Livebericht Pyracanda (mit Metal Inquisitor und Angel Dust) |
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Ein Livebericht von Krümel aus Andernach (Juz-Liveclub) - 08.02.2020 (49542 mal gelesen) |
Als sich vor ein paar Monaten die Gerüchte verdichtet haben, dass es eine PYRACANDA-Reunion geben wird, sind nicht nur wir freudig nervös geworden. Da wurden Erinnerungen an "die gute alte Zeit" wach ... damals vor 25 Jahren ... seufz ... Aber Spaß beiseite - oder nein, doch besser bleiben wir bei der Freude. Denn es ist natürlich Ehrensache, dass Bleeding4Metal auch bei dem Reunion-Gig im Andernacher JUZ Live Club mit dabei ist. Schließlich liest sich das Line-up dieser Show hervorragend: Neben PYRACANDA dürfen wir uns auf METAL INQUISITOR, ANGEL DUST und ADDICT freuen. ADDICT eröffnen denn auch diesen Abend. Die Oldschool Thrasher Patrick (Vocals, Gitarre), Loc (Gitarre), Mike (Bass) sowie Ronny (Drums) sind bereits seit sechs Jahren umtriebig und stammen aus der näheren Umgebung und zählen ebenfalls zu den Lokalmatadoren der Koblenz-Andernacher Metalszene. Auch wenn die Halle des JUZ zu Beginn etwa nur zur Hälfte gefüllt ist, starten die Jungs getreu ihrem Motto "Bang Or Die" mit dem Opener-Song 'Endtime'. Leider merkt man sofort, dass der Sound für die Truppe nicht der allerbeste ist. Zunächst wirken die Jungs auch ein bisschen steif um die Hüfte und gehen noch nicht so aus sich heraus. Während der hintere Teil des Publikums zwar positiv, aber eher verhalten, reagiert, gehen die Die Hard-Fans in den vorderen Reihen ordentlich mit und feiern ihre Lieblinge ab. Daher werden ADDICT im Laufe des Sets, bei dem man sowohl neuere Songs als auch älteres Material wie 'Abaddon' oder 'I Want More' im Program hat, zusehends lockerer. Und wenn sie dann auch noch die richtig toll groovenden Parts auspacken, dann gehen tatsächlich auch direkt mehr Leute aus sich heraus. Nach einer halben Stunde ist auf alle Fälle allen Beteiligten ordentlich warm und die Band wird vom Applaus der Fans von der Bühne begleitet. Nachdem mit ADDICT ja eine vergleichsweise "junge" Band als Opener fungierte, wird es ab jetzt mit den folgenden drei Acts so richtig schön nostalgisch. Zunächst dürfen wir uns auf ANGEL DUST freuen. Ja - genau die aus dem Ruhrgebiet, die sich quasi schon drei Mal gegründet haben. Mitte bis Ende der 1980er waren sie im Speed Metal unterwegs, um Ende der 1990er bis 2011 im melodischen Power Metal wieder aufzuerstehen. Bis vor etwa vier Jahren wurde es dann erneut still um die Truppe, doch seither ist sie wieder aktiv und beehrt heute nach 2018 bereits zum zweiten Mal die heiligen Hallen des JUZ Live Clubs. ANGEL DUST starten mit dem recht flotten 'Let Me Live', dennoch bemerkt man auch hier anfänglich einige Soundprobleme. Vor allem der Gesang ist davon betroffen. Sobald Fronter Dirk das Mikro etwas weiter vom Mund weghält, hört man ihn leider nicht mehr. Nach ein paar Justierungen des Technikers ist es aber dann endlich geschafft und die Herren können so richtig loslegen. In dem inzwischen etwas mehr gefüllten Zuschauerraum herrscht von Beginn an eine sehr gute Stimmung. Das ist natürlich auch Futter für die Musiker selbst, die ihrerseits sehr agil zu Werke gehen. Und so können sie mit typischen Mitsing-Nummern wie dem groovenden Stampfer 'Nightmare', dem kraftvollen 'Bleed' oder natürlich einem der bekanntesten ANGEL DUST-Songs schlechthin - 'Border Of Reality' - die Meute richtig mitziehen. Um nicht nur in der Vergangenheit zu schwelgen, hat die Band dann auch eine kleine Überraschung parat - sie präsentiert nicht nur ihren neuen Bassisten Marc Herrmann, sondern mit 'Sick' auch einen Song ihres kommenden Albums "Ghost". Und