Lotus Thief - Oresteia

Review von Zephir vom 12.01.2020 (6884 mal gelesen)
Lotus Thief - Oresteia Mit ihren vergangenen beiden Alben "Rervm" (2014) und "Gramarye" (2016) haben sich LOTUS THIEF aus San Francisco einen Namen als intellektuelle Philosophen-Metaller gemacht. Das Duo bestehend aus Komponistin Bezaelith und Otrebor (aka Roberto Martinelli), Letzterer auch bekannt aus dem reichlich avantgardistischen Projekt BOTANIST, hat sich von Beginn an überaus substanziellen Themen aus der griechischen und römischen Antike gewidmet, und mit dem neuen Wurf "Oresteia" verfolgen sie ihren Anspruch nahtlos weiter: Sie vertonen hier die Tragödien des Dichters Aischylos (525-456 v. Chr.), die getränkt sind von Gewalt, Blutvergießen und Rache, aber auch von Katharsis und Gerechtigkeit berichten.

Ähnlich wie das Vorgängeralbum ist auch "Oresteia" ein ätherisches, visionäres Werk, wobei in Sachen musikalische Vielschichtigkeit noch einmal deutlich draufgelegt wurde. Die Mischung aus Doom, Post Rock und Ambient ist noch mystischer, aber auch noch dynamischer geworden: Sphärische Synthie-Instrumentalpassagen füllen teilweise ganze Tracks und bedienen sich hier und da auch dezenter Noise-Elemente; Post-Rock-Riffs kreuzen sich mal mit weiblichem Klargesang, der zwischen esoterisch, rockig und poppig mäandert, mal mit dunklen männlichen Growls. Mal trommelt ein Tribal-ähnlicher Beat langsam und hypnotisierend, dem Herzschlag gleich, mal wummern die Drums mit Doublebass. Dabei wird "Oresteia" an keiner Stelle rau oder ungeschliffen: selbst da, wo harsche Vocals dominieren, bleibt die Stimmung spirituell und transparent, metaphysisch und sophisticated.

Wie "Gramarye" und vermutlich noch mehr als dieses ist "Oresteia" insgesamt ein Album für anspruchsvolle Schöngeister, denen die Musik durchaus nicht zu heavy sein muss, wenn die Inhalte, aufmerksam verfolgt, vielleicht sogar zur Weisheit führen. Persönlich ist mir die musikalische Umsetzung zu sanftmütig und zu sehr im Post Rock/New Age-Stil verhaftet. Die Qualität des Werkes steht jedoch außer Frage; wer bereits in den beiden ersten Outputs von LOTUS THIEF kontemplativ versinken konnte, wird "Oresteia" lieben. Auch Freunde von SYLVAINE oder AMBER ASYLUM sollten einmal reinhören.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Agamemnon
02. Banishment
03. Libation Bearers
04. Woe
05. The Furies
06. Reverence
07. Sister In Silence
08. The Kindly Ones
Band Website: lotusthief.com/
Medium: CD
Spieldauer: 39:00 Minuten
VÖ: 10.01.2020

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