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Monsters Of Rock 2016Hier geht's zur Bildergalerie! |
Take off: 17.06.2016 - Review (18306 mal gelesen) |
Einige ganz große Namen prallen am 17. Juni 2016 zusammen: die Location der Loreley, die zu Recht als vermutlich das schönste Open Air Gelände Deutschlands gilt, bietet die Kulisse für die aktuell wieder zusammengestellten RITCHIE BLACKMORE'S RAINBOW; und damit nicht genug, so firmiert diese Veranstaltung doch etwas später nach den ersten Ankündigungen unter dem Banner "Monsters Of Rock". Dieses Qualitätsfestival hatte seine Zeit in den Achtziger Jahren und hat an einem Festivaltag (ja, so war das damals - jede Minute für die Musik statt Grillen und Saufen!) Größen wie den SCORPIONS, SAXON, MOTÖRHEAD, OZZY OSBOURNE, WARLOCK, METALLICA und vielen mehr eine große Bühne geboten. Dieses Markenzeichen ist für ein Revival der Legende RAINBOW natürlich der passende Rahmen. Geschluckt hatte der dürstende Fan hingegen wegen des doch enorm angestiegenen Eintrittspreises sowie der arg reduzierten Bandanzahl. Mit THIN LIZZY steht zwar eine nicht minder verdiente Band auf den Brettern und passt auch zur hardrockigen Ausrichtung, MANFRED MANN'S EARTHBAND hingegen hatte mit Hard'n'Heavy noch nie viel zu tun und sticht gleich vielen Leuten eher logistisch ins Auge: da hat man wenigstens Zeit, was zu essen und ein Bier zu holen, während man die Musik ohnehin auf dem ganzen Gelände perfekt mitbekommt. Aber man muss konstatieren, dass ohne RAINBOW ein solch kleines Lineup nicht gezogen hätte, denn jeder Besucher hat sich ganz klar auf den Headliner eingeschossen und betrachtet den Rest eher als Beiwerk zum Aufwärmen. Ach ja, und dann ist da noch Hans Werner Olm. Warum? Dazu später mehr.
Nach katastrophalen Regenfällen über mehrere Wochen, einem abgebrochenen Rock-Am-Ring-Festival und unzähligen Überflutungsschäden auch in der Rheinregion ist man froh, dass sich der Nieselregen gerade legt, als man sein Auto auf der völlig verschlammten Wiese verlässt. Wir waren sehr neugierig und hatten keine Ahnung, wie stark RAINBOW die Generationen zu diesem Preis vor die Bühne ziehen würden. Doch auf dem Weg zum Einlass wurde klar: es würde voll werden - RICHTIG voll! Später auf dem Gelände schätzen wir mindestens 12000 Personen, was die Loreley an ihre Kapazitätsgrenzen bringt. Das Einlassfeld sieht aus wie eine Mischung aus Schlammcatchen und Ochsentrampelpfad, auf dem sich in vielen endlosen Reihen graue Haare, bebrillte Sozialpädagoginnen kurz vor der Altersteilzeit, ewige Biker, hippieske Patchworkjackenträger, aber auch viele jüngere Menschen mit extra angefertigten RAINBOW-Shirts (das "Rising"-Motiv war in der groben Schätzung verdientermaßen ganz vorne dabei) langsam nach vorne schieben. Auch die ersten organisatorischen Absurditäten werden deutlich: für das immerhin 5,- Euro teurere Hardticket wurde ein privilegierter Einlass versprochen, wobei aber der offenbar hohe Absatz der Hardtickets an der privilegierten Einlassschlange für die längste Wartezeit sorgt. Lustigerweise stellen sich die Leute tatsächlich dort auch noch an, anstatt die relativ relaxten und zahlreichen Einlässe für die Computertickets mitzunutzen.
Drin auf dem Gelände vernehmen wir plötzlich 'Ace Of Spades', lediglich auf einer Schrammel-E-Gitarre gespielt und mit Gesang versehen. Ich weiß nicht, ob das Summerbreeze oder das Wacken zuerst auf die komische Idee kam, auch mal einen Comedian auf die Bühne zu lassen, aber beim altehrwürdigen Monsters Of Rock wirkt Hans Werner Olm wie ein Fremdkörper. Wobei sein geschrammeltes 'Aces Of Spades' noch der Höhepunkt seiner Unterhaltung ist, denn irgendwie stehen bereits ca. 6000 Leute regungslos da und warten einfach auf die erste Band. Nach einer kurzen Verlosung anhand der Ticketnummern setzt dann auch schon wieder ein Schauer ein, während die Bühne für THIN LIZZY vorbereitet wird.
