Hi Rolf! Danke, dass Du Dir die Zeit für das Interview nimmst. Lass uns doch direkt einsteigen.

Rolf: Klar, bin am Start!

Erzähl, wie fühlt man sich als einziger Ehrenbürger von Köln-Kalk und Träger des eisernen Büb-Kreuzes?

Rolf: Ganz toll, und das ist auch nicht mit dem Bundesverdienstkreuz zu toppen! Tomcat und ich sind in Kalk groß geworden. Wenn man dann das eiserne Büb-Kreuz verliehen bekommt, dann hat man schon was geleistet und alle Deckel sind bezahlt. (lacht)

Kommen wir nach diesem wichtigen Punkt vielleicht doch zum neuen GUN BARREL Album. Ihr habt mit "Brace For Impact" eine starke fünfte Scheibe auf den Markt gebracht, die ich für die bevorstehende Grillsaison für einen perfekten Party-Soundtrack halte. Welches Gefühl hat sich bei Dir nach der Fertigstellung eingestellt? Ist es, wie üblich in Musikerkreisen, "das beste Album Eurer Karriere"? Oder wie würdest Du es aktuell bewerten?

Rolf: Klingt jetzt abgewichst, aber für mich ist es wirklich das beste, und ich denke, das gilt auch für den Rest der Truppe. Der Sound ist mega fett und auch die Songs sind abwechslungsreich, finde ich. Wir bekommen von überall her Mails, wie geil die Scheibe ist. Die Reviews sind vorwiegend klasse, und nach Fertigstellung hatten wir alle ein sehr gutes Gefühl, zumal uns unser Produzent Yenz Leonhardt mächtig stolz auf die Schultern geklopft hat. Vor den Aufnahmen hatte ich ja das Büb-Kreuz verliehen bekommen und dann geht man ganz anders an die Sache ran. (schmunzelt)

Wie lange hat der Songwriting- und Aufnahme-Prozess gedauert, und wie hat er sich von den vorangegangenen Produktionen unterschieden?

Rolf: Wir haben immer neue Songs am Start. Auch bereits jetzt wieder für die nächste CD. Probleme gab es nur beim damaligen Sänger und terminliche bei Yenz. Es wollte einfach nicht mit dem Aufnehmen klappen. Heute sind wir froh, dass es nicht geklappt hat, da wir mit Patrick am Mikro wirklich ein super Talent haben und wir mit ihm ganz anders an die Sache ran gegangen sind, wie mit dem Vorgänger. Die Aufnahmen selber gingen nachher dann sehr schnell voran, da die Band super vorbereitet war. Wir alle hatten ein gutes Gefühl im Magen und in der Leber.

Wie lief die Zusammenarbeit mit Yenz Leonhardt und Tommy Hansen. Du hast ja bereits erwähnt, dass Du den Sound mega fett findest, ich persönlich hätte mir ein wenig mehr "Druck" gewünscht, der die starken Riffattacken noch ein wenig mehr nach vorne treibt.

Rolf: Von allen GUN BARREL CDs hat "Brace For Impact" für mich den meisten Druck, und ich bin diesmal auch sehr mit dem Gitarrensound zufrieden. Yenz ist mittlerweile ein super Freund und Berater für uns geworden und er weiß wie wir ticken und was für Launen wir haben. Wenn ich also ein langes Gesicht bei einem Song beim Aufnehmen mache, dann dreht er sofort die Marshalls lauter. Also für uns alles fett!!

Wer hatte denn die Idee des GUN BARREL Stadionchors und wie haben sich Eure Fans im Studio angestellt?

