Livebericht Opeth (mit SAHG ) |
---|
Ein Livebericht von Eddieson aus Hamburg (Dock's) - 08.11.2016 (35455 mal gelesen) |
OPETH ist eine Band, für die es sich immer wieder lohnt auch den längsten Fahrtweg auf sich zu nehmen. Haben sich die Schweden in den letzten Jahren und mit den letzten Alben deutlich von ihren Death-Metal-Wurzeln entfernt, sind die Konzerte doch stets auf hohem Niveau geblieben. Egal, ob sie in der Royal Albert Hall spielen, dem ehrenwerten Kino Lichtburg in Essen, der historischen Stadthalle in Wuppertal oder, wie heute, im Docks auf der Reeperbahn, OPETH machen einfach immer und überall Spaß. Es ist ja immer ein Lotteriespiel, der Weg nach und durch Hamburg. Wo befinden sich auf der A2, der A7 oder der A1 mal wieder nette kleine Baustellen, die den eh schon zähen Fluss des Verkehrs noch zäher werden lassen?! Doch ich muss sagen, dass ich gut durchkomme und auch der Feierabendverkehr in Hamburg selbst mich nicht stoppen kann. Auch die Parkplatzsuche auf St. Pauli gestaltet sich recht einfach. Nun habe ich sogar noch etwas Zeit vor meinem Interviewtermin mit Axe von OPETH, mich an den Ladungsbrücken aufzuhalten, um die dreckige, von Abgasen geschwängerte, Seeluft zu genießen. Dann gegen 16:30 Uhr zum Docks, um mit Axe zu sprechen, danach ca. 30 Minuten Pause, um dann noch ein kurzes Interview mit den Norwegern von SAHG zu machen. Volles Programm also. SAHG sagen mir dann, dass auch schon um 19 Uhr auf die Bühne müssen. Bleibt also nicht viel Zeit für mich, also schnell noch was essen und dann wieder zurück zum Docks. Und tatsächlich, pünktlich 19 Uhr stehen die Norweger auf der Bühne. Mit ihrer Mischung aus Heavy Metal, Doom und etwas Rock aus den Siebzigern kommen sie im Publikum gut an. Nach und nach füllt sich der Laden auch zusehends. Schaue ich mir die Halle und die oberen Ränge so an, dann gehe ich mal davon aus, dass vielleicht 500-600 Leute den Weg heute Abend in den Laden an der Reeperbahn gefunden haben. Nicht schlecht für einen Dienstag, muss ich sagen. Auch SAHG haben einen guten Tag erwischt. Die ist mittlerweile die dritte Show, die sie mit OPETH spielen und sie heizen das Publikum gut an. Man merkt, dass die Leute nicht nur wegen OPETH da sind. Der Opener passt musikalisch auch gut zu den Schweden. Zwar mag ich es nicht besonders, wenn Sänger und Gitarrist Olav gestellt böse ins Publikum schaut, während er in die Saiten haut, doch das ist eine reine subjektive Sicht, andere im Publikum mögen es vielleicht. Soll aber für die Stimmung und der guten Show kein Ausschlusskriterium sein. Denn zweifelsohne spielen sie eine gute Show, auf der sie sich quer durch ihre Diskografie spielen. 40 Minuten später ist es auch schon wieder beendet. Das Publikum ist warm, die Luft im Docks flimmert und OPETH dürfen kommen. Ca. 30 Minuten später ist es auch schon soweit. Das Licht geht aus und großer Jubel erfüllt den Raum. Der Jubel wird noch größer als sich schemenhaft die ersten Musiker den Weg zur Bühne bahnen. Joakim Savalberg, der Keyboarder, und Axe sind die Ersten, die sich hinter ihre Instrumente klemmen, danach betritt die Saitenfraktion die Bretter und nimmt vorne an der Bühne ihre Plätze ein. 