ASP - Zutiefst | |
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Review von BlindWarlock vom 13.12.2017 (9138 mal gelesen) | |
ASP sollte jedem zumindest gelegentlichen Hörer der Musik der schwarzen Szene ein Begriff sein. Kaum ein anderer hat sich dort einen so prägenden Namen gemacht wie Alexander Spreng, der zusammen mit seinen Bandkollegen auch mit "zutiefst", dem dritten Album des "Fremder"-Zyklus beeindrucken kann. Nach 18 Jahren Bandgeschichte ist "zutiefst" das elfte Studio-Album. Das Intro 'Sturz' führt den Hörer passend in die maritime Thematik ein. Möwen, Meeresrauschen, angehaltener Atem und das Auftreffen eines Körpers auf dem Wasser, ehe mit '20.000 Meilen' bereits der erste Track im typischen ASP-Gewand wartet. Kunstvolle Dichtung mit einer packenden und zugleich etwas traurigen Geschichte, begleitet von ruhigen und dennoch kraftvollen Tönen. Bereits der erste Haken sitzt und lässt die Muskeln voller Wonne zucken. Dabei ist '20.000 Meilen' nur der Auftakt zum ersten Höhepunkt, dem neunminütigen Titeltrack 'zutiefst'. Ich habe aufgehört, die literarischen Stilmittel zu zählen, die mich bei Alexanders faszinierender Poesie so beeindrucken, und mich schnell der ergreifenden Geschichte und den eingängigen Rhythmen ergeben. Selten gingen neun Minuten schneller um, was sicherlich damit zusammenhängt, dass ich mich mehr als ein Mal im Lied verloren habe. Gefolgt wird der Höhepunkt allerdings direkt vom Tiefpunkt des Albums. 'SonARta' ist ein monotones, fast langweiliges Stück, von dem ich mir noch nicht ganz sicher bin, was es überhaupt auf der Scheibe verloren hat. Nicht nur ist es deutlich langsamer, auch ist es der einzige, englischsprachige Track der Scheibe (mit Ausnahme des Bonus-Tracks 'I Am A Rock', einem Tribut an SIMON AND GARFUNKEL). Punktabzug dafür, und mir ist noch immer schleierhaft, welchen Sinn der Song auf einem Album hat, das einen Zyklus vervollständigt. Etwas, was ASP eigentlich immer geschickt und irgendwie subtil lösen konnte. 'Torpedos' weckt dafür direkt nach dem fast einschläfernden Wiegenlied wieder auf. Eine dramatische Erzählung über ein U-Boot unter Beschuss aus Sicht der Besatzung, die selbst im Angesicht des Todes zusammenhält. Das schnelle Tempo und die härtere Gangart mit Synth-Einflüssen verdeutlichen ergänzen die Atmosphäre. Ein gut abgerundetes Stück musikalischer Kunst, eventuell sogar das Herzstück des Albums. Um der Abwechslung treu zu bleiben, ist 'Leviathan' wieder eine langatmige Arie, die mit ihren 11 Minuten dennoch gut zu erzählen und zu führen weiß. Entspannung vor dem Electro-Crossover 'Die Untiefen', einer Geschichte von Irrlichtern auf Meer, die Seefahrer in ihr nasses Grab führt - und ihre Rache andeutet. Obwohl das Lied etwas vollkommen anderes ist, besteht eine Ähnlichkeit zu '20.000 Meilen' und 'Torpedos', die "zutiefst" bereits bis hier einen erstaunlichen, inneren Zusammenhang verleihen. Das Muster wiederholt sich bis zum Ende - entspannende, ruhige Geschichte, gefolgt von aufregender Geschichte, die das Gesamtwerk zu einem runden, abgeschlossenen Stück machen. Besonders hervor sticht jedoch noch die 'Mondscheinsirenade'. Das Wortspiel der Sirene deutet schon an, dass Luna nicht immer so freundlich ist, wie im Lied beschrieben und man nach der ein oder anderen lyrischen Ungereimtheit suchen kann. Es ist aber der Erzählstil, ein Stakkato voller Zeilensprüngen, das ein wenig an das "zwischen den Zeilen lesen" in 'Duett: Minnelied Der Incubi' erinnert. Für wenige Bands ist der Satz: "Es ist so wie immer, so wie man es halt kennt" etwas durchweg positives. Für ASP trifft es voll und ganz zu, da die Gewohnheit hier das Außergewöhnliche ist. Auch "zutiefst" ist mehr als ein Album, es ist ein Stück Poesie der schwarzen Szene, das gut und gerne jeden allein wegen seiner ungewöhnlichen Länge beeindrucken kann. Gesamtwertung: 9.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Sturz 02. 20.000 Meilen 03. Zutiefst 04. SonARta 05. Torpedos 06. Leviathan 07. Die Untiefen 08. Abyssus 1 09. Bernsteinmeerengel 10. Mondscheinsirenade 11. Sog 12. Parole-Poesie (bonus track) 13. I Am a Rock (bonus track) | Band Website: www.aspswelten.de/ Medium: CD Spieldauer: 1:24:31 Minuten VÖ: 27.10.2017 |
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