Rolf: Wir wollten immer mal ein 80er Stadionsong machen, damit wir mal hier in Kölle im Rheinenergie-Stadion als Vorband vom FC spielen können. (lacht) Es musste daher ein Chor her, da waren wir uns einig. Tomcat startete dann einen Newsletter und die Reaktionen waren überwältigend. Leider konnten wir nur einen Teil der Fans die dabei sein wollten als Chor nehmen, das hätte sonst den Rahmen gesprengt. Wir haben die Auswahl nach dem Credo "wer zuerst kommt, mahlt zuerst" getroffen und dann an einem sonnigen Tag in der Eifel das Ding mit dem Chor durchgezogen. Es gab Bier, Nudelsalat, Würstchen und GUN BARREL. Ich glaube unseren Fans hat die Idee super gefallen und wir hatten einen tollen Tag. Alle haben sich die beste Mühe gegeben, da es das Bier erst danach gab. (lacht)

Gibt es denn Songs auf dem Album die dir besonders am Herzen liegen, und warum?

Rolf: Es entwickelt sich so, dass wir eine Menge Songs auch live spielen werden und auch schon gespielt haben. Auf der Tour mit FREEDOM CALL hatten wir sechs neue Songs im Gepäck und die Lieder kommen super an. Ich persönlich liebe 'The Wild Hunt', weil ich gerne so was typisch GUN BARREL mäßiges spiele und Patrick dabei seine ganze Palette zeigt. 'Dancing On Torpedos' geht ab wie Sau und 'Big Taboo' war mir wichtig, da dieser Song vorher beim Proben den meisten Zündstoff lieferte. Ich war echt froh, dass dieser ungewöhnliche Song so super rüber kommt und auch oft in den Reviews positiv erwähnt wird. Alle Songs sind in meinem Herzen, weil es letztendlich GUN BARREL pur ist.

Wenn Du jemandem, der noch nie von GUN BARREL gehört hat, mit einem Satz "Brace For Impact“ verkaufen müsstest. Wie würdest Du das Album schmackhaft machen?

Rolf: Schlechte Laune?? Leg mal ein und dann will ich Dich ausflippen sehen. Basta!!

Es tut mir Leid, wenn ich jetzt noch auf einem sehr offensichtlichem Thema herumreiten muss. Du hast es ja teilweise schon thematisiert. Ich möchte dennoch kurz darauf eingehen. Es fällt natürlich auf, dass Ihr auf Album Nummero 5 bereits den vierten Sänger habt. Silver hat es gar nicht erst auf ein Studioalbum geschafft. Das nimmt Züge wie bei ANNIHILATOR oder frühen ICED EARTH an. Wieso ist das bei Euch ein solcher Schleudersessel? Was macht Ihr mit den armen Frontern, dass alle wieder flüchten?

Rolf: Oh, das Wort flüchten ist da ganz falsch. Bei uns gibt es eigentlich keinen Schleudersessel. Wir und unser vertrautes Umfeld wissen am besten, was damals alles passiert ist und wenn Du es wüsstest, hättest Du das Wort "arm" weggelassen. Ich möchte aber darüber gar keine Worte verlieren. Wir wissen was los war und wir waren leider jedes Mal zu diesem Schritt gezwungen, uns von den "armen" Frontern zu trennen. Und das war auch gut so. Musik soll Spaß machen und wenn man die Richtigen zusammen hat, funktioniert eine Band.

Wie habt Ihr Patrick Sühl gefunden, welchen Auswahlprozess musste er durchlaufen und konnte er sich noch ins Songwriting einbringen?

Rolf: Ich hatte Patrick auf einem Konzert bei einer Coverband in Bonn gesehen und war sofort von ihm überzeugt. Da wir gerade Silver gewippt hatten, ging alles sehr schnell. Tomcat und Toni fanden ihn auch klasse und dann ging alles Schlag auf Schlag. Wir haben erst gar nicht andere getestet. Eine Woche nach der Anfrage stand er schon mit uns auf der Bühne und da er begnadeter GUN BARREL Fan ist, lief alles reibungslos. Ins Songwriting konnte er sich nur noch teilweise einbringen. Die Songs waren musikalisch schon fertig, aber die Gesangslinien sind von ihm, und einfach nur klasse. Hut ab. Auch bei den Texten weiß er schon, worum es bei GUN BARREL geht, auch da hatte er eine sichere Hand.

