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Rock Hard Festival 2015 |
Take off: 22.05.2015 - Review (14877 mal gelesen) |
Schon wieder Pfingsten? Schmale 348 Tage zogen seit dem letzten Rock Hard Festival in Gelsenkirchen ins Land und wieder scharren 22 Bands mit den Hufen, der zahlenden Besucherschaft zünftig einzuheizen! Natürlich auch wieder mit dabei: die Crew vom B4M!
Gelegen im malerischen Nordsternpark, eingenestelt in eine Kurve des Rhein-Herne-Kanals, liegen Campground und Amphitheater im Herzen des Ruhrpotts und haben den Ruf als eine der besten Festivallocations Deutschlands!
Das RockHard pflegt die sympathische Tradition, die Spiele von einem relativ unbekannten Act aus der thrashigen Ecke der Szene eröffnen zu lassen. Eine großartige Idee, die schon manche herausragende Band in das Bewusstsein der Besucher befördert hat. Diese Tradition ist eine dieser Kleinigkeiten, die dieses Festival so geil macht, denn hier trifft gutes auf besseres: Die Organisatoren beweisen Jahr um Jahr ein geschicktes Händchen bei der Auswahl, die für diesen Slot gewählten Bands sind sich ihrer Chance bewusst und geben einfach alles, das sorgt wiederrum für eine Bombenshow, weswegen den Besuchern der erste Slot am ersten Tag in guter Erinnerung bleibt, sodass im nächsten Jahr das Amphitheater schon früh am Tag gut gefüllt ist für den nächsten Opener, deswegen geben die Bands noch mehr Vollgas und der Kreis schießt sich. Man füge diesem perpetuum mobile noch ein wenig Thrash der alten Schule hinzu, und fertig ist der Auftakt zum RockHard Festival.
SPACE CHASER aus Berlin passen in dieses Konzept wie Arsch auf Eimer. Leute, Zettel und Stift raus, mitschreiben, die Jungs wissen was sie tun! Die fünf haben bei Bands wie Overkill und Anthrax ganz genau aufgepasst und ballern dem bereits üppig gefüllten Amphi allerfeinsten Thrash ins Gesicht, dass die Ohren nur so schlackern. Währe Bobby von OVERKILL schon da, würde er wohl hinten überkippen, denn des Fronters Röhre hat frappierende Ähnlichkeit mit dem US-Thrash Urgestein aus New Jersey. Heute passt einfach alles: Das Wetter begünstigt gediegenes Frühshoppen und der Pegel steht pünktlich zu SPACE CHASER auf TANZEN GEHEN! Der Fünfer feiert eine astreine Party mit dem Mob vor der Bühne und zum Schluss gibt's als besonderen Leckerbissen ein geschmackvolles Cover von 'Caught In A Mosh' zwischen die Zähne gedrückt. SPACE CHASER setzen die Latte für die nächsten drei Tage ambitioniert hoch an und eröffnen mit einem Riesenknall das Festival - Merkt euch diesen Namen, unbedingte Empfehlung von dieser Seite!
Hinter dem Bandnamen verbirgt sich kein geringerer als ex-IRON MAIDEN Sänger Paul Di Anno mit seiner deutschen Backingband. Allerdings verstehen sich ARCHITECTS OF CHAOZ als eigenständige Band, Mr. Di Anno hat nämlich keine Lust mehr auf die MAIDEN Chose. So verwundert es nicht, das die Band sich heute nahezu voll und ganz auf ihr just erschienenes Debüt konzentriert. Di Anno ist gut bei Stimme und röhrt die durchaus launigen Songs, welche irgendwo zwischen klassischem Metal, Punk und einem Schuss Thrash pendeln, ordentlich runter. Größtes Manko und seltsam symbolisch anmutend für die vor allem in den letzten Jahren von Krisen, Pleiten, Pech und Pannen begleitete Karriere des Sängers ist die Tatsache, dass er wegen seiner Knieprobleme heute im Rollstuhl performen muss. Dieser Umstand schränkt den Frontmann als Entertainer und Stimmungsmacher natürlich massiv ein, er ist quasi völlig auf den Gesang reduziert. Und auf seine Ansagen, in denen er sich den üblichen Seitenhieb auf Bruce Dickinson nicht verkneifen kann ('Jetzt wo ich sitze bin ich genauso klein wie Brucy'), wenngleich er schleunigst zurückrudert als ihm bewusst wird, das selbiger gerade erst eine Krebserkrankung hinter sich hatte. Zum Abschluss gibt es dann doch noch einen IRON MAIDEN Song und zwar 'Killers'.
