Ein Interview von Eddieson vom 10.02.2024 (31358 mal gelesen)
Mit "Perpetual | Terminal" stehen DARKEST HOUR in den Startlöchern. Die Melodic Death/Metalcore-Formation hat nun auch schon fast 30 Jahre auf dem Buckel. Gitarrist Mike nahm sich kurz Zeit, um über die vergangenen Jahre und natürlich das neue Album zu reden.
Hey Mike! Wie steht's bei euch?
Mike: Es ist eine geile Zeit. Irgendwie ist es grad alles sehr hektisch, aber auch natürlich sehr aufregend. Wir bereiten uns gerade auf eine Tour vor und dann veröffentlichen wir ja auch bald unser neues Album. Passiert halt grad alles gleichzeitig. Aber wir können es kaum abwarten, die Songs auf die Straße und in eure Gehörgänge zu bringen. Wir haben viel aus den letzten 30 Jahren gelernt, all die Erfahrungen - und das Feuer brennt immer noch.
Erst mal Glückwünsche zum neuen Album. Allerdings sind sieben Jahre seit dem letzten Album vergangen. Was hat euch aufgehalten?
Mike: Nachdem wir "Godless Prophets" veröffentlichten, sind wir zweieinhalb Jahre durchgehend auf Tour gewesen, ohne irgendwelche Pläne für ein neues Album. Wir hatten uns damals mehr auf Singles und so was konzentriert. Dann kam die Pandemie und wir mussten uns neu sortieren. Wir sind danach einfach wieder auf Tour gegangen und haben unser Album "Deliver Us" gefeiert. Wir sind mehr eine Album-Band und mit dieser Energie sind wir dann an das Songwriting gegangen.
Ich bin so froh, meine musikalische Sozialisation in den Neunzigern gehabt zu haben und vor allem all die großartigen Melodic Death Metal-Bands aus Göteborg miterlebt zu haben. Die hatten damals einen großen Einfluss auf DARKEST HOUR, oder?
Mike: Ich würde sagen, dass DARKEST HOUR durch mehrere Einflüsse gegangen sind, die uns dahin gebracht haben, wo wir jetzt sind. Anfangs waren es natürlich die Klassiker. METALLICA, SLAYER, MEGADETH. Dann kam die Straight Edge Metalcore-Bewegung der Neunziger mit EARTH CRISIS, SNAPCASE, DEAD GUY, INTEGRITY, nur um einige zu nennen. Und dann kamen die ganzen schwedischen Bands, AT THE GATES, IN FLAMES, DARK TRANQUILITY, ENTOMBED. Auch wir sind sehr froh darüber, in dieser Zeit dabei gewesen zu sein. Es muss natürlich gesagt werden, dass viele der Bands bis heute großartige Musik machen und uns auch heute noch beeinflussen.
Wenn man sich euer erstes Alben "So Sedated, So Secure" oder "The Mark Of Judas" anhört und dann im direkten Vergleich "Perpetual | Terminal", dann versprühen die Alben fast dieselbe Energie. Es sind keine Anzeichen von Altersmilde bei euch erkennbar.
Mike: Ich denke, der Erfolg des neuen Albums, der neuen Tracks ist es, dass man beim Hören sowohl nostalgische Gefühle als auch eine neue Energie spüren kann. Als wir an das Songwriting gegangen sind, haben wir darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn wir ein Album schreiben, welches wir schon immer hatten, aber jetzt erst gefunden haben. Außerdem glaube ich, dass der Hörer raushören wird, dass wir viele neue Chancen genutzt haben, aber auch alte Stärken einbauten. Das finde ich persönlich ziemlich cool, denn man bekommt ein Album, das auf der einen Seite natürlich frisch klingt, auf der andere Seite aber auch klassisch DARKEST HOUR ist.
Du hast es ja eben schon kurz angesprochen: DARKEST HOUR gibt es mittlerweile 30 Jahre. Letztendlich doch eine ordentliche Karriere.
Mike: Mann, ich würde unsere Karriere als "strikes & gutters", um mal den amerikanischen Bowling/Big Lebowski-Slang zu benutzen, nennen. [lacht] Wir hatten so viele Höhepunkte und natürlich absolute Tiefpunkte. Es ist schon verrückt zurückzublicken, denn natürlich konnten wir nicht damit rechnen, wie es läuft. Und natürlich würden wir auch nichts anders machen. Am Ende des Tages ist es für uns aber nicht das Geld, der Fame oder die Annerkennung, die uns das alles machen lässt, nein. Am Ende ist es doch all die Erfahrung, die wir so sammeln. Die Erfahrung ist unser Lohn für all die Jahre.
