Livebericht Overkill (mit Crowbar und Desecrator) |
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Ein Livebericht von T.Roxx aus Köln (Essigfabrik) - 09.11.2016 (32226 mal gelesen) |
Was für ein Tag - Trump ist der neue Präsident der USA, zu der einsetzenden politischen Katerstimmung und Kälte gesellt sich unangenehmer Dauerregen und arschkalt ist es auch noch. Der Dauerregen verursacht natürlich - wie immer im Rheinland - Stau. Aber da ich auf alle Eventualitäten vorbereitet bin, erreiche ich trotzdem rechtzeitig die Essigfabrik in Köln. Im Einlassbereich warten bisher eine handvoll Metaller im strömenden Regen auf Einlass. Man kommt miteinander ins Gespräch und schnell ist der Grund für den (noch) übersichtlichen Andrang ausgemacht: Anscheinend spielen VOLBEAT quasi nebenan in der Lanxess-Arena - auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass VOLBEAT ein Grund sein könnten, nicht zu OVERKILL zu gehen. Aber sei's drum. Pünktlich um 19:00 Uhr entern SHREDHEAD aus Israel als Erste die Bühne und lassen sich von den wenigen Besuchern (alles in allem mögen vielleicht gerade mal achtzig Leute anwesend sein) nicht abschrecken und schon gar nicht ihre Laune vermiesen. SHREDHEAD punkten mit ihrer symapthischen Art und ihrem sehr modernen Thrash Metal, der nicht wenige Hardcore-Einflüsse enthält. Ich gebe zu, ich habe vorher noch nie von der Band gehört und ihre Musik liegt mir nicht wirklich, aber ihre erfrischende Art, alles vor einer handvoll Leute zu geben, nötigt mir Respekt ab. Die Musiker vermitteln, dass sie den Spaß ihres Lebens haben und rocken sich durch ihren kurzen Set, wobei Sänger Aharon Ragoza zwar nicht dnr einzigen, aber doch den größten Aktivposten der Band darstellt. Mit freiem Oberkörper und Phil Anselmo-Gedächtnisposing animiert er einige Leute, aus ihrer Lethargie auszubrechen. Nachdem sich der Sänger beim Publikum mit den Worten "Danke, dass ihr da wart, ohne euch wären wir nichts" verabschiedet, erhält die Band einen gebührenden Applaus. Während der kurzen Umbaupause kommen langsam mehr Leute in die Essigfabrik. Das Logo der nächsten Band ist für mich vielversprechend: schlecht leserlich, umgedrehte Kreuze - aber hier wird doch keine Black Metal Band spielen? Nein, wird es nicht. Bei dem folgenden Act handelt es sich um DESECRATOR, einer Thrash Metal Band aus Australien, die bisher nur zwei E.P.'s und ein Live-Album in ihrer Diskographie vorweisen kann und aktuell über keinen Deal verfügt. Letzteres ist ziemlich unverständlich, da auch diese Jungs nicht nur höchstmotiviert sind, sondern mit ihrem oldschooligen Thrash viel mehr zu dem heutigen Headliner passen, als ihre Vorgänger. DESECRATOR können mit zunehmender Spielzeit auch gut bei den immer zahlreicher werdenden Konzertbesuchern punkten. Und als ich gerade so bei mir denke, dass METALLICA sich vermutlich wünschen würden, noch einmal solch frische Thrash-Riffs entspannt aus dem Ärmel zu zocken, stimmen DESECRATOR 'Am I Evil' an und haben damit die anwesenden quasi im Sack. Der abschließende Applaus ist mehr als nur ein Höflichkeitsapplaus. Diese Band hat eindeutig Potential und Plattenfirmen sollten sich sputen, diese Band zu signen. Während der jetzigen Umbaupause füllt sich Konzerthalle noch weiter und mittlerweile sieht man auch einige Shirts der nachfolgenden CROWBAR durch die Halle flitzen. Allerdings ist auch für den Laien unschwer erkennbar, dass die meisten der anwesenden Fans für den Headliner gekommen sind. Aber jetzt ist erst einmal nach einer längeren Umbaupause inkl. Soundcheck Zeit für mächtige Männern und mächtige Riffs. CROWBAR entern etwas behäbig die Bühne und eröffnen ihren druckvollen Set. Überraschenderweise wird vom neuen Album "The Serpent Only