FLOTSAM & JETSAM wissen genau, was der Fan will. Auf der aktuellen "No Place For The Deceiver"-Tour werden schwerpunktmäßig die bezeichnenden ersten beiden Alben gezockt, denn, blicken wir der Wahrheit ins Auge, die neun Teile danach knüpfen nicht wirklich an die Qualität von "Doomsday For The Deceiver" und "No Place For Disgrace" an. Stellenweise wird etwas untight gespielt, die Schießbude ist arg laut, aber schon mit dem Opener 'No Place For Disgrace' rennt der Fünfer natürlich offene Türen beim Publikum ein. Sänger Eric A.K. setzte sich seinerzeit die Messlatte für Auftritte drei Dekaden später enorm hoch, gelten die Screams von anno dazumal doch als einige der besten des frühen US Metal. 'Desecrator' wird deshalb eine ganze Ecke tiefer gesungen, die Instrumentalfront gibt sich dafür aber mittlerweile taufrisch.
Die Interaktion mit dem Publikum ist zurückhaltend, das Stageacting dafür äußerst leidenschaftlich und zu 'She Took An Axe' kommen Zweifel daran auf, ob Eric sich vor dem Gig überhaupt eingesungen hat und die ersten beiden Titel der Setlist dafür nun einstehen mussten, der Gesang gewinnt nämlich an Treffsicherheit und auch die Stimmung in den vorderen Reihen an Fahrt. 'Dreams Of Death' gleicht bei diesem Set einer vokalen Verschnaufpause und die ist auch nötig, denn kurz darauf schwingt der 'Hammerhead' - was ist das? Eine Ansage? Kniefall vor Paul DiAnno, und scheinbar hat die Band nun ihre innere Mitte gefunden, denn die Abrissbirne vom Debutalbum shredded mit enormer Präzision und gesanglich wird knapp mehr geherrscht als das Alter zulässt.
Halbes Set rum und weiter geht's mit gleicher Überzeugungskraft und 'Iron Tears' und 'I Live You Die'. Als Rauswerfer wurden 'Suffer The Masses' und 'Me' untypisch gewählt, aber einige der saftigsten Klassiker wurden schließlich auch schon hinter sich gebracht. Ein Fehlen von 'Doomsday For The Deceiver' ist gerade noch verzeihlich und das von 'Der Fuhrer' nachvollziehbar, da kann man die Fans auch mal mit zwei gesetzteren Nummern in den Feierabend entlassen. Nach dem Warmspielen haben FLOTSAM jedenfalls richtig amtlich abgeräumt, gut, dass die noch eine Weile in Europa unterwegs sind!
Habe ich Feierabend gesagt? Nein, jetzt gibt's nämlich auf's Maul! GOD DETHRONED haben sich vor nicht allzu langer Zeit aus dem Musikerbusiness zurückgezogen. Verständlicherweise war das eine Schnapsidee, weshalb die Holländer jetzt auf Comebacktour einige ausgewählte Festivals bespielen und sich auch auf dem ROCK HARD die Ehre geben. Dabei begehen sie leider den schweren Fehler, nicht die komplette "Bloody Blasphemy" zu spielen. Dass 'Soul Capture 1562' dabei war, gleicht das aber fast schon wieder aus. Aber alles von vorn'; bis auf "Christhunt" war jedes Album mit ein bis zwei Titeln vertreten und nach 'Hating Life' geht mit 'The Art Of Immolation' auch gut die Lutzi ab. 'Through Byzantine Hemispheres', 'Nihilism', 'Boiling Blood' - ich würde furchtbar gern mehr dazu sagen, als dass die ganze Show der pure Abriss war, aber darauf kommt es leider runter. Die Band fühlt sich zwischen ihren Kruzifix-Props pudelwohl und denkt gar nicht an's Rumhüpfen. Hervorzuheben ist noch, dass Michiel van der Plicht die kaputtesten Blastbeats live wie auf Platte mit mathematischer Akribie wegfeuert und die ganze Band ihre Sache einfach verdammt gut macht. Zusammen mit van der Plicht besteht diese übrigens eigentlich nur noch aus Henri Sattler an Axt und Mikro, die Restposten werden von Rotationsmusikern besetzt.
'Soul Capture 1562' ist übrigens genau so geil, wie erwartet und mausert sich auf meiner persönlichen Hitliste des Festivals weit nach oben. Bleibt zu hoffen, dass diese Tour keine einmalige Aktion war.