THIN LIZZY
Bei undankbarem Tageslicht muss die Hardrock-Legende von der grünen Insel auf die Bühne und dem Publikum endlich die Stimmung reinpfeifen, die ein Hans Werner Olm nicht aufbauen konnte. Und die Jungs machen alles goldrichtig. Die Band um Ur-Mitglied Scott Gorham baut sich mit der beeindruckenden Triple-Gitarrenfront auf der Bühne auf, während Keyboarder Darren Warthon hinter der Backline Platz nehmen muss. Mit 'Jailbreak' geht es lässig und groovig los und mir fallen vor allem zwei Dinge auf: Scott hat sich inmitten seiner verjüngten Band verdammt gut gehalten und fällt absolut nicht als Senior auf. Sein Gitarrenspiel ist souverän und überhaupt sitzen die Riffs und Soli von Scott genauso wie von Damon wie eine Eins. Diese Mischung aus Technik und verdammt viel Gefühl und geilem Sound zaubert uns sofort ein Grinsen ins Gesicht. Zum anderen ist da Frontmann Ricky Warwick, den wir lediglich zu früheren THE ALMIGHTY-Zeiten Anfang der Neunziger mal erleben konnten. Es ist wirklich erstaunlich, wie er die einzigartigen Vibes eines Phil Lynott so hinbekommt, dass man sich immer noch sofort an ihn erinnert. Es gibt vermutlich nur wenige Sänger, die man als Austausch für diese doch recht individuelle Stimme hätte nehmen können. Auch als Rampensau macht sich Ricky gut mit seiner Mischung aus Punkabilly-Stil und traditionellem Hardrocker. Schon beim flotten 'Are You Ready' bringt er die Loreley zum kollektiven Wackeln und so manch dünnes Haar wippt anerkennend mit, während Ricky über den nassen Laufsteg bis an die regenjackenbunten Publikumsreihen heranpost.
Es ist schade, dass das "Thunder And Lightning"-Album bei THIN LIZZY auch 2016 keine große Rolle spielt, denn der Gig hätte ruhig noch paar pfundsstarke Songs davon verdient. Aber die vielseitige Songauswahl mit ihren Klassikern entschädigt dennoch, da sich zwischen den ruhigeren Inseln wie 'Dancing In The Moonlight' immer wieder energisch dargebotene Kracher befinden. Der erste Höhepunkt ist zweifellos das Doppelpack aus dem mitreißenden 'Massacre', welches durch die Triple-Guitars tatsächlich bei den mehrstimmigen Leads aufgewertet wird, und dem epischen Song über Nostradamus: 'Angel Of Death'. Zwischen den Songs stellt Ricky dann nach und nach die Bandmember vor, wobei er dem aushelfenden JUDAS PRIEST-Drummer Scott Travis eine 'Bad Reputation' unterstellt, was natürlich auch sofort den gleichnamigen Song einleitet. Überhaupt fällt Scott in dieser Besetzung durch seinen harten Anschlag auf, der den Songs von THIN LIZZY einen ungewohnt metallischen Anstrich verleiht. Lediglich die zweite Aushilfe, Tom Hamilton (AEROSMITH) am Bass, hält sich wie der Keyboarder vornehm zurück und überlässt dem Trio-Infernale an den Sechsaitern die Bühne.
Bei 'Rosalie' gibt es dann noch ausgedehnte Singalongs mit dem Publikum. Klar geht dabei Spielzeit drauf, aber in der Tradition der alten Monster-Auftritte ist das einfach passend und man darf es gerne zelebrieren, zumal die Spieldauer mit 80 Minuten bei vielen anderen Bands schon zum Headlinergig gereicht, hier aber immer noch der Opener (!) auf der Bühne steht. Vor dem gut gelaunten 'Cowboy Song' und dem unvermeidlichen 'The Boys Are Back In Town' fordert Ricky dann noch das Publikum auf, kräftig für die bereits verstorbenen Ex-Bandmember Gary Moore und Phil Lynott zu schreien, bevor dann der Gig mit 'Black Rose' und 'Whisky In The Jar' folkig zuende geht.
