Alien Force - We Meet Again | |
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Review von baarikärpänen vom 25.11.2021 (5160 mal gelesen) | |
Nein, es ist nichts faul im Staate Dänemark, wie uns ein gewisser Schriftsteller aus England so gerne weiß machen wollte. Schon gar nichts ist faul in der dänischen Metal-Szene. Beispiele dafür sollte jeder wie aus der Pistole geschossen aufzählen können. Egal ob neue Acts wie STEELBOURNE, seit langem in der Szene verwurzelte wie PRETTY MAIDS, ARTILLERY oder auch längst aufgelöste Bands wie MERCYFUL FATE (die aber immer noch einen mehr als guten Ruf genießen). Selbst sogenannte Vertreter aus der "zweiten Reihe" wie MALTESE FALCON dürften manche noch auf dem Schirm haben. Und da wären ja noch ALIEN FORCE, über lange Zeit sowas wie das "dark horse" der dänischen Metal-Community. Gründe dafür gibt es einige und die haben allesamt herzlich wenig mit dem musikalischen Können zu tun. Aber wenn man zu Hochzeiten des Metals Mitte der 80er ein rundum gelungenes Debut ("Hell And High Water") veröffentlichte, welches aber mit einem indiskutablen Cover versehen war und dazu noch nur in einer 500er-Auflage auf den Markt kam, dann muss man sich nicht wundern. Für den Nachfolger "Pain And Pleasure" von 1986 mussten ALIEN FORCE sogar ihr eigenes Label gründen. Aber auch hier wieder, trotz aller Klasse des Songmaterials, ein Cover das eher abschreckt. Für den ganz großen Wurf hat es damals leider nicht gereicht. Richtig weg vom Fenster waren die Jungs nie, obwohl sie unter neuem Namen und veränderter musikalischer Ausrichtung ebenfalls nichts reißen konnten. Es dauerte bis 2008 und einem Reunion-Gig, bei dem alle wieder Blut leckten. Was folgte waren neue Songs, Demos, und es hätte so schön werden können, wenn ihnen der Tod ihres Gitarristen Michael Wenzel keinen erneuten Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Aber ALIEN FORCE profitierten in der Folge von dem vermehrten Interesse an ehemaligen Bands, der Wurzelsuche, und so kam es schließlich, dass ALIEN FORCE tatsächlich in Originalbesetzung auf dem KIT-Festval 2018 landeten. Dieser Auftritt war ein Wendepunkt für die Band, denn sie hatten nicht mal ansatzweise vermutet, wieviele Fans sich mittlerweile für ALIEN FORCE interessierten. High Roller veröffentlichten die beiden Scheiben aus den 80ern neu, die nach kurzer Zeit schon ausverkauft waren. Da konnte die Band gar nicht mehr anders und neues Material musste her, zuerst zwei Singles 2019 und 2021, und jetzt haben wir tatsächlich den mehr als amtlichen und genial betitelten Comebacker "We Meet Again" vorliegen. Entgegen den mittlerweile üblichen Gepflogenheiten, eine Reunion unter dem ehemaligen Bandnamen hinzulegen, wenn sich gerade mal noch der Drummer der Urbesetzung im Lineup wiederfindet, passt im Hause ALIEN FORCE alles zusammen, denn es sind tatsächlich alle Mitglieder an Bord, die auch schon das Debüt und seinen Nachfolger eingespielt haben. Und davon ausgehend, dass die Herren mittlerweile schon im gesetzten Alter sind, darf sogleich mal festgestellt werden, dass "We Meet Again" alles andere als angestaubt klingt. Vor allem Peter Svale Andersen, der schon auf den ersten Alben mit seiner eigenständig klingenden Stimme sowas wie ein Trademark für die Band war, ist mittlerweile noch besser geworden, während der Rest der Band mit songdienlichem Spiel überzeugt. Klar, weltbewegende Neuerungen finden sich im Sound der Truppe keine. Aber wer hat das auch erwartet, beziehungsweise wäre der Schuss dann nicht gnadenlos nach hinten losgegangen? So stehen alle Songs in bester Tradition der NWoBHM, bestens vermischt mit Mittachtziger-SAXON oder ACCEPT, besonders auffallend im getragen daherkommenden 'Killing Time'. Allerdings vernachlässigen ALIEN FORCE zu keiner Zeit ihre durchaus eigenwillige Herangehensweise ans Songwriting, die schon die ersten beiden Scheiben so speziell gemacht hat. Aber besonders angetan haben es mir die ersten vier Songs. 