|
Summer Breeze 2015Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 12.08.2015 - Review (15713 mal gelesen) |
Summer Breeze 2015 Mittwoch 12. August 2015Das Summer Breeze wartet dieses Mal mit einer Neuheit auf: Ein Tag mehr Festival! Die Schleusen sind 2015 bereits am Dienstag ab 10 Uhr offen. Der Andrang ist dennoch entsprechend groß. Wer bereits früher da ist, steht - wie gewohnt bei frühem Einlass - im Stau. Aber die Abfertigung geht ungewohnt schnell. Auch die Einordnung auf dem Campingplatz ungewohnt zügig - wenn auch etwas seltsam. Die Verteilung der Zeltplätze von der Mitte aus nach außen mag so manchem sauer aufgestoßen sein, da diese Plätze in der Regel etwas weiter entfernt von allem stehen. Auch zieht der Tag mehr Festival einige Besucher an, die nur wegen der Fete auf dem Campground, weniger wegen der Musik anreisen. Zudem kostet der zusätzliche Tag 10 Euro bar am Black Earth mehr. Alles in allem wohl eine gute Idee, an der aber noch gefeilt werden sollte. Jedenfalls ist damit sicher gestellt, dass diejenigen, die den Mittwoch in voller Länge genießen wollen, sich diesen nicht mit einer frühmorgentlichen Anreise versauen müssen. Und so kann sich jeder die traditionelle Eröffnung durch die BLASMUSIK ILLENSCHWANG reinbangen. Auch abgesehen von der BLASMUSIK ILLENSCHWANG ist der Mittwoch mit hochkarätigen Bands wie den großartigen DIABLO BLVD oder BATTLEBEAST auf der T-Stage wieder einmal sehr gut besetzt und die kleine Camel Stage wird mit härten Kapellen a la DEMONICAL bespielt.
Donnerstag 13. August 2015Dass das Breeze immer größer und hochklassiger wird, zeigt sich schon am Donnerstag: anscheinend wurde die Beginnzeit gegenüber dem Vorjahr noch einmal weiter nach vor verlegt, um alle Bands unter zu bringen und so müssen TROLLFEST schon um 11:00 Uhr die Pain Stage eröffnen. Für gewöhnlich ist es ja so, dass am Mittwoch, wo alle anreisen erst einmal Alkohol in Massen strömt. Dementsprechend verkatert ist die Meute, wenn es zu den ersten Acts auf den Stages geht. Durch den Tag mehr verschiebt sich aber auch der Kater, sodass sich zum Einen bereits Mittwoch eine riesige Menge an Fans um die BLASMUSIK ILLENSCHWANG auf der C-Stage scharen. Zum Anderen muss TROLLFEST als erster Act auf der Main-Stage am Donnerstag nicht gegen Aspirin und Kopfschmerzen andonnern, sondern kann trotz des schweren Loses des ersten Gigs der Menge ordentlich einheizen. Die Wellenbrecher sind gefüllt, die Crowd ist groß genug, um selbst die ersten begeisterten Rollstuhlfahrer crowdsurfen zu lassen (laut der offiziellen Seite sogar die größte Crowd beim Opener seit Beginn des Summer Breeze!) und um zum Ende des Auftrittes hin sogar Teile der Band selbst trägt - während sie spielen! Ein großartiger Act, der mit 'Konterbier' oder 'Toxic' (ja, der Hit von BRITNEY SPEARS, auf trollisch gecovert!) die Menge entsprechend gut auf die kommenden 3 Tage vorbereitet.
Schon unmittelbar darauf ist noch vor Mittag mit MEGAHERZ eine durchaus bekannte Band am Start, die sich einen späteren Slot verdient hätte. Allerdings das Dilemma bei diesem Line-Up ist es wohl, zu entscheiden, welche Band wann spielen darf. Dazu haben MEGAHERZ noch das Problem, dass ihnen beim Soundcheck die Technik einen Streich spielt und sich dadurch der Auftritt verzögert. Doch richtig spannend wird es danach, als THE SIRENS die Main Stage entern. Wem der Bandname THE SIRENS nichts sagt: es handelt sich dabei um Liv Kristine (LEAVES EYES, ex-THEATRE OF TRAGEDY) und die umtriebige Anneke van Giersbergen, die zuletzt neben ihrem Soloalbum vor allem als Goldkehlchen beim DEVIN TOWNSEND PROJECT positiv auffiel und derzeit mit THE GENTLE STORM, ihrer Kooperation mit AYREONs Arjen Lucassen, eine geniale Platte in den Läden hat. Vervollständigt wird das Trio durch Kari Rueslåtten, die vielleicht hierzulande etwas weniger bekannt ist. Und die drei beginnen ihren Auftritt fulminant mit 'Treat Me Like A Lady' von Anneke Van Giersbergens letztem Solo-Album. Der Song gewinnt durch das Gesangstrio nochmals an Dynamik und reißt schon um die Mittagszeit das Publikum mit. In weiterer Folge performen die Damen in verschiedenen Aufstellungen, solo, im Duett oder zu dritt, Songs quer durch den Gemüsegarten ihres früheren Schaffens. THEATRE OF TRAGEDY Fans zum Beispiel bekommen bei 'Venus' feuchte Augen - schön, nach so langer Zeit diesen Song wieder einmal live zu hören - und der THE GATHERING-Song 'Saturnine' sorgt für Gänsehaut. Bei 'Sisters Of The Earth' entern nochmals alle drei Sängerinnen gemeinsam die Bühne und sorgen für einen gelungenen Abschluss. Sehr schöner Auftritt, bei dem vor allem die Songs, die Liv, Anneke und Kari zu dritt performen, echte Highlights sind. Nicht umsonst ist die Main Stage schon zu dieser frühen Zeit ausgesprochen gut besucht.
