Livebericht Backyard Babies (mit Heavy Tiger und Junkstars) |
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Ein Livebericht von Stormrider aus Nürnberg (Nuremberg) (Hirsch) - 07.11.2015 (22603 mal gelesen) |
Kennt ihr das auch? Ihr freut Euch auf ein Konzert mit drei Bands und seht nur anderthalb, weil die auf dem Ticket angegebenen Zeiten nicht stimmen und die erste Band schon auf der Bühne steht, als laut offiziellen Angaben noch nicht mal Einlass ist. Ganz ehrlich mich kotzt sowas an! Bitte liebe Veranstalter, ich verstehe, dass ihr aus wirtschaftlichen Erwägungen nach einem Gig noch eine Disko platziert, da wird bestimmt nochmal ordentlich Getränkeumsatz gemacht. Dennoch haben auch die Konzertgänger ihre hart verdiente Kohle für das Ticket investiert, und sie haben damit das Recht auf eine Veranstaltung, wie sie eben auch auf dem Ticket angegeben ist. Wenn ihr also Beginn 18:30 Uhr draufschreibt, dann sollte die erste Band auch da auf der Bühne stehen. Ausbaden müssen das heute leider die JUNKSTARS. Denn als das Trio um 17:50 Uhr auf die Bühne des Hirsch steigt, stehen nur ca. 40 Leute vor der Bühne der rund 700 Personen fassenden Halle. Warum auch sollte man schon in der Halle sein, wenn auf dem Ticket doch ein Beginn um 18:30 Uhr angegeben ist? Wer jedoch erst zum angegebenen Beginn vor Ort ist, der verpasst den kompletten knapp halbstündigen Auftritt. Was insofern schade ist, weil die JUNKSTARS mit ihrem aktuellen Dreher "This Means War " ein durchaus räudiges Stück Punk 'n' Roll am Start haben, oder ist es eher Rock 'n' Punk? Egal, denn am Ende zählt das was bei rauskommt, und so spielt das Trio folgerichtig auch fast ausschließlich Songs vom aktuellen Album. Der Klassiker ist ja, dass bei einem fast leeren Saal der Platz vor der Bühne ebenfalls ungefüllt bleibt und die Fans sich eher hinten oder an der Theke versammeln. Die energiegeladene Show der Band lockt die Fans jedoch direkt vor die Bühne und nach dem Opener 'Kill The Ravens' und 'Romance Of Death', kommt ab dem dritten Song, 'Snakebites', auch erstmals ein wenig Stimmung im Hirsch auf. Man merkt, dass die JUNKSTARS angetreten sind, um sich auf der Tour ein paar neue Fans zu erspielen, und auch wenn der Bass etwas arg in den Vordergrund gemischt ist, schaffen es die Schweden mit jedem Song mehr das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Und da im Laufe des Sets auch immer mehr Leute am Hirsch eintreffen, füllt sich der Saal auch zusehends. Sänger Max lässt es sich nicht nehmen, sich gefühlt nach jedem Song überschwänglich beim Publikum zu bedanken und macht eine interessante Ansage: Heute geht es nicht mehr um Albumverkäufe. Nein, heutzutage geht es darum, wer viele Klicks auf Facebook hat, also liked uns auf Facebook! Ich persönlich bin einfach noch nicht soweit, dass ich Musik auf ein soziales Netzwerk reduzieren möchte. Anyway, die Band gibt hier und heute Gas und schafft es das anwesende Publikum für sich zu gewinnen, denn die Performance ist durch die bereits gespielten Touren (u. a. mit CRUCIFIED BARBARA) und Gigs für eine junge Band recht souverän. Als um 18:20 Uhr der letzte Akkord ausklingt, und der mittlerweile obligatorische Selfie von der Bühne geschossen wird, haben alle die, die pünktlich zum offiziellen Konzertbeginn erschienen sind leider einen starken