Lena, ihr seid hier am AREA53 zum zweiten Mal. Wie gefällt es euch hier?

Lena Scissorhands: Ja. Wir haben hier 2022 gespielt, wenn ich mich richtig erinnere. Wir sind also zum zweiten Mal dabei. Oh, wir lieben es. Absolut. Es ist wunderbar. Zunächst einmal ist unsere Band ein großer Fan der Natur. Und ein Festival mitten in der Natur zu spielen, ist immer unser Favorit. Wir haben also gehofft, dass es an der gleichen Stelle ist wie vor ein paar Jahren. Uns gefällt der Ort also wirklich sehr gut. Die Menschen heute haben alle Erwartungen übertroffen. Sie waren super unterstützend, super emotional, super reaktionsschnell. Es war ein Vergnügen, die Show zu spielen. Wirklich, es waren sogar unser Booking-Agent und unser Label hier, die sagten: Die Menge gehört heute ganz euch. Ich meine, wir geben immer unser Bestes auf der Bühne, aber es bedeutet so viel, wenn das Publikum aufrichtig ist, dich spürt und ich das Gefühl habe, dass es eine wirklich gute Show war. Ich bin sehr stolz auf die heutige Show.

Ich habe deine Show auch vor zwei Jahren gesehen. Vielleicht hast du hier eine Fangemeinde.

Lena Scissorhands: Naja, wir haben so oft in Österreich gespielt - ich hoffe also, dass es mittlerweile eine Fangemeinde gibt. Denn die Band ist jetzt ziemlich alt! Wir haben 2008 angefangen. Aber ab 2014 haben wir begonnen, ausgiebig durch Europa zu touren. Und bei jeder Tour kommen wir mindestens einmal nach Österreich. Ich denke also, dass wir inzwischen einige Leute haben, die uns kennen und kommen. Weißt du, es gab so viele Leute, die unsere Shirts trugen, die Lieder kannten und laut sangen. Schön.

Du bist gerade auf Europatournee. Wie sieht ein Festivaltag aus, wenn du hierher kommst?

Lena Scissorhands: Es kommt darauf an, wie weit wir sind und wie weit wir fahren müssen. Normalerweise gibt es auf Festivals nicht nur den Auftritt. Heute habe ich zum Beispiel ein paar Interviews und danach haben wir eine Autogrammstunde, in der Hoffnung, ein paar Fans ein bisschen näher zu treffen. Wir versuchen, uns danach auszuruhen, weil wir sehr früh aufstehen müssen, um das nächste Festival zu besuchen. Aber ja, ich meine, wir sind gerade auf dem Festival angekommen, machen unseren Soundcheck oder Linecheck, machen uns fertig, wärmen uns auf und gehen dann auf die Bühne. Wie bei jeder Show. Wir behandeln Festivals nicht anders als Clubshows. Der einzige Unterschied aus unserer Sicht ist die andere Zeit - denn oft spielt man auf Festivals sogar tagsüber, anders als auf Club-Gigs, die Abends stattfinden. Normalerweise fängt man, auch wenn man nicht der Headliner ist, zumindest abends an. Und Festivals beginnen tagsüber, sodass es Spaß macht, Menschen bei Tageslicht zu sehen.

Aber die Auftritte sind kürzer.

Lena Scissorhands: Manchmal ist das auf einem Festival so. Heute haben wir zum Beispiel 45 Minuten gespielt. Manche Festivals geben uns mehr, manche weniger. Morgen zum Beispiel spielen wir eine Stunde und 20 Minuten, weil wir als Headliner auf einem Festival in Deutschland sind. Manche Festivals geben einfach mehr, auch wenn man nicht als Headliner auftritt. Sie brauchen weniger Bands, haben mehr Zeit. Es kommt also darauf an. Es ist wie es ist - wir nehmen es natürlich nicht persönlich. Es ist aber besser, wenn wir mehr als 30 Minuten bekommen, damit die Leute ihr Set genießen können. Aber Regeln sind Regeln. Wir versuchen, immer pünktlich zu sein und uns an die Regeln zu halten.

Mittlerweile seid ihr ziemlich erfolgreich. Wie groß wollt ihr als Band werden?