Begleitet von seinen geschätzt 40 Jahre jüngeren Bandmitgliedern betritt Bobby Liebling die Bühne. Oder sollte man eher schwebt sagen? Der legendäre PENTAGRAM Fronter wirkt nämlich so fragil, dass es scheint er könnte bei der nächsten Böhe in den Rhein-Herne-Kanal geweht werden. Gekleidet in geschmackvollem Pink und gezeichnet von Jahrzenten des Drogenmissbrauches ist Mr. Liebling definitiv der etwas andere Frontmann, doch schaffen er und seine Band es dennoch der eigenen Geschichte gerecht zu werden und machen musikalisch wie gesanglich alles richtig. Die Ansagen zwischen den Songs gehen zwar vollkommen unter da Bobby, scheinbar sehr belustigt, irgendetwas vor sich hin nuschelt, was teils verwirrend, teils lustig wirkt. Die Setlist beinhaltet Knaller wie 'Forever My Queen', 'When The Screams Come' oder 'All Your Sins' womit zwar nicht sämtliche Klassiker abgedeckt werden, aber genug um das Publikum zu begeistern und den sympathisch-kauzigen Sänger mit Sprechchören zu feiern.
"From se veri depts of Hell" rennt unter infernalischem Krach der erste Headliner auf die Bühne. Von links marschiert der Schwinger der schwarzen Axt, der König des altersbedingten Haarausfalls, der Namensspender unserer Lieblingsgenres und Frontbestie vor dem Herrn, King Cronos himself, unter seine Jünger. Von fiesem Gitarrengefrickel aus der Klampfe La Rage's flankiert und angetrieben aus der Schiessbude Danté's peitscht motherfucking VENOM dem Publikum ein Intro ins Gesicht, das in Länge und Intensität manches Outro anderer Bands ganz schön schwachbrüstig aussehen lässt.
Cronos hat sich für das kleine Rote mit Applikationen aus spitzem Stahl und schwarzem Leder entschieden und La Rage sieht aus wie der Gewinner des Drag-Contest der Vampire-Convention Gelsenkirchen, aber bitte, wir sind hier ja nicht hier um Modefragen zu erörtern, sondern um VENOM zu gucken! Lange fackeln ist nur beim Intro vorgesehen. Gleich beim opener 'Rise' feuert die Band alles ab, was sie haben. Cronos fordert sofort alle Fäuste und alle Stimmen, während die Pyros direkt mal die erste Reihe von Gesichtshaar befreit und auf drei Meter alle Frisuren an die des Frontmanns anpasst. So richtig wach wird das Amphi aber erst beim nächsten Song, und zwar mit Recht. 'Hammerhead' treibt das Barometer schlagartig in die Höhe, allen Anwesenden fährt das Adrenalin in die Glieder und es kommt richtig Stimmung auf - eine exzellente Wahl, genau deswegen sind wir hier. Als nächstes wird das Tempo angezogen: Es folgt ein saftiges Medley aus 'Black Flame' und 'Bloodlust' gefolgt von 'Die Hard', seitens Danté bemerkenswert tight gezockt und höllisch schnell richtung Publikum gerotzt. Aber mehr geht immer und VENOM treiben ungemindert druckvoll die Stimmung mit Krachern wie dem neuen und sehr gelungenem 'Long Haired Punks' und dem obligatorischen 'Welcome to Hell' in die Höhe, bis sich auf dem vorläufigen Höhepunkt des Sets noch die Leute bis Dortmund fragen, wer eigentlich diese 'Countess Bathory' ist.
Das rund 90 Minuten lange Set ist mit Klassikern wie dem lautstark gefordertem 'Black Metal', dem Mitgröhl-Knaller 'In League with Satan', 'Antichrist' und 'Buried Alive' gespickt, mit einer geschickt gewählten Menge an ganz neuem Material angereichert und mit quer durch die Diskographie gewählten Stücken abgerundet. Jeder scheint auf seine Kosten gekommen zu sein, und das Bild im Publikum spiegelt genau die Fanstruktur der Band wieder: Der Pit ist von Anfang bis Ende zwei mal pro Song kurz vor der Kernschmelze, während der Rest des Publikums zwischen gediegenem zugucken und deutlich mitgerissen schwankt. Viele sind wohl nur hier, um mal Venom gesehen zu haben, und diese Leute haben deutlich mehr abgebissen, als sie kauen konnten.
Der Schreiber dieser Zeilen ist zu jung, um VENOM im gelobten Jahrzehnt live gesehen zu haben, aber sollte die Live-Energie seitdem auch nur ein kleines bisschen abgelassen haben, so hat dieser Dreier seinen Kult-Status definitiv verdient. VENOM sind im Herbst auf Tour, und da sich heute das aufstehen aus dem Campingstuhl so richtig gelohnt hat, werden die Locations wohl ohne Probleme voll werden.