Doch nichts im Vergleich zur KYLE GASS BAND, die direkt nach THE SIRENS auf der Pain Stage spielen: es ist erstmals auf diesem Festival rappelvoll vor der Bühne, fast schon eines Headliners würdig. Kyle Gass veranstaltet mit seiner kunterbunten Truppe einen Rock 'n' Roll Zirkus, der die Meute vor der Bühne zum Beben bringt. Kyle singt nicht nur gut, sondern mimt auch einen perfekten Gastgeber, lässt im Zuge des Gigs auch schon einmal seinen Gitarristen ans Mikro und greift selbst für ein zünftiges Solo zur Flöte. Auch optisch ist der Auftritt vergnüglich, denn während Kyle Gass selbst sein T-Shirt mehr als gut ausfüllt, präsentieren sich seine Bandkollegen als Mischung aus Dandy und Retrorocker. Neben coolen Rocknummern runden Gass und Band ihren Auftritt schlussendlich noch mit einem JACKSON 5 und Co Medley ab. Man glaubt es Kyle Gass aufs Wort, wenn er dem Publikum versichert, den besten Job der Welt zu haben. Nach KYLE GASS fällt die Entscheidung schwer: auf der Main Stage bauen CORVUS CORAX ihr gesamtes Mittelalter-Brimborium auf, während zeitgleich in der T-Stage HÄMATOM ihren Gig absolvieren. CORVUS CORAX sorgen für einen angenehmen Übergang und eine willkommene Abwechslung zwischen den harten Tönen von TROLLFEST und HÄMATOM und bieten mit einer bekannten Bühnenshow und einem guten Mix aus alten, bekannten Liedern auch etwas für die Liebhaber der weniger schreddernden Akustik. Mit 'Venus Vina Musica', 'In Taberna', 'Havfrue' und 'Crenaid Brain' bleibt kein Tanzbein mehr unbelebt und bald wippt die ganze Menge im Takt (zuweilen modifiziert durch Promille) und spätestens mit 'Twilight Of The Thunder God' (Cover der "kleinen schwedischen Band AMON AMARTH", O-Ton Castus Rabensang) auf mittelalterlichen Instrumenten erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt.
Zeitgleich erwarten jene, für die das Pendel für HÄMATOM ausschlägt, im gut gefüllten Zelt Saunatemperaturen. Da können einem besonders Ost (Gitarrist) und West (Bassist) leid tun, die unter ihren Masken mit Sicherheit gehörig ins Schwitzen kommen. HÄMATOM überraschen auch damit, dass sie auf der T-Stage ihre volle Produktion mit den beweglichen Videoscreens auffahren. Die Stimmung ist schon beim Opener 'Leichen Pflastern Unsern Weg' bombig. Spektakulär präsentiert sich die Feuerfontäne, die bei 'Ahoi' aus dem Zopf an der Maske von West heraussprüht und auch die T-Shirt-Kanone bei 'Auge Um Auge' ist wie immer ein gelungener Gimmick. Der Rest des Gigs entspricht einer gekürzten Fassung ihrer Jubiläumstour und ist dementsprechend mit Hits gespickt, bei denen vor allem 'Eva' und 'Alte Liebe Rostet Nicht' zum Mitsingen animieren. Mit dem obligaten (und wie immer für den Schreiber dieser Zeilen verzichtbaren) 'Leck Mich' wird der schwitzige Gig beendet. Toller Auftritt, gute Stimmung. Als Zwischenresümee kann gezogen werden, dass zu früher Stunde schon eine ganze Reihe starker Gigs bewundert werden konnte.
Einen erstaunlichen, aber wie von einer solchen Größe zu erwartenden Auftritt liefern DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Mit einem Set, bestehend aus Klassikern wie 'Revolution', 'Der Rausch', 'Friede Sei Mit Dir' oder 'Es Wird Schlimmer' bringen die fünf Vorboten des Weltuntergang die Masse zum Brodeln - die sich aus Sicht von irgendwo mittendrin bis irgendwo weit hinter den Soundcheck-Turm zu den Fressbuden erstreckt. Wer zu spät kommt (also später als 15 Minuten vor Beginn des Auftritts) bekommt keinen Platz mehr in den vorderen Rängen. Auch weiter hinten ist es schnell so voll wie bei nur wenigen Bands sonst. Neben der gewohnt guten Bühnenshow und der grandiosen Live-Musik zeichnet sich der Auftritt vor allem durch die von den Reitern eigens gegen das Wall of Death-Verbot kreierte "Wall of Love" (eigentlich eine Wall of Death, nur umarmen sich dann alle, statt zu moshen) aus, zu der zu Beginn aufgerufen wird. Auch die Aufforderung, die Welt aus den Augen des Adlers zu betrachten bringt bei der Crowd nicht nur viele, sondern vor allem viele Rollstühle (samt Fahrern) auf die Hände der Menge, die später zum 'Seemann' hin auch noch die neueste Errungenschaft vom Fuchs und von Dr. Pest von ihrer letzten Seefahrt tragen. In einem schwarzen Schlauchboot fährt während des gesamten Songs die Seefrau über das Meer aus Metallern, um am Ende wieder sicher im Hafen anzukommen.
Das Summer Breeze 2015 steht unter anderem unter dem Zeichen der Big TEUTONIC FOUR, der größten deutschen Thrash-Bands TANKARD, DESTRUCTION, SODOM und KREATOR, die sich am Donnerstag ein Stelldichein geben. Doch bevor es zum Headliner des Tages, KREATOR, geht, gibt es in Form von OPETH noch ein Prog-Metal-Stelldichein. Wer OPETH 2009 am Summer Breeze gesehen hat, wird sich vielleicht an die technischen Probleme erinnern, die die Band hatte - zwischendurch musste akustisch improvisiert werden. 2015 funktioniert im Gegensatz dazu alles perfekt, OPETH spielen zur zweitbesten Zeit auf der Hauptbühne und eine neugierige Schar hat sich eingefunden, um zu sehen, wie sich OPETH in ihrer Nach-Death-Phase präsentieren. Ganz hat Sänger und Gitarrist Mikael Åkerfeldt dem Growlen nicht abgeschworen, dennoch erinnert der 2015er Auftritt eher an ein Metal-Ambient-PINK FLOYD-Konzert denn an eine schweißige Rock-Performance. So gestaltet sich die Show, die Åkerfeldt mit sinnvollen Ansagen wie "mein Hund ist dunkelblau" abrundet, zwar irgendwie sympathisch, auf der anderen Seite geprägt von musikalischer Perfektion, aber unfassbar langweilig. Das wird wohl auch vom Publikum so gesehen, das sich merklich ausdünnt und schon Richtung Pain Stage wandert, um sich ein gutes Plätzchen für SALTATIO MORTIS zu sichern, denn bei SALTATIO MORTIS kommt es wiederum zu einem richtigen Gedränge. Auch wenn man die musikalische Nähe zu IN EXTREMO nicht abstreiten kann, muss man der Band bescheinigen, dass sie sich bombig entwickelt hat und richtig Laune im Pit macht, vor allem, wenn sich Sänger Alea der Bescheidene zum Crowdsurfen ins Publikum wirft.
