auf eine Art die härtesten Parts, denn wenn die Melodien gut sind, überwältigen sie Dich und sie haben so viel Stimmung und Energie im Vergleich zu purem Headbanging und geben einen so guten Kontrast.

  ...und gibt dem Publikum die Chance Luft zu holen

Samuli:   Ja, das sagt mein Vater auch immer. Er sagt, es ist gut, etwas Sinn zwischen all dem Lärm zu haben, haha.

  Ich mag den letzten und längsten Song auf Eurem Album, 'The Unseen' mit dem schönen Instrumentalteil am Ende.

Samuli:   Es ist der längste Song, den wir haben und er wird in einer anderen Tonart gespielt als die anderen. Er ist in A Moll, die anderen Songs sind in C. So bekommt der Song eine dunklere Stimmung und ist auch etwas langsamer. Und der Instrumentalteil am Ende, der hauptsächlich von Laura, unserer Keyboarderin gespielt wird, schließt den Song und das Album ab. Eigentlich wird am Ende des Songs nochmals das Intro gespielt, damit sind das Ende und der Anfang kombiniert und runden das Album ab.

  Danke nochmals für das Interview und viel Vergnügen und Erfolg!

Keijo:   Danke Dir auch!

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