Interview mit Waltteri von Paradise Lost

Ein Interview von Eddieson vom 24.10.2017 (23117 mal gelesen)
Manchmal kommt es eben anders als man denkt. Da machen wir, mein Kumpel Boddy und ich, uns fröhlich auf den Weg nach Herford, um mit Aaron von PARADISE LOST ein Interview zu führen und da sagt uns der Tourmanager, dass es nicht Aaron machen wird, sondern Waltteri. Wenn auch anders als geplant, wird es ein netter Plausch, dessen Ergebnis ihr hier lesen könnt.

Hi Waltteri. Danke, dass du dir kurz Zeit nimmst. Wie geht es dir?

Waltteri: Danke, ganz gut. Etwas müde. Es ist der zweite Tag der Tour und ich habe nicht viel geschlafen. Aber es ist okay.

Glückwunsch zu eurem Album "Medusa". Viele der alten Bands werden nicht nur älter, sie werden auch besser. Siehst du das auch so?

Waltteri: Ja, ich denke mit PARADISE LOST ist es ähnlich. Sie starteten mit einem wirklichen Heavy-Doom-Metal-Album und so langsam kommen sie zurück mit einem ebenfalls ordentlichen Doom-Album. Ich kenne das Geheimnis nicht. Greg hat wieder angefangen viel Doom zu hören. Vielleicht liegt es daran.

"Medusa" hat ja auch de Charts erklommen. In Deutschland auf Platz 6, Finnland Platz 7. Was ist das Geheimnis eures Erfolges?

Waltteri: Ich denke, es ist ein starkes Album. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass es unser erstes Album unter Nuclear Blast ist. Die Leute dort machen wirklich einen fantastischen Job und über die Promotion können wir uns wirklich nicht beschweren.

Ihr habt ja mittlerweile einige Full-Album-Shows gespielt. Das "Gothic"-Album auf dem Roadburn, "The Plague Within" komplett auf der Release-Show und "Medusa" vor kurzem auch komplett in Stuttgart. Könntet ihr euch das für andere Alben, wie z. B. "Icon" oder "Host" auch vorstellen?

Waltteri: Klar, warum nicht? Wobei "Host" wohl eher weniger, denn das ist wirklich komplett anders als unser Stil momentan. "Icon" wird nächstes Jahr 25 Jahre alt, vielleicht passiert da was in der Richtung, keine Ahnung. Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Es wäre aber toll, da etwas zu machen, denn es ist auch mein liebstes PARADISE-LOST-Album.

Bei "Symphony For The Lost" habt ihr mit einem Orchester auf der Bühne gestanden.

Waltteri: Ich nicht. Da war ich noch nicht in der Band.

Das ist richtig, aber haben die Jungs mal darüber gesprochen, ob es möglich wäre solche Orchester-Parts auch mal auf ein Album zu bringen?

Waltteri: Ich denke nicht. Das war so ein einmaliges Ding, deswegen war es ja etwas Besonderes. Man weiß ja nie, aber ich denke nicht, dass es auch noch mal solche Shows geben wird.

Die große Zeit der Musik-Sender ist vorbei. Headbangers Ball auf MTV gibt es schon lange nicht mehr, Metalla auf VIVA auch nicht. Aber es werden von Bands noch teure und aufwendige Videos produziert.

Waltteri: Ich glaube, der beste Weg deine Musik zu promoten sind Musikvideos oder Lyricvideos. Wenn ich z. B. nach neuer Musik suche, dann schaue ich mir immer die Videos an. Also ich denke, dass es ein guter Weg ist, deine Musik zu promoten. Oftmals kann man dann auch gleich die Band sehen. Okay, uns jetzt nicht, weil wir kein Band-Video für das neue Album gemacht haben.

Stimmt, trotz allem ist das 'Blood And Chaos'-Video ziemlich cool.

Waltteri: Da gebe ich dir vollkommen Recht.

Vermisst du Shows, wie Headbangers Ball?

Waltteri: Auf jeden Fall, aber es ist nun mal wie es ist. Metal ist noch kein Mainstream. Ich habe immer diese rebellische Attitüde am Metal gemocht. Es ist halt nicht für jeden was. Ich mag den Support, der heute noch von Metal-Fans ausgeht. Sie kaufen sich immer noch die Alben, kaufen Shirts und kommen zu den Shows. Das ist großartig.

Wir waren ja eigentlich für ein Interview mit Aaron vorbereitet und ihn als Gründungsmitglied wollten wir fragen, ob er die Bücher von John Milton gelesen hat, aus denen ja der Bandname Paradise Lost stammt. Hast du es gelesen?

Waltteri: Nein. [lacht] Aber ich sollte es wohl mal lesen. [lacht noch mehr]

Du weißt aber schon, dass es zehn Bücher sind und jedes Buch zwischen 600 und 1000 Seiten hat?

Waltteri: Oh, okay, vielleicht überlege ich mir das dann doch noch mal. [alle lachen]

Wie lange bist du in der Band?

Waltteri: Ich bin im Mai 2015 als Live-Member zur Band gekommen, dann kam irgendwann das Ende der letzten Album-Tour und nun bin ich auf dem neuen Album und offizielle Mitglied.

Wie fühlt sich das an?

Waltteri: Es ist natürlich unglaublich. PARADISE LOST waren immer eine meiner liebsten Bands. Es ist, als ob ein Traum wahr geworden ist. Die Band ist sechs Jahre älter als ich, ich bin '94 geboren. Es fühlt sich immer noch wie ein Traum an.

Lass uns kurz etwas politisch werden.

Waltteri: Nein, bitte nicht.

Wir wollen doch nur wissen, wie du über den Brexit denkst, wenn du aber darüber nicht sprechen willst, ist das natürlich okay.

Waltteri: Ja, dazu möchte ich lieber nichts sagen.

Das ist vollkommen okay und damit sind wir auch schon am Ende des Interviews. Die letzten Worte gehören dir.

Waltteri: Vielen Dank an alle, die das neue Album gekauft haben. Wir freuen uns auf die Tour und vor allem die Shows in Deutschland, ich glaube, es sind sechs oder sieben.

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