Lena Scissorhands: Ich weiß es nicht, ich sehe das nicht so eng. Ich mache einfach das, was ich gerne tue. Und die Band ist einfach kreativ. Solange wir etwas zu sagen haben und solange wir nicht das Gefühl haben: oh, es gibt keine Inspiration mehr!, werden wir einfach weitermachen. Und wenn es uns auf größere Bühnen, ein größeres Publikum oder in neue Länder bringt, ist das wunderbar, aber wir machen das aus Vergnügen, aus dem Herzen, und es hilft uns emotional sehr, lebendig zu sein, im Moment zu sein. Nichts geht über die Emotionen, die man auf Konzerten empfindet. Ich liebe es auch, selbst auf Konzerte zu gehen. Bevor ich Musiker wurde, bin ich auf vielen Festivals gewesen. Um auf der Bühne zu stehen, ist es egal, wie klein oder groß die Bühne ist. Das ist das Einzige, was mich so lebendig, so erfüllt, so glücklich fühlen lässt. Nichts ist wichtig. Nur dieser Moment zählt. Und hoffentlich werde ich das so lange tun, wie ich es körperlich tun kann.

Ja. Du versprühst viel Energie während deiner Show.

Lena Scissorhands: Na ja, natürlich fühle ich meine Songs. Sie kommen von Herzen. Ich bin der Autor der Texte für INFECTED RAIN, also bedeutet mir jeder Song etwas, weißt du? Und die Verbindung zu spüren, das Gefühl, dass dieser Song auch laut zum Publikum spricht, ist sehr einzigartig.

Ihr kommt aus Chisinau, der Hauptstadt von Moldau.

Lena Scissorhands: Ich bin in Chisinau geboren und habe mein Leben lang in verschiedenen Ländern gelebt. Im Moment lebe ich in den Vereinigten Staaten.

Aber als ihr euch verabschiedet habt nach eurem Auftritt, hast du gesagt: "Wir sind aus Moldawien".

Lena Scissorhands: Absolut. Weil die Band in Moldawien gegründet wurde und ich in Moldawien geboren wurde. Das einzige Mitglied, das nicht in Moldawien geboren wurde, ist unsere neue Bassistin Alice. Sie kommt aus Italien, aber ansonsten ist auch unsere Crew fast ausschließlich aus Moldawien. Nur ein Mann kommt aus Slowenien. Wir sind eine in Moldawien geborene Band, in Moldawien geborene Musiker. Auch wenn viele Menschen nicht wissen, dass Moldawien als Land existiert, sind wir sehr stolz darauf, sagen zu können, dass wir aus Moldawien kommen.

Moldawien liegt ganz in der Nähe der Ukraine.

Lena Scissorhands: Ja.

Du hast Verwandte, Eltern, was auch immer, in Moldawien?

Lena Scissorhands: Ich persönlich habe nicht viele Verwandte. Ich habe einige Cousins und Cousinen, die ziemlich weit entfernt sind. Aber meine Band hat dort mehr Familie. Ich meine, ich gehe jedes Jahr hin, aber ja, das ist es. Es ist eine sehr einzigartige Situation. Wenn wir vermeiden könnten, über Krieg zu sprechen, wäre das schön - vielen Dank. Weil es ein sehr schweres Thema ist.

Ja, irgendwie habe ich das erwartet.

Lena Scissorhands: Warum?

Viele Bands wollen nicht politisch sein.

Lena Scissorhands: Oh. Nun, mich eingeschlossen. Ich möchte Fragen über Religion und Politik vermeiden, wenn das für euch in Ordnung ist.

Okay.

Lena Scissorhands: Weil es so viele Meinungen gibt. Ich will mich nicht auf eine Seite schlagen, weil ich es nicht tue. Ich bin nicht qualifiziert genug, um hier überhaupt eine Meinung zu haben. Ich kann also nur über Musik sprechen, weil ich Musikerin bin. Ich bin keine Politikerin, ich bin kein religiöser Mensch. Aber ich respektiere jeden, der seine eigenen Ansichten hat. Und natürlich ist Krieg traurig. Und ich denke, um ehrlich zu sein, sollte es nirgendwo auf der Welt Krieg geben. Und es haut mich um, dass es im Jahr 2024 immer noch Kriege gibt und die Menschen nicht aus ihrer Vergangenheit lernen können, aus der Geschichte, die wir alle als Nation, als Planet durchgemacht haben. Es ist traurig, aber ich möchte trotzdem nicht darüber sprechen, wenn das möglich ist.