Der Opener-Slot ist für THIN LIZZY viel zu schade, wir hätten zum Aufwärmen lieber die deutlich ruhigere MANFRED MANN'S EARTHBAND gesehen. Aber die Spielfreude und der recht gelungene Livemix der Band macht aus diesem Gig schon ein erstes kleines Highlight des Tages.
Weniger Highlight ist nochmal der Herr Olm, der diesmal als Luise Koschinsky auf die Bühne klettert und irgendwie verloren wirkt. Auf die Gags kommt keinerlei Reaktion, den Roadies steht er im Weg, und als er zum Schluss zu KNORKATORs 'Böse' zu einer Mini-Playbackshow ansetzt - was wiederum niemanden interessiert - zieht er die einzig richtige Konsequenz und verlässt mitten im Song die Bühne. Aber selbst das nehmen die Leute gar nicht bis gleichgültig zur Kenntnis ...
MANFRED MANN'S EARTHBAND
Nachdem die Zuschauer des Monsters Of Rock schon mal ordentlich durch THIN LIZZY angeheizt sind, entert nach kurzer Umbaupause MANFRED MANN'S EARTH BAND in der aktuellen Besetzung Manfred Mann (Keyboard), Mick Rogers (Gitarre, Vocals), Steve Kinch (Bass), Jimmy Copley (Drums) und Robert Hart (Vocals), die Bühne im Amphitheater. Wir selbst waren ja wie gesagt etwas skeptisch, ob MANFRED MANN'S EARTH BAND so wirklich ins Lineup passt, aber der Fünfer, der schon seit etlichen Jahrzehnten musikalisch unterwegs ist, agiert von Anfang an ziemlich frisch - und rockiger als erwartet. Und so eröffnet man den Gig mit 'Captain Bobby Stout' recht groovy und motiviert. Fronter Robert zeigt sich von Beginn an erstaunlich gut bei Stimme und auch Manfred Mann selbst kommt mit seinem tragbaren Keyboard, das oft wie eine Gitarre klingt, gleich nach vorn und spielt ein Solo. Den Drive vom ersten Song kann die Band im folgenden 'Martha's Madman' leider nicht halten und flacht stimmungsmäßig ein wenig ab. Auch das ruhige 'Father Of Day, Father Of Night' bremst nochmal ein bisschen mehr. Als aber die ersten Takte von 'Blinded By The Light' erklingen, erwacht das Publikum endlich wieder zum Leben und geht ob der doch sehr bekannten Melodie mit. Spätestens bei 'Davy's On The Road Again' steht das Stimmungsbarometer dann vollends auf "Hoch", denn viele Leute vor der Bühne singen textsicher mit. Am Schluss des Lieds gibt es zudem den bisher größten Applaus. Als hätten die Herren Blut geleckt, legen sie gleich im Anschluss 'Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)' nach und können dadurch immer mehr Zuschauer zum Mitsingen und Klatschen animieren. Kurz vor Schluss wirft die Band sogar noch ein künstlerisches Medley aus verschiedenen Stücken (u. a. 'Sex Machine von JAMES BROWN) ein, um dann mit den letzten Tönen von 'Quinn' zum Finale zu kommen. Somit endet ein für die meisten Anwesenden erstaunlich unterhaltsamer Auftritt unter verdientem Applaus.
