Livebericht Battle Beast (mit Majesty und Gyze) |
---|
Ein Livebericht von Elvis aus Siegburg (Kubana Live Club) - 31.03.2017 (34509 mal gelesen) |
Wie man unschwer an meinem damaligen Review erkennen kann, war ich schon mit dem Debüt-Album von den Finnen BATTLE BEAST überzeugt. Seitdem ist ein wenig Zeit ins Land gegangen, es gab einen - definitiv sehr erfolgreichen - Sängerinnen-Wechsel und mittlerweile vier Alben, die auch durch die Bank offenbar viele Fans für sich gewinnen konnten. Insbesondere nach dem Rausschmiss von Bandkopf Anton Kabanen durfte man an sich Düsteres erwarten und bekam stattdessen mit dem kürzlich veröffentlichten "Bringer Of Pain" ein verdammt starkes Werk in bester BATTLE BEAST-Manier kredenzt. Das rechtfertigt natürlich auch eine echte Tour und mit dem Special Guest MAJESTY, mit denen man schon mal unterwegs war, hat man sich eine starke Band geschnappt, die zufällig natürlich auch gerade ein neues Album am Start hat. Um das Paket abzurunden, hat man sich noch die Japaner GYZE mit ins Boot genommen. Trotz des stetig steigenden Erfolgs hat man bei der Planung der Tour keinen Größenwahn raushängen lassen, sondern ist weiterhin von den Locations im Clubbereich unterwegs. So spielt das geballte Metal-Paket der drei Bands heute Abend nach knapp anderthalb Jahren wieder im Siegburger Kubana - doch diesmal gibt es im Gegensatz zum letzten Auftritt, bei dem ich leider nicht anwesend sein konnte, volles Haus. Nicht ohne Stolz verkünden die Bands daher später, dass der Gig am Ende ausverkauft ist. Das merkt man zu späterer Stunde durchaus, denn es ist voll und heiß im Kubana. Doch gehen wir schön der Reihe nach. Als erste Band des Abends müssen natürlich GYZE auf die Bühne. Die dreiköpfige Band aus Tokio spielt Melodic Death Metal, der heute jedoch leider nicht allzu kraftvoll rüberkommt. Ryoji, Sänger und Gitarrist der Truppe, erinnert auch optisch ein wenig an CHILDREN OF BODOM. Insbesondere vom Stil her ist es jedoch unkennbar, dass man hier sicherlich von den Größen der Stilrichtung inspiriert wurde. Klanglich geht sein Sechs-Saiter jedoch ebenso wie sein Gesang ziemlich unter, weswegen mehr Bass und Schlagzeug zu hören sind als alles andere. Hinzu kommen Keyboards aus der Dose, was jedoch insgesamt auch nicht hilft, um ein vergleichbares Klangbild wie auf ihren Alben zu vermitteln. Bemüht sind die Asiaten allemal, schlecht ist es auch nicht, aber so bleibt doch noch einige Luft nach oben. Der Applaus bleibt daher nach 30 Minuten mehr der Höflichkeit als wahrer Begeisterung geschuldet. Immerhin war das eine nette Abwechslung zu den Klängen, die jetzt folgen. MAJESTY haben sich aus ihren Anfängen als allzu extreme MANOWAR-Verehrer (manche würden gar von Epigonen sprechen) im Verlauf der letzten anderthalb Jahrzehnte fleißig eine treue Anhängerschar erspielt. Mag und mochte man sich insbesondere früher gerne wie die großen Vorbilder im schmalen Grenzbereich zwischen epischen Pathos und Peinlichkeit bewegen, so haben MAJESTY in jüngerer Vergangenheit teilweise doch versucht, sich aus dem Schatten der großen Alten zu lösen. Optisch tummelt man sich auf dem (übrigens schrecklich nach CGI-Sünden der 90er aussehenden) Cover des aktuellen Albums "Rebels" eher im Bereich der Endzeitkrieger-Idylle. Auch im Bühnenoutfit haben Tarek und Co. einen dezent anderen Ansatz gewählt und sich z.B. die Arme blutverschmiert gemalt. Ob man das nun gut oder schlichtweg dämlich findet, die Geister werden sich eh daran scheiden, man kann nicht abstreiten, dass MAJESTY schon immer ein Händchen für vernünftige Melodien und ziemlichen Mitsingfaktor haben. Von Anfang an bekommt die Band aus Lauda-Königshofen hier einen mehr als nur warmen Empfang bereitet und so verwundert es nicht, dass die Stimmung sowohl auf als auch vor der Bühne schon nach kurzer Zeit bestens ist. Sei es nun einer tendenziellen Distanzierung von den alten Zeiten geschuldet oder nur einem hohen Selbstbewusstsein, was das neuere Material angeht: MAJESTY haben heute offenbar keinen Retro-Abend eingeplant. "Rebels" steht klar im Vordergrund der Setlist und dass an alten Songs nur die Bandhymne 'Hail To Majesty' und 'Metal Law' dabei sind, ist schon auf eine gewisse Weise schade. Der Spaß kommt aber dennoch nicht zu kurz, denn immerhin kommen die zehn Songs, die es neben dem Intro zu hören gibt, prima an und offenbar kennen entweder viele Fans schon das neue Album gut oder kommen sehr schnell rein. Denn die Refrains sitzen. Da kann auch die eher routiniert zu nennende Bühnenshow wenig ruinieren, auch der lyrische Fremdschäm-Faktor eines Songs wie 'YOLO HM' verblasst angesichts der guten Chemie