Livebericht Tarja (mit Angra ) |
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Ein Livebericht von Lestat aus Frankfurt am Main (Batschkapp) - 12.10.2016 (25325 mal gelesen) |
TARJA begibt sich mal wieder auf Tour und macht daher auch in Frankfurt am Main in der (neuen) Batschkapp halt. Mit im Gepäck hat sie die Brasilianer ANGRA und SCARLET AURA. Während erstere für hervorragenden Power Metal stehen, waren uns SCARLET AURA kein Begriff. Ein wenig gespannt darf man durchaus sein, wie live gerade die neueren Lieder von TARJA wirken. Bei uns handelt es sich um Wulfgar und Lestat. Nachdem man die erste Band SCARLET AURA dank dem Frankfurter Innenstadtverkehr leider verpasst hat, stehen also direkt ANGRA auf dem Programm. ANGRA ist nicht nur der Name der brasilianischen Feuergöttin, sondern auch eine Power-/Progressive Metal Band aus Sao Paulo. Einst 1991 gegründet ist dieser Tage nur noch Gitarrist Rafael Bittencourt aus der Originalbesetzung übrig geblieben. Das macht aber gar nichts, denn die Herren kommen auch so ganz gut zurecht. Seit 2013 schwingt ein gewisser Herr Leone das Mikro und tut das mit einer Inbrunst wie zu seinen besten Tagen bei RHAPSODY (OF FIRE). ANGRA touren derzeit zum 20. Jubiläum ihres (logischerweise 1996er) Longplayers "Holy Land". Um es vorweg zu nehmen: Wenig überrascht sind wir daher, dass nach und nach vor allem Lieder dieses Albums gespielt werden. Etwas mehr überrascht sind wir aber von den Personen auf der Bühne: Zusätzlich zu den Stammmitgliedern steht auch noch ein zusätzlicher Mitstreiter mit allerlei exotischen Percussioninstrumenten (Pandeiro, Surdo, Atabaque etc.) dabei. Der weiß dann auch optisch einiges zu bieten: Er trommelt mit seinem durchtrainierten Latinokörper nicht nur über weite Strecken oben ohne, in der Mitte des Gigs gibt es auch eine kleine Capoeira-Vorführung. Uns Metalheads begeistern die Brasilleros, denn ziemlich ausgefuchste Gitarrenriffs treffen auf progressive Einlagen und das alles zumeist in einem Affenzahn. Leider besteht das Publikum nicht nur aus Metalheads: die Reaktionen der Restmenge fallen darauf unverdientermaßen ziemlich mau aus. Dadurch in der Wahrnehmung geschärft, fällt auf, dass der eine oder andere Zuschauer so auch auf einem HELENE FISCHER-Konzert hätte sein können. Den typischen langhaarigen Bombenleger mit Kutte und Bier in der Hand suche ich jedenfalls vergeblich. Aber auch die Akustik hat einige Macken heute Abend: Der Sound, insbesondere in den tiefen Bassregionen, ist nicht wirklich ideal. Das schmerzt umso mehr wenn man mal einen 1A Sahnebassisten wie Felipe Andreoli live erleben kann, der ohne sichtliche Anstrengung die 64stel der Bassdrums mitzockt und dann nur übersteuerndes Gebrumme hört. Eine anfangs viel zu laute Bassdrum tut ihr Übriges. Mit fortlaufender Show wird der Sound dann aber doch besser und offensichtlich ist dann doch noch dem einen oder anderen aufgefallen, dass man da ein paar wirklich begabten Musikern zuschaut, und so lässt sich die Menge doch ein wenig erwärmen. Mir tut es für die Brasilianer echt leid, dass Sie vor so einer lahmen Meute spielen müssen. Sie hätten mehr Begeisterung definitiv verdient. So bleibt es bei einem routiniert durchgezogenen Gig. Ein extra Lob an die Band der trotzalledem nichts von ihrer Motivation abhanden kam. (Wulfgar) Als schließlich TARJA die Bühne betritt wird an der Reaktion des Publikums endgültig offenbar, wie die Präferenzen an dem Abend bei vielen im Publikum liegen. Die Stimmung ist schon mit dem ersten Ton der Finnin nicht mehr wiederzuerkennen, teilweise artet es schon fast in Gekreische aus. Das alles vermag einen Metalhead leicht zu irritieren, schmälert aber nicht die Darbietung TARJAs. Schon mit dem Opener 'No Bitter End' scheinen Gesang und Instrumente sehr gut zusammen zu passen und zu harmonieren, wirkte auf dem Album der Gesang doch ein bisschen abgehoben. Auch der Sound insgesamt ist ein wenig besser als bei ANGRA, aber leider immer noch nicht optimal, gleichwohl der Gesang sehr gut zur Geltung kommt. Sowieso ist die Gesangsleistung von ihr grandios. Insgesamt gibt es eine nette Abwechslung aus neuen und älteren Liedern, wobei die traditionelle NIGHTWISH-Erinnerung nicht fehlen darf. Im heutigen Falle gibt es ein Medley bestehend 'Tutankhamen', 'Ever Dream', 'The Riddler' und 'Slaying The Dreamer'. Im Anschluss werden die harten Instrumente gegen akkustische und das Schlagzeug gegen eine gedämpfte Snare getauscht und einige Lieder unplugged gespielt. Dieser Ausflug in die ruhigen Gefilde dauert fünf Lieder lang, danach gibt wieder harten Stoff auf die Ohren. Was allerdings nachdenklich stimmt ist das Gehabe Tarjas auf der Bühne. Inzwischen hat sie ja gelernt, nicht mehr nur, wie sie es zu NIGHTWISH-Zeiten noch getan hatte, nur auf der Bühne zu stehen, sondern sich zu bewegen. Nur wirkt das jetzt, als ob sie ein Buch "Bühnenpräsenz für Metaller" gelesen hätte und es jetzt anwendet, also oftmals einfach seltsam aufgesetzt. Noch seltsamer wird diese Anbiederung an ihre Zielszene aber, wenn man schaut, wie sich das Publikum zusammensetzt bzw. das zum Metal steht - siehe Bericht Wulfgars über ANGRA. Und richtig lustig wird es, wenn TARJA versucht, während des Singens zum Klatschen zu animieren. Das tut sie nicht, indem sie die freie Hand in Richtung Mikro bewegt, sondern sie über dem Kopf wedelt, als ob sie dort eine andere Hand hätte, mit der sie sich treffen könnte. Das Ganze sieht dann eher nach spastischen Zuckungen als nach einer Animation für das Publikum aus. Und auch die LED-Leinwände im Hintergrund wirken teilweise ein wenig seltsam, wenn während zu manch einem Lied irgendwelche TARJA-Bilder oder Filmsequenzen abgespielt wurden. Da wird es dann zu ein wenig viel Selbstdarstellung. Am Ende ist es aber ein guter Konzertabend geworden, der auch einen zunächst skeptischen Wulfgar positiv überraschen kann, wenn auch mit leichten Abstrichen im Sound. Was der Performance auf jeden Fall sicher gut getan hat war das Fehlen von Mike Terrana und damit einem Schlagzeuger, der sein Instrument nicht im Bühnenvordergrund aufgebaut haben musste. (Lestat) 01. No Bitter End 02. 500 Letters 03. Eagle Eye 04. Demons In You 05. Lucid Dreamer 06. The Living End 07. Calling From The Wild 08. Nightwish-Medley (endet mit Slaying the Dreamer) 09. Accoustic 10. Love To Hate 11. Victim Of Ritual 12. To Many Zugabe: 13. Innocence 14. Die Alive 15. Until My Last Breath |
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