Interview mit Adrastos von Total Hate

Ein Interview von T.Roxx vom 25.08.2019 (23597 mal gelesen)
Das aktuelle Album "Throne Behind A Black Veil" ist ein guter Grund für ein Interview mit TOTAL HATE. Gitarrist Adrastos hat sich die Zeit genommen, meine Fragen zu beantworten.

Gratulation zu dem neuen Album "Throne Behind A Black Veil". Das Geschoss hat mich ziemlich umgehauen und ich finde es immer noch phantastisch! Seid ihr mit den bisherigen Reaktionen von der Presse und den Fans insgesamt zufrieden?

Adrastos: Vielen Dank! Die Reviews in den Magazinen, Blogs et cetera waren bis auf eine Ausnahme erneut überdurchschnittlich gut. Allerdings sind Reviews auch nur eine Momentaufnahme und die Meinung einer einzelnen Person und mehr nicht. Wenn jemand gerade keinen Bock hat, dein Album zu reviewen, ihm deine Fresse nicht passt, oder er mit der Musikrichtung nichts zu tun hat, liest man das immer sehr schnell raus. Ein paar positive Reaktionen von Fans gab es auch bereits, letzten Endes wird aber weder die eine noch die andere Seite an unserem weiteren Vorgehen etwas ändern, wir machen weiter wie bisher!!

Wie sind die Songs für "Throne Behind A Black Veil" entstanden? Gemeinsam im Proberaum, oder habt ihr euch gegenseitig Songideen zugeschickt? Gibt es einen Hauptsongwriter oder sind alle Mitglieder gleichberechtigt?

Adrastos: Im Endeffekt wurden bis auf zwei Songs, wie beim Vorgängeralbum "Lifecrusher", die Stücke von Aer komponiert. Fertige Songs schicken wir uns - mit Drumcomputer versehen - zu. Bis einschließlich des zweiten Albums "Necare Humanum Est" habe ich alle Lieder geschrieben, dann ist Aer vom Bass auf Gitarre und Songwriting umgestiegen, was uns auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht weitergebracht hat. Nebenbei erwähnt ist das fünfte Album bereits fertig und wird wohl gegen Ende des Jahres aufgenommen. Auch auf diesem Album stammen wieder zwei Titel von mir und der Rest von Aer.

Wie lange habt ihr an dem neuen Album gearbeitet?

Adrastos: Ich kann es nicht wirklich sagen, da ich nicht weiß, wie lange Aer an den Songs geschrieben hat. Wir haben die Drums auf jeden Fall im Sommer 2017 aufgenommen und den Rest dann erst ein Jahr später, da Serrator und ich zu der Zeit sehr viel mit unserer anderen Band GOATH unterwegs waren. Mittlerweile habe ich GOATH verlassen und konzentriere mich in erster Linie auf TOTAL HATE. Serrator ist immer noch in beiden Bands aktiv.

Wo liegt der größte Unterschied zwischen dem Vorgänger-Album "Lifecrusher - Contributions To A World In Ruins" und "Throne Behind A Black Veil"?

Adrastos: Also zwei Songs vom neuen Album waren ursprünglich für "Lifecrusher" geplant, wurden dann aber nochmal überarbeitet. Der größte Unterschied neben dem Cover ist wahrscheinlich das Drumming, da wir bei beiden Alben relativ gleich gearbeitet haben. Die Drumspuren für "Lifecrusher" wurden damals jedoch in NRW aufgenommen, da unser damaliger Drummer Winterheart ja aus dieser Gegend stammt und es so wesentlich einfach war. Der Drumsound auf "Throne" entspricht genau meiner beziehungsweise unserer Vorstellung.

Sind die Mitglieder von TOTAL HATE auch bei anderen Formationen verdingt?

Adrastos: Unser Drummer spielt wie erwähnt bei GOATH und einigen anderen Bands mit den verschiedensten Stilrichtungen. Mir wurde alles etwas zu viel und so habe ich die Band letztes Jahr verlassen und mir eine Auszeit gegönnt. Ich habe neben TOTAL HATE noch ein langsameres old school Black Metal-Soloprojekt gestartet, das erste Demo wird im Oktober als Kassette und LP erscheinen. Aer spielt noch in der Band AETHER und in diversen anderen Projekten; da hab ich allerdings im Laufe der Jahre die Übersicht verloren. Ich weiß nicht, was noch aktiv ist oder welche Band sich zwischenzeitlich aufgelöst hat. Erebos hat zuletzt auch bei OMEGA VORTEX ausgeholfen und wird dort - denke ich - auch weitermachen. Lykos spielt bei der Nürnberger Band LUNATIC AFFLICTION, die zwei grandiose Werke veröffentlicht haben. Fans von melodischem 90er Black Metal sollten sich die Alben unbedingt kaufen!!

