Interview mit Harvst von Vargsheim

Ein Interview von Eddieson vom 29.03.2013 (7531 mal gelesen)
Vor nicht allzu langer Zeit hat das Würzburger Trio VARGSHEIM ihr zweites Album veröffentlicht. Bassist Harvst erzählte mir etwas mehr über deren "Erleuchtung".

Hi! Hier ist Jan von bleeding4metal. Erst mal Glückwunsch zu eurem neuesten Output "Erleuchtung". Ist ein starkes Album geworden. Seid ihr mit den bisherigen Reaktionen darauf zufrieden?

Harvst: Die ersten Reaktionen von metal.de, Legacy, Rockhard u.s.w. übertrafen unsere Erwartungen bei Weitem. Unserer Meinung nach haben wir uns bis jetzt bei jeder Veröffentlichung gesteigert und ich hoffe, die meisten Hörer erkennen, dass viel Zeit und Leidenschaft in den Texten, im Artwork und natürlich in der Musik selbst steckt. Wir sind auf jeden Fall froh über die breitflächige Resonanz, die uns mit "Erleuchtung“ das erste Mal zu Teil wird. Waren wir mit der Veröffentlichung des Vorgängers "Weltfremd" über DÜSTERWALD PRODUKTIONEN schon mehr als zufrieden, hat sich Markus von MDD RECORDS für die Promotion des neuen Albums richtig ins Zeug gelegt!

Wenn man sich mal den Albumtitel oder Songtitel, wie z. B. 'Erlöser' oder 'Bete, oh Herr' anschaut, dann könnte man euch einen religiösen Hintergrund unterstellen. Spielt ihr "White Metal" oder was verbirgt sich hinter den Songs?

Harvst: White Metal? - Eher weniger... Die Texte prangern beispielsweise blinden Gehorsam an oder drängen zum Hinterfragen von Religiosität und vermeintlichen Erlösern... Es ist lediglich ein sakraler Rahmen, der dieses Album - vor allem das Frontcover und die Songtitel umfasst. Wir nutzen die religiöse Bildsprache, um sie zu invertieren und zu hinterfragen und sind eindeutig Black Metaller, was nicht heißt, dass wir uns auf diese eine Richtung beschränken, wie man unschwer hören kann...

Jetzt ist das Album veröffentlicht. Gibt es Dinge, die ihr vielleicht doch noch im Nachhinein anders gemacht hättet, oder seid ihr mit dem Album rundherum zufrieden?

Harvst: Hundertprozentig zufrieden ist man da nie, aber das sind Kleinigkeiten, die man nie voraussieht. Das Material ließen wir lange reifen und stehen hinter jeder Zeile und jedem Wort! Das nimmt uns bis jetzt auch jeder, der ein VARGSHEIM-Konzert gesehen hat ab. Gerade auf diesem neuen Album hat jeder Song seine eigene Botschaft und ich glaube, es ist uns zudem gelungen, deutlicher zu werden...

Ihr drei seid sonst die Live-Mannschaft von IMPERIUM DEKADENZ. Wie kam es zu der Idee eine eigene Band zu starten?

Harvst: Die eigene Band VARGSHEIM gab es, bevor wir zum Imperium stießen. Wir spielen in dieser Besetzung seit 2005 und hatten bereits zwischen zehn und zwanzig Gigs, unter anderem mit namhaften Bands wie SHINING(swe), FORGOTTEN TOMB, MORRIGAN, CORPUS CHRISTII... Die Wurzeln von VARGSHEIM gehen zurück ins Jahr 2003, Horaz und Vespasian lernten wir, glaube ich, 2008 über Freunde kennen.

In einem früheren Interview hat Kaelt gesagt, dass es Segen und Fluch zugleich ist, ständig mit IMPERIUM DEKADENZ in Verbindung gebracht zu werden. Wie ist das heute? Werdet ihr immer noch so stark mit ID in Verbindung gebracht oder wird VARGSHEIM mittlerweile schon mehr als eigenständige Band betrachtet?

Harvst: Eigenständig waren wir vor IMPERIUM DEKADENZ und sind es auch jetzt noch. Natürlich wird in jedem Interview und jedem Review darauf angespielt, dass wir die Live-Mannschaft von ID. Ja, manchmal nervt es ein wenig. Ich denke, das hat Kaelt mit Fluch gemeint. Segen ist ganz klar die Freundschaft mit Horaz und Vespasian sowie die Bühnenerlebnisse, die uns die beiden ermöglichten.

Wie war der Songwriting-Prozess? War es schwierig, nicht immer wieder in die Kerbe von IMPERIUM abzurutschen? Oder konntet ihr die beiden Bands klar differenzieren?

Harvst: Wir waren von Anfang an nie im Songwriting der Schwarzwälder involviert. Es war für uns auch nie ein Thema, da wir uns bei VARGSHEIM voll ausleben. Ich wüsste von niemandem, der je einen Abklatsch oder irgendetwas anderes "Dekadentes" in unseren Songs entdeckt hätte. Es sind zwei völlig verschiedene Paar Stiefel.

Warum habt ihr euch dafür entschieden, deutsche Texte zu schreiben?

Harvst: Ich persönlich könnte mich in Englisch nicht so frei ausdrücken. Meine jüngsten Texte reimen sich auch nur noch sehr selten aus demselben Grund. Kaelt fällt das Reimen im Moment leichter. Wir finden aber beide die deutsche Sprache besser für diese Musikart geeignet, da sie härtere Klangfarben besitzt und nur schwer langweilt.

Jetzt ist der Mix aus Black Metal und 70s-Rock-Elementen nicht alltäglich. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wurdet ihr dabei von anderen Bands beeinflusst?

Harvst: Wir haben uns nicht vorher überlegt, was wir Ausgefallenes machen könnten. Es entstand rein intuitiv! Die Beschreibung 70s-Rock/Black Metal dachten wir uns fast notgedrungen aus, als Marcus von MDD-Records eine kurze Beschreibung unserer Musik von uns wollte. Auf "Weltfremd" waren mehr Einflüsse hörbar. Wir versuchen einen immer eigeneren Stil zu entwickeln. Uns beeinflussen nach wie vor Black Metal Bands von INQUISITION über WOLVES IN THE THRONE ROOM bis hin zu DARKTHRONE (alles von DARKTHRONE!), aber eben auch LED ZEPPELIN, RAINBOW bis MOTÖRHEAD...

Habt ihr vor, das Album auch auf den Bühnen der Republik zu promoten? Wie sieht es mit euren Tourplänen aus?

Harvst: Auf jeden Fall wollen wir auch das neue Album auf Bühnen publik machen. Im Moment sind noch keine Auftritte fest außer dem End Of Life Festival in Hammelburg, aber ich habe oft gehört, dass die Leute die Liveshows besser fanden als unsere Aufnahmen. In diesem Sinne: Bildet euch selbst eine Meinung und findet heraus, ob euch eines von beidem besser, beides, oder nichts von beidem gefällt!

Okay, das war es auch schon. Vielen Dank für die Zeit und die letzten Worte gehören dir.

Harvst: Ich danke allen, die uns aber auch IMPERIUM DEKADENZ die Treue halten! Ohne euch wären wir auf den Bühnen nichts! Gehet hin und findet Erleuchtung...

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