Auf die Gefahr hin, mich von den vorherigen Berichten zu wiederholen - im sanitären Sektor leistet das Rock Hard wieder Pionierarbeit. Die Dixies sind zahlreich und sauber, aber das eigentliche Highlight sind die vollkommen kostenfreien Duschen und WCs nahe des Einlasses zum Campground. Auch Trinkwasser lässt sich hier zapfen und das ist auch notwendig, da die Temperaturen doch hin und wieder ins sommerliche neigen. Auch Teil des Rahmenprogrammes ist der Metalmarkt, der tagsüber im Partyzelt gastiert sowie die Händler- und Fressbudenmeile vor'm Einlass, sämtliche Sektoren werden preisgünstig und mit großer Vielfalt bedient.
MOTORJESUS sind, wenn man das Festival 2012 als Maßstab nehmen darf, gern gesehene Gäste im Nordsternpark, weshalb die Ränge schon um viertel vor zwei üppig bestückt sind. Am meisten verblüfft das wohl Sänger Chris, der im Verlauf des Sets mehr als einmal betont, dass ihn das überragende Feedback ziemlich umhaut.
Dem wird das sympathische Quintett aber mehr als gerecht, ebenso wie dem über lange Jahre erspielten Ruf als Lehrbuch-Liveband. Und wieder darf eine vorbildliche Leistung seitens des Soundmenschen notiert werden. Unter dichten Wolken unter vermutlich sengender Mittagssonne dirigiert der pfundige Hardrock der Niederrheiner ein Meer gereckter Fäuste und einige saunervige Moshpits durch die vorderen Reihen, Titel wie 'Motor Discipline', 'Fist Of The Dragon' oder natürlich 'King Of The Dead End Road' kann das halbe Theater scheinbar im Schlaf mitbeten und wer zuletzt nicht auf seine(r Stimmbänder) Kosten gekommen ist, wird mit dem 'Rock And Roll All Nite'-'Livin' After Midnight'-'You Shook Me...'-Medley nach hause geschickt.
Mit ihrem selbstbetitelten 2013er-Debut räumten AVATARIUM im Rock Hard-Soundcheck ziemlich ab, dass es die Schweden damit auch noch auf das entsprechende Festival verschlägt, war daher abzusehen. Doom Metal der getragenen Sorte, dargeboten mit Frauengesang, kickt mich auf den ersten Lausch nicht so hart. Der gut befüllte Bühnenkessel ist da natürlich anderer Meinung und hängt der wild umherzappelnden Jennie-Ann Smith förmlich an den Lippen. Sechs klassisch überlange Songs sind den Schweden, von denen drei in der Vergangenheit schon auf der CANDLEMASS-Soldliste standen, vergönnt, ehe die eine Dreiviertelstunde lang sanft gestreichelte Snare wieder in Akkordarbeit geschickt wird.
Nicht als erste Band in diesem Billing, die sich nach mehr oder weniger langer Pause auf dem Rock Hard präsentiert, entern SANCTUARY die Bühne des Amphitheaters. Letztes Jahr kam mit "The Year The Sun Died" ein Album, das nicht das erste Lebenszeichen seit 1989 ist, haben sich schließlich einige der Musiker zwischenzeitlich bei NEVERMORE die Zeit vertrieben, aber halt der erste richtige Release unter dem SANCTUARY-Banner seit Ende der Achziger. Und mit diesem Album kommt ein krasser stilwechsel, weg von dem screamorientierten USPM, der meiner bescheidenen Meinung nach zu Debutzeiten die Speerspitze des Genres bildete und hin zu Warrel Danes düsterproggiger guilty pleasure, die nun über die Hälfte des Sets ausmacht. Wer sich mit dem 2008er Soloalbum des Sängers befasste, befindet diese Entwicklung natürlich für absehbar und darüber hinaus in Anbetracht seiner Physis für kalkuliert. Warrel selbst betritt zum Opener 'Arise And Purify' die Bühne zunächst versteckt hinter einer nahezu mannshohen Sonnenbrille und die improvisierten Screams erheben sich zu nicht mehr als einem Krächzen. In tieferen Tonlagen zeigt sich dabei allerdings ein bemerkenswertes Stimmvolumen.
Nach zwei neuen Titeln folgt 'Seasons Of Destruction' von der "Into The Mirror Black" und die hohen Gesangspassagen sind nahezu mitleidserregend, was die Band nicht davon abhält, eine ansonsten prächtige Darbietung hinzulegen. Was man bei schwächelndem Organ mit den alten Klassikern anstellt, sollte man sich mal von FLOTSAM & JETSAM verklickern lassen.
