Livebericht Ghost (mit Uncle Acid & The Deadbeats und Twin Temple) |
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Ein Livebericht von des aus Wien (Vienna Stadthalle) - 11.05.2022 (29423 mal gelesen) |
Man kann es ja gar nicht glauben, man ist nach 2 Jahren Pandemie schon richtig gaga. Es gibt Konzerte, aber welche Maßnahmen gelten? Ist ja nicht ganz einfach mit den ständig wechselnden Regelungen, auch eine Stunde googeln macht da nicht schlauer - 3G oder was? Geimpft ist man ja, aber muss man auch testen gehen? Und dann: gar nichts. Einfach Einlass. Aber es ist schon seltsam und fühlt sich fast schon verboten an, wenn man ohne Maske im Publikum steht - wie gesagt, man ist gaga. Was einen sofort wieder auf den Boden der Realität zurückholt, ist der Bierstand in der Halle: Hunger und Durst, zwei Bier und ein Schinkenbrötchen € 18,90 (inklusive Becherpfand). Man gibt einen 20er und sagt "passt scho'". Zum Glück kann man mit Karte zahlen, weil bar käme man da nicht so weit. Aber so hat man wenigstens einen triftigen Grund, sich statt dem Bierstand der Vorgruppe zu widmen. Die hat es auch verdient, beachtet zu werden. Musikalisch liefern TWIN TEMPLE zwar einen Stil, der nicht so sehr Metal ist, irgendwie eine Mischung aus Boogie und 50er Rock 'n' Roll. Sängerin Alexandra James hat eine bombige Stimme und nimmt mit ihrer Präsenz die Bühne vollständig ein. Gemeinsam mit ihrem Sidekick und Ehemann Zachary James an der Gitarre liefert sie eine schräge und abgefahrene Okkult-Show ab, in der natürlich auch umgedrehte Kreuze und viel rotes Licht nicht fehlen dürfen. Verstärkt wird das Duo um eine kompetente Band, der auch ein Saxophonist angehört. Zum Abschluss wird noch Kunstblut aus einem Kelch getrunken, bevor die Band nach etwa 40 Minuten ihr Set beendet und ein durchaus zufriedenes und gut unterhaltenes Publikum zurücklässt, das freundlichen Applaus spendet. Wesentlich härter und heftiger geht es bei den nachfolgenden UNCLE ACID & THE DEADBEATS zur Sache, doch bevor die Band loslegt, nutzen wir die kurze Umbaupause, um den Füllstand der Stadthalle Wien, die ja an sich riesig ist, kurz zu checken. Die Stehplätze sind eigentlich gut gefüllt, aber die mittige Haupttribüne (Osttribüne) ist verhängt wie auch die links der Bühne liegende Nordtribüne. Einzig die Südtribüne ist geöffnet, allerdings nur der untere Rang. Das entspricht etwa dem Setting der Halle bei JUDAS PRIEST vor ein paar Jahren. Um die Halle komplett zu füllen, bedarf es schon eines Bekanntheitsgrades wie AC/DC oder HELENE FISCHER oder auch der Lokalhelden ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG. Aber zurück - jetzt spielen UNCLE ACID, und die gehen schon eine Stufe kerniger zur Sache als TWIN TEMPLE zuvor. Doom-Riffs und epische Songstrukturen rufen schon deutliche Publikumsreaktionen hervor. Die Bühnenshow ist spartanisch und besteht hauptsächlich aus grüner Beleuchtung, dafür headbangen die Gitarristen aber, dass es einen fast wundert, dass die Haare dabei am Kopf haften bleiben. Nach dem Auftritt der Briten wird die Bühne mit einem weißen Vorhang verhängt, was die Spannung vor dem Hauptact ansteigen lässt. Um 21:30 fällt nach einem Intro der Vorhang mit einem Knall, und es ist unglaublich, was sich dem Publikum für ein Anblick bietet. Man kennt es aus unterschiedlichen Youtube-Videos, aber live ist es einfach atemberaubend: Die Bühne hat sich in eine Kathedrale verwandelt. Ein riesiger Kirchenfenster-Backdrop ziert die Rückseite, die Mitte der Bühne wird von einer riesigen Treppe dominiert, auf der ganz oben das Schlagzeug thront, das von den anderen Bandmitgliedern flankiert wird. Damit ergibt auch die Stadthalle Sinn, in einer kleineren Halle hätte man diese riesige Bühne nicht untergebracht. Man kommt mit dem Zählen nicht nach: Gitarre, noch eine Gitarre, Bass, zwei Keyboards, Backgroundsänger ... inklusive Sänger Papa Emeritus in seiner aktuellen Reinkarnation tummeln sich neun Musiker auf der Bühne, die ein musikalische Feuerwerk entfachen. Mit 'Kaisarion' und 'Rats' wird gleich ein Kickstart hingelegt, der die Menge sofort mitreißt. Papa Emeritus spielt mit dem Publikum, dirigiert seine Musiker und führt durch ein Programm, das gespickt ist mit Ohrwürmern. Klarerweise liegt der Schwerpunkt auf dem neuen Album, das aber eh großartig ist und dem Publikum wohlbekannt, aber GHOST spielen sich auch durch ihre älteren Alben. Auch die zwischendurch eingestreuten instrumentalen Einlagen wie das Gitarrenduell in 'Devil Church' stören keinesfalls den Fluss, sondern werden fließend eingebaut (und der Papa nutzt die Zeit für Kostümwechsel). Besonderes instrumentales Highlight ist dabei 'Miasma', für dessen Saxophonsolo Papa Emeritus der Erste mittels Defibrillator wiederbelebt wird - musikalisch ein Knaller und showtechnisch ein Brüller. Auf Balladen wird verzichtet, einzig 'Call Me Little Sunshine' ist vielleicht als Halbballade zu bezeichnen, die aber ordentlich Stimmung macht. Für die Zugaben wird auf das "wir gehen jetzt und kommen eh wieder"-Spielchen verzichtet. Papa kündigt an, dass nun drei letzte Songs folgen und beginnt mit einem "Gute-Nacht-Lied für Kinder" und singt "Say your prayer little one, don't forget my son to include everyone ..." - richtig, der Zugabenblock beginnt mit einem Cover von 'Enter Sandman', gefolgt von 'Dance Macabre' und 'Square Hammer'. Feuerwerk, Konfettiregen, Funkenregen - durchschnaufen. Leicht dehydriert wird nochmals der Bierstand angepeilt und der Abend mit einer Käsekrainer an einer der großartigen Wiener Würstelbuden ausklingen gelassen. Bei Wurst und Getränk hat man die Gelegenheit, den großartigen Abend noch einmal Revue passieren zu lassen. Setlist GHOST Kaisarion Rats From the Pinnacle to the Pit Mary on a Cross Devil Church Cirice Hunter's Moon Faith Spillways Ritual Call Me Little Sunshine Helvetesfönster (abridged) Year Zero Spöksonat He Is Miasma Mummy Dust Kiss the Go-Goat Zugaben: Enter Sandman Dance Macabre Square Hammer |
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