Setlist:
Captain Bobby Stout
Martha's Madman
Father Of Day, Father Of Night
For You
Blinded By The Light
Davy's On The Road Again
Quinn The Eskimo (The Mighty Quinn)
Die längere Umbaupause zu RAINBOW wird genutzt, um von der Orga noch eine Ansage zu machen. Durch den Regen (der pünktlich auch wieder in der Umbaupause einsetzt) sei das Einlassfeld mittlerweile so abgesoffen, dass man dort niemanden mehr durchgehen lassen kann. Stattdessen werden befestigte Ausgänge auf verschiedenen Seiten des Geländes angekündigt. Wir hätten uns zu dieser Erklärung noch nette Flugbegleiterinnen gewünscht, die mit der bekannten Armbewegung auf jeden dieser Ausgänge gezeigt hätten, wie es im Flieger für die Begriffsstutzigen von links/rechts/hinten/vorne übliche Kult-Animation ist. Apropos verschlammt: die Leute, die noch RAINBOW von früher kennen, kennen sicher auch noch die Show "Spiel ohne Grenzen". An diese erinnert an diesem Tag auch mittlerweile die Challenge, sich eine Wurst zu besorgen. Denn die meisten Essensstände befinden sich ganz oben auf dem Gelände auf dem steilen Wiesenstück. Dieses - natürlich mittlerweile ebenso eher eine verschlammte Trabrennbahn nach einem 24-Stunden-Rennen - ist nur für die Harten und dementsprechend die Wartezeiten ganz oben angenehm kurz. Nur steht man anschließend vor der Frage, ob man sein Grillgut beim Runtergehen riskiert, oder lieber direkt in festem Stand verzehrt. Spätestens mit einem Bier UND einem Essen in der anderen Hand kommt es zu sehenswerten Szenen, wie Angetrunkene haltlos und um alle drei Achsen drehend zehn Meter hilflos den Hang runterrutschen. Wenn dann das Bier noch in der Hand ist, ist der Träger reif für die Vollkörperdusche. Oder man kommt sauber an, hat aber das Bier verschlabbert. Man muss sich entscheiden ...
RAINBOW
RAINBOW ... bzw. Mr. Blackmore und seine Vertragsmusiker ... lassen sich Zeit. Die Nervosität steigt vor der schlicht eingerichteten Bühne. 15 Minuten nach geplantem Beginn bejubelt das Publikum im mittlerweile verdammt eng gedrängten Amphitheater jede Regung auf der Bühne. Playback geht aus? Jubel bricht los! Fotografen werden in den Graben gelassen? Jubel geht los! Ein Mensch geht am Bühnenrand vorbei ... ihr wisst schon. Man schaut in der ersten Reihe in Gesichter, die den ganzen Tag ihren Platz nicht aufgegeben haben und nur auf diesen Moment warten. Ältere Semester fühlen sich in die Kindheit zurückversetzt, als sie mit aufgerissenen Augen an Weihnachten auf das Christkind warten mussten. Immer wieder gibt es laute "Riiiiiitchieeeeee!!!"-Rufe aus der Menge, die sich sofort hochschaukeln. Prominent auf dem Gitarrenstack thront ein altes Tonbandgerät, mit dessen Mikrofoneingang Ritchie Blackmore schon 1972 seine Gitarre ausreichend verzerrte, als es die Verstärker allein noch nicht hergaben. Das ist schon Understatement und in dem Moment wird dem Autor dieser Zeilen bewusst, dass sich endlich der Kreis zu seiner frühen Jugend schließt, in der er das "Made In Japan"-Album rauf und runterhörte.
Doch dann geht es endlich los. Wie schon 1977 wird der Gig durch die berühmte Melodie von Judy Garlands 'Over The Rainbow' aus dem Zauberer Von Oz eingeleitet, welches sich über zwei Minuten schleppt und die Band langsam auf die Bühne kommt. Und dann - am Schluss - kommt Mr. Blackmore himself. Trotz des Jubels verzieht er wie gewohnt keine Miene, deutet am Bühnenrand kurzes halbherziges Seniorenschattenboxen Richtung Publikum an, um es weiter anzuheizen, bevor er sich dezent neben die Drums zurückzieht und die Strat durchcheckt. Diese ist nicht mehr ganz so retro wie sein Tonband-Signalweg und bietet immerhin schon Doppelspulen auf den äußeren Pickups, wie es heute eigentlich verbreitet ist. Mit 'Highway Star' geht's dann auch direkt in einen der geilsten DEEP PURPLE-Songs. Schon in diesem Moment wird klar: die Prägung von 40 Jahren ebendieser alten Aufnahmen muss man hier einfach mal aufgeben. Es ist auch für Ritchie ein Großteil seines Lebens verstrichen, seit er diesen Song lärmesgleich in die Welt gelassen hatte. Sein Anschlag ist deutlich beherrschter und verspielter. Ein bisschen enttäuscht ist man schon, nachdem man sich wochenlang im Vorfeld ausgemalt hat, wie diese Songs wohl heute klingen würden. Auch wird deutlich, dass ihm die schnellen Läufe nicht mehr ganz so souverän von der Hand gehen. Aber verdammt, er ist 71 Jahre alt - wer weiß, was wir in diesem Alter auf den sechs Seiten noch rumrocken können? Eine solide Figur hingegen macht der junge Sänger Ronald Romero, aber zu dem später noch mehr.