'Sorceress', der Titelsong des aktuellen Albums erklingt. Das Hauptriff klingt auf dem Album ja schon geil, doch live kommt es noch mal 'ne Ecke wuchtiger und geht sofort in den Nacken. Hinter mir [ich stehe im Fotograben] höre ich, wie die ersten Reihen aus vollem Halse mitsingen. Knappe sechs Minuten geht der Song und die Hütte brennt schon. Aber das soll ja erst der Anfang eines wunderbaren Konzertes sein, denn gleich geht es mit 'Ghost Of Perdition' weiter. Schön zu hören, dass OPETH, trotz musikalischer Veränderung, die Death-Metal-Songs nicht aus der Setlist streichen. Das zeigt auch der nächste Song, vom "My Arms, Your Hearse"-Album 'Demon Of The Fall'. "We're in a good mood tonight", erzählt Mikael Akerfeldt nach dem Song und bringt seinen Standard-Satz "Mein Hund ist dunkelblau!" gleich im Anschluss. Die Menge tobt! Bei einem OPETH-Konzert ist es ja mittlerweile zur Tradition geworden, dass das Publikum wahllos irgendwelche Stichworte auf die Bühne ruft und Herr Akerfeldt daraufhin einen Spruch zurück oder eine Anekdote dazu erzählt. So natürlich auch heute. Doch im Großen und Ganzen hält er sich diesbezüglich heute etwas zurück, was mir gut gefällt, denn die Musik soll im Vordergrund stehen und nicht die Stand-up-Comedy eines Herrn Akerfeldt. Versteht mich nicht falsch, der Mann hat die Qualität dazu, er macht das wirklich auf eine und auf seine witzige Art und Weise, muss man nicht drüber diskutieren. Weiter geht es mit 'The Wilde Flowers' vom aktuellen Album, 'Face Of Melinda' und dem ruhigen 'In My Time Of Need' vom sagenhaften "Damnation"-Album. Ebenfalls ist es mittlerweile wohl zur Tradition geworden, dass OPETH auf der Bühne spontane Jamsessions vorführen. So rufen Leute aus dem Publikum Songtitel und die Band spielt sie kurz an. So auch heute. Aber das ist wirklich nur ein kleiner Teil, denn es soll gleich weitergehen mit 'Cusp Of Eternity' und 'The Drapery Falls' vom ebenfalls saustarken "Blackwater Park". Der charismatische Sänger und Fronter der Band kann noch growlen, so viel sei mal gesagt, ob man es aber jemals wieder auf einem OPETH-Album zu hören bekommt, wage ich mal zu bezweifeln. Eine OPETH-Show hat in der Regel keine besonders lange Setlist, bedingt durch die lange Spielzeit der einzelnen Songs, also bilden 'Heir Apparent' und 'The Great Conjuration' auch schon das Ende der Hauptsetlist. Natürlich werden nach dem letzten Ton des Songs die Rufe nach einer Zugabe laut und natürlich lässt sich die Band nicht lange bitten. "Völlig unerwartet, oder?", sagt Akerfeldt und 'Deliverence' schlägt zum großen Finale. Auch einer dieser Songs, die ständig gespielt werden, aber nie ihre Magie verlieren. Zumindest nicht live! Ja, es ist eine lange Anreise von Bielefeld nach Hamburg, aber verdammt noch mal, OPETH haben mal eben wieder gezeigt, dass es sich auch heute wieder gelohnt hat. Die besondere Magie, die locker und leichte Atmosphäre, die hier herrscht und die ich auf nahezu jeder OPETH-Show erlebe, gibt es eben nur hier. Eine Show der Schweden ist nicht nur ein Konzert, sondern es ist ein Gesamterlebnis von Entertainment und Musik und OPETH sind ein Meister ihres Faches. So kann ich also mit einer völlig zufriedenen Stimmung nach Hause fahren. Danke, OPETH! Setlist OPETH: 01. Sorceress 02. Ghost Of Perdition 03. Demon Of The Fall 04. The Wilde Flowers 05. Face Of Melinda 06. In My Time Of Need 07. Cusp Of Eternity 08. The Drappery Falls 09. Heir Apparent 10. The Grand Conjuration 11. Deliverence Weitere Bilder findet ihr in der Gallery. |
Alle Artikel