Livebericht Holy Moses (mit Onkel Tom und Dusty Miller) |
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Ein Livebericht von Opa Steve aus Koblenz (Metal Cruise) - 04.04.2009 (33247 mal gelesen) |
(Klick auf die Fotos führt zur Gallery) Die Koblenzer Metal-Cruise behält ihren traditionellen Halbjahresrhythmus bei. Dennoch war die aktuelle Cruise ein klein wenig anders als sonst, auch wenn sich am prinzipiellen Konzept nichts geändert hat. Traditionsbesuchern ist nicht entgangen, dass für die April-Cruise eine neue Website eingerichtet wurde. Der Grund dafür ist, dass sich die 3 Gründer der Metal-Cruise (s. unseren Video-Bericht) nicht mehr auf gemeinsame Ziele einigen konnten, und sich somit die Veranstalter aufgrund interner Differenzen nun in zwei Teile gespalten haben, die jeweils getrennte Metal-Cruise-Veranstaltungen durchführen. Das ist schade, denn für den Fan wird die Sache damit unübersichtlich, und eine prima Idee erleidet Reibungsverluste. Wer sich an all dem nicht störte, konnte natürlich in gewohnter Manier auf der MS Rheingold die Metal-Cruise V abfeiern. Das Wetter hielt beinahe, was die Tage vorher versprachen, und somit stand einem Ausflug auf dem metallischsten Schiff Deutschlands auch Nichts entgegen. Die frühe Boarding-Zeit wurde genutzt, um auf dem Sonnendeck die ersten Biere (oder letzten Zigaretten) zu vertilgen, während sich die Bands bereitmachten und, um wie gewohnt im Unterdeck das Merchandising unter die Lupe zu nehmen. Ob es an der zu hohen Frequenz von Metal-Cruises liegt, dass es nicht ganz so voll wie sonst wurde, kann man nicht sagen. Allerdings ist dieser Trend nach den ersten ausverkauften Veranstaltungen zunehmend spürbarer geworden, und man wird sich natürlich überlegen müssen, wie man die Attraktivität in Zukunft hoch halten kann, damit sich das Konzept nicht weiter abnutzt. Aber die angenehmen Seiten sind, dass man bei der ohnehin niedrigen Bühne viel größere Chancen hat, von der Band etwas zu sehen. Gerade dieses war bei den voll besetzten Cruises ein fast unmögliches Unterfangen. Während die MS Rheingold eine kleine Startrunde ums Deutsche Eck drehte, starteten die Fans einen Grimassenwettbewerb mit den dort abhängenden Touristen. Auch wenn sich zunächst nur wenige Leute einfanden, legten auf der Bühne schonmal die Lokalmatadoren DUSTY MILLER gut gelaunt mit 'Devil's Hoof' los. Insgesamt zehn groovende Hard/Heavy-Rock Nummern - sechs von ihrer CD "The Grand Sleep" und vier weitere, darunter u.a. die Coverversion 'Green Manalishi' (dessen Original von FLEETWOOD MAC stammt) - bot uns der Vierer und verbreitete damit eine überaus positive Stimmung. Dabei lief Sänger Barto, der mit seiner wirklich guten und manchmal echt inbrünstigen Stimme überzeugen konnte, öfter mal mit dem Mikro durch die lichten Reihen. Insgesamt ein hörenswerter und relaxter Auftritt der Koblenzer. TOM ANGELRIPPER ist auf der Metal-Cruise ja schon kein Unbekannter mehr. Er zerlegte den Kahn schon mit SODOM, und heute lud sein Alter Ego ONKEL TOM zum lustigen Trinkgelage mit Pogo ein. Vor der Bühne wurde es schlagartig voller, und auch manche Besucher kamen allmählich in diesen Zustand. Ist es doch kein Wunder, denn wie sonst kann man Vatertags-Hymnen, Bügelfalten-Schlager und sonstige musikalische Anderskultur ertragen? Rrrrrrriiiischtisch! Ein Bier im Hals, ein Bier in der Hand, und mit Stromgitarre und Doublebass klingen furchtbare Trinklieder auf einmal ganz nett. Das Publikum dankte es, und drehte mit Dauermoshpits völlig am Rad. Vor allem die Medleys ließen keinen Moment