Dann ein anderes Thema: Vor etwa zwei Jahren hattet ihr Crowdfunding für die Aufnahme eines neuen Albums gestartet.

Lena Scissorhands: Nein, das waren nicht wir. Wir hatten nie Crowdfundings für irgendein Album.

Ich hatte 10 Dollar oder so gespendet, via PayPal.

Lena Scissorhands: Das ist wahrscheinlich etwas anderes. Du sprichst von unserer Live-DVD.

Das könnte sein.

Lena Scissorhands: Ja, denn das war, um die Shows zu unterstützen, die manche Leute nicht sehen konnten. Sie haben also für diese Show bezahlt, um sie zu sehen. Das war alles, was es war. Wir nahmen es als Spende an. Wir haben keinen Preis festgelegt. Und wir haben eine sehr große Show gemacht, 22 Songs. Sie heißt das "The Devil's Dozen". Und es wurde zum Jubiläum der Band veröffentlicht, als die Band 13 Jahre alt war. Und es gibt sie jetzt tatsächlich auf DVD. Aber damals, weil wir nicht auf Tour waren, war es eine Art offene Spende. Um Musikern und der Crew zu helfen, diese schwierigen Momente zu überstehen. Vielen Dank für deine Spende. Nein, eigentlich gibt es viele Möglichkeiten, wie du für einen Musiker oder eine Band spenden kannst. Auf viele Arten. Nun, es ist keine Art von Crowdfunding, aber wir bieten Abonnements auf verschiedenen sozialen Medien. Sie können exklusives Material bereitstellen, zum Beispiel Patreon, YouTube, Early Access und solche Sachen. Es ist sehr leicht zu finden und ist mit all unseren Links verbunden. Und wenn jemand spenden möchte, nur weil er spenden möchte, kann er das tun. Aber wir haben nie eine Spende für etwas Bestimmtes organisiert. Das haben wir als Band nie gemacht.

Was glaubst du, macht dich spezieller, besser als die anderen?

Lena Scissorhands: Oh, ich würde nie sagen, dass wir besser sind als andere, denn das ist kein Wettbewerb, das ist Kunst. Niemand sollte also jemals danach streben, besser zu sein als eine andere Band. Das ist Kunst, das ist kein Sportwettkampf oder, ich weiß nicht, ein Schulwettkampf. Er sollte nicht einmal als Begriff unter Musikern existieren. Jeder macht sein eigenes Ding und meine Band berührt dich vielleicht mehr als eine andere oder umgekehrt. Das bedeutet nicht, dass eine Band besser oder schlechter ist. Meiner Meinung nach ist es nur eine Frage der Wahrnehmung, wie man sich mit den Musikern identifizieren und verbinden kann. Ich höre viel Musik und verbinde mich mit so vielen, und ich hoffe, dass das auch mit unseren Fans passiert.

Eifersucht gibt es also nicht zwischen den Bands.

Lena Scissorhands: Ich meine, das gibt natürlich, aber nicht von uns. Ich kann dir schwören, wir machen das nicht, um irgendwo zu sein, um etwas zu werden oder um besser zu werden. Dafür machen wir das nicht. Das Leben ist zu kurz. Es ist ziemlich dumm, seine Zeit damit zu verbringen, für etwas zu kämpfen, jemandem zu beweisen, dass man besser sei. Warum auch? Diese Denkweise gibt es nur bei Menschen, Tiere tun es nie. Deshalb versichere ich dir und allen, die dieses Interview lesen werden, dass wir nie darauf abzielen, besser zu sein als jemand oder wie jemand zu sein. Nie im Leben.

Also bist du einfach du selbst.

Lena Scissorhands: Wir versuchen es. Wir versuchen, unseren Überzeugungen und uns selbst so treu wie möglich zu sein.

Wenn du sagst, dass du die Songs schreibst, wie wichtig sind die Texte für dich?

