Livebericht Primal Fear (mit Riot V und Existance) |
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Ein Livebericht von RJ aus Bochum (Zeche Bochum) - 14.10.2018 (30860 mal gelesen) |
Was kann es an einem Sonntag Schöneres geben, als die Zeche in Bochum aufzusuchen? Stimmt, Alternativprogramme gibt es sicherlich reichlich, aber der Metaller weiß, dass bei einem Besuch in der Zeche ein Konzertereignis ansteht. Diesmal sind die Badenser PRIMAL FEAR auf ihrer "Apocalypse"-Tour und promoten ihr aktuelles am 10.08. erschienenes Album bei ihrer Headliner-Konzertreise durch Europa. Hier stehen 23 Termine an, wobei man an neun Terminen in verschiedenen Orten in Deutschland gastiert, aber auch Italien, Spanien, Ungarn, Österreich, Frankreich, Belgien, England und die Tschechei bereist. Natürlich darf man die Schweiz nicht vergessen, hier spielt man natürlich im Z7 in Pratteln auf. Die Tour befindet sich zwischenzeitlich in der zweiten Hälfte und Bochum begrüßt die Bands mit einem gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Haus. Den Anfang machen an diesem Abend die Franzosen von EXISTANCE, die sich vor zehn Jahren gründeten und dem Heavy Metal der 80er frönen. Man startete 2010 mit einer Demo und legte 2011 mit einer EP nach, dem 2013 endlich das Debüt "Steel Alive" folgte. Drei Jahre später gab es mit "Breaking The Rock" einen Nachschlag, so dass das Quartett gut in der Spur liegt. In Deutschland ist die Band nicht gerade bekannt, hat es die Band doch erst zu zwei Gigs in 2015 hierher verschlagen. Doch die Vergangenheit ist Geschichte, es wird nach vorne geblickt und heute gilt, beim Bochumer Publikum einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Franzosen entern pünktlich die Bühne und legen voller Enthusiasmus los. Man merkt den jungen Herrschaften an, dass sie brennen und dem hiesigen Publikum eine tolle Show liefern wollen. Gitarrist und Sänger Julian Izard beackert die Bühne und nutzt die ihm zur Verfügung stehenden Räume, posiert mit seiner Gitarre und interagiert mit dem Publikum. Die Zuschauer lassen sich gerne mitnehmen und feiern die Band ab. Pommesgabeln und Fäuste fliegen in die Höhe und so stacheln sich Band und Publikum gegenseitig an. Antoine Poiret steht seinem Fronter in nichts nach und weiß sich ebenfalls gut in Szene zu setzen. Er ist 2012 zur Band gestoßen, fühlt sich aber auf der Bühne und vor Publikum pudelwohl und gibt mächtig Gas. Basser Julien Robilliard wirkt etwas verhaltener, zeichnet sich aber auch durch Agilität und Spielfreude aus. Gerne nimmt man auch Kontakt mit dem Publikum auf und versucht am Bühnenrand die Distanz förmlich aufzuheben. Im Gepäck hat man die Songs, die ein Garant für einen mitreißenden Auftritt sind. Mit 'Heavy Metal Fury', 'Dead Or Alive' und 'We Are Restless' zündet man ein Feuerwerk, dass beim Publikum die gewünschten Reaktionen zeigt. Auch 'Breaking The Rock' und 'From Hell' werden zelebriert und heizen dem Publikum ordentlich ein. Nach der obligatorischen Spielzeit von 30 Minuten geht die Band verschwitzt und mit ordentlich Applaus im Gepäck von der Bühne. Wenn man wie ich die Band vorher nicht kannte, dann hat dieser Auftritt absolut und nur im positiven Sinne überrascht. So darf es gerne weitergehen. Die übliche Umbaupause von 15 Minuten reicht aus, um Platz für RIOT V zu machen. Da das Drum-Set der Franzosen nunmehr abgebaut ist, bietet sich auf der Bühne noch ein bisschen mehr Platz. RIOT V ist die Fortführung von RIOT, die sich ursprünglich Mitte der 70er gründeten. Als mit Mark Reale das letzte in der Band aktive Gründungsmitglied starb, galt es, die Geschichte fortzuführen und so entstand der Zusatz "V", der das Vermächtnis seit rund fünf Jahre fortschreibt. Dem Bochumer Publikum mag das egal sein, dass einzige, was zählt, ist