Wie sicher kann er sich sein, auch Album Nummer 6 einzusingen?

Rolf: Der Schleudersessel steht zur Reparatur bei einer uns befreundeten Sesselfirma. Das Ding ist natürlich total verschlissen und deshalb hat Patrick gute Chancen auf Veröffentlichung Nr.6 dabei zu sein. (lacht)

Die Resonanzen auf "Brace For Impact“ sind alle sehr positiv, zumindest soweit ich das überblicken kann. Wie, außer den obligatorischen Interviews, werdet Ihr das Album promoten? Welche Liveaktivitäten sind geplant? Bis dato sind auf eurer Homepage nur eine handvoll Gigs in 2012 bestätigt. Ist eine komplette Tour zur Promotion von „Brace For Impact“ geplant? Ist schon etwas in Aussicht mit wem Ihr um die Häuser ziehen werdet?

Rolf: Ich hoffe, dass eine Tour kommt. Live sind wir ja eigentlich immer unterwegs, aber 'ne richtige Tour wie die vorher mit FREEDOM CALL gibt natürlich viel. Die jetzt bereits bestätigten Festivals sind auch klasse und wir werden sehen, was unsere Bookerin für einen Plan hat.

In der Vergangenheit habt Ihr ja bereits mit sehr unterschiedlichen Bands wie z.B. SKEW SISKIN, SLAYER, MOLLY HATCHET, JON OLIVA’s PAIN oder MORGANA LEFAY die Bühne geteilt. Was waren hierbei die wichtigsten Erfahrungen, die Ihr sammeln konntet? Was hat Euch am meisten beeindruckt und was waren die unschönsten Erfahrungen hierbei?

Rolf: Es waren keine schlechten Erfahrungen mit den anderen Bands dabei. Ganz im Gegenteil. Wir sind alle stolz mit solchen Namen zusammen spielen zu dürfen. MOLLY HATCHET haben uns sogar ganz tief ins Herz geschlossen.

Na, das hört man doch gerne. Wie man an der Auflistung oben auch sehen kann, habt Ihr keine Scheuklappen was das Metal- und Hard-Rock Publikum angeht. Das neue Album hat einen recht rock'n'rolligen Touch und in 'Turbölence & Deacdence' spielt Ihr recht offensichtlich mit dem MOTÖRHEAD-Klischee. Seht Ihr Euch noch als "klassische" Metalband oder seid Ihr mehr ROCK N’ ROLL?

Rolf: Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Wir spielen einfach das was wir können und das ergibt GUN BARREL.Wir stehen alle sehr auf die 80er und auf dreckigen Rock'n'Roll, tja dann ist es klassisch!!

Wir nähern uns dem Interviewende. Lass uns also noch einen kurzen Ausblick wagen. Was können wir in Zukunft von Euch erwarten? Welche Ziele habt Ihr Euch mit der neuen Besetzung von GUN BARREL gesetzt?

Rolf: Viel live spielen. Oder gibt es was Schöneres?? Und wir fangen bereits nächste Woche mit den neuen Songs an für unser Album Nr.6. Ich denke, das ist ein Zeichen, dass diese GUN BARREL Formation gut und kraftvoll funktioniert.

Damit sind wir auch schon durch mit meinen Fragen. Ich danke Dir für die Zeit die Du Dir für die Beantwortung genommen hast. Wie es bei uns Tradition ist, gehören die letzten Worte eines Interviews den Musikern. Was willst Du mit dem geballten Erfahrungsschatz eines Büb-Kreuz-Trägers unseren Lesern an Lebensweisheiten nicht vorenthalten?

Rolf: Liebe Bleeding-Leser, Rock'n'Roll und Metal ist das GRÖSSTE was es gibt. Nirgends woanders werdet Ihr soviel Spaß haben, wie bei einem Metal Konzert oder hören der CDs von den Bands. Wir haben Spaß, Ihr hoffentlich mit uns auch!! Rockt das Haus!!