Livebericht Sepultura (mit Accu§er und Hammercult) |
---|
Ein Livebericht von Kex aus Essen (Turock) - 20.05.2011 (42445 mal gelesen) |
Das Turock in Essen ist einer dieser Clubs, die einen ganz besonderen Charme besitzen. Beim letzten Besuch wähnte ich mich in einer Mischung aus Café und Varieté, was wohl dem damaligen Raucherclub-Flair geschuldet sein mag. Mich, als NRW-Ausländer schmeißt es da fast vom Hocker, als ich den draußen eingezäunten Raucherkäfig sehe. Nun gut, denke ich mir, dann wird es drinnen wohl nicht ganz so voll werden, hat ja auch was für sich - falsch gedacht. Neben SEPULTURA als Hauptakt an diesem Abend geben sich die Siegener Urgesteine von ACCU§ER und die Frischlinge aus Israel, HAMMERCULT, die Ehre. Mehr über das Quintett könnt ihr hier bei unserem Interview nachlesen. Das Turock ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Dabei gehen die letzten Tickets noch an so skurile Gestalten wie einen Mittvierziger, der uns fragt, ob "die" denn berühmt seien. Er kenne die alle gar nicht. Nach unseren Erklärungen versteht er auch, weshalb er den stolzen Preis von 25 Euro an der Abendkasse berappen musste. Großartig. Da die Tour am nächsten Tag nach Berlin weitergehen soll, startet das Set überpünktlich um kurz vor halb acht. HAMMERCULT, bekannt duch den Sieg beim Metal Battle 2011 auf dem Wacken Open Air geben sich die Ehre und haben eine für eine Vorband durchaus beeindruckende Fangemeinde um sich versammelt. Locker gepackt ist der Raum dann auch bis hinten gefüllt. Wer wollte, konnte vor dem Konzert mit den Bandmitgliedern am Merch auf Tuchfühlung gehen, denn dieses regeln HAMMERCULT größtenteils selbst. Mit dem Intro zu 'Black Horsemen' startet ein unglaublich Energie geladener Auftritt. Auch wenn die Songs auf einer kleineren Schlagwerk-Version als dem für SEPULTURA bereits aufgebauten Set besteht, kam der typische Sound der Israelis mit all seinen Kniffen perfekt rüber. Mit 'Diabolic Overkill' geht das Thrash-Gewitter weiter und Yakir Shochat heizt den Massen unermüdlich ein. Den Knaben im Stillstand zu erwischen ist kaum möglich, tingelt er doch die Hände der Fans abklatschend stetig die Bühne auf und ab. Mit 'Riding Through Hell' kommt dann auch ein Song vom aktuellen Album. Der Sound zeigt sich auch live merklich weniger blechern als bei der EP "Rise Of The Hammer" und die Geschwindigkeit zieht gegenüber den Vorsongs nochmal kräftig an. Eine Fangruppe aus Münster macht derweil vor der Bühne unermüdlich Stimmung und schwenken dabei neben ihrer Heimatflagge noch einen Plastikhammer mit Davidstern. Irgendwie meine ich mich an das Equipment auch vom Wacken 2012 her zu erinnern. Beim hymnischen Mitsingen der HAMMERCULT-Hymne 'We Are Hammercult' schafft es allerdings auch der Münsteraner Einsatz nicht darüber hinweg zu täuschen, dass das Publikum nicht in der Masse zu den eingefleischtesten Fans gehört. Zaghaft wird "Hammercult" als Echo auf die Bühne zurückgeworfen, was das Quintett aber in keinster Weise an Spiel- und Springfreude hindert. Mit 'Let The Angels Burn', 'Hell's Unleashed' und 'Hell Bent' wird altes und neues Material angenehm gewechselt, wobei ich doch etwas enttäuscht bin, dass 'Devil Chainsaw Fuck' sich nicht im Set befindet. Der Stimmung tut dies keinen Abbruch und während die letzten Töne von 'Stealer Of Souls' verklingen, werden die HAMMERCULT-Rufe doch lauter. Aufgrund des engen Zeitplanes gibt es keine Zugabe, sodass vom neuen Material bei diesem Auftritt nichts bekannt wird. Der Auftritt hat für mich die lange Zugfahrt in jedem Fall gelohnt, denn was hier an Spielfreude zu Tage tritt, vermisst man bei so manch alteingesessener Band. Ich freue mich darauf, die Jungs auf dem SUMMER BREEZE Open Air 2013 wieder zu sehen. Weniger spannend gestaltet sich für mich ACCU§ER. Dass hier eine Legende am Start ist, kann man spätestens am deutlich höheren Altersdurchschnitt im Publikum genauso erkennen, wie an der Tatsache, dass ein Durchkommen 