Und doch muss man sagen, dass schon bei SALTATIO MORTIS vor allem die Vorfreude darauf wächst, mit KREATOR den ersten Main Stage Headliner am 2015 Summer Breeze zu sehen. Die Big Teutonic Four werden über den ganzen Tag verteilt; bereits am frühen Nachmittag wird der Thrash-Brocken im Zeichen der Big Teutonic Four mit TANKARD eröffnet, die auch mit Aushilfsdrummer ihre Show hinlegen und auf die kurz darauf DESTRUCTION folgen, die am Summer Breeze bereits mehrmals gesehene Gäste waren. Mit SODOM hat es die dritten im Bunde schon näher gegen Abend geschlagen und mit einem großen Backdrop zeigen sie auch ihren Status. Am Breeze werden vor allem die großen Hits aufgefahren und so finden sich Songs wie 'Agent Orange' oder 'Outbreak Of Evil' zu Headbangers Freude in der Setlist. Als neuerer Song wird 'Stigmatized' in die Mitte des Sets gepackt und passt dort auch gut hin, schlussendlich sorgt aber der Klassiker 'Ausgebombt' für die beste Stimmung. SODOM holzen einen guten Auftritt herunter, der aber etwas routiniert wirkt und wenig Feuer hat.
Als nun am Abend nach SALTATIO MORTIS die Thrasher KREATOR den Hauptbühnen-Abend beschließen, wird auch schnell klar, warum sie an diesem Abend Headlinerstatus genießen: die Bühnenaufbauten mit den über die ganze Stage verteilten Leinwänden machen optisch mächtig was her und auch von der Setlist her schießen KREATOR ein Feuerwerk an Hits ins Publikum - und auch Mille hat in punkto Ansagen dazu gelernt; hirnrissige Meldungen mit Fremdschämfaktor a la "seid Ihr bereit, Euch gegenseitig umzubringen" finden sich 2015 positiverweise nicht mehr im Programm. KREATOR fahren an diesem Abend alles auf, was gut und schön ist; neben den LED-Wänden gibt es Feuerschalen, Rauschsäulen und Konfettiregen und die ausgefeilte Beleuchtung sorgt für extrem coole Bühnenstimmung. Die alten Hits wie 'Terrible Certainty' oder 'Warcurse', bei dem bedrückende Weltkriegsbilder über die Leinwände flimmern, werden abgefeiert. Doch auch neuere Hits wie das nicht mehr ganz frische 'Hordes Of Chaos' oder das von einem Intro eingeleitete 'Phantom Antichrist' stehen den alten Hits in keinster Weise nach. Mit 'Black Sunrise' findet sich sogar so etwas wie eine Ballade in der durchwegs gelungenen Setlist und so vergehen die 80 Minuten, die dem Headliner zugestanden werden, wie im Flug.
Auf der Pain Stage bilden AMORPHIS den Abschluss mit einem Spezialset: "Tales From The Thousand Lakes" wird an diesem Abend komplett gespielt. Ich bin kein Freund dieser "wir spielen die ganze Platte XY"-Nummer, so erweist es sich auch am Breeze als wenig geglückt und der Funke will nicht so recht aufs Publikum überspringen. Dennoch schunkeln AMORPHIS rund um Sänger Tomi Joutsen, der ohne Dreadlock und mit Pornobrille deutlich verändert aussieht, mit ihrer entspannten Mucke das Publikum in einen schönen Ausklang des Konzert-Tages. Für die ganz Standfesten bedeutet das Ende auf der Pain Stage noch lange nicht das Aus, geht es doch in der T-Stage und der kleinen Camel Stage mit Bands wie CARACH ANGREN und CROWN länger weiter.
Freitag 14. August 2015Wenn man am Vortag bis zum Ende durchgehalten hat, wird es wohl schwierig, am Freitag von Anfang an dabei zu sein. Der Donnerstag wurde um 03:00 Uhr beschlossen und am Freitag stehen bereits um 11:00 Uhr ANY GIVEN DAY auf der Main Stage am Programm. Wer es noch nicht aus dem Zelt geschafft hat, wird zumindest ordentlich wach gerüttelt. Wer auch noch ANY GIVEN DAY verschlafen hat, bekommt mit dem coolen Anheizer HEIDEVOLK und ihren Seefahrerliedern seine zweite Aufwach-Chance. Doch spätestens zu KISSIN' DYNAMITE hat es (fast) jeder vor die Bühne geschafft, hat sich die Band doch mittlerweile zu einer gigantischen Liveband entwickelt. Dies konnte der Autor dieser Zeilen schon beim See Rock Festival feststellen und wird auch am Summer Breeze wieder bestätigt. Mit 'DNA' haben KISSIN' DYNAMITE den perfekten Startsong - man muss einfach mithüpfen. Die Band, allen voran Sänger Johannes Braun, weiß, wie man die Menge zum Toben bringt, das unermüdliche Stageacting wirkt keine Sekunde aufgesetzt und Songs wie 'Love Me Hate Me' oder 'Six Feet Under' zünden einfach. KISSIN' DYNAMITE nehmen das Publikum in der größten Affenhitze mehr mit als am Vortag OPETH zur besten Zeit. Besonders 'Ticket To Paradise' grooved ohne Ende, was auch durch das Synchronbangen aller Bandmitglieder unterstützt wird.
