Einst - Einst

Review von Froosti vom 31.10.2024 (13579 mal gelesen)
Einst - Einst 2020 konnten mich LEBENSSUCHT mit ihrem Debütalbum vollends überzeugen. Der rohe, depressive Black Metal packte mich und lässt mich auch bis heute nicht los. Gebt der Band auch mal eine Chance. Denn genau aus dieser stammt das Mastermind hinter unserem heutigen Review. Patrick Stoiber nimmt bei EINST nahezu alle Dinge selbst in die Hand. Bis auf das Schlagzeug hat er sämtliche Instrumente, die Vocals, die Texte und das Cover-Artwork selbst verantwortet. Die Promo verspricht uns ein Album, aufgeteilt in sechs Kapitel, welches uns auf eine atmosphärische Reise zu den Fragen der Existenz, der eigenen Sterblichkeit und dem Kreislauf von Leben und Sterben führt. Im ersten Moment klingt das nach einem Depressive Suicidal Black Metal-Album aus dem Lehrbuch. Jedoch zeigen EINST eindrucksvoll, wie man es besser macht als viele der oftmals belächelten Vertreter des DSBM.

Der wichtigste Punkt eines Atmospheric Black Metal-Albums ist, wie sehr es die Musik schafft, den Hörer in eine bestimmte Stimmung zu versetzen. Viele Bands nutzen hierfür weite Klanglandschaften oder breite Keyboard-Teppiche. Das kann teilweise ziemlich anstrengend und kitschig werden. Auch der Anteil des Black Metals wird da oftmals stark in den Hintergrund gedrückt. EINST fahren da einen etwas dezenteren Ansatz, der aber mindestens genauso effektiv ist. Um Atmosphäre zu erzeugen, nutzt die Band im Grunde zwei wesentliche Instrumente. Das sind zum einen cleane Gitarren und zum anderen ist es das Piano. Das Ganze wird dann noch um einige Ambient-Elemente, wie ein Dröhnen oder das Rauschen des Windes, erweitert und schon hat man eine Atmosphäre aufgebaut. Die ruhigen Parts wechseln sich immer wieder mit traditionellem Black Metal ab, wobei die cleanen Gitarren auch dort weiterhin verwendet werden. Im Allgemeinen wirken die Gitarren recht melodiös. Raserei oder auch nur Midtempo findet man auf der Platte nicht. Selbst wenn mal gehackt wird, wie am Anfang von 'Zu Oft Verlebt, Zu Wenig Wirklich Gelebt', wirkt es immer noch schleppend, ja fast schon doomig. Die Vocals wechseln zwischen heiserem, verzweifeltem Gekeife oder leisem Sprechgesang hin und her. Das ist zwar in voller Länge etwas eintönig, unterstreicht aber die Atmosphäre treffend. Mit all den Mitteln schaffen es EINST, eine bedrückende, depressive, aber auch schöne Atmosphäre zu erzeugen, die mich bereits beim ersten Durchlauf voll mitnimmt.

Hervorheben muss ich auch die Produktion der Platte. Einerseits wirken die Gitarren schön kalt, wie man es sich vom Black Metal wünscht, und auch das Schlagzeug scheppert roh vor sich hin. Andererseits bin ich auch in der Lage, jedes einzelne Instrument differenziert zu betrachten. Selbst der Bass spielt hier eine wichtige Rolle und versinkt nicht im Hintergrund. Das Piano klingt allerdings besonders gut. Jeder Tastenanschlag ist deutlich zu hören und es wirkt nicht wie von einem Keyboard erzeugt. Damit ist die Produktion genau im richtigen Grad roh und oldschool sowie differenziert und druckvoll.

EINST haben mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum ein Highlight in der Schnittmenge von DSBM und Atmospheric Black Metal erschaffen. Die Stimmung des Albums ist hervorragend umgesetzt worden und die Band schafft es, mit ihrem eigenen Ansatz sich aus der breiten Masse hervorzuheben. Lediglich am Gesang könnte noch etwas gearbeitet werden, um ein wenig Abwechslung zu bieten. Wer gewillt ist, dem Album seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, wird seine wahre Freude dran finden. Fans von Bands wie LEBENSSUCHT, KARG oder HERETOIR sollten ein Ohr riskieren.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Mere Reflections Of Your Former Self
02. Zu Oft Verlebt, Zu Wenig Wirklich Gelebt
03. Couldn't You Have Done Better?
04. Das Letzte Wort Dir Nicht Gebührt
05. For There Was A Dream That Didn't Last
06. Ohne Dich Ward Nicht Auch Nur Ein Augenblick
Band Website: www.facebook.com/einstgewesen
Medium: CD, Tape
Spieldauer: 42:04 Minuten
VÖ: 25.10.2024

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