'Set Me Free', im getragenen Midtempo und mit wirklich schönem Riff, weiß mit einem starken Chorus zu überzeugen. Das direkt nachfolgende 'Rebellions' ist ein schöner Stampfer in bester ACCEPT-Tradition, hat aber auch was von dem typisch skandinavischen Stil der frühen 80er. 'I Decide For You' und schon wieder ACCEPT (erinnert mich vor allem am Anfang an 'Monsterman'), kriegt aber spätestens mit dem Chorus elegant die Kurve. Es folgt das bereits vorab veröffentlichte 'Sceptical Feeling' und ALIEN FORCE ziehen zum ersten Mal das Tempo merklich an. Ganz fein die Bridge hin zum Solo und der starke Chorus, der gleich im Ohr hängenbleibt. Nach der bereits erwähnten Verschnaufpause 'Killing Time' nehmen ALIEN FORCE mit 'Forgive Me' nochmals Fahrt auf. Auch wenn der Song selbst nicht sofort zündet, haben die Männers hier einen sehr abwechslungsreichen Aufbau hinbekommen, der nach mehrmaliger Einfuhr seinen Reiz entfaltet. 'We Meet Again' ist dann die Huldigung an die Community und hat schon biographische Züge, verpackt in Midtempo-Metal, zu dem sich prima bangen lässt. Beim nachfolgenden 'Precious Time' musste ich mich dann erstmal ein wenig schütteln, erinnert der erste Teil des Songs doch glatt an MANOWARs 'Warriors Of The World United', aber spätestens beim Chorus darf Entwarung gegeben werden, denn ALIEN FORCE entgehen der Kitsch-Falle. Der NWoBHM am nähesten kommen die Dänen mit 'Temptations', einem straighten Song, der mich irgendwie an GRIM REAPER erinnert. Ans Ende ihres Comebacks haben ALIEN FORCE die Ballade 'Song for You' gepackt. Auch wenn ich nicht unbedingt ein Freund von Balladen bin (viel zu oft fühlt man sich beim Fremdschämen ertappt), muss ich doch gestehen, dass die Dänen die Aufgabe mit Bravour erledigt haben. Hier klingt nichts unglaubwürdig oder cheesy. Passt alles. Gilt übrigens auch für die Produktion, die druckvoll rüberkommt und auch für das Cover-Artwork, das dieses mal recht simpel aber trotzdem gelungen aussieht. Es ist schön zu hören, dass ALIEN FORCE nach all den Jahren nichts von ihrem Feuer verloren haben und "We Meet Again" locker mit all den Veröffentlichungen wesentlich jüngerer Bands mithalten kann. Zu keiner Sekunde hat man hier den Eindruck, dass vier gestandene Herren jenseits der Midlife Crisis lediglich nochmal zaghaft den Finger heben. Ganz im Gegenteil, ALIEN FORCE zeigen uns die geballte Faust. "We Meet Again" erscheint auf CD und in schwarzem oder farbigem Vinyl beim neuen Label From The Vaults, das sich voll und ganz auf traditionellen Metal spezialisiert hat. Achteinhalb Punkte sollten dafür sorgen, dass we und ALIEN FORCE uns noch öfters again meeten. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Set Me Free 02. Rebellions 03. I Decide For You 04. Sceptical Feeling 05. Killing Time 06. Forgive Me 07. We Meet Again 08. Precious Time 09. Temptations 10. Song For You | Band Website: www.facebook.com/AlienForceDK/ Medium: CD, LP Spieldauer: 44:39 Minuten VÖ: 26.11.2021 |
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