Lena Scissorhands: Natürlich sind sie sehr wichtig. Sie sind genauso wichtig wie Musik, weil es eine Botschaft gibt, und die Botschaft hat jetzt Worte. Man kann auch in der Musik eine Botschaft finden, ohne Worte. Und du kannst dein eigenes Wort finden, weißt du, deine eigene Welt der Emotionen. Aber wenn der Text kommt, denkst du: Oh, okay, das ist es, was der Musiker sagen wollte. Ich spreche nur von meiner eigenen Erfahrung. Wenn ich Musik höre, gibt es einige Bands, die ich mag, es gibt einige Alben, die ich mehr mag, weil sie mich mehr ansprechen. Aber das heißt nicht, dass ich die Band weniger mag. Bei einigen Songs konnte ich mich nicht verbinden. Aber ich denke, Texte sind genauso wichtig wie Musik, wie Instrumente.

Bei manchen Bands hat man das Gefühl, dass sie nur Texte haben, um etwas zu singen. Vor allem mag ich keine Songs, die einfach nur fröhlich, happy-happy sind.

Lena Scissorhands: Glück ist auch eine Emotion. Und manchmal muss man vielleicht auch eine Art von Glück mitbringen. Weißt du, ich habe mich zum Beispiel in einigen Liedern dafür entschieden, über die Liebe zu sprechen. Und viele Metalheads wollen das auch nicht. Lass uns über etwas Düsteres sprechen, weißt du? Aber ich sehe es immer mehr bei Live-Shows und bei Kommentaren, dass wir alle Menschen sind, die alle nach Liebe suchen. Freundschaft - Liebe, Familie - Liebe, Partner - Liebe, welche Art von Liebe auch immer. Liebe ist nur eine Emotion, die wir brauchen. Wir als Menschen auf dem Planeten brauchen es wirklich, denn sonst würden wir verschwinden, wahrscheinlich weil die Liebe die Dinge verändert. Das tut sie. Liebe bringt Mitgefühl. Liebe bringt Verständnis. Oft bringt die Liebe so viel mehr mit sich, oder? Aber die Liebe bringt auch Schmerz. Und jeder hat früher oder später ein gebrochenes Herz oder hat etwas Schweres durchgemacht. Es sind also diese Songs, die ich geschrieben habe, obwohl ich ziemlich skeptisch war, ob ich darüber sprechen soll. Und ich beschloss: Ja, natürlich sollte ich darüber sprechen, denn ich bin ein sehr emotionaler Mensch und Liebe ist eine der Emotionen, die ich fühle, und ich werde darüber sprechen. Ich weiß nicht, wie viele Menschen davon berührt sein werden, aber wenn ich mir selbst treu bleiben will, werde ich darüber sprechen. Also bin ich froh, dass ich es getan habe. Auch wenn es ziemlich schwierig ist. Oft weine ich auf der Bühne, aber schreiend und brüllend ist es wirklich reinigend. Es reinigt mich, es hilft. Es ist wie eine Therapie für mich.

Brauchst du eine Therapie?

Lena Scissorhands: Brauche ich eine Therapie? Ich denke, Musik ist meine beste Therapie. Ich war mehrmals mit verschiedenen Leuten in Therapie. Und es ist großartig. Ich finde, dass es jeder ausprobieren sollte. Aus irgendeinem Grund haben die Menschen Angst davor und verurteilen es. Sie denken: Ich bin nicht verrückt. Es geht nicht darum, verrückt zu sein. Es geht darum, jemanden zu haben, mit dem man reden kann, der nichts mit einem zu tun hat, der einem eine wissenschaftliche Antwort geben kann, denn oft haben wir keine Antwort, und das ist es, was uns im Moment traurig macht. Durch die Musik bekomme ich eine Verbindung zu Menschen. Ich fühle mich nicht allein. Ich spüre, wie die Leute mit mir und meinen Bandkollegen singen und weinen, die Lieder fühlen. Ich fühle mich nicht allein, und es ist das Beängstigendste, sich allein zu fühlen. Deshalb möchte ich sicherstellen, dass sich die Menschen nicht allein fühlen.

Wenn du sagst, dass Musik Kunst ist, denkst du dann oder betrachtest du dich selbst auch als ein Kunstwerk wegen deiner Tattoos und der orangen Haare?