eine gute Show. Und das wird wohl auch der Grund sein, warum die Band Bestandteil dieses Pakets ist, denn in diesem Punkt sind sie eine Bank. Pünktlich kommt auch das Quintett nach und nach auf die Bühne, jeweils mit einem kurzen Gruß ins Publikum verbunden Lediglich Don Van Stavern reckt eine Flasche mit einer durchsichtigen Flüssigkeit in den noch spärlich beleuchteten Bühnenhimmel. Wahrscheinlich verbirgt sich hinter dem für diese Art Flasche untypischen Label einer Wassermarke in Wirklichkeit Tequila, aber den genauen Inhalt kennen wohl nur wenige Anwesende. 'Victory' hat sich als Opener wohl etabliert, denn es ist nicht nur ein saustarker Song, sondern bringt das Publikum auch gleich auf die richtige Betriebstemperatur. Mit 'Flight Of The Warrior' schließt sich die nächste als Bank funktionierende Song an und das Publikum scheint jetzt bereits aus dem Häuschen zu sein. Wieder sind die Fäuste oben und etliche Kehlen singen lauthals mit und stimmen in den Refrain ein. Die Songpausen nutzt Don publikumswirksam, um aus seiner Flasche zu nippen. In der vordersten Reihe recken sich ihm einige Hände mit Bechern entgegen, die er bereitwillig bedient und ihnen einen Schluck einschenkt. Und weiter geht es in der Setlist, bei der Todd Michael Hall fortwährend die Bühne abschreitet, aber mehr eine Affinität zu seiner rechten Seite hat, während er die linke Seite fast zu verschmähen scheint. Gegen Ende wird es ihm dann so warm, dass er sein Oberteil von der Banduniform auszieht und seinen gut ausgebildeten und muskulösen Oberkörper zur Schau stellt. Währenddessen macht sich ein übereifriger Security auf, um den am Seitenrand stehenden Fotografen das Fotografieren zu verbieten. Somit bleiben die Fotos des Body-Posings von Todd leider auf der Strecke, doch der Unmut verfliegt und die Band brennt mit ihren Hits 'Angel's Thunder, Devil's Reign', 'Swords & Tequila' und 'Warrior' noch einmal ein ordentliches Feuerwerk ab, um den Auftritt nach einer knappen Stunde mit 'Thundersteel' abzuschließen. Bis hierhin ist es schon ein gelungener Abend und wenn PRIMAL FEAR auch nur annähernd ihre Spielfreude vom Rock Harz konserviert haben, dann hat hier einfach alles gepasst. Setlist RIOT V: 01. Victory 02. Flight Of The Warrior 03. On Your Knees 04. Johnny's Back 05. Bloodstreets 06. Take Me Back 07. Angel's Thunder, Devil's Reign 08. Swords & Tequila 09. Warrior 10. Thundersteel Die letzte Umbaupause dauert dann doch etwas länger, denn das Drum-Kit von RIOT V muss abgebaut und das von Francesco Jovino aufgebaut werden. Die halbe Stunde kann man also nutzen, um im Biergarten etwas frische Luft zu schnappen und sich für das Finale zu rüsten. Zwischenzeitlich hat sich auch das Thema Fotografieren geklärt und der eifrige Mann von der Security ist nun darüber informiert, dass die Shots von der Seite erlaubt sind. Wenn dann die Bühne dunkel wird und ein Intro vom Band eingespielt wird … … kann es nicht mehr lange dauern, bis der Headliner PRIMAL FEAR aufspielt. Kaum gesagt, schon geht es los. Die Jungs kommen auf die Bühne und wie es sich für einen Sänger gehört, entert Ralf Scheepers zu guter Letzt die Bühne, um passend zu Beginn des Gesangparts des Openers 'Final Embrace' präsent zu sein. Den Jungs von PRIMAL FEAR ist klar, welche Bands sie sich mit auf die Tour geholt haben, denn in die Tasche spielt man diese Herrschaften nicht mal eben so, so dass sich die Jungs mächtig ins Zeug legen müssen. Gefühlt scheint die Halle jetzt voller zu sein und auch die Temperatur muss sprunghaft angestiegen sein, denn obwohl ich noch kein Bild geschossen habe, steht mir flugs der Schweiß auf der Stirn. Die Hitzewallung trifft anscheinend nicht nur mich, denn auch die ebenfalls im Graben vertretene Kollegenschar ist mit glänzendem Gesicht