auch wenn sich dessen Veröffentlichung noch etwas verzögert, so kommt das neue Stück doch gut beim Publikum an. Tja, leider geht auch der schönste Gig viel zu schnell vorbei. Dennoch lassen sich ANGEL DUST nicht lumpen und haben als Zugabe das hymnische 'Cross Of Hatred' parat, bei dessen Refrain allesamt noch einmal schön gemeinsam im Chor mitsingen können. Die Ruhrpottler werden ungern, aber mit wohlverdientem Beifall, von den Bretten entlassen. Mit METAL INQUISITOR als letztem Opener vor PYRACANDA schließt sich auch wieder ein Kreis. Die obersympathischen Koblenzer haben auch schon vor zehn Jahren beim Jubiläums-Gig der damals schon lang getrennten Band in der Kult-Disco "Dreams" eröffnet und waren natürlich auch an diesem denkwürdigen Tag gern bereit, das Publikum als dritte Band in Stimmung zu bringen. Wer METAL INQUISITOR schon live gesehen hat, dem muss man nicht erklären, dass die Band eine tolle Bühnenpräsenz hat. El Rojo hat mit seinen locker-flockigen Ansagen im Kowwelenzer Platt die lokalen Fans sowieso sofort im Griff, und nach einem etwas längeren, aber entspannten Soundcheck geht es dann auch endlich zur Sache. Vor wenigen Monaten hätten METAL INQUISITOR schon im Rahmen einer anderen Veranstaltung im JUZ-Liveclub auftreten sollen, aber wegen des Ausfalls eines Bandmitglieds musste dies ins Wasser fallen. Ehrensache, dass Drummer Havoc, der die Band nach vielen Jahren eigentlich auch schon zum Jahreswechsel verlassen hatte, nochmal hinter den Kesseln sitzt, um nicht diesen Termin auch noch zu gefährden, während man auf der Suche nach einem Ersatzdrummer ist (der just in Form von Christian Schäfer von POISON WHISKY gefunden ist, als diese Zeilen geschrieben werden). METAL INQUISITOR sind mit Herzblut dabei, wie man es gewohnt ist. Ungewohnt ist für mich der neue Look von Blumi, aber sein Gitarrenspiel führt im ganz traditionellen Stil den Sound von METAL INQUISITOR weiterhin an. Einflüsse der NWOBHM und des Hardrocks werden bei der Band mit einem flotten Uptempo unterlegt, und gerade live macht diese Art von Musik richtig Laune. Das finden auch alle Mitgereisten in unserem Tross und die Stimmung ist großartig. Neben Songs der aktuellen Scheibe "Panopticon" werden natürlich auch viele Gassenhauer gespielt, zu denen zum Beispiel das uralte 'Bernardo Gui', 'Call The Banners' oder 'Daze Of Avalon' gehören. Letzteres bildete mit seinem MAIDEN-Spirit auch das Ende des Gigs und ließ die Fans begeistert zurück. PYRACANDA haben wir an diesem Tag schon länger begleitet und die Jungs haben immer wieder betont, wie aufgeregt sie wegen dieses Tags seien. Die letzte Bandprobe am Tag vorher verlief zu gut um wahr zu sein. An dieser hatte sich auch Ur-Drummer Elmar Gehenzig erstmalig beteiligt, der auch schon damals nach den beiden regulären Scheiben durch CALIBAN-Drummer Patrick Grün ersetzt wurde. Dies geschah nicht ohne Hintergedanken, denn Elmar wird heute Abend auch einen Song als Ur-Mitglied hinter den Drums sitzen. Nicht zur heutigen Unterstützung bereit stand leider Sven Fischer, der die Band seinerzeit in Richtung RAGE verließ. Stattdessen wird die zweite Gitarre von Denis Schmidt (ebenfalls CALIBAN) übernommen, der seit der Reunion auch zur Stammbesetzung der Crablouse-City-Thrasher gehört. Das Licht geht aus, vom Zuspieler läuft die Flanger-Gitarre aus 'Challenge Cup' über die PA. Die Band geht bis auf Hansi auf die Bühne und steigt in das Intro ein, während Hansi vom Backstage-Bereich die einleitenden Sätze ruft. Pünktlich zur Strophe flitzt er dann auf die Bühne und ist schon nach wenigen Minuten so agil, wie man ihn von damals in Erinnerung hat. Na, okay, vielleicht dreht er nicht mehr ganz so steil wie vor 30 