BLUTENGEL waren mir vor dem Summer Breeze völlig unbekannt, auch wenn es die Band schon seit fast 20 Jahren gibt. So sorgt der Elektro-Gothic, der geprägt ist vom Gesang von Chris Pohl und der tollen Sängerin Ulrike Goldmann und eine gewisse DEPECHE MODE Schlagseite hat, für breite Zustimmung. Auch optisch wird einiges geboten: nicht nur die stylischen Outfits der beiden Fronter sind ein Hingucker, sondern auch die Riege an Tänzerinnen, die gut zur Thematik des Songs passend bei 'Lucifer' erst als Nonnen gekleidet die Bühne entern, um dann später großteils die Hüllen fallen zu lassen und zu bösen Mädchen zu mutieren. Feuerspeien, Blutdusche, Songs, die sowohl deutsch als auch englisch performed werden - der Auftritt von BLUTENGEL stellt sich als gelungenes Gesamtkonzept dar. Wenn sie auch musikalisch aus der Reihe fällt, findet die Performance großen Anklang und wird als willkommene Abwechslung von den ansonsten harten Tönen gesehen. Und die launigen Ansagen von Chris Pohl lassen die brütende Hitze zwar nicht vergessen, aber sorgen zumindest für gute Laune.
Auch die danach auf der Mainstage spielenden ALESTORM werden nicht nur für unseren BlindWarlock zu einem der Höhepunkte des Festivals. Die Flagge sieht ein wenig aus, als hätte ein Fan der späten 70er sich einige zufällige Bilder aus dem Netz geklaubt und zu einem Banner zusammengeflickt. Zusammen mit dem Intro, bestehend aus einer abgefahrenen Interpretation des Soundtracks des erfolgreichen Abenteuerspiels "Monkey Island" (in dem man passenderweise einen Piraten spielt) entsteht der Eindruck, als hätte die Band auch den letzten Rest Verstand auf der Überfahrt von Schottland her verloren. Dass sie trotz ihres spaßig anmutenden Auftrittes und ihres bizarren Erscheinungsbild dennoch ihre Instrumente beherrschen und die Menge zum Toben bringen, können sie mit einem Best-Of ihrer vier Studioalben auf der Bühne mehr als deutlich beweisen. Nach 'Walk The Plank' als Auftakt und 'Shipwrecked' und 'That Famous Ol' Spiced' als Aufbau für Spannung folgt mit 'Nancy The Tavern Wench' und einem angeregten Schunkeln in der Menge die Ruhe vor dem Sturm, den der Höhepunkt mit 'Keelhauled', 'Drink' und schließlich 'Captain Morgan's Revenge' bildet. Hätte die britische Flotte jemals so viele Ruderer gehabt, wie die rudernden Metaller vor der Bühne während des Auftritts, hätten sie wohl mit einem Ruderschlag den Atlantik durchquert. Optisch nicht minder schräg als musikalisch - aber ganz großes Kino.
Zwischen den Auftritten von ALESTORM und KADAVAR wird auf der Videowall erstmals die Ankündigung eines Gewitters eingeblendet. Glauben mag man es aber nicht so recht ob des blauen, wolkenfreien Himmels. Viel mehr beschäftigt den Besucher daher die Frage, warum ENSIFERUM Gogo-Tänzerinnen auf der Bühne haben. Passt irgendwie gar nicht zur Musik, der Menge ist es Wurscht, die Band wird groß abgefeiert und das Gelände vor der Main Stage ist voll bis weit hinter den Mischpult-Turm. Die nächste Frage lautet: was haben PYOGENESIS in den letzten zehn Jahren gemacht und wie werden sie sich am Summer Breeze schlagen? Jedenfalls findet ihr Auftritt genau am Erscheinungstag ihres neuen Albums "A Century In The Curse Of Time" statt, eine tolle Platte, die man auf jeden Fall antesten sollte! Stilistisch haben PYOGENESIS im Laufe ihrer Karriere einige Schwenks vollzogen; von Punk über Rock und Gothic fand alles statt und auf der neuen Platte wagt sich Sänger Flo sogar an Growls. "In Ermangelung finanzieller Mittel können wir uns kein Intro leisten, daher fangen wir einfach an" sind die augenzwinkernden Eröffnungsworte von Flo; ganz so schlimm kann es um die Finanzen aber nicht bestellt sein, wird 'Through The Flames' doch von einer satten Pyro-Salve begleitet und auch der riesige Backdrop, der das neue Plattencover zeigt, macht optisch einiges her. Vielleicht waren PYOGENESIS zu lange weg, der Auftritt am Breeze ist der erste in Deutschland seit 10 Jahren, weswegen es sich nicht allzu viele Leute vor die Pain Stage verschlägt. Der Aufruf zum größten Circle Pit Europas endet daher in einem Kreislauf durch die spärlichen Reihen. Schade eigentlich, ist doch der Auftritt gespickt mit alten Hits - vor allem 'Love Nation Sugarhead' hängt mir von "damals" noch im Ohr. Doch auch die neuen Songs wie das fette 'Steam Paves Its Way (The Machine)' zünden richtig. Zusätzlich machen die Showeinlagen richtig Laune: PYOGENESIS werfen Klopapier ins Publikum, "das ja auf Festivals immer rar ist", und kurze Zeit später sind bereist die ersten Klopapiermumien im Publikum zu bestaunen. Gegen Ende des Gigs geht sich noch eine Schlauchbootfahrt für den Sänger aus. Oder besser gesagt wird das Schlauchboot von einem Häufchen Leute über das halbleere Gelände getragen.
