Interview mit Wolf J. von Teeth Of Lamb

Ein Interview von Dead_Guy vom 08.01.2021 (23816 mal gelesen)
Mit "Soul Gutter" haben TEETH OF LAMB vergangenes Jahr ein gelungenes Debüt rausgehauen, das vor allem für Freunde des melodischeren Thrash Metals eine echte Empfehlung war. Also Anlass genug, um mit Bandkopf Wolf J. über seine Band zu plaudern.

Hallo allesamt, ich durfte euer aktuelles Album "Soul Gutter" reviewen und fand eure recht melodische Herangehensweise erfrischend. Wie kam es dazu und wen würdet ihr selber als Einflüsse nennen?

Wolf J.: Danke, dass es gefällt. Das freut mich natürlich sehr. Meine Einflüsse reichen bis in die 80er Jahre zurück. Ich bin ja nun auch kein Teenager mehr und mit frühen METALLICA, KREATOR und vor allem MALMSTEEN aufgewachsen. Meine erste LP, die ich mir von meinem ersten Lohn als Azubi gekauft hab', war die "Walls Of Jericho" von HELLOWEEN und ein großer Fan der klassischen Musik von VIVALDI und PAGANINI war ich auch in meiner Jugend schon. Ich liebe es, harte, thrashige Parts mit eingängigen, oft an Klassik angelehnten Melodien zu kombinieren. Mir gefällt dieser Stimmungswechsel, der dadurch erzeugt wird und den Song in eine völlig neue Ebene befördert. Einfaches 'Schubladendenken' funktioniert bei TEETH OF LAMB nicht. Denn es finden sich Elemente aus vielen verschiedenen Genres des Metals. Das simple Dahingebolze, wie es viele Thrash-Bands praktizieren, ist schlicht und ergreifend gar nicht mein Ding.

Da ihr bisher nur zwei Veröffentlichungen habt und dem Großteil meiner Leser unbekannt sein dürftet, stell' euch doch mal bitte kurz vor!

Wolf J.: Gerne, dazu erzähle ich am Besten was zu der Geschichte von TEETH OF LAMB. Circa 2015 hatte ich die Idee eines rein instrumentalen Thrash-Metal Projekts. Zu der Zeit spielte ich noch bei STRIKER (GER) - nicht zu verwechseln mit den Kollegen aus Kanada - und hatte dazu bereits einige Songs geschrieben. Ich fing an, mir Musiker zu suchen und dann wurde aber schnell klar, dass es nicht bei einem Instrumentalprojekt bleiben würde. Wir nahmen ein erstes 2-Track-Demo auf. Den entscheidenden Kick gab dann aber mein Freund Ralf vom Storm Crusher Festival (Booker), als er mich einlud, mit TEETH OF LAMB mal auf einem seiner Events zu spielen. So wurde aus dem Projekt eine Band. 2018 brachten wir dann eine 4-Track EP heraus und spielten sogar einige Festivals. Ende 2019 begannen wir dann mit den Aufnahmen zu "Soul Gutter". Es stellte sich dann aber mehr und mehr heraus, das die Vorstellung einzelner Bandmitglieder, in welche Richtung es gehen sollte, zu unterschiedlich war, sodass Drummer und zweite Gitarre während der Aufnahmen ersetzt werden mussten. Neu dabei sind Ramy Ali an den Drums und Daniel Feuerer an der Gitarre. Piepsi Panic ist ja schon seit Ende 2018 fester Mann am Bass. "Soul Gutter" kam dann im Oktober 2020 als CD und Vinyl bei Kernkraftritter Records heraus, worüber ich sehr glücklich bin. Kay von KKR ist ein toller Typ.

In meinem Promotext stand, das die Texte persönlich gehalten sind. Ist das einfach nur Zufall, dass alle Songs einen ernsten Hintergrund haben oder sind 'Spaßtexte' nicht so euer Ding?

Wolf J.: Nein, das ist kein Zufall. 'Spaßtexte' sind nicht so mein Ding, jedenfalls nicht für meine Songs. Für mich ist die Musik ein Ventil, um Erlebnisse aufzuarbeiten, über die man sonst nicht so gerne spricht. Ich bin ein eher verschlossener Typ und geh' einfach auf diese Weise mit den Dingen um.

Der einzige wirkliche Kritikpunkt meinerseits war die Spielzeit, die ich etwas knapp fand, wie seht ihr das?

