Der Rote Milan - Moritat | |
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Review von Humppathetic vom 18.02.2019 (5894 mal gelesen) | |
Der Rotmilan ist schon ein interessanter Vogel. 50% des Bestandes brüten in Deutschland, wo sie häufig auch Standvögel darstellen, also nicht in den Süden ziehen, die Art kennt keine existierende Unterart mehr, und dieses Tier gilt als near-threatened, also beinahe bedroht. Nun, warum erzähle ich das? Die offensichtlichste Analogie besteht darin, dass es hier um die Band DER ROTE MILAN geht. Aber graben wir ein bisschen tiefer: Black Metal aus Deutschland hat, solange ich mich zurückerinnern kann, immer einen speziellen Platz in meinem Herzen gehabt. So idiosynkratisch klang und klingt für mich kaum eine andere Spielart innerhalb der schwarzmetallischen Künste, ohne direkt ein eigenes Sub-Subgenre zu sein. Man hat es hier also mit einfachem Black Metal zu tun - und doch auch nicht. Und genau das gilt auch für die Band, die ich hier besprechen darf. DER ROTE MILAN ist eine 2015 in Trier gegründete Band, die es bisher, neben einem Demo, auf zwei Alben gebracht hat. Das neueste Werk, um das es hier gehen soll, wurde am 01.02.2019 auf Unholy Conspiracy Deathwork veröffentlicht und lautet auf den Namen "Moritat", und ich darf bereits hier verraten, dass ich mich darauf gefreut habe, meine Meinung zu diesem Werk abgeben zu dürfen, denn die knapp 40 Minuten sind ein Schmaus für die Ohren, aber auch für die, man verzeihe mir die Kitschigkeit, Seele, so enorm emotional ist das zweite Album der Deutschen geworden. Meistens im mittleren Tempo angesiedelt, berichtet uns die Band in ihrem Moritat passend von ihren Schauermärchen von Tod, Abkehr, Verzweiflung und dem nahenden Ende. Dafür wird, teilweise in kurzer Abfolge, von massiger Brutalität zu melancholischer Rückschau gewechselt, begleitet von einem polternden Schlagzeug und einem versierten Sänger, der einem wahlweise die blanke Wut ins Gesicht brüllt, dann in mörderisches Keifen umschlägt, um gleich darauf verzweifelt die letzten Laute eines Sterbenden zu replizieren. Und das sind nicht mal alle Emotionen, die uns III vorträgt. Die Bandbreite seines Könnens ist in Worte kaum zu fassen und ich befürchte, jeder Versuch verraucht noch, bevor er zu Ende geschrieben ist. "Moritat" ist schlichtweg eines dieser Alben, das man hören, aber vor allem fühlen muss. So beginnt 'Gnosis der Vergänglichkeit' auch folgerichtig mit dem gewürgten Laut, dem letzten Atemzug eines dem Ende nahestehenden Menschen. Die Musik fungiert dabei als Werkzeug zur Übermittlung genau dieser Emotionen, wie es eben ein Moritat ist. Und so bleibt mir nur zum Anfang zurückzukommen: "Moritat" ist beileibe kein einfaches Werk. Es entzieht sich vielen Einflüssen neueren Black Metals, offeriert in keinem Moment auch nur ansatzweise so etwas wie Easy Listening. Im Gegenteil: Jede Sekunde dieses Albums erfordert die komplette Aufmerksamkeit des Hörers. Doch gibt man sich der Erfahrung hin, so geschieht eben genau das - man erfährt von Dingen, die in beinahe ausgestorbener Weise von dem erzählen, was vielleicht einst war oder erst noch sein wird. Etwas, dem ich nicht weniger als meinen Respekt zollen kann. Man wünschte nur, es gäbe mehr solcher Bands - oder vielleicht auch nicht. Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Die Habsucht 02. Drohende Schatten 03. Gnosis Der Vergänglichkeit 04. Der Letzte Galgen 05. Der Findling 06. Moritat | Band Website: www.facebook.com/derrotemilan/ Medium: CD Spieldauer: 40:53 Minuten VÖ: 01.02.2019 |
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