Leider müssen PYOGENESIS ihren klasse Auftritt abrupt etwa 10 Minuten früher beenden, weil das angekündigte Gewitter endgültig das Festival erreicht hat; vor allem Windböen und angekündigter Hagel machen dem Veranstalter Sorgen. Daher wird über Lautsprecherdurchsagen das Publikum aufgefordert, ihre Zelte zu sichern und sich dann in die Fahrzeuge zu begeben, was auch gesittet und ruhig geschieht. Eine Stunde später locken die ersten Riffs von der Hauptbühne das Publikum wieder auf das Gelände und SEPULTURA und SUICIDE SILENCE können ihre Auftritte absolvieren, das Programm wird einfach nach hinten verschoben. Als richtige Abräumer erweisen sich POWERWOLF, die aufgrund der Verschiebungen zur besten Zeit auf der Hauptbühne spielen können. Mit ein paar simplen Aufstellern und Backdrops wird ein stimmungsvolles Bühnenbild (das dem von vor zwei Jahren ähnelt) entwickelt, das sich perfekt ins musikalische Konzept einfügt. Vor der Bühne ist es wieder einmal rappelvoll bis weit hinter das Mischpult, doch auch aus den hinteren Reihen sind die aufwändigen Pyros noch gut zu sehen. Attila ruft mit seinen humorvollen Ansagen den ersten Rückwärts-Cicle-Pit ins Leben und beantragt für den nächsten Auftritt einen Laufsteg, um ins Publikum laufen zu können. Der Auftritt ist extrem unterhaltsam und natürlich zünden auch die Songs wie 'Amen And Attack' ein Feuerwerk für die Ohren.
Mit BLOODBATH ist es lustig: man kann einen Großteil der Besetzung am Breeze in unterschiedlichen Rollen bewundern wie auch so manches Ex-Mitglied: der ehemalige BLOODBATH-Sänger Mikael Åkerfeldt ist am selben Festival mit OPETH zu bewundern, ebenso wie Schlagzeuger Martin Axenrot. Und der neue Sänger Nick Holmes ist einen Tag später mit seiner Hauptband PARADISE LOST zu sehen. Nur KATATONIA, für die Gitarrist Anders Nyström spielt, vermisst man 2015 am Breeze. Der Auftritt von BLOODBATH gestaltet sich äußerst interessant: die Bühne ist während der gesamten Spieldauer in intensives Rot getaucht, Nick Holmes trägt ein knöchellanges Hemd und rote Schminke im Gesicht, was ihn fast unkenntlich macht. Typisch sind jedoch seine britisch-humorigen Ansagen der Marke "we are BLOODBATH from Sweden" und nach einer Pause "and Yorkshire". Holmes, der oftmals eher zurückhaltend agiert, zeigt sich am Summer Breeze als überraschend agiler Performer und auch seine ganz eigenwilligen Growls sitzen, als hätte er nie anders gesungen. Die Band spielt extrem präzise, nur der Sound ist ziemlich übersteuert, ein Manko, das die Pain Stage generell betrifft. Wer auf bleischweren doomigen Death Metal steht, bekommt mit BLOODBATH auf jeden Fall eine Referenzshow geboten! Nachdem es sich bei der Band um eine All Star Truppe viel beschäftigter Musiker handelt, sollte man die Gelegenheit, sie mal live gesehen zu haben, Wert schätzen.
Durch die einstündige Verspätung starten TRIVIUM erst gegen Mitternacht. Dennoch ist von Müdigkeit im Publikum (zumindest in den vorderen Reihen) nichts zu sehen. TRIVIUM beginnen ihren Auftritt mit verhüllter Bühne und mit 'Run To The Hills' von IRON MAIDEN als Einleitung. Als der Vorhang fällt, zeigt sich eine imposante Bühne, die von zwei großen Dämonenköpfen flankiert wird und mit ihren Bauten wie die Ruine eines Mausoleums wirkt. TRIVIUM schaffen es sofort, das Publikum einzufangen und zum Mitsingen zu bringen. Neben der coolen Bühne erfolgt mit Rauchfontänen und Pyros der optische Overkill. Bei 'Built To Fall' wiederum wird die Bühne in sattes Orange getaucht und die beiden Dämonenköpfe scheinen im Stroboskoplicht zu zucken; gruseliger Effekt. Sänger Matthew Heafy beweist, dass er sich stimmlich enorm weiterentwickelt hat und neben Gebrülle auch den Klargesang perfekt beherrscht - wobei das Growling zum großen Teil Bassist Corey Beaulieu überlassen wird. TRIVIUM zelebrieren ihren US-Metal, der gleichermaßen heavy und eingängig ist und Matt Heafy bekräftigt, dass er sich in Deutschland wie zu Hause fühlt, auch wegen des großen Erfolges des "In Waves"-Albums. Die Stimmung ist gut, und es bilden sich an mehreren Stellen gleichzeitig Circle-Pits. Doch viel mehr beeindrucken die Soli, vor allem wenn sie als Harmony-Soli zelebriert werden. Als Highlight entpuppt sich die Hymne 'Anthem (We Are The Fire)'. Gegen Ende gibt es mit 'Blind Leading The Blind' sogar einen neuen Song vom kommenden Album "Silence In The Snow" zu hören, der neugierig auf das Album macht und mit 'In Waves' vom gleichnamigen Album wird der Gig noch würdig abgeschlossen. Matt Heafy bezeichnet Ronnie James Dio als großen Einfluss für ihn und so passt auch 'Heaven And Hell' als Outro für den starken Auftritt des Freitag-Headliner. Und wer gegen halb Zwei in der Früh noch einen Funken an Restenergie aufweist, darf sich noch den Auftritt von CRADLE OF FILTH als Betthupferl reinziehen. Dani Filth und seine Mannen fahren auf der Pain Stage eine aufwändige Bühnenshow auf; dennoch ist es verständlich, dass sich die Reihen zu lichten beginnen.