Lies" nur 'Plasmic And Pure' zum Besten gegeben - obwohl die CROWBAR-Tour im Zeichen des neuen Albums steht. Ansonsten arbeiten CROWBAR sich offensichtlich durch Highlights ihrer bisherigen Diskographie. Die Sludge-Metaller aus New Orleans sind musikalisch ein absoluter Exot und man mag sich fragen, ob sie in dem Billing - mit mehr Spielzeit als die bisherigen Acts ausgestattet - richtig aufgehoben sind. Ihre Stärke ist eindeutig die Langsamkeit und darauf muss man schon stehen. Aber bei einer Menge der Anwesenden haben CROWBAR mehr als nur einen Stein im Brett - und so werden sie und ihre Setlist begeistert abgefeiert. Auch CROWBAR sind - wie die vorangegangenen Bands - hochmotiviert und geben alles, wenngleich auch ihr Stageacting - passend zur Musik - eher bedächtig ist. Man rennt oder springt nicht über die Bühne im Hause CROWBAR, man schreitet. Dem charismatischen Frontmann Kirk Windstein und seinen Mannen steht der Spaß und die Coolness ins Gesicht geschrieben. Nach einem aus meiner Sicht musikalisch eher entspannenden, aber soliden Gig ernten CROWBAR den bisher größten Applaus des Abends. Apropos Kirk Windstein: Kurz nach dem Gig sieht man ihn, wie er am Merch-Stand beim Verkauf der CROWBAR-Artikel mithilft. Sehr sympathisch und sicher nicht alltäglich in der Musikwelt. Setlist CROWBAR: 1. All I Had (I Gave) 2. High Rate Extiction 3. To Build A Mountain 4. The Cemetary Angels 5. Walk With Knowledge Wisely 6. Conquering 7. Plasmic And Pure (neu) 8. Planets Collide 9. Like Broken Glass Nach einer erneuten Umbaubause zeigen OVERKILL direkt von der ersten Note an ('Armorist'), wer hier Herr im Ring ist. Energiegeladen kommt Bobby 'Blitz' Ellsworth auf die Bühne gestürmt und zieht das Publikum in seinen Bann. Schon ab der ersten Minute ist meine Frage, ob OVERKILL auch mal einen schlechten Tag haben, beantwortet: anscheinend nicht. Relativ früh werden absolute Gassenhauer, wie 'Rotten To The Core', 'Hello From The Gutter' und 'In Union We Stand' rausgeballtert - Granaten, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Nach dem neuen 'Our Finest Hour', zu dem man passenderweise am Merch-Stand signierte 7inches feilbietet, stellt Bobby den Drummer Ron Lipnicki als künftigen Präsidenten der USA vor, bevor es passenderweise mit 'Hammerhead' weitergeht. Nach der Vorstellung von Basser D.D.Verni hauen OERKILL mit 'Feel The Fire' wieder einen alten Leckerbissen raus und selbst noch mal richtig rein, bevor es nach 'Coma', 'Infectious' und 'Emerald' in die Pause geht - gut, ob man bei soviel Klassikern im Gepäck unbedingt ein THIN LIZZY-Cover raushauen muss, weiß ich zwar nicht, aber bis hierhin liefern der sehr sympathische Bobby und seine Mannen einen energiegeladenen Gig ab - eben so, wie ich OVERKILL schon das erste Mal vor ca. 20 Jahren gesehen habe. Gut, Bobby nutzt fast jedes Gitarrensolo, um mal kurz hinter die Verstärkerwände zu verschwinden und (vermutlich) Luft zu schnappen, aber auch er ist ja nun nicht mehr der Jüngste. Was die Show angeht, haben OVERKILL jeden ihrer Support Acts klar in die Tasche gesteckt - egal ob Licht, Sound, Action auf der Bühne: alles passt hier einfach. Nach einer kurzen Pause setzen die sympathischen Thrash-Urgesteine noch mal im Zugabenteil nach: 'Ironbound', 'Elimination' und 'Fuck You' beenden einen furiosen Set der Thrasher, der unter den Anwesenden (einschließlich mir) zufriedene Gesichter zurücklässt. Setlist OVERKILL: 01. Armorist 02. Rotten To The Core 03. Electric Rattlesnake 04. Hello From The Gutter 05. In Union We Stand 06. Our Finest Hour 07. Hammerhead 08. Feel The Fire 09. Coma 10. Infectious 11. Emerald 12. Ironbound 13. Elimination 14. Fuck You |
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