der Verschnaufpause und zerwursteten im schnellen Strophenwechsel gern auch mal 3 Schlager in einem Atemzug. Eigentlich erschreckend, wie textsicher viele Metaller diesen dumpfen Stoff mitgröhlen können, aber die Ausrede wird selbstverständlich sein, dass man solch bierseeliges Kulturgut ausschließlich von ONKEL TOM in der musikalisch korrekten Weise gelernt hat - und ansonsten selbstverständlich einen weiten Bogen drumherum macht! Natürlich wurden auch ein paar SODOM-Spaßsongs gefordert (z.B. die 'Ursel'), aber dieser Abend galt ganz klar den "anderen" Coverversionen. Am Besten knallten die flotten Doublebass-Titel wie 'Caramba Caracho Ein Whisky', und die letzte Zugabe ('Es gibt kein Bier auf Hawaii') hatte Opa sogar noch frühmorgens daheim im Kopf, als er sein letztes Bier noch zur Toilette bringen musste - vielen Dank, Tom, das ist der Nachteil an solchen fiesen Ohrwürmern. Auf den Headliner HOLY MOSES freuten wir uns eigentlich am Meisten. Diese Band hat in ihren Jahrzehnten einige Klassiker rausgebracht, und wir hatten bisher noch nie das Vergnügen, sie mal live zu sehen. Also mal ganz auf Tuchfühlung und möglichst nach vorn. Komischerweise war es nicht ganz so voll wie beim Onkel vorhin, aber für die Band, deren Sicht ohnehin kaum weiter als die ersten 4 Reihen geht, macht das keinen Unterschied. Sabina und ihre Mannen zeigten mal, was sie unter Knüppelmucke verstehen und spielten Songs aus ihrer gesamten Schaffensperiode. Da waren Stücke von der brutalen Spätphase der "Terminal Terror" ("Wie gut dass meine Mutter nicht weiß, dass ich hier bin: 'Nothing For My Mum'") oder das superheftige 'World Chaos', aber auch Stücke ihrer Techno-Thrash-Experimente auf "New Machine Of Liechtenstein" ('Lost In The Maze', 'SSP'). Es wurde also nicht nur das neue (und durchaus gelungene) Album beworben, sondern es war ein Fest für treue Fans. Sabina legte sich mit ihrem Mordsorgan ins Zeug und nutzte den engen Raum so gut aus wie es nur ging. Atomic Steif - er geht wohl auch noch mit Kopftuch ins Bett - sorgte mit seiner dominanten Snare für den entsprechend thrashigen Sound. Über ein dutzend Songs wurden geboten, und auch als das Schiff schon längst angelegt hatte, fand der Set kein Ende. Gegen Schluss schlug Sabina dann vor, dass man sich das übliche "Zugabe"-Theater einfach sparen könnte, und so wurden alle geplanten Songs einfach ohne Pause durchgezogen, bis die Zeit ausgereizt war. Eine Cruise komplett mit deutschen Bands war eine feine Sache, und HOLY MOSES hatten genügend Kultfaktor. Bei ONKEL TOM waren wir uns anfänglich nicht sicher, ob der Party-Thrash auf dem Schiff gut aufgehoben wäre, aber die Publikumsreaktionen straften diese Befürchtung Lügen. Allerdings gibt es auch Leute, die bei einem Konzertabend für ihr Geld lieber noch eine "echte" Band gesehen hätten. In Deutschland und benachbarten Ausland gibt es noch eine Menge ernsthafter Bands der Sorte "klein, aber fein", die diesen Mittelslot prima (und wohl auch für weniger Kohle?) füllen könnten. Aber die Anwesenden hatten super Laune, das Wetter trug sein Übriges dazu bei, und so verlief die Cruise wieder feuchtfröhlich headbangend bis tief in die Nacht. Dank raschen Eingreifens der Crew wurden dieses mal sogar die obligatorischen Deckenschäden vermieden. Lecks gab es lediglich in manch tapferem Cruiser-Magen, denn das ohnehin schmale Essensangebot war viel zu schnell ausverkauft. Die Dönermänner in der Koblenzer Altstadt dankten es anschließend... Die Leichtmatrosen Opa & Krümel |
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