Die zwei stärksten Songs werden darauf gleich im Paket rausgehauen. Bei 'Die For My Sins' schwebt mein Geist irgendwo im Nirvana der Glückseligkeit auf Haldenhöhe, weshalb ich mich für eine Wertung auf Youtube-Mitschnitte verlassen muss und ich muss sagen, gerade bei diesem Song ist die Gesangsleistung um Einiges besser. Gleiches gilt für 'Battle Angels' gleich hintendran. 'The Thirs War' oder 'Veil Of Disguise' hätte ich unter diesen Voraussetzungen dennoch nicht sehen wollen.
Die international als solches anerkannte Metal Queen lässt sich nicht lumpen und serviert heute eine (mehr oder weniger) reine WARLOCK-Setlist. Es kann aufgrund rechtlicher und/oder zwischenmenschlicher Querelen keine offizielle WARLOCK Reunion geben, doch was Fans der frühen Karriere von Doro Pesch heute geboten bekommen sollte eigentlich wenige Wünsche offen lassen! Mit Pyros und einer Knallersetlist legt die zierliche Blondine los. Frau Pesch hat noch immer eine der ausdrucksstärksten und kraftvollsten Röhren in ihrem Metier und nach dem Eröffnungsdoppelschlag 'Touch Of Evil' und 'I Rule The Ruins' geht es direkt mit dem ganz alten Gassenhauer 'Burning The Witches' weiter. Weitere Highlights der 80er wie das speedige 'Hellbound' oder die Hymne 'True As Steel' lassen die Fans aus dem Mitsingen gar nicht herauskommen. Was Mitsingen tatsächlich bedeutet wird jedoch erst mit dem unverzichtbaren 'All We Are' klar und findet mit 'Earthshaker Rock' seinen krönenden Abschluss. Ein lupenreiner WARLOCK-Set war es freilich nicht, da man JUDAS PRIEST mit einem 'Breaking The Law' Cover huldigt (war das wirklich nötig?) und den DORO-Track 'Revenge' in die Setlist eingeflochten hat. Alles in allem eine beeindruckende Machtdemonstration der in Würde alternden Metal Queen!
Wer die vollständige Liste der bestätigten Bands für das RockHard 2015 aufmerksam liest, dem könnte auffallen, dass in Gelsenkirchen großer Wert auf in-die-Fresse-Metal gelegt wird. Nicht, dass das was Neues wäre, ganz im Gegenteil! Dieses Jahr musste der Ruf nach der ganz großen Keule nicht weit schallen, bis er im ganz nahen Essen vom deutschen Flagship des Hasses unter Kapt'n Mille Petrozza erhört wurde. Mit KREATOR als Samstagsheadliner kann man kaum etwas falsch machen, ist doch deren Fähigkeit, im Kessel des Amphis so richtig Stress zu machen schon mehrfach in der Vergangenheit, zuletzt 2014, vollkommen unbestritten unter Beweis gestellt worden. Los geht es mit 'Enemy of God' - das ist zwar absoluter Standard und so gar nicht überraschend, aber auch schlicht ein saustarker Opener. Das Publikum lässt sich nicht lange bitten und ist schlagartig auf hundertachtzig, bis auf die Ränge sieht man überall die Fäuste und die Matten fliegen. Der viel zitierte Mangel an Abwechslung in den Setlists von KREATOR wird zwar leider nicht zu leugnen sein, aber bei allen Göttern, dieses Monster von Opener ist wie ein fetter Schwall Wasser in den Ölbrand gegossen und dort an der genau richtigen Stelle.
