Moonlight Haze - De Rerum Natura | |
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Review von Zephir vom 23.07.2019 (5574 mal gelesen) | |
Schillernd in allen Regenbogenfarben, ruhelos rasant bis zur Atemlosigkeit präsentieren MOONLIGHT HAZE ihr Debüt "De Rerum Natura". Die erst 2018 gegründete italienische Symphonic-Power-Formation ziert ihr Erstlingswerk mit einem Steampunk-SciFi-Coverart, das die zu erwartende Mischung aus Weltall-Bombast und galvanischer Moderne kunstvoll anteasert. MOONLIGHT HAZE, das sind die Gründungsmitglieder Chiara Tricarico (Vocals) und Giulio Capone (Drums, Keyboard) mit den Gitarristen Marco Falanga, Alberto Melinato und Bassist Alessandro Jacobi. Die fünf bedienen sich für ihren Startschuss der Unterstützung einiger Gastmusiker, so etwa von Mark Jansen (EPICA), und weiterhin eingängig-melodiöser Hooklines, jaulender Gitarrenriffs, Maschinengewehr-Drumfeuer, choraler Background-Vocals und hier und da auch eingestreuter Elektronik. Der hyperaktive Opener 'To The Moon And Back' erinnert in den ersten Takten mit seiner Sitar-ähnlichen Instrumentierung an alte EDENBRIDGE, während das folgende 'Ad Astra' die Stile von DELAIN und AMARANTHE zu mixen scheint. Frontlady Chiara Tricarico versucht sich zwischen poppig und rockig, wobei ihr nicht beides gleichermaßen gelingt. 'Odi Et Amo' gibt sich orchestraler, und mit Gastmusiker Fabio Polo ist, nebenbei bemerkt, eine echte Violine an Bord. Einen bemerkenswerten Job macht Giulio Capone, Drummer und Keyboarder in Personalunion (wie auch immer ich mir das vorstellen darf), in den leicht jazzigen Passagen. Leider ist der Refrain lästig seicht komponiert und zerstört meiner Ansicht nach den ansonsten ziemlich raffinierten Song. Insgesamt fehlt auf "De Rerum Natura" die Zeit zum Durchatmen, ohne dass sich die Spannung durchgängig aufrecht erhalten könnte. 'The Butterfly Effect' hat Anleihen einer Gothic-Metal-Halbballade, wobei auch hier der recht langweilige Chorus die an anderen Stellen geschickt und interessant arrangierten Passagen herunterzieht. 'Time', eingesungen mit growlender Unterstützung von Mark Jansen, gibt sich wild donnernd und stellenweise progressiv und hat das Zeug zu einem richtigen Nackenbrecher, nur verfällt der Leadgesang von Chiara Tricarico zu unvermittelt ins Opernhafte, was mich trotz ihres fraglosen Könnens und ihrer ausgezeichneten Stimmgewalt nachhaltig irritiert. Eine große Schwäche des Albums sind die allzu getragen gehaltenen Refrains, in denen sich die Vocals dominant und großflächig über das eigentlich hochinteressante musikalische Geschehen ausbreiten - so auch in 'Dark Corners Of Myself' mit den faszinierenden mittel- oder fernöstlichen Einschlägen, jazzigen Elementen und sicherlich streitbarem Bossa Nova-Intermezzo, das in ein fettes Gitarrensolo übergeht. Auch 'A Restless Mind' könnte meiner Ansicht nach mehr, würden die Gesangslines die agitierte, nahezu wuschige Angelegenheit nicht ausbremsen. Stimmiger scheint mir 'Deceiver' mit ordentlich Drive in allen Elementen. Kriegen wir mit 'A Shelter From The Storm' endlich eine Ballade? Im Hintergrund zittert und zackert zunächst nervös die elektronische Drum-Maschine, aber hymnische Gefühle weckt der Song gleichwohl. Rausschmeißer 'Goddess' tobt dann abermals in einer rasenden Geschwindigkeit davon, die mitsamt ihrer übermenschlichen Gitarrenarbeit bald an DRAGONFORCE heranreicht. Hut ab. Selten hat mich ein Album so zwiegespalten hinterlassen wie das Debüt von MOONLIGHT HAZE. "De Rerum Natura" steckt voller genialer Ideen, die für meinen persönlichen Geschmack aber anstrengend eingekleidet daherkommen und eher nervös machen, als ordentlich einzuheizen. Meine Bewertung ist daher subjektive Geschmackssache - und auf das Folgewerk bin ich gespannt. Gesamtwertung: 6.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. To the Moon And Back 02. Ad Astra 03. Odi Et Amo 04. The Butterfly Effect 05. Time 06. Dark Corners Of Myself 07. A Restless Mind 08. Deceiver 09. A Shelter from the Storm 10. Goddess | Band Website: Medium: CD Spieldauer: 49:07 Minuten VÖ: 21.06.2019 |
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