Lena Scissorhands: Ich betrachte mich nicht als Kunstwerk. Ich betrachte mich definitiv als künstlerisch. Schon bevor ich zur Band kam, war ich als Hair-Make-up-Artist tätig. Ich hatte bereits Tattoos und Dreadlocks. Ich habe alle möglichen Farben ausprobiert. Ich liebte es, kreativ zu sein. Ich bin also auf jeden Fall ein kreativer Mensch. Bin ich ein Kunstwerk? Wahrscheinlich nicht. Ich weiß es nicht. Das kann ich nicht sagen. Ich bin ein sehr bescheidener, normaler Mensch. Ich mag es einfach, mich auszudrücken. Ich mag es - wie soll man sagen - in meinem Bild auch zu sehen, was sich darin befindet. Denn oft sehe ich es nicht und ich muss Farbe hinzufügen oder ich muss etwas anderes hinzufügen. Also dachte ich: Okay, jetzt fühle ich mich mehr wie ich, weißt du? Ich fühle mich eher wie das Innere in mir, das kein Gesicht hat. Es ist einfach meine Seele. Du kannst es fühlen, du weißt es, du kannst es sehen. Ich muss nicht reden, ich muss nicht singen. Du schaust mich einfach an und siehst, okay, diese Person ist anders, weißt du, auf eine gute oder eine schlechte Art und Weise. Es ist völlig in Ordnung, wenn die Leute ihre Meinung haben. Ich komme aus einem ehemaligen UdSSR-Land. Die Leute sehen mich nicht gerne auf der Straße. Sie sind sehr verurteilend. Es ist jedoch nicht ihre Schuld. Davon haben sie noch nicht allzu viel gesehen. Weißt du, ich hatte das Glück, viel zu reisen und in anderen Ländern zu leben, wenn auch unter sehr schlechten und unglücklichen Umständen. Aber ich habe verschiedene Welten und verschiedene Länder und verschiedene Kulturen, verschiedene Sprachen kennengelernt. Ich denke, das hat mir diese Vielfalt gegeben. Manchmal möchte ich sehr jungenhaft sein; manchmal möchte ich sehr damenhaft sein. Manchmal möchte ich super bunt sein. Manchmal möchte ich einfach nur dunkel sein. Ich denke, die Leute sollten sich danach richten, wie sie sich fühlen, nach der Stimmung. Höre auf dein Herz, höre auf das, was in dir ist. Und das Leben wird so viel interessanter sein. Wir müssen nicht so tun, als wären wir jemand. Wir müssen wir selbst sein. Und ich habe das Gefühl, dass viele Menschen so tun, als wären sie jemand, nur weil die Gesellschaft darauf wartet, dass wir es sind. Eine gute Mutter, eine gute Schwester, eine gute Arbeiterin, eine gute Kollegin, eine gute Freundin. Wir sind nicht perfekt. Wir können nicht in allem gut sein. Aber es ist schön, ehrlich damit zu sein, wer man ist. Sei nicht unhöflich zu den Leuten, aber sei ehrlich. Ich denke, das ist es, was der Welt fehlt, nämlich Ehrlichkeit.

Du bist sehr energiegeladen. Gibt es Tage, an denen du einfach nur da sitzt, entspannst und Netflix schaust?

Lena Scissorhands: Oh ja, absolut. Absolut. Vielleicht nicht unbedingt Netflix, aber in aller Ruhe Bücher lesen. Ich liebe es auch, Filme zu schauen. Ich liebe es, mit meinem Hund ruhig in der Natur spazieren zu gehen. Ich liebe chillige Dinge sehr.

Das kann ich mir gar nicht vorstellen.

Lena Scissorhands: Ich meine, ich bin kein stiller Mensch. Ich mache die ganze Zeit Dinge. Ich mag es, eine To-do-Liste zu haben. Ich bin gerne produktiv, aber ich nehme mir gerne meine eigene Zeit dafür. Ich werde arbeiten und mich dann belohnen mit, ich weiß nicht, einem guten Bad danach, oder einem guten Film, oder einem Spaziergang in der Natur. Es ist sehr wichtig, diese gute Balance zu haben, denn wenn wir zu hart zu uns selbst sind und zu viel tun, werden wir es nicht zu lange tun können. Das Gleiche gilt, wenn es umgekehrt ist. Wenn wir nicht genug tun und alles, was wir tun, zu chillen ist und bequem zu Hause zu sitzen, dann kann man sich auch langweilen und denken, oh, das Leben ist so langweilig. Ich denke, die Antwort ist eine gute Balance zwischen den Dingen, die man gerne tut, und den Dingen, die man tun muss.