Auf 'Enemy of God' folgt 'Terrible Certainty', folgt 'Phobia', so war es und so wird es sein - keine Beschwerde, ehrlich nicht! Die überragende Bühnenpräsenz KREATORs und Milles kurz getaktetes Anstacheln machen Atempausen unmöglich. Selbstsicher wird schon früh im Set die Wall of Death gefordert, und Gelsenkirchen liefert, schließlich muss den Kameras vom WDR gezeigt werden, was ein "Moshpit, Ruhrpott Style" ist. Es folgen Kracher wie 'Endless Pain', 'Phantom Antichrist', 'Extreme Aggression' und 'Hordes of Chaos', immer wieder angepeitscht von Milles zuweil recht schrägen Aufforderungen, an der körperlichen Unversehrtheit aller Anwesenden schleunigst etwas zu ändern. Es herrscht eine Atmosphäre der Gewalt, wie sie nur KREATOR raufbeschwören können - auf der Bühne stehen dutzende Meter Videoleinwand, die stimmige Bilderwelten von Feuer, Konflikt und Zerstörung zur Bühnenshow beitragen, und natürlich dürfen auch die Pyros nicht fehlen. Kaum eine Band hat an diesem Wochenende so viel mit Effekten gearbeitet, und allgemein kaum eine Band schafft es, dadurch die eigentliche Show nicht zu verwässern. Selbst die Lightshow, bei vielen Bands nur ein im Takt flackernder Nebengedanke, spielt hier mit seinem Wechselspiel aus blutroten Flutern und grellen, kalten Angriffen auf die Netzhaut maßgeblich zur Stimmung bei. Kein Wunder also, dass nur die allerwenigsten Anwesenden den Pit mehr als ein paar Songs durchhalten. 'Violent Revolution', dicht gefolgt vom allestöter 'Pleasure to Kill', erlebt aus dem Hexenkessel direkt vor der Bühne, kommt einer Nahtoderfahrung verdammt nahe. Nur die darauf folgende Akustikeinlage von Sami ist es wohl zu verdanken, dass niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist - obwohl einigen Wenigen grade wohl dermaßen die Sicherung durchgeschmort ist, dass selbst jetzt kurz versucht wird, einen Pit anzuzetteln.
Ein letztes Mal Luft holen, Bajonett aufpflanzen und fertig zur Attacke, es geht in den Endspurt. Mit 'United In Hate', dem obligatorischen 'Flag Of Hate' und 'Betrayer' hat Mille die nukleare Option gewäht. Über den ganzen Gig hat der Druck nicht nachgelassen, und auch auf der Zielgeraden verlangen KREATOR den völlig zerschundenen Fans nochmal alles ab. Auch dieses Jahr bewahrheitet sich: An einen KREATOR-Gig im Amphitheater Gelsenkirchen kommt an Spaß und Intensität kaum etwas heran. Der Gang zurück zu den Zelten gleicht dem Marsch der Kriegsversehrten, und überall gröhlen humpelnde, zerzauste Gestalten ihre Sprechchöre in die Nacht. KREATOR sind fertig mit der gelsenkirchener Meute und haben mal wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie zu den besten Livebands der Szene gehören.
Im Zuge der New Wave Of Swedish Heavy Metal (falls dass noch niemand vorher so genannt hat, Dibs auf die Markenrechte!) kriegt man die letzten Jahre eine wahre Flut hochkarätiger traditioneller Acts aus Skandinavien vor die Flinte und auch beim Rock Hard gastierten in der Vergangenheit bereits Vertreter wie RAM, ENFORCER oder IN SOLITUDE. AIR RAID, die den Sonntag eröffnen, hauen in die selbe Kerbe und tierisch auf den Putz. Zu Beginn des Auftrittes ist noch nicht viel los, aber mit zunehmender Spielzeit lässt sich schon noch eine ansehnliche Zuschauerzahl aus dem Schlaf rütteln und füllt die Ränge und den Stehbereich. Der Schwerpunkt in der Setlist liegt logischerweise auf dem aktuellen Album "Point Of Impact", mit dem Sänger Arthur Andersson seinen Einstand feierte und das von allen Seiten überzeugende Kritiken einfahren konnte. Dementsprechend entwickelt sich auch die energiegeladene Liveshow, während der Andersson jeden noch so spitzen Scream zu vollster Überzeugung reproduziert, wieselflink über die Bühne huscht und der Zuschauerschar ordentlich einheizt. Auch wenn das Set den Übersong 'Vengeance' missen ließ, wird mit 'Wildfire', 'Madness' und 'A Blade In The Dark' ordentlich abgerissen. Absolut energiegeladene Show zu so früher Stunde, die hart Bock auf mehr macht!
Nicht minder schwedisch, dafür verrauchter geht es bei den SPIDERS zu. Vertreter der florierenden Retrorockwelle treffen beim Rock Hard ja seit jeher auf überzeugte Abnehmerscharen, und so ist auch hier der Andrang wieder groß. Ich hätte mir stattdessen doppelte Spielzeit für AIR RAID gewünscht.