Mit 'Spotlight Kid' geht es flott weiter. Der Song aus der Turner-Ära war leider ähnlich wie 'Highway Star' etwas früh verheizt worden, denn obwohl Ritchie ein paar schöne Improvisationen einbaute, war der flotte Rocker etwas langsamer als die Studioversion und die Backgroundsängerinnen (u. a. seine Frau Candice) gaben dem Titel noch etwas mehr Feeling. Nach 'Mistreated' kommt die Band mit dem fröhlichen 'Since You Been Gone' endlich in die Dio-Zeit. Und noch etwas wird klar: dieser Sänger, Ronnie Romero, teilt nicht nur den Vornamen mit dem leider verstorbenen Stimmwunder; nein, er kann auch die Songs verdammt geil singen. Der eigentliche Sänger von LORDS OF BLACK nimmt die Bühne in Beschlag und zeigt selbst in den Winkeln vor den Backdrops Präsenz und hält den Kontakt zum Publikum, als hätte er die letzten 30 Jahre nichts anderes gemacht. So richtig warm geworden ist es eine zunehmende Freude, ihm zuzuhören. Er singt Gillan gut, er singt Coverdale gut, aber bei Dio wird er großartig. 'Man On The Silver Mountain' bringt die Band einfach nur geil und auch Blackmore hat sich nun ausreichend warmgespielt und geht auf dem Griffbrett mehr aus sich heraus, während es bei 'Catch The Rainbow' erstmals Gänsehaut gibt, als Ronnie die ruhige Strophe tonsicher anstimmt und tausende Kehlen den Chor mitsummen. Definitiv der erste richtig große Höhepunkt an diesem Abend, und die einbrechende Dunkelheit verleiht der Szene die richtige Stimmung. Über acht Minuten steigert sich das epische Werk und die Lightshow fährt zum ersten mal vollen Einsatz auf. Viele Strahler spielen mit der Bühne, während der hohe Bogen immer wieder in unterschiedlichen Farben aufleuchtet und so den Regenbogen nachbildet. Spätestens beim Finale mit "Make it shine for you and I!" am Ende des Songs ist für alle im Publikum klar: einen würdigeren Sänger wie diesen hätte man für RAINBOW kaum finden können!
Nach dem instrumentalen Zitat von 'Freude Schöner Götterfunken' ('Difficult To Cure') und einem Ausflug in die Mark-II-Reunion ('Perfect Strangers') setzt die Band zu einem Paukenschlag nach dem nächsten an. Los geht es mit 'Child In Time'. Traut er sich das wirklich? In alle Höhen? Verdammt, ja, er traut sich. Wieder Gänsehaut. Wieder Chöre aus tausenden Kehlen. Romero muss zwar mehr pressen als Gillan damals, aber er schlägt sich mit Bravour. Am Ende des Songs geht auch Ritchie endlich mal voll aus sich raus. Beim Duell zwischen Keyboard und Gitarre weist er den Musikern die Parts mit dem Finger zu und STRATOVARIUS-Keyboarder Jens Johansson lässt die Hammond-Sounds glühen, während Ritchie ganz in seinem Element weilt und konzentriert eine Improvisation nach der anderen raushaut (u.a. auch Zitate von 'Strange Kind Of Woman'). Ein Drumsolo - auch hier herrscht noch die ganz alte Schule - lockert das Set weiter auf. Beeindruckend, was der Drummer aus diesem minimalen Kit rausgeholt hat, während die restliche Band die Zeit für eine Pause nutzt und die Bühne auch mal verlässt. Nach der Dio-Hymne 'Long Live Rock'n'Roll' gibt es dann nach 'Catch The Rainbow' und 'Child In Time' das ultimativen Highlight: Ronnie Romero kündigt einen seiner Lieblingssongs an, nämlich "Next one is called .... 'STARGAAAZEEEER'!!!". In der ganzen Historie der Live-Alben RAINBOWs kam dieser Titel aufgrund seiner Länge immer zu kurz und man konnte all die Wochen vor diesem Konzert nur raten: werden sie ihn spielen? Sie spielen ihn - und wie! Über zehn Minuten walzt dieses Meisterwerk mit den theatralischen Vocals über die altehrwürdige Konzertlocation mit der perfekten Kulisse. Die Steigerungen am Ende wurden minutenlang ausgekostet, während sich Ronnie um Kopf und Kragen singt. Glänzende Augen überall und das Bewusstsein, dass man gerade Zeuge eines dieser ganz magischen Konzertmomente war.