Samstag 15. August 2015 Ja, die Nacht von Freitag auf Samstag war kurz, dennoch schafft es ein ganz ansehnliches Grüppchen vor die Bühne, als SERUM 114 um 11:00 Uhr den abschließenden Festivaltag eröffnen. MAJESTY danach auf der Pain Stage haben ebenfalls durchaus guten Zuspruch. Vielleicht ist es auch die richtige Mucke zur Frühmittagszeit, die sich perfekt neben einem Barbarenspieß und einem Frühstücksbier reinziehen lässt. Es ist wieder trocken, die Sonne kommt wieder raus und daher ist zu Schlachthymnen der Marke 'Time For Revolution' gute Laune angesagt. MAJESTY machen keinen Hehl daraus, sich stilistisch an MANOWAR anzulehnen und liefern einen astreinen True Metal Auftritt ab - ein genialer Aufwecker und Stampfer ist 'Generation Steel'. Da macht es auch nichts, wenn die Texte aus dem MANOWAR-Bausatz stammen. Bis zum ersten Wavebreaker ist das Gelände locker gefüllt und die Anwesenden haben sichtlich Spaß am Auftritt. Beim 'Heavy Metal Battle Cry' wird das Publikum mit "hail, hail, hail"-Rufen mit einbezogen; ich bin ja mit MANOWAR aufgewachsen und auch wenn die momentan eher out sind, finde ich wirklich Spaß am MAJESTY-Auftritt. Ein musikalisches Kontrastprogramm liefern danach auf der Main Stage BE'LAKOR, die mit Sicherheit die weiteste Anreise aller Bands hatten - sie stammen aus Melbourne, Australien. Auch wenn es heller Tag ist, sieht der große, recht einfach gehaltene Backdrop sehr elegant aus; BE'LAKOR überzeugen vor allem durch ihre Musik und weniger durch Stageacting oder Posing und wirken auf der Bühne hochkonzentriert und ganz in ihrer Musik aufgehend. Durchaus verständlich, denn der melodische Death Metal, der stellenweise an THEATRE OF TRAGEDY ohne Dame erinnert, lädt eher zum Zuhören ein als zum Hüpfen. Ein herausstechendes Merkmal sind die Wahnsinns-Soli, die die Australier liefern, die die epischen und langen melodischen Songs veredeln. So kommt bereits nach vier Songs die Ansage, dass nun leider der letzte Song folgt "zum Glück ist er lang" und so legen die Aussies bei 'Venator' noch einmal alles, was sie drauf haben, in die Waagschale. Ganz toll!
Während danach auf der Pain Stage HAUDEGEN die Bühne übernehmen, dürfen RELIQUIAE die kleine Camel Stage eröffnen. Dass Folk-Bands irgendwie mit zum Metalfestival gehören, hat spätestens das Wackinger-Village in Wacken gezeigt. Aber auch das Summer Breeze zieht nach. Nicht nur mit Größen wie CORVUS CORAX auf den großen Stages, sondern auch mit kleineren Bands wie VOGELFREY in den vergangenen Jahren und RELIQUIAE in diesem Jahr. Wenn auch mit einer deutlich kleineren Zuschauermenge als FINSTERFORST am Vorabend (was jedoch wohl auch der Uhrzeit geschuldet sein mag) und mit deutlich weniger Härte begeistern die sechs Folk-Rocker die Masse mit Sackpfeifen, Geigen und Texten, die (dem letzten Album verschuldet) vor allem die griechische Mythologie behandeln. Sie eröffnen die C-Stage mit einem bodenständigen Auftritt, der den einen oder anderen auch zum Besuch beim Merch-Stand animiert hat. Gleichzeitig ziehen HAUDEGEN aus Berlin auf der Pain Stage nur ganz wenige Zuseher an. Zum einen sind die Berliner im tiefsten Bayern wohl noch eher unbekannt und zum anderen passt der Rotzrock stilistisch nicht allzu gut ins Programm. "Gossenpoesie" steht am Backdrop und genau das liefern HAUDEGEN bei ihrem Auftritt. Dennoch machen die Berliner mit ihren beiden gut gelaunten und prollig wirkenden Frontmännern mit ihren augenzwinkernden Ansagen gute Stimmung - der ganze spaßige und durchaus unterhaltsame Auftritt lebt von der gut gelaunten Performance der beiden. Vermutlich funktioniert das auf kleineren Bühnen besser als am großen Gelände, aber prinzipiell war der Auftritt wirklich "knorke".
BETONTOD schaffen das, was auch DIE APOKALYPTISCHEN REITER zwei Tage zuvor geschafft haben: nämlich das Gelände vor der Main Stage bis zur letzten Ecke zu füllen. Der Deutschrock/Punk der Marke TOTE HOSEN gefällt live deutlich besser als auf Konserve, wo BETONTOD doch etwas poliert rüber kommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Sänger Oliver Meister mit seiner zerstörten Frisur einfach sehr authentisch und sympathisch wirkt, auch wenn nicht zu verleugnen ist, dass es sich mittlerweile bei BETONTOD um musikalische Vollprofis handelt. 'Wir Spielen Keine Popsongs' brüllt Meister ins Publikum, das lautstark mit "oh oh ooh"-Chören zurückbrüllt. BETONTOD scheuen auch nicht vor politischen Ansagen zurück und machen klar, was sie von "verfickten Scheiß-Nazis, die überall aus ihren Löchern gekrochen kommen" halten. 'Traum Von Freiheit' erweist sich als eingängige mitreißende Hymne mit der Aufforderung "komm wir tanzen zusammen" und dass BETONTOD auch Partysongs drauf haben, beweisen sie mit 'Glück Auf'. Während es auch bei den EMIL BULLS die Tendenz zum Spaßhaften gibt, wird es bei KATAKLYSM eher tiefernst; doch mit KNORKATOR bricht dann endgültig das Chaos aus.
