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Die besten Album-Triples der Rock- und Metal-Geschichte: HELLOWEEN |
Ein Artikel von Cornholio vom 08.07.2020 (42001 mal gelesen) |
Prolog
Bevor ihr euch jetzt darüber empört, dass ich hier eben NICHT die erwarteten Alben eins bis drei ("Walls" und die beiden "Keeper") betrachte, möchte ich etwas loswerden. Natürlich sind die genannten Scheiben unantastbar. Ich kannte auch die "Keeper Pt.1", als ich 1994 mit Metal anfing, aber meine erste "richtige" HELLOWEEN-Scheibe war die "Master Of The Rings", gleichzeitig das erste Album, das die Kürbisse ohne Michael Kiske und mit Andi Deris (vorher PINK CREAM 69) aufnahmen. Wenn noch nicht geschehen, gebt wenigstens ein paar Songs eine Chance, vielleicht über die Spotify-Playlist am Ende des Artikels.
Und ich höre dieses Album immer noch sehr gerne, genau wie die im Zwei-Jahres-Rhythmus anschließend erschienenen "The Time Of The Oath" und "Better Than Raw". Das ebenfalls zwei Jahre später erschienene "The Dark Ride" erschloss sich mir hingegen nie so richtig, außerdem geht es ja um drei Alben am Stück, nicht um vier. Jetzt geht's aber los:
Die Alben
"Master Of The Rings" (8. Juli 1994)
Songtitel: 11
Spieldauer: 50:12 Minuten
Singleauskopplungen: 'Mr. Ego' (Europa) / 'Where The Rain Grows' (Japan), 'Perfect Gentleman', 'Sole Survivor'
Nicht nur am Mikrofon gab es Veränderungen für die Weenies, auch an anderen Stellen standen tiefgreifende Wechsel an, an denen die Band nach dem mäßigem 1993er "Chameleon" fast zerbrochen wäre. Ur-Drummer Ingo Schwichtenberg (RIP) musste die Band bereits vor der Tour zum vorigen Album wegen seiner Krankheit verlassen, vom Label EMI wurden die Hamburger kurzerhand wegen Erfolglosigkeit aus dem Vertrag entlassen. Das Quintett findet in Uli Kusch einen neuen Schlagzeuger, mit dem britischen Castle Communications ein neues Label und veröffentlicht gerade mal dreizehn Monate nach dem Vorgänger die Scheibe "Master Of The Rings".
Musikalisch ist das für mich die Essenz von HELLOWEEN! Natürlich gibt es weder 'Ride The Sky' noch 'Future World' oder 'I Want Out', aber mit dem Opener 'Sole Survivor' weiß man direkt, wo die Reise hingeht. Es folgt mit dem grandiosen 'Where The Rain Grows' ein Song, der bis heute zu meinen absoluten Favoriten in dem Bereich zählt! 'Mr. Ego (Take Me Down)' ist mit über sieben Minuten zwar arg lang, wird aber zu keiner Zeit langweilig. Zum Schmunzeln gibt es die GameBoy-Persiflage 'The Game Is On', als Rausschmeißer wartet mit 'Still We Go' eine starke Uptempo-Nummer auf, und auch der Rest der Scheibe wirkt wie aus einem Guss! Gut, die Ballade 'In The Middle Of A Heartbeat' hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, aber sonst ist "Master Of The Rings" hochklassig!
"The Time Of The Oath" (29. Februar 1996)
Songtitel: 12
Spieldauer: 61:14 Minuten
Singleauskopplungen: 'Power', 'The Time Of The Oath', 'Forever And One'
Es dauerte nur gute eineinhalb Jahre, bis sich die Kürbisköpfe mit "The Time Of The Oath" zurückmeldeten. Die Besetzung blieb gleich, und alle Bandmitglieder waren ins Songwriting involviert, allerdings taucht der Name von Leadgitarrist Roland Grapow nur beim Titeltrack auf. Der Stil ist (natürlich) ähnlich, wobei mir vor allem das Drumming von Uli Kusch eher unkonventionell vorkommt. Das könnte auch ein Grund sein, weshalb die Band nur wenige Songs aus dieser Ära im Liveprogramm haben. Insgesamt erscheint mir auch die Produktion etwas druckvoller, auch wenn bei allen drei Alben dieser Reihe Tommy Hansen dafür verantwortlich ist.
Jetzt aber zu den Songs: Mit 'We Burn' geht es los, und der Song geht ab wie Schmidt's Katze! 'Steel Tormentor' und 'Wake Up The Mountain' sind zwar nicht mehr als solide, aber die folgenden Singleauskopplungen 'Power' und 'Forever And One (Neverland)' heben das Niveau deutlich an. Anschließend folgen mit dem superben flotten 'Before The War' und dem Midtempo-Kracher 'A Million To One' meine beiden Lieblinge auf der Scheibe. Hervorzuheben sind des Weiteren noch das neunminütige und sehr vielseitige 'Mission Motherland' und der verhältnismäßig düstere Titelsong, der meiner Ansicht nach taktisch klug ans Ende gesetzt wurde, und den Hörer etwas verwirrt entlässt.
"Better Than Raw" (14. April 1998)
Songtitel: 11
Spieldauer: 52:58 Minuten
Singleauskopplungen: 'I Can', 'Hey Lord!'
Nachdem die Band mit "High Live" eine erste Live-CD in der Post-Kiske-Ära veröffentlicht hatte, und ich persönlich mit den Gesangsleistungen von Deris dort nicht sonderlich überzeugt war, war ich zugegebenermaßen auch arg skeptisch, was das neue Studioalbum anging. "Better Than Raw" kam im April 1998 auf den Markt und sollte mich eines Besseren belehren! Das Cover ist zwar etwas, nun ja, ungewöhnlich (offensichtlich inspiriert von Gargamel und den Schlümpfen), aber solange die Musik stimmt, ist das Cover zweitrangig.
Das Intro bereitet den Hörer sehr schön vor, und der Opener 'Push' bäst ihn dann komplett vom Hocker, weil ein Hammersong! Nach wie vor eine Granate vor dem Herrn! Die folgenden Songs fallen zwar etwas ab, aber trotzdem sind die Tracks allesamt gelungen! Der zweite Song, der mich total aus den Socken haut, ist 'Revelation': Geile Riffs, starke Drums, einfach herausragend, und das über die kompletten acht Minuten! Es folgt 'Time', ein unkonventionelles Stück, eigentlich eine Ballade, aber irgendwie trifft es das auch nicht. Die Single 'I Can' hingegen ist wieder typisch HELLOWEEN. Zum Abschluss gibt es nochmal zwei Highlights. Erst 'Lavdate Dominvm', das vor allem den südamerikanischen Fans und anderen christlichen Anhängern gewidmet ist. Musikalisch lupenreiner straighter Power Metal, Deris singt den Song (geschrieben von Weikath) komplett auf Latein, die Gesangsleistung ist famos! Und zuletzt das Prog-Monster 'Midnight Sun', das das Album sehr facettenreich abschließt.
Fazit
HELLOWEEN ist mehr als die ersten drei Alben, definitiv! Aber Geschmäcker sind verschieden, oder? Ich finde, man kann die ersten drei Scheiben mit diesen drei einfach nicht vergleichen. Es ist in der Zeit sehr viel passiert, nicht nur personell, und die Band ist einfach gewachsen. Mit "The Dark Ride" machte die Band 2000 den nächsten Schritt, aber für mich war das nichts. Und qualitativ haben sie meiner Meinung nach nie wieder das Niveau dieser drei Alben erreicht.
Hier geht's übrigens zur Spotify-Playlist dieses Specials.
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