Vice Squad - Battle Of Britain

Review von Opa Steve vom 23.10.2020 (6460 mal gelesen)
Vice Squad - Battle Of Britain Beki Bondage war Anfang der 80er so etwas wie der feuchte Pinup-Traum der Britpunk-Szene. Wilde Frontfrauen waren zu der Zeit eher rar, klar gab es Patti Smith, aber in der Zeit der aufstrebenden Hardcore-Punk-Szene war das musikalisch natürlich schnell uninteressant geworden. VICE SQUAD existierten nur wenige Jahre, konnten aber mit Songs wie 'Black Sheep' oder 'Resurrection' durchaus Aufmerksamkeit erregen. Was nicht nur an den passenden Songs zum Zeitgeist lag, sondern eben auch an der Tatsache, dass Beki am Mikro irgendwie die Balance zwischen Wildheit, naiv-ordinärem Sexappeal und einer provokanten Stimme ablieferte. Mittlerweile geht die Dame auf die 60 zu, das Alter lässt sich nicht abschalten, aber es ist bewundernswert, dass sie sich in ihrer Attitüde nie verändert hat. Sie hat immer weiter Punkrock unter eigenem Label gemacht, und seit einigen Jahren gibt es VICE SQUAD auch wieder. Und ich muss sagen, mir haben die zwischenzeitlichen Alben jetzt nicht so überragend zugesagt, da sie oft am Happy Punk kratzten und weniger ernst waren. Doch das 2020er "Battle Of Britain" schrubbt mit seinen beiden Uptempo-Openers knapp am Legendenstatus vorbei. Was 'Ruination' und 'I Dare To Breathe' abliefern, ist feinster Punk'n'Roll mit Doublebass, einem mitreißendem Drive und spürbarer Leck-mich-am-Arsch-Attitüde. Bekis Stimme ist so gut produziert wie noch nie, ihre melodischen Einlagen klingen richtig gut, obwohl sie immer noch diesen angepissten Teenie-Touch hat. Wäre das ganze Album in diesem Stil produziert, wären VICE SQUAD anno 2020 so gut wie noch nie. Die rock'n'rollige Ausrichtung mit metallischen Gitarrensounds und Soli steht der Band zusammen mit dem Tempo verdammt gut. Nachdem der Hörer jetzt aber schon sechs Minuten auf vollem Adrenalinpegel gepusht wurde, biegen VICE SQUAD leider für den Rest des Albums in einen bunten Querschnitt ihres Schaffens ab. Es gibt entspanntere Punkrock-Titel wie 'When You Were 17' (ob da wohl autobiografische Elemente mit hineinspielen?), interessanten 80er Spirit mit frühen Wave/Indie-Einflüssen ('Ignored To Death', 'Poverty Face'), heavy Brecher wie 'Born In A War' und 'Battle Of Britain', aber auch ein paar recht mainstreamige Titel wie das Keyboard-gepimpte 'You Can't Fool All Of The People'.

Ein bisschen weint man während der guten halben Stunde den ersten beiden Titeln hinterher. Obwohl die Scheibe zwar insgesamt ein paar Songs bietet, die man getrost zu den besten von VICE SQUAD zählen kann, aber jeder kennt dieses Gefühl: Da geht man am Anfang einer Scheibe steil, und dann war's das plötzlich. Schade. Aber dennoch eine VICE SQUAD-Scheibe mit der bislang besten Produktion, vielseitigem und gutem Songwriting und einer Beki, die stimmlich deutlich reifer ist als vor 40 Jahren.



Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Ruination
02. I Dare To Breathe
03. When You Were Seventeen
04. Ignored To Death
05. Born In A War
06. Nimrod
07. Battle of Britain
08. Poverty Face
09. How The Other Half Lives
10. No Evil 11. Main Stream Media
12. You Can’t Fool All Of The People
13. Pulling Teeth
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 36:23 Minuten
VÖ: 16.10.2020

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