zwischen Band und Publikum. Auch wenn ich persönlich am Ende des Gigs sicherlich lieber noch ein paar alte Kracher gehört hätte, viel Spaß haben MAJESTY auf jeden Fall gemacht und ich glaube, der Löwenanteil des Publikums konnte damit bestens leben. In dieser Form ist mit den süddeutschen Experten der Epik definitiv auch weiterhin zu rechnen. Setlist MAJESTY: 01. Path To Freedom (Intro) 02. Die Like Kings 03. Hail To Majesty 04. The Final War 05. YOLO HM 06. Across The Lightning 07. Metal Law 08. Heroes In The Night 09. Thunder Rider 10. Rebels Of Our Time 11. Fighting Till The End Nachdem schon der Umbau vor MAJESTY richtig zackig zur Sache ging, dauert es auch nicht ewig, bis es zum Auftritt der Headliner kommt. Ein Blick auf den Merchstand zuvor zeigt noch, dass eine ordentliche Auswahl und vor allem durchweg ziemlich faire Preise heute bei allen Bands auf der Tagesordnung stehen. Dass BATTLE BEAST auch bei Konzerten eine gut verarbeitete und rundum bedruckte Sweatshirtjacke für schlanke 40,00 Euro verkaufen, ist heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Daran dürfen sich gerne mehr Bands ein Vorbild nehmen. BATTLE BEAST spielen für meine Begriffe in einer ausgesprochen eigenen metal-ökologischen Nische. Einerseits werden klassische Symbole und Posen aus dem Heavy Metal exzessiv zelebriert, andererseits scheut man sich keineswegs vor dem ein oder anderen Disco-Beat und streut auch gerne mal so lässig und nonchalant ein poppiges Riff im Stil der 80er ein, dass es einen kaum kalt lassen kann. Der Spaßfaktor ist definitiv immer da, und ob man das nun Dance Metal nennen möchte, sei's drum, der Erfolg gibt den Finnen klar Recht. Offenbar findet das Publikum in Siegburg BATTLE BEAST auch richtig geil, denn ab dem Opener 'Straight To The Heart' werden die fünf Jungs und Sirene Noora einfach nur abgefeiert. Dass man im Vorfeld mit der Frontfrau kein Interview bekommen konnte, damit diese stimmlich auf der Höhe bleibt, halte ich dabei für verständlich und verschmerzbar, denn was die Dame gesanglich abzieht, kickt auch verdammt viele Kerle in den Staub. Das Selbstbewusstsein der Band ist angesichts der offenbar allgemein gut laufenden Tour und der sehr positiven Kritiken zum aktuellen Album groß, denn "Bringer Of Pain" ist heute in der Setlist so prominent vertreten, dass lediglich ein Song nicht gespielt wird. Sprich, neun Songs vom aktuellen Opus haben den Weg auf die Bühne gefunden und ansonsten gibt es ein Potpourri der bisherigen Kracher mit Schwerpunkt auf den ersten beiden Alben. Der direkte Vorgänger wird nur mit dem ultrapoppigen Disco-Song 'Touch In The Night' bedacht, was auch Sinn macht. 'Dancing With The Beast' vom aktuellen Album schimmt nun mal in ähnlichen Fahrwassern und muss daher leider draußen bleiben. Noora, die angesichts der langen Kleidung und einem Mantel bei vielen Songs an sich schwitzen muss wie in der Hölle, meistert das Set mit Bravour und erstaunt gesanglich immer wieder aufs Neue, zumal sie auch noch auf eine sehr metalhafte Weise hübsch ist. Dass die Jungs dagegen in den Hintergrund rücken, ist an sich fast schon unfair, denn auch die männlichen Bandmitglieder liefern hier und heute eine tolle Performance ab. Dass man sich selbst dabei weiterhin nicht todernst nimmt, zeigt dass nach der Ankündigung eines MANOWAR-Covers halb gespielte 'Last Christmas' von WHAM. Ob man den Song mag oder hasst (dazwischen gibt es ja wenig), irgendwie bleibt das charmant. Die tolle aktuelle Single 'King For A Day‘'ist scheinbar auch für BATTLE BEAST gut genug, sie sich für die Zugabe aufzuheben. Dass man die Zugaben dann auch noch mit einem aktuellen Song, nämlich 'Beyond The Burning Skies' abschliesst, spricht nochmals Bände, was das Selbstbewusstsein der Band angeht. Der Applaus ist mehr als nur reichlich und hochverdient, BATTLE BEAST sind auch live in der Tat eine echte Macht! Setlist BATTLE BEAST 01. Straight To The Heart 02. Bringer Of Pain 03. Familiar Hell 04. Into The Heart Of Danger 05. We Will Fight 06. Let It Roar 07. Black Ninja 08. Far From Heaven 09. Lost In Wars 10. Iron Hand 11. Touch In The Night 12. Bastard Son Of Odin 13. Enter The Metal World 14. Out Of Control 15. Last Christmas (Cover) 16. King For A Day 17. Beyond The Burning Skies Unterm Strich bleibt ein toller Abend mit einem abwechslungreichen Programm, motivierten Bands, einem guten Publikum und all das zu einem mehr als faieren Eintrittspreis. Ob BATTLE BEAST angesichts des wachsenden Erfolgs bei der nächsten Tour nicht schon von der Location upgraden müssen? Wenn ja, dann war das ein toller Abschluss, ansonsten dürfen sie gerne bald wiederkommen. |
Alle Artikel