Und fühlt es sich für euch nach 30 Jahren immer noch gleich an, seid ihr noch mit demselben Spirit dabei?
Mike: Hm, ich würde schon sagen, dass wir denselben Spirit haben, aber er hat sich natürlich entwickelt. Wir haben weiterhin die unbändige Leidenschaft für all das, haben aber auch gelernt, diese mit Balance und Toleranz auszugleichen. Die Balance zwischen alldem zu finden hilft enorm. Die Balance zwischen dem normalen Leben und dem Leben auf Tour, dem Leben als "Rockstar" und dem Leben zuhause, zwischen Kreativität und Langlebigkeit - und natürlich muss man den nötigen Respekt behalten, um nicht die Sicht auf die Dinge zu verlieren, weswegen man all das gestartet hat.
Vor allem Letzteres finde ich einen sehr wichtigen Punkt. Okay, kommen wir zu euren beiden Alben "The Human Race" und dem selbstbetitelten Album. Mich haben die beiden schon etwas enttäuscht, eben weil für meinen Geschmack viel zu viel klarer Gesang eingesetzt wurde.
Mike: Ich höre öfter Leute sagen, dass sie klingen wir frühere Alben von uns. Einige hören "Undoing Ruin", andere dann wieder "Deliver Us" oder auch wie das erste Album "The Mark Of Judas". Ich denke, dass dies ein Erfolg für das selbstbetitelte Album ist, weil es all diese Alben verbindet. Wie sollte es auch nicht? Es ist ja immerhin der Entwicklung dieser Alben geschuldet. Die Fans freuen sich immer über all die Einflüsse der letzten Alben. Wenn wir aber neue Sachen ausprobieren, wie eben den cleanen Gesang, dann braucht es natürlich einige Zeit, bis die Hörer damit zurechtkommen. Auch wenn wir der Zeit voraus sind. Unsere Fans waren immer absolut unterstützend, was die Band angeht. Sie wollen neue, ehrliche Songs, die direkt aus unseren Herzen kommen, aber auch modern klingen. Dann sind sie wie ein offener Vorhang, und wie wir mögen sie all die verschiedenen Farben des Sounds, melodisch und heavy.
Kommen wir noch mal zu eurem neuen Album zurück. Ich steh voll auf diese kurzen, aggressiven Songs, wie 'Societal Bile', 'Love Is Fear' oder 'My Only Regret', die einen enormen Thrash-Anteil haben. Kann man sagen, dass der Thrash-Anteil generell bei euch etwas gestiegen ist?
Mike: Ich bin mir nicht sicher, ob man sagen kann, dass "Perpetual | Terminal" mehr oder weniger von einem Sound hat als frühere Alben. Was ich aber sagen kann ist, dass diese Songs sich fast wie von alleine geschrieben haben. Wir lieben diese schnellen Songs. Vor allem live kommen die immer gut und sind ein großer Teil von uns. 'Societal Bile' würde ich als unseren bisher härtesten Song beschreiben. 'Love Is Fear' war irgendwie auf einmal da und ist wohl unser "SLAYERigster Song", den wir jemals geschrieben haben. 'My Only Regret' ist mein absoluter Favorit, weil in dem so viel Punk steckt und der so raw ist. Außerdem hat er mein liebstes Solo. Aber all die Songs sind eine echte Thrash-Attacke und es wird so viel Spaß machen, sie live zu spielen, kein Zweifel.
Dann lass und noch kurz über den Song 'Goddess Of War ...' sprechen. Ich finde, wenn man den Song hört, dann hört man deutlich raus, dass AT THE GATES noch einen großen Einfluss auf euch haben.
Mike: Geil, dass du diesen Song rausgesucht hast. Auch dieser ist mein absoluter Liebling und es hat so viel Spaß gemacht, diesen zu schreiben. Anders als bei anderen Songs war dieser mehr eine Entwicklung. Der hat sich tatsächlich nicht von alleine geschrieben. Sehr interessant, dass du da AT THE GATES-Einflüsse hörst. Ich denke, er geht in eine Richtung mit AT THE GATES, IRON MAIDEN und auch METALLICA. Ich liebe diesen Song und hoffe, dass wir ihn auf die Bühne bringen, damit die Leute dazu richtig abdrehen können.
Mike, wir sind am Ende des Interviews. Vielen Dank für deine Zeit, alles Gute für das neue Album - und die letzten Worte gehören dir.
Mike: Ich danke dir vielmals, dass du etwas über DARKEST HOUR berichtest und über unser neues Album, das am 23.02. erscheint. Also, wenn ihr dieses Interview lest, dann besorgt euch das neue Album und habt ordentlich Spaß.