Wolf J.: Da muss ich dir leider recht geben, aber vielen Dank, das du diese Frage stellst und ich ein paar Worte dazu sagen kann. Die kurze Spielzeit ist der Tatsache geschuldet, dass, wie oben schon erwähnt, während der Aufnahmen Drummer und zweite Gitarre aus der Band ausschieden. Das war im März 2020. Wir waren mit den Recordings schon fast durch und die ersten Tracks gingen zum Mix. Personalwechsel zu diesem Zeitpunkt ist so ziemlich das Schlechteste, was passieren kann. Und dass jemand mit auf dem Album zu hören ist, der nicht absolut dahinter steht und auch gar nicht mehr in der Band ist, wollte ich dann einfach überhaupt nicht. Drums und die zweite Gitarre habe ich also nochmal komplett neu arrangiert und eingespielt. Ziemlich viel Arbeit. Und ursprünglich war der Plan, die vier Songs der EP neu aufzunehmen und mit auf das Album zu packen. Die fühlten sich für mich aber an wie Coverversionen und es machte für mich keinen Sinn mehr, diese Songs noch einmal zu releasen. Von den anfangs geplanten 11 Songs blieben daher sieben. Aber besser kurz und ich bin mit der Qualität zu hundert Prozent zufrieden als faule Kompromisse einzugehen.

2020 steht ganz im Zeichen der Coronapandemie, wie wirkt sich diese auf euch und die Band aus und wie denkt ihr, wird es für TEETH OF LAMB nach der Pandemien weitergehen?

Wolf J.: Na ja. Ich hatte eigentlich 2020 ziemlich gut zu tun mit dem Release des Albums. Langweilig wurde es da zu keinem Zeitpunkt. Ganz anders sieht es natürlich mit den Bandaktivitäten aus. Die sind bis auf weniges, wie zum Beispiel den Videodreh und so weiter auf nahezu null heruntergefahren. Dazu kommt natürlich auch, dass wir alle nicht gerade so um die Ecke wohnen und ein regelmäßiges Proben sowieso kaum stattfinden kann. Die Pandemie erschwert das Ganze extrem. Wie es in Zukunft weiter gehen wird, ist sehr schwer zu sagen, denn die ganze Szene hat sich bereits jetzt schon stark verändert. Sicher ist nur, dass es so wie es vorher war, nicht mehr sein wird. Viele kleine Clubs, auf die Bands unserer Größenordnung angewiesen sind, wird es nicht mehr geben beziehungsweise haben bereits geschlossen. Die Auftrittsmöglichkeiten für kleine Bands werden noch weniger als es sowieso schon war und größere Acts werden ihre Gagen nach unten anpassen, um Gigs zu bekommen und so weiter ...

Wird dieses Jahr einen kreativen Impact haben, habt ihr Texte zum Beispiel, in dem ihr das aktuelle Jahr künstlerisch verarbeitet?

Wolf J.: Die aktuelle Situation wirkt sich natürlich auch auf das Songwriting aus. Aber so direkt einen Song darüber schreiben, wie schlecht alles momentan läuft, werden wir sicherlich nicht. Es hat ja alles immer nicht nur eine Seite und man muss mit sich verändernden Vorzeichen einfach klarkommen. Es werden sich aber bestimmt einige persönliche Erfahrungen in den Songs wiederfinden. Das Leben birgt schließlich zu jedem Zeitpunkt seine Herausforderungen, über die ich schreiben kann. Die von der Politik verallgegenwärtigte Pandemie spielt dabei für mich keine große Rolle.

Nun zu etwas Erfreulicherem: Momentan haben viele ja massig Zeit, Musik zu hören, was blockiert momentan eure Anlagen beziehungsweise was habt ihr dieses Jahr (wieder-)entdeckt?

Wolf J.: Es gab 2020 ein paar tolle Releases von befreundeten Bands wie AMMYT oder den GUMO MANIACS. Auch die Band unseres neuen Drummers Ramy Ali, IRON MASK, hat ein tolles neues Album rausgebracht. Aber auch älteres von MALMSTEEN, CHILDREN OF BODOM, den EVIL INVADERS, mit deren Gitarrist Max ich befreundet bin und der auch ein Solo zu einem Song auf "Soul Gutter" beisteuerte.

Dann bedank' ich mich ganz herzlich für das Interview, die abschließenden Worte gehören euch:

Wolf J.: Vielen Dank für das Interview. Laßt euch nix einreden, steht zu eurer Meinung, auch wenn ihr in der augenscheinlich schwächeren Postion seid. That's what TEETH OF LAMB stands for. Und vor allem: Stay Metal!

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