Ich hatte ja bei dem Hören von "Throne Behind A Black Veil" diverse musikalische Assoziationen zu anderen Black Metal-Bands. Welche Bands haben euren Stil beeinflusst und welche Musik hört ihr privat?

Adrastos: Nun, die alten Norweger und Schweden Releases haben uns schon mehr als beeinflusst. GORGOROTH, DARKTHRONE, MARDUK und so weiter. Die heutigen Szene-Klassiker, mit denen ich Mitte der 90er aufgewachsen bin. Privat hören wir viele Bands und Genre. Aus sämtlichen Metal-Bereichen gibt es grandiose Werke und auch im Punk, Industrial, Elektrobereich sind wir zuhause. Die einzige Richtung mit der ich mich einfach nicht anfreunden kann ist dieses Doom-, Sludge- und Co-Zeugs ... In erster Linie ist Musik für mich interessant, die mich emotional auf irgendeine Art und Weise packt. Es wäre eine Schande, sich nur auf eine Musikrichtung zu konzentrieren, wie es viele in den 90ern gerne gemacht haben, weil alles andere als Black Metal untrue ist. Lächerlich!

Wenn ich richtig informiert bin, ist "Throne Behind A Black Veil" euer zweites Album in Folge, das bei dem mittlerweile in der Szene sehr etablierten Label Eisenwald erscheint. Inwieweit hat euch die Zusammenarbeit mit dem Label in eurer Karriere weitergebracht?

Adrastos: So ist es. Nun, die Zusammenarbeit mit Eisenwald läuft für uns sehr gut, inwiefern es uns jedoch in unserer Karriere weitergebracht hat kann ich nicht wirklich einschätzen, da die Leute im Normalfall ja Musik kaufen, die ihnen gefällt und da ist das Label meistens unwichtig. Ich kann auch nicht wirklich einen großen Unterschied zu Bookinganfragen oder Verkäufen feststellen, verglichen zu der Zeit vor Eisenwald.

Sind für die Promotion des neuen Albums umfangreiche Tour-Aktivitäten in Planung, oder werdet ihr die Live-Präsenz auf einige ausgewählte beschränken?

Adrastos: Wir haben uns die letzten Jahre live immer eher auf ausgewählte Shows beschränkt und liegen mit vier bestätigten Shows von August bis November schon deutlich über unserem Schnitt. Gerade am Wochenende haben wir zwei Shows gespielt und beide waren aus unserer Sicht sehr gut. Die Merchverkäufe haben eine deutliche Sprache gesprochen. Eine Tour wird es dieses Jahr nicht mehr geben, was 2020 kommen wird, wissen wir noch nicht. Wir planen auf jeden Fall eine Jubiläumsshow, da wir 2020 20 Jahre TOTAL HATE feiern, aber erst konzentrieren wir uns auf die anstehenden Shows.

Zurück zum aktuellen Album: Woher stammen die Inspirationen für die Lyrics, gibt es da zentrale Themen?

Adrastos: Die zentralen Themen sind Misanthropie, Blasphemie und Satanismus. Inspirationen für Texte und Musik gibt es wahrlich für ersteres Thema mehr als genug. Es reicht oftmals schon, nur einen Fuß vor die Türe zu setzen oder sich mal die Tagesschau zu gönnen, um zu sehen, was auf diesem abgefucktem Planeten passiert. Ich verarbeite in meinen Texten auch Dinge, die in meinem Leben passiert sind und im Prinzip nur mich etwas angehen, da ich TOTAL HATE quasi auch als eine Art Ventil für mich nutze. Studioaufnahmen und Auftritte sind da für mich eine sehr emotionale Sache, da ich die Dinge, die mir widerfahren sind, immer wieder durchlebe und auf diese Art und Weise verarbeite.

Als Vinyl-Liebhaber muss ich diese Frage einfach stellen: Wie wichtig ist euch als Band das Medium Vinyl? Wie steht ihr privat dazu, sammelt der ein oder andere von euch eventuell auch Vinyl?

Adrastos: Mir persönlich würden unsere Releases als Kassette und LP vollkommen ausreichen. Ich bin über 40, damit aufgewachsen und besitze eine durchaus stattliche Sammlung an LPs und Tapes. CDs natürlich auch. Mich wurmt es auch immer noch gewaltig, dass unser erstes Album nie auf Vinyl erschienen ist, aber eventuell gibt es ja eine Überraschung zu unserem 20-Jährigen.

Vielen Dank für das Interview!

Adrastos: Danke für den Support !!!

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