75 und kein bisschen leise (obwohl deutlich leiser als beispielsweise vor 50 Jahren) ...

Ein Artikel von Metal Guru vom 15.08.2020 (28634 mal gelesen)
IAN GILLAN (geboren am 19. August 1945) wird 75 - tataataaa! Wer hätte gedacht, dass der erste (und vielleicht beste?) Schreihals des Hard'n'Heavy-Rock mal so alt wird, so lange 'durchhält', so lange SINGT (nicht schreit)? Ja, is' schon klar: 'Speed King', 'Into The Fire, 'Child In Time', 'Highway Star', 'Smoke On The Water', 'Space Truckin'' und so weiter und so forter. Abgesehen davon, dass genannte Songs mit Sicherheit zu den bekanntesten, beliebtesten, besten sowohl seiner als auch PURPLEs Karriere zählen, hat der gute Mann nicht nur geschrien, sondern auch gesungen! Ian Gillan (und Bassist Roger Glover) kamen 1969 von EPISODE SIX, ersetzten auf Drängen des Managments (NICHT der Band) PURPLES damalige Rod Evans (Gesang) und Nicki Simper (Bass), um fortan mit Ritchie Blackmore, Jon Lord und Ian Paice als DEEP PURPLE MK II Rockgeschichte zu schreiben. Der gemeinen Meinung, dass es sich bei der Besetzung Blackmore/Gillan/Glover/Lord/Paice um die 'definitve' (Besetzung) handelt, stimme ich uneingeschränkt zu, obwohl PURPLE MK I (Blackmore/Evans/Lord/Paice/Simper), MK III (Blackmore/Coverdale/Hughes/Lord/Paice) oder MK IV (Bolin/Coverdale/Hughes/Lord/Paice) auch nicht zu verachten waren. Da DAS aber andere (Gillan-lose) Geschichten wären, gehören DIE nicht hierher!

Direkt nach seinem (und Glovers) purpurnen Ausstieg beziehungsweise Rausschmiss ließ Gillan verlauten, 'in die Politik' gehen zu wollen. Damals (= 1973, als allgemeiner Politik-Hasser) dachte ich: "Och nö, bitte nich'!" Jetzt (= 2020, als sehr spezieller Politik-Hasser) denke ich: "Da hat uns der gute Gillan wohl alle schwer vereimert, wa?". Ob er tatsächlich irgendwann mal poiltisch aktiv war oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall kam er 1976 zurück, schrie und siegte - mal wieder. Seine erste Post-PURPLE-Kapelle war die IAN GILLAN BAND, Studio-Alben "Child In Time" ('76), "Clear Air Turbulence" und "Scarabus" (beide '77). Aus jener angefunkten, leicht jazzigrockigen Gruppierung wurden die deutlich derberen, rabiateren, rockigeren GILLAN, Studio-Alben "Gillan" ('78), "Mr. Universe" ('79), "Glory Road" ('80), "Future Shock", "Double Trouble" (beide '81) und "Magic" ('82) - erst als Band, dann als Marke (inklusive Schriftzug).

1983 dann DAS Ereignis/DER Schock/DIE Sensation: Ian Gillan geht zu BLACK SABBATH! Wie denn, wo denn, was denn - ne, nich'? "Born Again" hieß die leider einzige Scheibe zusammen mit Butler/Iommi/Ward, und so schlecht war sie nicht! Ehrlich gesagt hab' ich mich beim ersten Hören von 'Disturbing The Priest', 'Trashed' oder 'Zero The Hero' weggeschmissen - vor Erstaunen, vor Faszination, vor Lachen! Gillan und SABBATH funktionierten meiner Meinung nach zwar gut, aber - erwartungs- und naturgemäß - leider nicht sehr lange! Jeder PURPLEr kennt die Geschichte: 1984, Reunion mit Blackmore/Glover/Lord/Paice, "Perfect Strangers", World-Tour, 1987 dann "House Of Blue Light", just another World-Tour, just another f...ing Split. Na, dann bis zum nächsten Mal! Das nächste Mal kam 1993 in Form der Studioscheibe "The Battle Rages On" und einer weiteren Welttournee, auf der der randalierende Ritchie ein weiteres (und letztes) Mal sowohl seine gitarristische Genialität als auch seine Gruppeninkompatibilität unter Beweis stellte. Say good-bye, Ritchie! PURPLE nach Blackmore (= seit 1996) dauert an und die gerade erschienene "Whoosh!" beweist eindrucksvoll, dass Gillan noch immer ein charismatischer, professioneller, wortwitziger (wenn auch ungleich limitierterer) Sänger ist - was'n Wunder. Hallo, der gute Mann wird 75 - ich will NICHT wissen, wie wir in DEM Alter krächzen, kreuchen und kriechen - WENN wir denn krächzen, kreuchen und kriechen!

Mr. Gillan war aber auch schon immer solistisch aktiv, wobei 'solo' nicht etwa allein, sondern eigentlich nur 'in control' heißt. Hier nur einige seiner quasi Solo-Veröffentlichungen: "Accidentally On Purpose" ('88, zusammen mit Roger Glover), "Naked Thunder" ('90), "Toolbox" ('91), "Dreamcatcher" ('97), "Gillan's Inn" (2006), "Live In Anaheim" (2008) und "One Eye To Morocco" (2009). Kleine Anekdote am Rande: Letztens spielte mir ein Kollege irgendeinen MP3-Krach (Bass-Gemumpfel, Klassik-Geklimper auf der Hammond, Schlachzeuch-Gerödel, Stratocaster-Tuning ...) vor und fragte: "Naaa, was ist DAS?" Ich dachte: "Hm, klingt wie PURPLE circa '75 bei irgendeinem Soundcheck", war mir aber nicht sicher (= hielt die Klappe). Dann riffte 'Burn' los und ich sagte: "Ja, 'Burn' von PURPLE!" Darauf sinnierte der Kollege: "Da klingt Gillan gar nich' wie Gillan, odä?" Woraufhin ich sagte: "Kein Wunder, is' ja auch NICHT Gillan!" Der verwunderte Kollege: "Wat, NICHT Gillan - wer denn dann?" Ich: "Na, David (Here I Go Again) Coverdale - sach' bloß, DAS wusstest du nich'?" Ich könnte diese Anekdote noch fortführen, aber ihr ahnt, was ich sagen will: Für manche ist Ian Gillan nur 'Child', 'Smoke' und 'Star', für andere einer der bekanntesten, konstantesten, talentiertesten Vokalisten der Rockgeschichte. Also: Dear Mr. Ian Gillan - all the best, the happiest of all birthdays and thank you for about fifty years of marvellous music, soulful singing AND - screams beyond words!

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ICH war/bin übrigens der eben zitierte Kollege mit dem musikhistorischen Wissen einer Amöbe... Es ist und bleibt ein Genuss, solche von fachlichem Wissen und Eloquenz gezeichneten Artikel zu lesen. Glückwunsch!!! :-D
9/10   (19.08.2020 von Moose)

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