Matt Sinner und seine Band stürmen bei praller Sonne und molligen Temperaturen an diesem Sonntagmittag die Bühne um den Fans mit ihrem klassischen Hard-Rock/Heavy Metal noch weiter einzuheizen. Der Bandchef ist passenderweise in ein Offiziersjacket gehüllt und gibt mit seinen pumpenden Bassläufen auch direkt die Marschrichtung vor: Mitsingrefrains, headbangtaugliche Stampfer und eine ordentliche Portion cheese. So geht SINNER und so geht beste sommerliche Unterhaltung. Matt und co. lassen heute nichts anbrennen und spätestens bei Klassikern wie 'Knife In My Heart', 'Concrete Jungle' oder 'Germany Rocks' geht die Meute vor der Bühne steil und Fäuste werden gereckt. Lediglich die 'Rebel Yell' (BILLY IDOL) Coverversion wirkt etwas unnötig und ein wenig wie Karaokeparty obwohl man damit natürlich trotzdem der eigenen Bandgeschichte huldigt ('Rebel Yell' coverte man auf der '86er Scheibe 'Comin Out Fighting').
Peavy Wagner ist kein Fremder auf der Bühne des Amphitheaters. Erst 2010 stand er mit RAGE und dem LINGUA MORTIS ORCHESTRA auf den selben Brettern wie heute bei jenem gut besuchten Auftritt seiner Back to the Roots-Formation REFUGE, für die er Urmitglieder Manni Schmidt und Christos Efthimiadis um sich scharte. Die Fünf Alben "Perfect Man" bis "The Missing Link" sind auf der Setlist vertreten und damit die kritikerfestesten Releases der Bandgeschichte, ein Umstand zementiert durch die Party, die steigt, als das Trio mit 'Firestorm' einsteigt. Sound und Takt müssen sich anfangs noch einpendeln, im Übergang zu 'Solitary Man' (Gelsenkirchen! Zeigt mal eure Händäööööh!) ist aber bereits alles aufeinander abgestimmt und läuft wie geschmiert - 'Death In The Afternoon', 'Don't Fear The Winter' und natürlich der Rausschmeißer 'Refuge', wer die letzten zehn, zwanzig Jahre etwas an RAGE vermisst hat, findet das genau hier und den Spass auf der anderen Seite des Fotograbens nimmt man den Jungs auch voll ab. REFUGE nehmen diesen Sommer noch so einige Festivals mit und fackeln bestimmt noch einige lohnende Shows ab!
Die Gitarrenlegende Michael Schenker gibt sich auf dem Rock Hard die Ehre und bringt einen ganzen Haufen an Klassikern des Hard Rocks mit. Aus der eigenen illustren Karriere herausgepickt präsentiert sich die Setlist (wenig überraschent) als eine Art Best-Of aus Klassikern von UFO und den SCORPIONS. Gleich zu Beginn erlaubt man sich unsterbliche Evergreens wie 'Doctor Doctor' und 'Lights Out' (beide UFO) in die Menge zu schießen und selbige frisst Mr. Schenker und seinen Licks und Riffs gleich aus der Hand. Die Truppe die MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK bildet präsentiert sich als Einheit, eine echte Band, die nun mal einen verdammt guten Gitarristen aufzuweisen hat. Der sympathische Schotte Doogie White ist zudem mehr als in der Lage mit seiner Erfahrung (u.a. ex-RAINBOW, TANK) und seiner bluesigen Rockstimme die Songs perfekt in Szene zu setzen. Mit den Überhits 'Rock You Like A Hurricane' und 'Rock Bottom' verabschiedet sich Michael Schenker nach einem kurzweiligen Auftritt, bei dem auch die eigenen Kompositionen des TEMPLE OF ROCK oder der MICHAEL SCHENKER GROUP nicht zu kurz gekommen sind.
Es wird Zeit für die vorletzte Band des Wochenendes. Die Wunden des Vortages sind geleckt und der Thrasher-Mob hat Energie getankt, die er auch bitter nötig haben wird; denn auf dem vorletzten Slot des Festivals steht eine Lektion im Köpfe einschlagen für Fortgeschrittene auf dem Programm. Jetzt spucken OVERKILL erst mal kräftig in die Hände und zeigen Gelsenkirchen mal in aller Deutlichkeit, wo der Hammer hängt!
OVERKILL muss wohl niemandem vorgestellt werden. Im RockHard-Magazin pollt das Thrash-Urgestein aus dem Rinnstein New Jerseys regelmäßig unter den top drei der besten Live-Bands, und das mit recht. Mehr als dreissig Jahre lang haben OVERKILL sich den Ruf einer vollkommen kompromissbefreiten Einstellung zu ihrer Musik, einer eiskalten groovieness und nicht zuletzt einen genredefinierenden Sound erarbeitet, der diessseits und jenseits des Atlantiks seinesgleichen sucht. Natürlich sind auch die Skullcrushers Germany, der OVERKILL-eigene Fanclub und MC, in Rang und Zahl anwesend und feiern kräftig mit. Ein ziemlich netter Haufen übrigens, wenn man mit den Membern mal ins Gespräch kommt.
