The Custodian - Necessary Wasted Time | |
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Review von Zephir vom 09.08.2013 (4519 mal gelesen) | |
Die Band von und um den Sänger Richard Thomson firmiert unter "New Artrock", was zunächst einmal alles oder nichts heißen kann. Das britische Quartett THE CUSTODIAN mischt akustische und nicht-akustische Klänge mit sehr reduziertem Vokaleinsatz, der ebenfalls pur und verzerrt erklingt, und erhält dafür vielerorts das schwammige Prädikat "atmosphärisch". Thomson, einigen bekannt als Frontman der Progressive Death-Metaller XERATH, möchte in Sachen Musik neue Gewässer befahren, nimmt für seine Artrock-Reise gleich noch die XERATH-Mitstreiter Owain Williams (Lead Guitar) und Michael Pitman (Bass und Vocals) mit ins Boot und selbst die Trommelstöcke in die Hand - bei THE CUSTODIAN präsentiert sich Thomson als Sänger, Drummer und Verantwortlicher für die Synthesizer. Ergänzt wird das neue Line-Up durch Nariman Poushin an der Elektro-Akustikgitarre. Aufgenommen wurde das erste Album "Necessary Wasted Time" im Heimstudio, abgemischt von Jacob Hansen, der in der Vergangenheit bereits für VOLBEAT und DELAIN zu Werke geschritten ist. Hören wir uns das Ergebnis einmal an. Mit XERATH haben THE CUSTODIAN rein musikalisch betrachtet nichts gemeinsam, und das sollen sie auch nicht. Der Opener 'The Man Out Of Time' erklingt mit zarten Gitarrenarpeggios, zarten Drums, zarter E-Orgel und irgendetwas, das Sitar-ähnliche Töne produziert - sehr leicht und luftig und ganz so, als wolle es instrumental bleiben. Nach dem Einsatz dezent beflügelter Vocals folgt ein leise eingesprochener Text. Das ist er wohl, der aus der Zeit gefallene Mann. Weiter passiert nicht viel mit ihm - und auch sonst nicht: Von der Instrumentierung her fließt das gesamte Album sehr gleichförmig, zuweilen mit überraschenden Vocals im Vocoder-Style oder einer kurz durchblitzenden bluegrassigen Gitarre (wie am Ende von 'Stop Talking'), die dann aber nach ihrem unvermittelten Einsatz ebenso schnell wieder verschwindet. Das E-Orgel-Keyboard hält sich dezent retro im Hintergrund. Thomsons Cleangesang ist melodiös, plätschert aber ziemlich gewöhnlich durch die Sphären, wenn er denn mal zu hören ist. Wenn er nicht zu hören ist, fehlt eigentlich auch nichts. Im Gegenteil empfinde ich persönlich die Vocals in 'Other People's Lives' fast als störend. Auch die Drums arbeiten sehr verhalten und wenig experimentierfreudig. 'Departure' verwendet in sehr reduziertem Maße Samples, die nach Bahnhof klingen - und das gleich am Anfang und am Ende des Stückes; dazwischen instrumentaler "Artrock", dessen von Thomson intendierte Mischung aus Modernität und 70er-Einfluss überhaupt nicht schlecht ist, aber auch nicht wirklich spannend. Zuweilen lassen PINK FLOYD grüßen. Der über acht Minuten lange Instrumentaltrack 'Things We Tell Ourselves' bietet einige spannendere Passagen, in denen sich diese gewisse melodisch-harmonische Entwicklungsfreudigkeit offenbart, die man aus der Progressive-Schiene kennt. Für mich persönlich ist dies überhaupt der beste Titel des Albums. Der grundlegende Tenor von THE CUSTODIAN: die Musik träumt vor sich hin. Vereinzelt finden sich immer wieder überraschende musikalische, harmonische oder rhythmische Ideen eingestreut, die dann jedes Mal viel zu schnell wieder vom Arpeggio-Geplätscher des durchgehend beibehaltenen kompositorischen Charakters abgelöst werden. Eigentlich machen sich diese kleinen verspielten Exkurse zu rar, um als wirklich progressiv bezeichnet werden zu können, weil sie trotz ihres Vorhandenseins in der Musik nicht so richtig (weiter)entwickelt werden. Wer sich ein zweites, drittes oder viertes Mal auf "Necessary Wasted Time" einlassen möchte, wird den musikalischen Gedanken besser folgen und sie möglicherweise recht gleichgesinnt mitträumen können. Gesamtwertung: 6.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. The Man Out Of Time 02. Stop Talking 03. Other People's Lives 04. Persona 05. Things We Tell Ourselves 06. Departure 07. Necessary Wasted Time 08. The Sun Is God | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 49:30 Minuten VÖ: 05.07.2013 |
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