Jahren, aber seine Kondition ist immer noch prima und die ständige Kommunikation mit dem Publikum und sein Bewegungsdrang sprechen ihm nach wie vor deutliche Frontmann-Qualitäten zu. Dass er auch stimmlich Kondition hat, ist dabei nur das Sahnehäubchen. In der Bridge zu 'Delirium Tremens' ist dann auch gleich das erste Singalong-Spielchen mit dem Publikum angesagt. Die Worte "Whisky or water" können nahezu 100 Prozent der Besucher mitbrüllen, was auch zeigt, wie vertraut die Fans mit dem Material der Band ist. Auch jüngere Besucher sind dabei und gehen zu den Songs steil, und natürlich auch einige Ergraute oder mit lichterem Haar, und alle feiern gemeinsam diesen Tag. Die Setlist betont das erste Album, "Two Sides Of A Coin", ein bisschen mehr, was aber keine schlechte Entscheidung für einen Reunion-Gig ist. Die Songs sind straighter und eignen sich natürlich damit besser für eine locker-flockige Sause. Von der "Thorns"-Scheibe lässt vor allem das METALLICA-artige 'The Dragon's Cult' die Köpfe schwingen. Gegen Ende gibt es noch den Opener der Scheibe, 'At The Abyss', welches mit seiner verschraubten Rhythmik eher Knoten in die Nacken macht. Oldschoolig geht es bei den Brechern wie 'Democratic Terror' oder 'Don't Get Infected' ab, die für mich zu den intensivsten Titeln PYRACANDAs gehören. Den Song, der bei den Fans schon Kultstatus hat und quasi ein Evergreen ist, hat man sich allerdings bis zum Zugabenblock aufgehoben: 'Top Gun' thrasht von der Bühne, was das Zeug hergibt. Hansi hat sich nach dem regulären Block backstage nochmal gut mit frischer Luft und Wasser versorgt und meistert auch den letzten Ton tadellos und seine Bewegungsfreude lässt nicht nach. Patrick gibt zu den Gitarrensoli Vollgas an den Drums und so markiert dieser Titel einen gelungenen Schlusspunkt an einen gelungenen Abend. Die Band unkte mittags beim Aufbau noch, dass die Generalprobe am Vortag zu gut gewesen sei, weswegen der Gig eigentlich in die Hose gehen müsse - denn normalerweise ist es oft andersrum. Aber davon kann hier keine Rede sein. Trotz der etwas kurzen Spieldauer ist dieser Gig vom ersten bis zum letzten Ton ein Fest. Super vorbereitet, der Sound ist klasse, und vor allem hat sich die Band bei der Lightshow nicht lumpen lassen und feiert so eine headlinerwürdige Rückkehr. Die geschätzten 400 Fans haben die Band über die Jahrzehnte nicht vergessen und empfangen sie wieder mit offenen Armen. Und ich finde es spannend, dass nicht nur Ü40-Publikum anwesend ist; was heißt, dass viele Fans - sofern sie dem Jubiläumsgig nicht beiwohnten - heute auch zum ersten Mal die Band live erleben können. Und obwohl die Band neben der regionalen Bedeutung in der bundes- oder weltweiten Szene nie die größte Rolle spielte, treffen wir nach dem Gig sogar Spanier, die extra für diese Reunion nach Andernach gereist sind. Dabei kommt es, glaube ich, nicht einmal so sehr darauf an, was die Band in den kommenden Jahren noch abliefern wird. Sondern es geht um leidenschaftliches Songmaterial, was kürzlich erst als Re-Release wieder in die Läden gekommen ist. Und es geht um eine Band, die sich damals wie heute durch ihre bodenständige Art große Sympathiepunkte verdient. Ich will sie nicht direkt mit BOLT THROWER vergleichen, die auch jahrelang mit ihrem Backkatalog auf ausgewählten Konzerten auftauchten, ohne jemals wieder etwas Neues zu veröffentlichen. So entstehen aber Legenden - im großen wie auch im kleinen Rahmen. Der Hammer wäre es natürlich, wenn wir in zwei bis drei Jahren plötzlich eine neue PYRACANDA-Scheibe in der Hand halten, die qualitativ an geile Kracher wie 'Welcome To Crablouse City' anknüpfen würde. |
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