Es ist schwer in Worte zu fassen, was passiert, wenn KNORKATOR die Bühne betreten. Sänger Stumpen tritt in einem knallgelben Latexoverall auf die Bühne, den er sich schnurstracks von Keyboarder Alf Ator mittels Nagelschere und ausgiebigen körperlichen Verrenkungen vom Körper schneiden lässt, bis Stumpen nur mehr mit Ganzkörpertattoo und einem knappen Lackpant bekleidet ist. Alf Ator wiederum ist mit seiner Keyboardlandschaft in ein fahrbahres Gestell quasi eingschweißt und rollt damit planlos über die Bühne. Bei 'Du Bist Schuld' holt Stumpen die Fotografen auf die Bühne, die sich natülich anhören müssen, dass sie schuld sind. Doch auch trotz der chaotischen Bühnenshow tritt die Musik nicht in den Hintergrund - Hits wie 'Böse', das vom Bandnachwuchs TimTim performed wird, sind einfach unerbittliche Ohrwürmer. So gibt es Moshpits ohne Ende und ein Meer an Crowdsurfern. Stumpen ruft die "Wall Of Crowdsurfing" aus, um sie dann kurzfristig mit den Worten "und jetzt lasst sie wieder alle runterfallen" zu beenden. Die Securities aka Grabenschlampen haben jedenfall genug zu tun, tragen die Bürde aber mit guter Laune und Gelassenheit. Gegen Ende kommt dann das obligatorische 'Ma Baker' zum Einsatz. Doch anstatt abzutreten, beschließen KNORKATOR, die letzten Sekunden ihrer Spieldauer auszunutzen und spontan zwei Songs anzuhängen ("ach, zahlen wir halt 2 Minuten Strafgeld"). Schöner Auftritt und ob der Menschenmasse ist es durchaus eine Herausforderung, in Richtung Main Stage zu wechseln, wo PARADISE LOST angesagt sind. Da hilft nur mit kreisenden Armbewegungen in der Menge mit zu schwimmen.
PARADISE LOST eilt der Ruf voraus, manchmal etwas unmotivierte Auftritte hin zu legen. Ich habe PARADISE LOST schon mehrmals live gesehen und kann das eigentlich nicht bestätigen. Nick Holmes hat vielleicht einen etwas eigenwilligen, weil britischen, Humor, der mit deutschem Humorverständnis eventuell nicht ganz kompatibel ist. Auch am Summer Breeze legen PARADISE LOST einen sehr guten Gig hin: gute Performance und sensationelle Musik. Außerdem besteht die Möglichkeit, im Gegensatz zum BLOODBATH-Auftritt, Nick Holmes' neuen Vollbart nun bei Tageslicht und ohne rotes Geschmiere zu bewundern. Schön ist auch, dass PARADISE LOST nicht nur auf Nummer sicher gehen: der Gig wird zwar mit der Hymne 'The Enemy' gestartet, doch schon danach folgt mit 'No Hope In Sight' ein starker Song vom neuen Album. Holmes zeigt wieder, dass er das Growlen nicht verlernt hat und die Instrumententruppe rund um Leadgitarrist Greg Mackintosh spielt arschtight. Den Bandüberhit 'Gothic' verpacken PARADISE LOST schon als Drittes und auch hier wird die Rückbesinnung auf die alten Qualitäten wieder deutlich, orientiert sich die Performance des Songs näher an der Originalversion denn der clean gesungenen Variante, die in den letzten Jahren üblich war. "Going back in time" ist die Devise und so hantelt sich die Band von neueren Songs wie 'Tragic Idol' zu älteren und spart mit 'Erased' und 'One Second' ihre Disco-Phase nicht aus. Beschlossen wird der Auftritt aber mit den Nackenbrechern 'As I Die' in der Growlversion und dem klassischen Abschluss 'Say Just Words'. Ein wirklich starker Auftritt, eines der absoluten Highlights des Festivals! Auch DARK TRANQUILLITY überzeugen vollends mit starker Performance und Videoeinspielungen. Ein gelungener Gag ist es, dass Sänger Mikael Stanne zwischendurch das Mikro an die erste Reihe im Publikum weitergibt und einige Zuseher verschiedene Textzeilen singen lässt - das Publikum zeigt sich dabei überraschend textsicher.
Nach DARK TRANQUILLITY sind die Fans natürlich gespannt auf NIGHTWISH - schon lange vor Ende des Gigs der melodischen Death-Metal-Band füllt sich das Areal vor der Main Stage. Wie auch an den Tagen zuvor geht das alles sehr gesittet und ohne große Drängerei vonstatten. NIGHTWISH fahren eine recht bombastische Bühne auf: den Hintergrund schmückt ein riesiger Backdrop, der passend zum Evolutionsthema der aktuellen Platte eine Doppelhelix zeigt. Drummer Kai Hahto, dessen Basedrums passend zum Bühnenhintergrund geschmückt sind, thront auf einem Podest und Bandkopf und Keyboarder Tuomas Holopainen ist etwas versteckt hinter einem halben Baum. Neben Floor Jansen ist auch Kai Hahto, der schon bei ROTTEN SOUNDS getrommelt hat und bei WINTERSUN die Felle bearbeitet, eine Bereicherung für die Band. Bombastisch mit viel Wumms, Feuer und Rauch gestaltet sich der Auftritt, den NIGHTWISH mit 'Shutter Before Beautiful' beginnen und der sich überwiegend auf das aktuelle Album "Endless Forms Most Beautiful" konzentriert. Überhaupt fällt auf, dass die Tarja-Ära fast ausgespart wird, während die Annette Olzon Phase durchaus mit dem beschwingten 'Amaranthe' oder dem fetzigen 'Storytime' vertreten ist. Sängerin Floor Jansen zeigt stimmlich ihre komplette Bandbreite, wozu sie vor allem bei 'Ghost Love Score' beste Gelegenheit hat, während vor allem Bassist Marco Hietala die Moderation übernimmt. Im Gegensatz zur Version auf Platte, wo der Song ganz großer Käse ist, kommt 'My Walden' live sehr bombastisch rüber; auch eine gute Gelegenheit für Troy, seine Pipes und etwas Gesang beizusteuern. Sehr schön ist auch die Ballade 'Élan' und als fetten Metal-Song 'I Want My Tears Back' liefert die Band auch etwas für die Headbanger. Das bereits erwähnte 'Ghost Love Score' ist wieder einma ganz großes Kino. Leider wird mit 'Last Ride Of The Day' und einem von Richard Dawkins gesprochenen Outro der sehr gute Gig relativ abrupt in die Bandverabschiedung übergeführt, was sogar zu einigen Pfiffen führt. Wirkt irgendwie halbfertig und mehr wäre hier gerne gesehen worden! Jedenfalls ist es nach dieser akustisch und optisch opulenten Darbietung keine große Überraschung, dass sich ein Großteil des Publikums wenig interesse an den nachfolgenden VENOM zeigen und eher einen Absacker bevorzugen. Und wie auch an den Abenden zuvor gibt es noch in der T-Stage und der kleinen Camel Stage weitere Möglichkeit, sich bis in die Nach Bands anzusehen - GHOST BRIGADE und DARK FORTRESS warten noch.