Opener verpasst. Das Intro haben HEAVY TIGER mit 'Gimme Shelter' von den ROLLING STONES schon mal sehr geschmackvoll ausgewählt. Ob man das auch von den roten, mit Sternen besetzen Einheitsanzügen des Damen-Trios behaupten kann? Als sie um 18:40 Uhr ihren Gig mit dem Rücken zum Publikum stehend eröffnen, sieht man zumindest die einen oder anderen Herren der Schöpfung sehr verschmitzt grinsen. Da sich der Hirsch mittlerweile durchaus gefüllt hat und die Mädels sehr geschickt mit den Klischees spielen, ist die Stimmung gleich auf einem guten Level, auch wenn das Songmaterial weitgehend unbekannt ist. Der heutige Headliner scheint ebenfalls einiges auf die Damen zu setzen, denn Drummer Peder und Bassist Johan sehen sich den Gig ebenfalls an. Nachdem aber der Exoten- und Optikbonus nach ein paar Minuten verpufft ist, bleibt am Ende eine eher durchschnittliche Show. Zwar singen alle drei, aber nur die Gitarristin schafft es, mit einer Powerröhre zu überzeugen, die Leadvocals der beiden anderen Damen sind vergleichsweise dünn, und wieso man sich regelmäßig mit dem Rücken zum Publikum stellt, das erschließt sich mir nicht. Nein, auch dann nicht, wenn die Rückansicht im roten Anzug durchaus ihren Reiz hat. Wer Glamrock spielt, der sollte nicht, wie es eher im Grunge üblich war, sich ständig versuchen das Publikum wegzudenken. Außer den gelungenen Chuck Berry-Soli und der Optik bleibt bei mir von dem Auftritt nicht viel hängen, als nach 25 Minuten das Licht wieder angeht. Die Musikauswahl während der Umbaupause ist, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Neben CASH und 'Tutti Frutti' gibt es Hip Hop, der so bassüberladen ist, dass mir fast das Herz aus dem Takt gerät. Aber das ist vergessen, als mit 'Welcome To The Jungle ' das Intro läuft, und pünktlich um 19:40 Uhr (!) die BACKYARD BABIES auf der Bühne stehen. Die Band hat mit Kleinigkeiten, wie z. B. Lichterketten in Bassdrum und Verstärkern, eine effektvolle Bühne geschaffen und gibt vom ersten Akkord der aktuellen Single 'Thi3rt3en Or Nothing ' Gas. Dregen sieht wie immer aus, als würde er den nächsten Sonnenaufgang nur mit viel Glück erleben, Nicke ist weiterhin eine der coolsten Frontposer im Rock 'n ' Roll, Basser Johan bekundet seine Vorliebe zu HEAVY TIGER mit weißem Band-Shirt unter schwarzer Lederjacke, gibt sich ansonsten wie gewohnt als ruhender Pol und Drummer Peder wirkt schüchtern und vermeidet es sich irgendwie ins Rampenlicht spielen zu wollen. Der Hirsch ist mittlerweile gut gefüllt, ohne dass man direkt Platzangst bekommt, und die BACKYARD BABIES beweisen, dass sie auf der Bühne immer noch bereit sind, mächtig Ärsche zu treten. Der etwas gesettlete Rock des aktuellen Albums "Four By Four" mag auf Platte nicht jedermanns Sache sein, und die Anzahl derer, die am liebsten immer nur "Total 13" wiederveröffentlicht hätten, ist Legion, dennoch bietet das Quartett hier zu Beginn des Gigs keinerlei Angriffspunkte für die Früher-war-alles-besser-Fraktion. Die bieten eher die Fans, die offensichtlich zwar immer nur nach High-Energy-Rotz-N-Roll schreien, dann aber eben doch auch älter geworden sind. Zumindest dauert es ein paar Songs bis auch das Publikum auf Betriebstemperatur hochgeheizt hat. Erstes Highlight ist dann 'Brand New Hate', bei dem alle Arme hochfliegen. Interessant übrigens, dass