Eröffnet wird mit dem brandneuen 'Amorist', um danach den Haken back to the roots zu schlagen und mit 'Hammerhead' einen Jahrzehntealten Klassiker in die begeisterte Meute zu feuern. Sofort geht die Reise mit 'Electric Rattlesnake' zurück nach 2010, was ebenfalls gebührend abgefeiert wird. OVERKILL-Setlists waren schon immer eine ausgewogene Angelegenheit und das Wechselspiel aus alten Großtaten und neuem Material ist gelungen wie eh und jeh. Was aber die OVERKILL-Gigs wirklich ausmacht ist die Bühnenpräsenz dieser bestens eingespielten Truppe, die im Gegensatz zu Kreator vollkommen ohne Schnickschnack auskommt und sich total auf die brutale Durchschlagskraft des Materials und die elektrisierende Performance aller Akteure verlässt. Alle sind deutlich sichtbar mit Herz und Seele dabei, aber DeeDee und Bobby sind die geborenen Rampensäue. Bobby rennt unvermindert hektisch auf der Bühne auf und ab und geht das Publikum unwiderstehlich direkt an, und wer den mittlerweile 56-jährigen mal ohne Shirt gesehen hat, weiss, dass man es hier mit einer Backsteinmauer mit Tollwut zu tun hat. Der Pit reisst sich mit einem debilen Grinsen im Gesicht zu Pflichtnummern wie 'Bring me the Night', 'Rotten to the Core' und 'Hello from the Gutter' in Stücke, immer wieder auf deutsch von Bobby angepöbelt und zu Höchstleistungen angestachelt. Ohne 'Elimination' und 'Fuck You' wäre wohl kein OVERKILL-Gig komplett, und so wird auch der Höhepunkt der thrashigen Seite des RockHard 2015 mit gerecktem Mittelfinger und mit den letzten Kraftreserven mitgetanzt. Die ständigen Sympathiebekundungen von Bobby sind so herzlich wie sie glaubhaft sind und beruhen ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit - das herumpöbeln auf Deutsch ("verpiss dich!" oder auch "fickt euch, Ihr Luschen!") ist einfach nur knuffig und lustig und wird entsprechend herzlich vom den Fans quittiert. OVERKILL haben sich schon längst einen ganz besonderen Platz in der Szene erspielt und bleiben ein absoluter No-Brainer beim Ticketkauf.
Zum krönenden Abschluss eines weiteren gelungenen Rock Hard Festivals führt THIN LIZZY Legende Scott Gorham seine Truppe BLACK STAR RIDERS auf die Bretter. Die Gruppe wird einen Set aus unsterblichen LIZZY Songs und den Highlights der beiden BLACK STAR RIDERS Alben darbieten. Man steigt ein mit 'Bound For Glory' vom ersten BSR Album und knallt direkt 'Jailbreak' hinterher. Was folgt sind fast anderthalb Stunden beste Classic Rock Unterhaltung einer super eingespielten Truppe, die das Erbe von Phil Lynott großartig und respektvoll verwaltet und sich mittlerweile von der reinen THIN LIZZY Tribute-Band emanzipiert hat. Letzteres unterstreicht man mit tollen Eigenkompositionen wie dem keltisch angehauchten Ohrwurm 'Kingdom Of The Lost' oder dem coolen Rocker 'All Hell Breaks Loose'. Was die Fans vor allem hören wollen sind aber selbstverständlich THIN LIZZY Knaller wie 'Suicide', 'Emerald', 'Rosalie' oder (natürlich) 'The Boys Are Back In Town'. Der letzte Vorhang fällt schließlich nach dem ultimativen Mitgröhlvergnügen 'Whiskey In The Jar' und beschließt einen tollen Auftritt und ein tolles Festival. |
Billing
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Freitag - 22. Mai
VENOM
PENTAGRAM
GOD DETHRONED
FLOTSAM AND JETSAM
ARCHITECTS OF CHAOZ
SPACE CHASER
Samstag - 23. Mai
KREATOR
DORO (Early Days Metal Show!)
SANCTUARY
KATAKLYSM
AVATARIUM
VOIVOD
MOTORJESUS
DESERTED FEAR
Sonntag - 24. Mai
BLACK STAR RIDERS (mit Thin-Lizzy-Classics)
OVERKILL
MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK
REFUGE
CHANNEL ZERO
SINNER
SPIDERS
AIR RAID
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