Kann man so etwas toppen? Schwer möglich, denn 'Stargazer' repräsentiert die Besetzung so gut wie kein anderer Song an diesem Abend. Mit DEEP PURPLE geht es dann auch noch zuende. 'Black Night' kommt ebenfalls sehr gut rockend rüber und schiebt die Härteskala nochmal ein gutes Stück nach oben. Nicht nur das Motto dieses Songs passt wie die Faust aufs Auge, während man über die Baumwipfel des Felsplateaus in die Finsternis des Rheintals schaut. Auch bei der finalen Zugabe 'Smoke On The Water' will es die Band nochmal wissen und das Szenario bestmöglich einbeziehen. Nach kurzer Pause kommt die Band entspannt im Licht des Erfolges zurück auf die Bühne und der vermutlich weltbekannteste und unsterbliche Song wird - wie so oft an diesem Abend - erst ganz verspielt angespielt. Dann dreht Ritchie den Volumeregler auf und der Felsen bebt unter der Mutter aller Riffs. Ein minutenlanges Feuerwerk hinter der Bühne sorgt für die passende Kulisse. "Smoke on the water, fire on the sky" wird nicht nur laut aus 12000 Kehlen mitgesungen, sondern hüllt auch den Himmel ein. Wie bemerkte jemand aus dem Publikum so erhellend: "Jetzt weiß ich auch, wie der Eintrittspreis zustande kommt!". Stellenweise war der Lärm der Raketen lauter als die Band und so wurde dieser eigentlich extrem simple Gassenhauer nochmal zu einem Show-Highlight.
Alles geht leider einmal zuende, aber das Gefühl, Ritchie Blackmore nochmal mit einigen seiner besten Songs auf der Bühne erlebt zu haben, ist am Ende schwer zu beschreiben. Da es unser erster Gig mit Blackmore war, hatte es nach all diesen Jahrzehnten etwas von "Nach-Hause-Kommen", aber gleichzeitig kam danach auch so ein Gefühl von Abschied auf, da Ritchie nach diesen zwei Konzerten vermutlich nie wieder mit Hard'n'Heavy-Songs auf einer Bühne stehen wird. Bedeutenderweise fanden diese Konzerte im Schatten einer Zeit statt, in der viele Musikerkollegen aus Ritchies Generation diese Welt verlassen haben. Viele Fans haben sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und wir sahen viele Länderfahnen (sogar eine iranische Flagge in der ersten Reihe mit einem Schild "Iran loves you, Ritchie!"). Man vernahm überall ein Gemisch aus Deutsch und anderen europäischen Sprachen bis hin zu Russisch, aber selbst aus Übersee waren Fans angeblich angereist. Man hätte das Festival besser weiter als "Ritchie Blackmore's Rainbow" ankündigen sollen, denn genau das war der Grund, warum die Leute da waren. Dem Monsters Of Rock-Konzept wurde es allerdings nicht ganz gerecht, denn das echte Monster waren RAINBOW, auch wenn THIN LIZZY wirklich cool und energisch gerockt haben. Die EARTHBAND oder gar der Comedian hatten mit Monsters Of Rock allerdings nicht viel am Hut, denn da boten die Achtziger tatsächlich deutlich mehr und härtere Bands am Tag - insofern wurde die Chance auf ein Revival-Feeling leider verheizt. Aber wer nicht da war, hat einige denkwürdige Momente verpasst und eine wahrlich unglaubliche Version von 'Stargazer'. Von daher gesehen macht die Legende den hohen Preis und das spärliche Lineup allemal wett. Man wird sich noch lange daran erinnern und Dio hat bestimmt vom Hardrock Heaven zugehört und anerkennend den Daumen nach oben gehoben. Long live Rock'n'Roll! |
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RAINBOW * THIN LIZZY * MANFRED MANN'S EARTHBAND |
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