10 Minuten vor Auftritt kaum möglich ist. Eigentlich ist das die Grundlage für einen bebenden Hexenkessel, aber dieser zeigt sich bestenfalls bei einer kleinen Gruppe moshender Kurzhaarträger in der Mitte des Raumes. Vielleicht liegt es auch an der engen Packungsdichte. ACCU§ER selbst zocken ihren im Vergleich zu HAMMERCULT doch eher ruhigen Thrash dann recht abgebrüht und streckenweise fast steril. Ich gebe zu, dass ich mich bisher nie sonderlich mit dem Quartett auseinander gesetzt habe. Nach diesem Auftritt werde ich das wohl kaum tun. Der Sound ist durchaus gut, dennoch geht die Musik nicht an mich ran. Da ich ein großer Freund von Dynamik bin, können ACCU§ER mit den zuvor spielenden HAMMERCULT kaum mithalten. Technisch verzockte Elemente, für die die Siegener Truppe immer wieder gelobt wird, finden den Weg nicht an mein Ohr. Kann natürlich sein, dass dies noch nachjustiert wurde, denn während der ersten vier Songs herrscht reger Kontakt zum Mischpult. Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Mehrzahl der anwesenden Fans durchaus angetan ist. Zumindest ernte ich beim Rückzug zum ersten Drittel des Auftritts ungläubige Blicke und Kopfschütteln zu Hauf.[kex] So, gegen 21.45 Uhr starten dann SEPULTURA. Die Jungs unterhielten sich bereits am Mittag mit mir (das könnt ihr hier nachlesen), umso gespannter erwarte ich den Auftritt. Schon beim "Arise"-Intro merkt man deutlich die (An-)spannung im ausverkauften Essener Turock, die sich dann auch prompt bei 'Troops Of Doom' entlädt. Die Setlist hat sich im Vergleich zur letzten Tour etwas verändert. Das Hauptaugenmerk liegt diesmal bei der "Chaos A.D.". Im Anschluss gibt es dann auch gleich einen Song vom besagten Album. 'Refuse/Resist' ist und bleibt 'ne geile Nummer, egal ob da nun Max oder Derrick am Mikro ist. Das Publikum nimmt diesen Song dankbar an. Die Stimmung im Hexenkessel überträgt sich auf die Band, die großen Spaß auf der Bühne hat. Vor allem Derrick, der sich immer wieder an seinem gebrochenen Deutsch versucht und dabei selber über sich lachen muss. Während der Songs hat die Security eine Menge damit zu tun, die Barriere zwischen Bühne und Publikum zu halten und irgendwann gibt es die Aufforderung von Andreas Kisser doch ein paar Schritte zurückzugehen, damit die Leute vorne nicht zerquetscht werden. Der Stimmung tut das aber keinen Abbruch. Als dann mit Song Nr. 10 wieder ein Song von der "Chaos A.D." angekündigt wird, fängt der Kisser an, die ersten Töne von 'The Hunt' zu spielen, was wesentlich geiler gewesen wäre, aber dann wird letztendlich doch 'Biotech Is Godzille' gespielt. Auch ein guter Song. Danach folgen zwei Coverversionen nacheinander. Erst TITAS 'Policia', danach 'Orgasmatron' von MOTÖRHEAD. 'Slave New World', 'Territory' und 'Arise' dürfen natürlich in einem SEPULTURA-Set nicht fehlen. So auch heute nicht. Auch die Disco-Hits 'Ratamahatta' und 'Roots Bloody Roots' werden natürlich als Zugabe gespielt. Da befinde ich mich aber schon auf dem Weg nach draußen, da ich keinen Bock habe, stundenlang in der Schlange zu stehen, um dann meine Verzehrkarte zu bezahlen. Alles in allem eine großartige Show der Brasilianer und eine gute, aber angespannte Stimmung im Turock. Ach ja, eines möchte ich noch sagen. Leute im Publikum: Sich so lange gegenseitig anzurempeln und provozieren, bis man sich dann endlich auf's Maul hauen kann, dann auch noch zu dritt auf einen loszugehen, ist nicht nur feige, sondern hat auch auf Konzerten nichts zu suchen. Wenn ihr euch unbedingt prügeln wollt, dann geht zum Fußball. [Eddieson] Setlist SEPULTURA: 01. Intro 02. Troops Of Doom 03. Refuse/Resist 04. Kairos 05. Sepulnation 06. Altered State 07. Attitude 08. Choke 09. The Treatment 10. Biotech Is Godzilla 11. Policia (TITAS-Cover) 12. Orgasmatron (MOTÖRHEAD-Cover) 13. Slave New World 14. Territory 15. Arise Encore 16. Ratamahatta 17. Roots Bloody Roots Für euch am Start waren contra, Eddieson und kex |
Alle Artikel