Noch eine Frage zu deinen Tattoos. Wir haben über den schwarzen Arm mit Freunden diskutiert, ob das vielleicht ein Cover-up ist.

Lena Scissorhands: Es ist ein schwarzes Tattoo. Ich hatte ein Tattoo darunter, aber ich habe es nicht gecovert, weil ich es gehasst habe oder so. Ich liebe es einfach sehr, wie es aussieht. Es geht nur um das Aussehen, und das ist in Ordnung.

Es sieht gut aus.

Lena Scissorhands: Vielen Dank, vielen Dank. Ich denke, dass es wichtig ist, seinen Tattoos eine Bedeutung zu geben. Ich habe viele bedeutungsvolle Tattoos. Aber manchmal sind Tattoos nur ein Accessoire, wie mein Hals. Es ist nicht ganz schwarz, aber es bedeutet auch nichts. Aber es ist ein Schmuck, den ich sehr stolz trage. Ich liebe es. Es ist eines meiner Lieblingstattoos. Es ist nicht das einzige Lieblingstattoo, sondern eines davon. Was ich damit sagen will, ist, dass Tattoos für viele Menschen immer noch ein großes Tabu sind. Und andere Menschen werden auch gespalten in Leute, die Tattoos nur wegen ihres Aussehens lieben, oder Leute, die Tattoos lieben, weil sie sehr im Untergrund sind und wollen, dass es schmerzhaft ist. Schwarzer Horror, weißt du? Und ich befinde mich in der Mitte dazwischen, weil ich die Tattoos liebe, die eine große Bedeutung für mich haben, und ich liebe die Tattoos, die meinen Körper nur schmücken. Da sind einige sehr lustige Dinge darauf. Es gibt ein bisschen Disney, ein paar Zeichentrickfilme. Star Wars. Positive Dinge. Natürlich, ja, weil ich es bin. Ich bin beides. Ich kann nicht wählen. Ich mag Horrorfilme sehr, aber ich mag auch Disney-Filme sehr. Ist das schlecht? Ich glaube nicht, aber die Menschen beurteilen einen danach. Ich mag Metal so sehr, aber ich mag auch Pop, Reggae, Jazz. Ich mag Rock'n'Roll, elektronische Musik. Warum schränken sich Menschen ein und stecken sich in eine Schublade? Du kannst Farben mögen und du kannst Dunkles mögen, du kannst Metal mögen und du kannst sanften Gesang mögen. Warum nicht?

Was ist also dein Lieblingspopsong im Moment?

Lena Scissorhands: Hmm. Lieblingspopsong? Mal sehen. Ich würde sagen, wahrscheinlich habe ich mir eine Menge angehört. Ich würde es nicht als Pop bezeichnen. Es ist nicht ganz Pop, aber ich höre mir viel LAURYN HILL an, was natürlich gar nicht Pop ist, aber es ist jazzy und R'n'B. Aber so wie sie es damals gemacht haben, ist es ein bisschen anders, als gerade jetzt. Ich habe großen Respekt vor LAURYN HILL und ihren Songs. Sehr authentisch. Die Texte sind sehr tiefgründig. Ich mag eine andere Künstlerin, die neuer ist. Ihr Name ist GREEN TEA PEG. Ich glaube, sie kommt aus Südafrika. Ich bin mir nicht zu 100 Prozent sicher, aber sie ist absolut unglaublich. Dubstep, Reggae. Verblüffend. Wenn wir über Popmusiker sprechen, liebe ich LADY GAGA und PINK wirklich sehr. Ich glaube, sie sind Metal-Frauen. Das sind sie wirklich.

Und LADY GAGA hat eine Show zusammen mit METALLICA gemacht.

Lena Scissorhands: Ja, das hat sie. Sie kann es absolut. Sie kann alles.

Damit wären wir am Ende, ganz vielen Dank für deine Zeit!

Lena Scissorhands: Vielen Dank. Danke, Leute. Vielen Dank für alles. Vielen Dank. Ich habe die Performance hier am AREA53 wirklich genossen. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank. Vielen Dank.