das Mischpult in fast jeder Location sowas wie eine natürliche Grenze der Mitmachaktivitäten des Publikums darstellt. Eine BACKYARD BABIES-Show ist regelmäßig auf Nicke und Dregen fokussiert, da vergisst man schnell welch solides Fundament die Rhythmusfraktion für die beiden eigentlich legt. Peder und Johan sind für Gesamtbild und -sound aber absolut unerlässlich und so wirkt die komplette Show vom Sound, über das Licht in sich stimmig. Und wie schon mit dem Bühnenaufbau, schaffen es die BABIES mit recht einfachen Effekten der Show etwas Besonderes zu geben. Die Idee unter die Podeste am Bühnenrand eine Nebelmaschine und Strahler zu platzieren und diese fontänenartig nach oben schießen zu lassen ist nicht neu. Der Effekt ist aber immer wieder großartig, wenn ein Musiker in einer solchen Rauchsäule steht. Nach 'Dysfunctional Professional' wird es dann etwas ruhiger und die Quasi-Ballade 'Bloody Tears', welche als zweite Single von "Four By Four" veröffentlicht werden wird, nimmt ein wenig das Tempo raus. Hier merkt man übrigens die jahrelange Bühnenerfahrung, als das Intro nicht so läuft wie es soll, wird der Song eben nochmal begonnen und das ganze lässig überspielt. Tut zwischendurch mal ganz gut, die Auszeit. Klar der Song mag eine cheesige Note und Akkordfolgen haben, die man schon hundert mal gehört hat, ist aber halt auch ein nettes Schunkellied und als kleine Pause in einem Gig nicht verkehrt. Nach 'Heaven 2.9' widmet Nicke den Fans and Friends in Germany den nächsten Song, und diese feiern 'A Song For The Outcast' auch dementsprechend lautstark ab. Zu Recht immer wieder ein Highlight einer BACKYARD BABIES-Show. Überhaupt versäumt es Nicke nicht, mit den Fans zu kommunizieren und immer wieder zu versichern wie froh man ist heute hier auf der Bühne zu stehen. Bei 'Star War' darf Dregen die Leadvocals übernehmen und die obligatorischen Polizeilampen kommen auch endlich zum Zuge. Nach 'Wasted Years' und 'Nomadic' endet um 20:40 Uhr dann der reguläre Set, und Nicke stellt fest: "It is good to be back". Da es im Hirsch mittlerweile sommerlich warm ist, präsentieren Nicke und Dregen zur Zugabe ihre nackten Oberkörper, was die anwesenden Damen sekundenschnell in Verzückung versetzt. Aber da mit 'Abandon', 'Minus Celcius' (live immer wieder ein Hammer!) und 'Look At You' noch mal ganz tief in die Kiste der Fanfavoriten gegriffen wird, kommen auch die Herren nicht zu kurz und es wird bis kurz vor die Tür amtlich abgerockt. Als die Band um 20:55 Uhr (!!) ihren Abschluss-Selfie mit dem Publikum schießt, ist die Zeit wie im Fluge verrockt. Wer die Entwicklung der Band auf Platte nicht mitgehen konnte und der Band vorwirft, heute nur noch ein Altherrenverein zu sein, der sollte sich mal wieder von der Couch schwingen, sich eine Show ansehen und sich schön in seinen, vermutlich selbst gealterten und faltigen, Arsch treten lassen. Fazit: It's good, that the BABIES are back! Setlist BACKYARD BABIES: 01. Th1rt3en Or Nothing 02. Highlights 03. The Clash 04. Made Me Madman 05. Ufo Romeo 06. Brand New Hate 07. Dysfunctional Professional 08. Bloody Tears 09. Heaven 2.9 10. A Song For The Outcast 11. Star War 12. Painkiller/Roads 13. Wasted Years 14. Nomadic Encore: 15. Abandon 16. Minus Celcius 17. Look At You |
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