Livebericht Wednesday 13 (mit Diablo Blvd ) |
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Ein Livebericht von Stormrider aus Wiesbaden (Schlachthof) - 14.11.2017 (24412 mal gelesen) |
Der Winter kommt mit großen Schritten. Die Tage sind kurz und die Nächte lang. Halloween ist gerade vorbei. Kurz gesagt, es ist der perfekte Zeitpunkt für ein kleines bisschen Horrorshow. Und da Joseph Poole, alias WEDNESDAY 13 mit seiner Vampirbande gerade durch Europa tourt, schaut Bleeding4Metal.de natürlich vorbei und berichtet live vom letzten Gig der aktuellen Gastspielreise aus dem Wiesbadener Kesselhaus, das heute zur Vampirgruft umfunktioniert werden soll. Vorab erstmal ein kleines Lob an das Kesselhaus, denn alkoholfreies Bier wird günstiger ausgeschenkt, als normales. Das erleichtert dem einen oder anderen Autofahrer bestimmt den Schritt zur Vernunft. Aber wir sind ja nicht hier um die Getränkepreise zu sezieren Betritt man 'ne Viertelstunde vor angegebenem Showbeginn das Kesselhaus, ist noch nicht allzu viel los. Der Merchstand wirkt für die angenehm kleine Location etwas überdimensioniert und weist wohl schon darauf hin, dass die Show nicht ausverkauft sein wird. Pünktlich um 20:00 Uhr stehen dann die Belgier DIABLO BLVD auf der Bühne, und der Saal hat sich in den paar Minuten nun doch noch angenehm gefüllt. Das Package WEDNESDAY 13 und DIABLO BLVD wirkt auf den ersten Blick etwas seltsam und dürfte wohl der Tatsache geschuldet sein, dass beide bei Nuclear Blast unter Vertrag stehen. Aber es ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass beide Bands für sich gesehen sehr coole Mucke machen. Wer also nicht zu sehr in seinem Genre festhängt, bekommt hier ein schickes Paket auf die Lauscher. Dennoch sind die Rollen Support und Hauptact ganz klar aufgeteilt, denn DIABLO BLVD bleibt auf der Bühne nicht allzu viel Platz. Ihr Schlagzeug steht fast am vorderen Bühnenrand, sodass für Bewegung nur bedingt Platz ist. Einzig Fronter Alex Agnew kann sich ab und an mal vor die Drums schieben. Der Auftakt mit 'Beyond The Veil' und 'Rise Like Lions' lässt das etwas ungewohnt wirkende Bühnensetup dann aber recht schnell vergessen. Denn DIABLO BLVD sind bereits seit einigen Monaten auf Tour und damit bestens eingespielt. Sehr druckvoll und mit viel Groove drücken sie ihre Songs ins Auditorium. Etwas mehr Bewegung der Instrumentalfraktion, auch wenn wenig Platz ist, würde der Show nicht schaden, aber Alex macht da einiges mit seinen Ansagen wieder wett. Diese kommen wahlweise in sehr gutem Deutsch oder in Englisch. Die deutschen Varianten haben einen gewissen Charme, da er das Publikum siezt. Und er greift einen Punkt auf, der mir in der letzten Zeit auf Konzerten leider häufiger aufgefallen ist. Die Fans werden immer mehr zum reinen Konsumenten, anstatt Teil der Show zu sein. Auf die Frage: "Are you ready for WEDNESDAY 13?" sollte eigentlich ein Sturm losbrechen. Was kommt ist mehr so ein genuscheltes "Joa, irgendwie schon ...", sodass er zu Recht feststellt "You do not sound ready!!". Aber selbst davon lässt sich das Publikum leider nicht aus der Reserve locken. Dabei fällt es schwer bei Groovemonstern mit Punch, wie 'Follow The Deadlights' (!!) oder das als Dancing Song angekündigte 'Sing From The Gallows', die Füße bzw. den Nacken stillzuhalten. An DIABLO BLVD liegt es nicht, denn in den 40 Minuten gibt es keinen Ausfall, drei Songs kommen vom aktuellen Album "Zero Hour", und mit weiteren drei Alben in der Hinterhand hat man genügend Songs in petto, um keinen Füller zu präsentieren. Als nach 'The Future Will Do What It's Told' die Lichter angehen, bekommt das Quintett aus Antwerpen leider etwas zu wenig Applaus. Setlist DIABLO BLVD 01. Beyond The Veil 02. Rise Like Lions 03. Animal 04. Life Amounts 05. Saint Of Killers 06. Sing From The Gallows 07. Follow The Deadlights 08. The Future Will Do What It's Told Die folgende Umbaupause dauert dann mit über 40 Minuten etwas sehr lang. Allerdings wird hier auch mehr als nur das Schlagzeug weggeräumt und noch ein kurzer Soundcheck gemacht. Es werden Podeste gestellt und zusätzliche Lichteffekte platziert. Und man muss sagen, das Warten lohnt sich. Denn als WEDNESDAY 13 um 21:20 Uhr die Bühne betreten, beginnt