unterwegs. Auf der Bühne, so mein Eindruck, verrichtet Ralf wieder einmal Schwerstarbeit, denn ständig ist er unterwegs, umklammert das Mikro, als ob er Verlustängste hätte und singt mit leichter Krümmung den Monitor an, als ob dort ein Teleprompter laufen würde. Bei all diesen Aktionen spannt sich immer wieder sein Bizeps und sein gut trainierter Körper steckt die Strapazen mit einer scheinbaren Leichtigkeit weg. Der Kontrapunkt scheint dagegen Kollege Matt Sinner zu sein, der wie ein Diktator breitbeinig und felsenfest auf der Bühne steht und sein Bass bearbeitet. Gelegentlich Positionswechsel und kurze Ausflüge nach vorne oder maximal bis zur Bühnenmitte reichen ihm, ansonsten überlässt er die Bretter seinen Kollegen. Alex Beyrodt gehört ebenfalls zu den unermüdlichen Arbeitern, ständige Positionswechsel wechseln sich mit typischem Posing ab. Im Publikum hat er häufig Kontakt mit einer jungen Dame mit Dreadlocks, die er versucht zu animieren, (noch) steil(er) zu gehen. Währenddessen organisiert der Mann von der Dreadlock-Dame das nächste Bier und Miss Dreadlock erzählt mir dann so nebenbei, dass ihr Mann bei Ralf im Gesangsunterricht ist und ständig versuchen würde, wie Ralf zu singen. Irgendwann wird es ihr wohl gelingen, ihn davon zu überzeugen, dass seine Art zu singen eher nicht mit Ralfs Gesangsstil vergleichbar ist und er sich auf seine gesanglichen Qualitäten konzentrieren soll. Tja, manchmal braucht die Erkenntnis halt Zeit zum Reifen. Die Zuschauer werden währenddessen nicht nur mit fünf Songs vom neuen Album beglückt, sondern bekommen auch ein Feuerwerk an Hits aus dem Backkatalog von über 20 Jahren PRIMAL FEAR geboten. Bei Songs wie 'Hounds Of Justice', 'Under Your Spell' oder das konzertgerecht in die Länge gezogene 'The End Is Near', bei dem die Band fast den ganzen Saal zum Mitsingen bringt, kann man sich nicht entziehen und muss einfach mitgehen. Mit 'Metal Is Forever' geben alle Beteiligten auf und vor der Bühne noch einmal alles, bevor die Jungs kurz hinter die Bühnen verschwinden. Die Zuschauer lassen das aber nicht gelten und skandieren fast stehenden Fußes den Bandnamen und keine zwei Minuten später sind Scheepers, Sinner und Co. wieder da und geben im Zugabeteil mit 'Fighting The Darkness' weiter mächtig Gas. Eingebaut hat man einen Instrumentalteil und so wächst der Song zu einem epischen Longtrack aus, der am Ende wieder mit dem Refrain aufgefangen und zu Ende geführt wird. Mit 'Running In The Dust' ist dann aber wirklich das Ende gekommen und es gibt noch einmal eine Kombination von Rauchsäulen und Funken, ein untrügliches Zeichen für das Finale. Die Band verabschiedet sich mit ins Publikum geworfene Plektren und Sticks, wie es sich nach einem solch gelungenen Abend gehört. Schnell leert sich daraufhin auch die Halle, denn es geht auf Mitternacht zu und morgen steht wieder ein Arbeitstag an. Die Bar im Biergarten schließt ebenfalls und die letzten Würstchen werden an die Mitarbeiter verteilt. Auf dem Weg zum Ausgang sind die Mitglieder der Vorbands noch am Merchstand, posen für Fotos und geben Autogramme, während ein paar Unermüdliche noch ausharren, um auf PRIMAL FEAR zu warten. Ich verabschiede mich derweil mit dem guten Gefühl, dass ich mit einem klasse Billing belohnt wurde und drei Bands gesehen habe, die an diesem Abend alles gegeben haben und sich in Bestform präsentierten. Setlist Primal Fear: 01. Final Embrace 02. Chainbreaker 03. Blood, Sweat & Fear 04. Face The Emptiness 05. Hounds Of Justice 06. The Ritual 07. Under Your Spell 08. Nuclear Fire 09. Eye Of The Storm 10. King Of Madness 11. The End Is Near 12. When Death Comes Knocking 13. Metal Is Forever Encore: 14. Fighting The Darkness 15. Running In The Dust |
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