ResümeeDas Summer Breeze 2015 war vom Line-Up her absolut top und wohl eines der besten Breezes der letzten Jahre! Wann bekommt man schon die BIG TEUTONIC FOUR an einem Tag zu sehen oder ein derat bunt durchmischtes Programm, das von Mittelalter-Folk über True Metal bis zu den Bombast-Truppen alles bietet? Auch organisatorisch war das Breeze wieder sehr gut, auch wenn spürbar mehr Leute am Festival waren als im Jahr davor. Ein Kompliment geht an die Security und die Grabenschlampen, die unermüdlich und stets freundlich für einen reibungslosen und friedlichen Ablauf gesorgt haben.
Die kulinarische Ausstattung war wie immer gut, wenn auch als Breeze-Routinier die großen Überraschungen ausbleiben. Satt zu guter Qualität wird man immer. Schweinebraten, Pulled Pork, die Standard-Curry-Wurst gab es genauso wie asiatische Küche, die zum Teil heftig scharf war. Für Leute mit ganz verdorbenen Geschmacksnerven gab es wie immer den Falafel-Stand. Auch der Shoppingmeile tut das neue Konzept gut. Anstatt in Serpentinen zwischen die Stände durchgeschleust zu werden, präsentiert sie sich linear-offen und viel einladender. Nur das Problem mit dem Festival-Merch-Stand, der chronisch überlaufen ist, ist weiterhin ungelöst.
Eine weitere Neuerung in diesem Jahr war die "Shit&Shower"-Flatrate. Für 10 Euro konnte man unbegrenzt duschen und die gespülten Klocontainer nutzen. Auch hier beißen sich Vor- und Nachteile. Dafür spricht natürlich der Luxus. Dagegen allerdings, dass es extrem wenig normale Dixis für Leute ohne Flat oder die Notwendigkeit zu zahlen gibt, die Wasserverschwendung und der allgemeine Unmut auf dem Campground, dass "Duschen einfach nicht Metal ist :-)". Auch hier ein gewisser Bedarf an Verbesserung. Alles in Allem war die Stimmung auf dem Campground jedoch wie immer ausgelassen und familiär. Eine große Party mit etwa 40000 Leuten, die einfach gerne Spaß haben und feiern wollen.
PLUSMINUSUnd hier noch das persönliche PlusMinus unserer Mannschaft vor Ort:
ev
+ THE SIRENS
+ NIGHTWISH
+ PARADISE LOST
+ Grabenschlampen
+ Essen
- OPETH (enttäuschend langweiliger Gig)
- Preise
BlindWarlock
Also meine Highlights waren dieses Jahr:
+ Alestorm, weil sowohl Crowd als auch Gig einfach der Hammer waren
+ Reliquiae als überraschend gute Band auf der Camelstage
+ Die Reiter - weil die Reiter *g*
+ Die Kühlboxen, die es dieses Jahr gab (endlich mal wirklich eiskaltes Bier!)
+ wenn die Kühlboxen nicht zählen: Knorkator, leider so schlecht abgeschnitten weil es ein riesiger Auflauf war und man kaum gut vorne stehen konnte und man weiter hinten nicht all zu viel mitbekommen hat (dafür aber wenigstens nicht zerquetscht wurde)
- Flop war für mich dieses Jahr auf jeden Fall Saltatio Mortis, die aus meiner Sicht eine wahnsinnige Änderung durchmachen, die mir garnicht gefällt (werden furchtbar "politische" Punks)
des
+ Super Lineup heuer: Top waren THE SIRENS, PARADISE LOST, TRIVIUM, KNORKATOR, PYOGENESIS
+ Das Wetter: ein kurzes, heftiges Gewitter kann man verschmerzen, ansonsten wirklich sehr super
+ Die Orga ist wirklich tadellos
+ Die gute Auswahl an den Fresständen
- Da muss ich etwas nachdenken, um mir ein Minus aus den Fingern zu saugen. OPETH waren langweilig.
- Das reichhaltige Line-Up ist Fluch und Segen zugleich: wie soll ich bloß alle Bands sehen, die mich interessieren?
Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut!
ev & des mit Unterstützung von BlindWarlock
|
Billing
|
AGALLOCH, ALESTORM, AMORPHIS, ANY GIVEN DAY, AVATARIUM, BATTLE BEAST, BELPHEGOR, BETONTOD, BLACK STONE CHERRY, BLOODBATH, CORVUS CORAX, CRADLE OF FILTH, DARK TRANQUILLITY, DESTRUCTION, DIE APOCALYPTISCHEN REITER, ENSIFERUM, FINSTERFORST, GHIST BRIGADE, HACKNEYED, HÄMATOM, HATEBREED, JOHN COFFEY, KATAKLYSM, KISSIN' DYNAMITE, KNORKATOR, KREATOR; KYLE GASS BAND, MASTODON, MEGAHERZ, NAERA, NIGHTWISH, PANZER, PARADISE LOST, POWERWOLF, PYOGENESIS, REVEREND FLESH, SICK OF IT ALL, SISTER SIN, SODOM, SONIC SYNDICATE, STEVE 'N' SEAGULLS, TANKARD, THE SIRENS, TRIVIUM, TROLLFEST, VENOM, WALLS OF JERICHO uvm. |
Besucher-Interaktion
|
Artikel über soziale Netzwerke verbreiten
|
|
|