Freeways - True Bearings | |
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Review von baarikärpänen vom 14.12.2023 (10070 mal gelesen) | |
Manchmal darf man sich als Fan schon sehr wundern über die Veröffentlichungspolitik vor allem größerer Label/größerer Bands. Ja, man darf sich sogar wie die Weihnachtsgans fühlen, die ordentlich ausgenommen wird. Da bringt Gruppe XY ein Album auf den Markt, auf das man sehnsüchtig gewartet hat und schon ein Jahr später gibt's das dann nochmals als sogenannte "Tour-Edition", ein weiteres Jahr später schon wieder als "Ultra-Superduper-Fan-Edition", aufgehübscht mit vielleicht zwei neuen Songs, einer davon ein zum gähnend langweiliges Re-Recording von einer schon anno dunnemals verzichtbaren Uralt-Schote. Das allerdings Neuauflagen bereits drei Jahre nach dem Ersterscheinen eines Albums durchaus Sinn machen können, zeigen Dying Victims Productions, die jetzt das 2020 erschienene Debüt der Kanadier FREEWAYS für Musikgourmets wieder erhältlich machen auf CD, Vinyl - und richtig oldschool - auf Kassette. Aufmerksame Leser unserer digitalen Postille werden sich vielleicht noch an des Review von OLYMP aus dem November erinnern. Die teilen sich eine Gemeinsamkeit mit FREEWAYS: das Cover-Artwork, beziehungsweise die Naivität, die beide Artworks auszeichnet. Bei den Kanadiern parkt also ein riesiges Motorhome mitten auf der Straße im Schnee. Sieht, ähem, cool aus und bleibt vor allem im Gedächtnis. Wieder so ein spezielles Artwork, das in den 80ern im Plattenladen Aufmerksamkeit bekommen hätte. Die Musik auf "True Bearing", so der Titel der Scheibe, geht allerdings in weiten Teilen sogar noch zurück bis in die 70er. Der Promo-Zettel vom Label hat insoweit recht, wenn er neben der NWoBHM auch UFO oder APRIL WINE zitiert. Unterschlagen werden allerdings JUDAS PRIEST, denn die könnten tatsächlich beim Opener 'Eternal Night, Eternal Light' Pate gestanden haben. Wer's nicht glaubt, hört einfach mal parallel dazu in 'Desert Plains' von "Point Of Entry" rein, vor allem die Gesangsmelodien in den Strophen. Eindeutig APRIL WINE kommen einem dagegen bei 'Sorrow (Love In Vain)' in den Sinn. Das, was FREEWAYS auf ihrem Einstand machen, hat Hand und Fuß, bedient sich wie erwähnt bei so einigen Vorbildern. Böse Menschen würden das anachronistisch nennen, aber denen fällt sehr wahrscheinlich auch nicht auf, wie unbekümmert der Vierer einfach drauflos rockt und so gar nicht aus der Zeit gefallen klingt. Das Schöne daran ist, dass FREEWAYS nicht in die Schublade Classic Rock passen, auch nicht in die der True Metal-Verfechter, sondern ihr eigenes Ding machen. Ganze sieben Songs brauchen FREEWAYS auf diesem Langdreher, um das zu sagen, was zu sagen ist und dabei Eindruck zu hinterlassen. Da wundert es auch nicht, dass die 2020er Erstauflage von "True Bearings", erschienen beim kanadischen Label Temple of Mystery Records, ratzfatz ausverkauft war. Die Band scheut sich auch nicht davor, mal eben ein Saxophon in ihre Songs einzubauen ('Battered & Bruised' - ein toller Blues-Rocker), das zu keiner Sekunde unpassend oder nervig klingt. Noch bluesiger wird es dann allerdings in 'Time Is No Excuse', mit fast sieben Minuten der längste Song auf dem Album, und für mich ein Highlight, in das man gerne eintauchen will. "True Bearings" ist ein Album, das gerade deswegen so viel Eindruck macht, weil es so unaufgeregt tönt. Damit haben FREEWAYS tatsächlich schon sowas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Wer 2020 also zu spät auf diese Kanadier aufmerksam geworden ist, oder wem die horrenden Kosten einer Bestellung in Kanada zu hoch waren, denen hilft Dying Victims Records jetzt. Wer auf zeitlosen und guten Rock steht, kann hier eh nichts falsch machen. Gesamtwertung: 8.5 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Eternal Light, Eternal Night 02. Sorrow (Love In Vain) 03. True Bearings 04. Dead Air 05. Battered & Bruised 06. Time Is No Excuse 07. Just Survival | Band Website: www.facebook.com/Freeways410/ Medium: CD, LP, MC Spieldauer: 33:20 Minuten VÖ: 15.12.2023 |
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