ein Konzert, was in so einem kleinen Rahmen kaum hätte effektvoller gestaltet werden können. Natürlich sind alle Musiker wieder als Vampire oder sonstige Wesen aus der Gruft gedresst und geschminkt. und schon das auf das Intro folgende 'What The Night Brings' erschüttert das Kesselhaus und taucht die Bühne in gleißendes orangefarbenes Licht sowie jede Menge Nebel. Vom Genre Horrorpunk ist aktuell mehr der Horror übriggeblieben und man bewegt sich in den Songs mehr in Richtung Metal, was mir persönlich sehr gut gefällt und auch besser zum Image und der optischen Präsentation passt. Wednesday 13 himself ist natürlich von der ersten bis zur letzten Sekunde der absolute Mittelpunkt der Show, während seine Sidekicks ihn routiniert supporten und der Show ihres Fronters ein passendes musikalisches als auch optisches Feld bereiten, auf dem er thronen kann. Der Sound ist amtlich, und so kann man an diesem Abend in der Tat theatralisches US-Entertainment at its best genießen. Die komplette Show hat eine gewisse unnahbare Kühle, und diese Aura wird dabei nicht nur vom Fronter transportiert, sondern von allen Musikern. Bassist Troy jedenfalls scheint seine Mimik dermaßen in Stein gemeißelt zu haben, dass man sich fragt, ob er jemals in seinem Leben gelacht hat. Wirkt unheimlich, ist aber auch unheimlich effektvoll, sodass man ihm lieber nicht nachts begegnen möchte. Womöglich kann nur ein Sonnenstrahl diese Seele noch retten. Man verzichtet zu Gunsten der Horrorstimmung auf jegliche Ansagen zwischen den Songs und leitet stattdessen lieber mit atmosphärischen Intros und Sequenzen über. Und wie es sich für eine komplett überzogene Theatralik gehört, gibt es jede Menge die Songs unterstützenden Gimmicks. Vom Maschinengewehr bei 'Rambo', über die auf dem Hinterkopf getragene Maske bei 'Death Mask', was übrigens wirklich sehr gruselig ist, wenn man jemanden singen hört und dazu ein Gesicht sieht, welches nicht singt, hin zur geschwungenen Bibel bei 'Condolences' und der Teufelsmaske bei 'Serpent Society' ist alles vertreten, was man von WEDNESDAY 13 kennt. Nicht zu vergessen die wechselnden Outfits des Sängers. Gefühlt zieht sich nur CHER während eines Gigs häufiger um. Insgesamt muss man leider sagen, dass das Publikum auch beim Headliner vergleichsweise verhalten reagiert, klar gibt es zwischendurch mal einen Moshpit, z. B. bei 'Rambo', aber alles in allem gilt das Gleiche wie schon zuvor bei DIABLO BLVD. Die Show hätte bessere Zuschauerreaktionen verdient. Ich fühle mich heute jedenfalls grandios unterhalten, um ehrlich zu sein, sogar viel besser als ich es im Vorfeld erwartet hatte. Nach 50 Minuten ist dann allerdings auch zunächst schon wieder Schluss mit Gruseln. Die Zugabe gibt Mr. 13 dann in schickem Lederschürzenmetzgeroutfit zum Besten. Und in der Tat, es gibt während des Zugabeblocks Ansagen und Kommunikation mit den unwürdigen Nicht-Vampiren. 'Zombie' wird ordentlich abgefeiert und zu 'I Love To Say Fuck' wird es dann durchaus albern, da W13 einen Regenschirm mit dem obligatorischen Mittelfinger präsentiert. Diesen schwenkt er immer dann in Richtung Publikum, wenn es das böse F-Wort singen soll. Überhaupt wird zum Ende des Gigs die Bösartigkeit etwas runtergefahren, und es darf auch mal gegrinst oder gelacht werden. Man könnte fast von einer fröhlichen Stimmung sprechen. Ähnlich wie bei dem Großmeister des Schockrocks, ALICE COOPER, am Ende eines Konzerts auch immer das Böse in Fröhlichkeit gedreht wird. Nach, für US-Bands nicht unüblichen, 70 Minuten ist dann leider wirklich schon Feierabend. Die Vampire verabschieden sich, und es wird hell im Kesselhaus. Man kann diese Show überzogen finden, oder sogar richtig albern. Wenn man sich aber einfach etwas darin fallen oder treiben lässt, dann kommt man nicht umhin zu sagen, dass dieser Abend richtig, richtig gutes Entertainment war. Setlist WEDNESDAY 13 01. Intro 02. What The Night Brings 03. Scream Baby Scream 04. Watching The Skies 05. Cadaverous 06. Rambo 07. Serpent Society 08. The Ghost Of Vincent Price 09. Hail Ming 10. Death Mask 11. I Want You Dead 12. Condolences Encore 13. Prey For Me 14. Zombie 15. I Love To Say Fuck 16. Bad Things |
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