Sweet - Isolation Boulevard

Review von derkleinekolibri vom 24.11.2024 (7890 mal gelesen)
Sweet - Isolation Boulevard Just in diesem Moment schreiben wir den 11. November 2024. Ein Tag, an welchem nicht nur der Fasching anfängt, sondern an dem in meinem jetzigen Wohnort Hexen durch den Ort fetzen. Fragt mich bitte nicht nach dem Sinn - auch wenn ich hier schon über 20 Jahre lebe, konnte ich bisher keinen eruieren. Das aber nur nebenbei, denn etwas Anderes ist mir weitaus wichtiger: In Zeiten, in denen man immer mehr die Menschlichkeit einer immer größer werdenden Zahl von Menschen vermisst, möchte ich es heute von meiner Seite aus so richtig menscheln lassen. Im Voraus bitte ich um Entschuldigung, wenn ich ausnahmsweise mal vom gewohnten Pfad der Objektivität ein wenig abweiche.

Habt ihr schon einmal bei einem erst in der Zukunft (in diesem Fall der 29. November 2024) erscheinenden Album sämtliche Titel komplett mitsingen können? Für mich war dies eine Premiere, und das funktionierte nur, weil einige Songs älter als 50 Jahre sind und ich die bereits in den 70ern und 80ern mitsingen konnte, weil ich der totale SWEET-Fan war ... und es noch immer bin. Einzige Ausnahmen vom Alter her sind 'New York Groove' (2012) und 'Still Got The Rock', das erst 2021 erschien, aber ebenfalls in meiner Sammlung steht und ich es deswegen ebenfalls mitzuträllern weiß.

SWEET starteten 2019 zu ihrer bislang größten Tournee, "Still Got The Rock" genannt, durch Europa und fanden dennoch Zeit, als Co-Headliner auf der "Rock The Boat Cruise 2019" in Australien zu spielen. Es war wohl einer der kreativsten Momente der Band und davon wollten sie unbedingt mehr ... Doch plötzlich war die ganze Welt in Aufruhr und nichts war mehr so wie es vorher noch war. Um musikalisch nicht unter die Räder zu kommen, entschloss man sich, Klassiker neu aufzunehmen. Das Line-up hierfür bildeten Andy Scott (Gitarre, Synthesizer, Gesang), Bruce Bisland (Schlagzeug, Gesang), Paul Manzi (Lead-Gesang) und Lee Small (Bass, Gesang), Unterstützung an den Keyboards bei 'Love Is Like Oxygen' bekam man durch Steve Mann. In Anlehnung an ihr 1974er Meisterwerk "Desolation Boulevard" nannte man das bereits 2021 in den USA erschiene und nun in Europa erscheinende Album "Isolation Boulevard", eben der Szenerie seines Entstehens geschuldet.

Mit einem der bekanntesten SWEET-Songs, 'Fox On The Run' in der 2020er Version, startet das Album. Es dauerte nur Sekunden, bis eine wohlige Gänsehaut von mir Besitz ergriff. Natürlich fehlt Brian Connollys Stimme, aber Paul Manzis Kehle entrinnen sehr angenehme Töne. Besonders gut: Er versucht nicht, Brians Stimme zu imitieren. Das musikalische Geschehen um seinen Gesang herum wirkt etwas härter als beim Original von 1974. Auch die vielen "Chorgesänge", die SWEET damals ausmachten und perfekt beherrschten, werden gekonnt eingebracht. Überraschung geglückt, denn ich hatte befürchtet, man würde Brian Connolly nachahmen wollen. Doch bei keinem der 12 Songs des Vinyls ist dies der Fall. So hangelt man sich von Stück zu Stück und schwelgt in angenehmen Erinnerungen. Diese wiederum lassen Glückshormone en masse frei und so verwundert es nicht, dass sich ein leichter feuchter Film auf meine Augen legt. Auch das jüngste Stück, 'Still Got The Rock', besitzt Ohrwurmcharakter. Das von RUSS BALLARD geschriebene, 1975 von HELLO veröffentlichte und von SWEET 2012 neu interpretierte 'New York Groove' wurde ebenfalls überarbeitet an den Start geschickt. Viel zu schnell vergehen die etwas mehr als 46 Minuten puren Wohlgefühls.

Ehrlich, ich hätte nicht gedacht, dass ein Re-Recording mit einer bis auf Andy Scott anderen Besetzung zu solchen überwältigenden Emotionen führen könnte. Interessant wäre es, wie ihr diese nicht hundertprozentig objektive Rezension seht und was ihr über das Album und solche Re-Recordings denkt. Nutzt gerne die Kommentarfunktion. Das gilt natürlich ebenfalls für die Arbeiten aller meiner geschätzten Kolleginnen und Kollegen ...

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Fox On The Run (2020)
02. Still Got The Rock (2020)
03. Action (2020)
04. Love Is Like Oxygen (2020)
05. Hellraiser (2020)
06. The Six Teens (2020)
07. Blockbuster (2020)
08. Set Me Free (2020)
09. Teenage Rampage (2020)
10. Turn It Down (2020)
11. New York Groove (2020)
12. Ballroom Blitz (2020)
Band Website:
Medium: CD, LP
Spieldauer: 46:12 Minuten
VÖ: 29.11.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Sweet hatten damals für mich jungen Kerl ein paar richtig geile Songs auf Lager. 'Fox On The Run' habe ich noch auf dem alten Röhrenradio aufgedreht.
9/10   (24.11.2024 von Opa Steve)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten