Blues Pills - Birthday

Review von Rockmaster vom 14.08.2024 (267 mal gelesen)
Blues Pills - Birthday Back to the roots! Bereits nach dem Abschied von Gitarrenwunderkind Dorian Sorriaux, der nach der ausufernden "Lady In Gold"-Tournee seinen Hut nahm, sahen sich die BLUES PILLS gezwungen, sich neu zu orientieren. Zack Andersons Rotation vom Bass an die Gitarre und Nachrücker Kristoffer Schander am Viersaiter scheinen bei den Arbeiten am dritten Album "Holy Moly!" gut harmoniert zu haben, und so hat sich die zunächst aus der Not geborene Formation gefestigt. Nach vierjähriger Studiopause stand nun auch ein Labelwechsel an, den die BLUES PILLS zum Anlass nahmen, für ihr viertes Album "Birthday" ihre (hoffentlich) beste und authentischste Musik zu schreiben, die auch ohne übergroße Produktion ihre volle Wirkung entfaltet. Tatsächlich schrammelt und wummert sich der Opener und Titeltrack 'Birthday' locker, lässig und ohne Schnickschnack aus den Boxen. Fast könnte man vergessen beziehungsweise überhören, dass der Titel eine durchaus ernste Seite hat - behandelt er doch beispielhaft einen der vielen sexistischen Übergriffe, die Sängerin Elin Larsson als Frau im Rock 'n' Roll-Leben über sich hat ergehen lassen müssen - und das auf ihrer eigenen Geburtstagsparty. Hinterm Mikro gibt sie (trotz Schwangerschaft bei den Aufnahmen) wie gewohnt alles, aber vor allem die Lyrics verraten, wie viel Wut Elin in diesem Titel rauslässt. Stilistisch geben sich die BLUES PILLS erneut vielseitig. Während 'Dont You Love It' ein astreiner Party-Rocker ist, wurde 'Bad Choices' mit einer Prise Soul und Blues garniert. An anderer Stelle gibt sich die Band emotional, oder sie grooven einfach gemütlich vor sich hin, um dann wieder schön zu rocken. Wobei man schlicht feststellen muss, dass die Band (komplettiert von André Kvarnström am Schlagzeug) bei so ziemlich jedem Tempo einen eingängigen Groove erzeugt. Fast könnte man der Täuschung erliegen, dass die "kleinere" Produktion Elins Stimme noch mehr in den Mittelpunkt der Musik rückt, aber den hatte die (auch bei ihren Bühnenshows) hochenergetische Frau schon immer inne.



Eingefleischte Fans der BLUES PILLS braucht hier sicher niemand überzeugen, sich "Birthday" anzuhören, die werden das alle schon als Vinyl-Release in Schwarz oder auch in anderen Farben im Regal stehen haben. Die Frage ist, ob es den Schweden gelingen mag, auch die abzuholen, denen der Hype um "Lady In Gold" und der raketenartige Aufstieg der Band eher auf den Zeiger gingen. Meine Meinung dazu: Die Reduktion der Mittel (Orgel und Postproduction-Effekte können Elin und die Jungs nicht ganz lassen, aber sie sind schon deutlich zurückgefahren) und die ehrliche Darbietung der Musik stehen den neuen Kompositionen gut zu Gesicht. Auch macht Zack an der Gitarre eine gute Figur. Vielleicht spielt er nicht so virtuos wie der ehemalige Bandkollege Dorian, dafür bringt er stilistisch eine anständige Portion Variabilität mit. Allerdings kann man auch nicht leugnen, dass die musikalischen Wurzeln "harter Bluesrock mit souligem Gesang" (Elin) oder "Psychedelic-Soul" (Zack) zwar alle in der Musik vertreten sind, aber in unterschiedlich großen oder kleinen Dosen. Da hätte ich mir ein wenig mehr "Back to the roots" gewünscht. Vereinzelt klingt eine Note Post Rock durch, und auf der Schlussnummer 'What Has This Life Done To You' vermisse ich auch schmerzlich den Groove, den die Band sonst lässig aus dem Ärmel schüttelt. Fast könnte man den Titel als Country-Nummer durchgehen lassen. Die Konstante ist von Anfang bis Ende Power-Sängerin Elin, die eine eingängige Melodie nach der anderen raushaut. In der Pop-affinen Länge von gut drei bis kaum über vier Minuten hat sich kein Übertitel auf das Album geschlichen, und so ist auch "Birthday" kein Meisterwerk der Rockmusik, aber ein absolut hörenswertes Album, das die Qualitäten der Band bestätigt. Wem die BLUES PILLS schon immer den Buckel runterrutschen durften, der oder die wird sich hier wahrscheinlich nicht bekehren lassen. Wer diese Position nur hat, weil er oder sie denkt, Frauen hätten im Rock 'n' Roll nichts zu suchen, oder wer (noch schlimmer) sie deswegen mit vergiftetem Lob bedenkt, der oder die darf uns allen - bitte - gepflegt den Buckel runterrutschen.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Birthday (3:54)
02. Dont You Love It (3:21)
03. Bad Choices (3:33)
04. Top Of The Sky (3:23)
05. Like A Drug (3:55)
06. Piggyback Ride (3:01)
07. Holding Me Back (3:42)
08. Somebody Better (4:05)
09. Shadows (3:56)
10. Back On That Horse Again (3:17)
11. What Has This Life Done To You (4:09)
Band Website: www.bluespills.com
Medium: CD, LP, coloure
Spieldauer: 40:15 Minuten
VÖ: 02.08.2024

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