Interview mit Sebastian von Discreation

Ein Interview von Eddieson vom 29.04.2023 (21273 mal gelesen)
DISCREATION vermelden nicht nur einen erneuten und überraschenden Sängerwechsel auf ihrem aktuellen Album "Iron Times", sondern hauen auch gleich mit eben jenem ein ordentliches Geschoss raus. Gitarrist und Bandgründer Sebastian erzählt uns etwas mehr dazu.

Hey Sebastian. Wie geht es dir?

Sebastian: Hallo Jan, mir geht es gut, danke der Nachfrage.

Euer aktuelles Album "Iron Times" ist seit einiger Zeit raus. Wie nimmst du die Reaktionen auf das Album wahr?

Sebastian: Genau. "Iron Times" ist mittlerweile seit einem Monat draußen und die Reaktionen könnten kaum besser sein. Unser Videoclip zu ‚Bringer Of Demise‘ scheint auch gut anzukommen und hat bei Youtube jetzt schon über 62.000 Views. Daher bin ich sehr zufrieden damit, wie es momentan läuft.

Mit Marc habt ihr einen neuen Sänger auf dem Album. Wie kam es dazu, dass Marc bei euch eingestiegen ist?

Sebastian: Beim Party.San 2019 fragte mich eine Freundin, was denn bei DISCREATION so geht. Ich erzählte ihr dann, dass wir auf der Suche nach einem neuen Sänger sind, da unser damaliger Sänger Marco angekündigt hatte, die Band zu verlassen. Wie sich herausstellte, ist sie mit Marc Grewe befreundet und schlug vor, ihn doch einfach mal zu fragen. Ich hielt das erst für eine Schnapsidee, habe ihn aber dann doch angeschrieben. Kurze Zeit später hat er drei Preproduction-Songs in einem Berliner Studio eingesungen und da alle damit sehr zufrieden waren, beschlossen wir, ein Album zusammen aufzunehmen.

Ihr hattet ja in der Vergangenheit schon mehrere Sänger. vier an der Zahl. Marc ist jetzt ein fester Teil der Band oder hat er das Album als Session-Sänger eingesungen?

Sebastian: Mir war wichtig, dass wir zusammen auch Konzerte spielen können, deswegen wäre ich an einer reinen Session-Nummer nicht interessiert gewesen. Wir haben bereits Konzerte geplant, insofern ist Marc fester Bestandteil der Band.

Marc bringt als Sänger nochmal eine andere Art von Atmosphäre mit. So klingt "Iron Times" etwas düsterer als die Vorgänger. Wurde das Songwriting etwas auf ihn zugeschnitten oder ist die Dunkelheit des Albums dem Umstand geschuldet, dass die Songs während der Coronapandemie entstanden sind?

Sebastian: Als die Songs entstanden sind, war zwar schon klar, dass Marc sie singen wird, aber sie wurden trotzdem nicht speziell für ihn geschrieben. Dass die Platte düsterer geworden ist, war eine bewusste Entwicklung. Ich bin der Meinung, dass auf den letzten Alben die düsteren Elemente, teils mit Black Metal-Einschlag, zu den besten Momenten gehören. Das wollte ich weiter ausbauen. Daher hat auch die Pandemie nur bedingt etwas mit der Ausrichtung der Platte zu tun. Ich will aber nicht ausschließen, dass das alles stimmungsmäßig nicht doch abgefärbt hat.

Jetzt mit ein klein wenig zu den Aufnahmen und den ganzen Proben zum neuen Album, wie denkst du persönlich über "Iron Times"?

Sebastian: Ich bin sehr glücklich mit dem Album. Wir haben sehr viel Zeit und Mühe in die Platte gesteckt, und das hat sich meiner Meinung nach ausgezahlt. Es gibt auf "Iron Times" kein Riff und keine Textzeile, die ich im Nachhinein als misslungen bezeichnen würde. Das behaupten zu können, ist schon ein gutes Gefühl. Auch mit der Produktion und dem Cover-Artwork sind wir sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit sowohl mit Alex Krull als auch mit Björn Gooßes war sehr bereichernd und fruchtbar.

Ein echtes Highlight des Albums ist 'Bringer Of Demise', welches ein paar symphonische Einlagen hat und zu dem es ein ja auch besagtes Video gibt. Was kannst du mir über diesen Song erzählen?

Sebastian: 'Bringer Of Demise' ist ganz zum Schluss entstanden und basiert auf einem Riff, das an CELTIC FROST erinnert, einer meiner absoluten Lieblingsbands. Der Song ist teilweise im Proberaum entstanden und hat sich erst ganz zum Schluss der Produktion als einer der stärksten Songs der Platte herauskristallisiert. Im Text geht es um Hannibal und seinen Feldzug gegen Rom. Das wird im Video durch die beiden Kämpfer symbolisiert. Das Video haben wir ebenfalls mit Alex Krull gedreht, und ich denke, es ist ziemlich gut geworden. Wir haben dabei auch viel gelernt und werden sobald nichts mehr mit Feuer machen. Die Flammen am Lodern zu halten, ist doch viel aufwendiger, als man vorher denkt. [lacht]

'Maschinenkrieg' hat zwar einen deutschen Titel, der Text ist aber auf Englisch. Könntet ihr euch auch einen kompletten Text in Deutsch für euch vorstellen?

Sebastian: Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Manche Wörter und Sätze klingen ziemlich cool, aber ob sich Deutsch insgesamt zum Growlen eignet, da bin ich mir nicht so sicher. Gezielt eingesetzt wirkt es, glaube ich, besser. So machen es zum Beispiel BELPHEGOR auch, und das finde ich meistens sehr cool. imgleft

Wer zeigt sich eigentlich für die Texte verantwortlich und worum geht es in euren Texten?

Sebastian: Die Texte habe ich geschrieben, und bis auf 'Blood Ritual' geht es in allen Texten auf die ein oder andere Art um Krieg. In 'Iron Times' geht es zum Beispiel um den Dreißigjährigen Krieg, auch wenn manche Reviewer meinten, der Song sei ein Kommentar zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aber alle Texte sind davor entstanden. Aber es hatte sich ja schon seit einiger Zeit angedeutet, dass geopolitisch einiges in Bewegung geraten ist, und ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob uns wirklich klar ist, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich und für alle Zeit garantiert sind. Das war im Grunde die Inspiration, mich wieder mit Krieg zu beschäftigen.

Euer MOTÖRHEAD-Cover 'I Am The Sword' ist nur auf der CD. Warum nicht auch auf der Vinyl-Version eures Albums?

Sebastian: Um auf der Schallplatte den bestmöglichen Klang zu garantieren, sollte die Spielzeit nicht zu lange sein. Deswegen haben wir darauf verzichtet, den Track auch auf die LP zu pressen.

Die andere Coverversion ist 'Mercenary' von den mächtigen BOLT THROWER. Wie hoch ist der Verlust von BOLT THROWER für den Death Metal?

Sebastian: Riesig würde ich sagen. BOLT THROWER haben einen ganz eigenen Stil, genau wie MORBID ANGEL oder CANNIBAL CORPSE. Das kann man nicht reproduzieren, egal wie viel Mühe man sich gibt.

Ich vermisse etwas euren "Necropriest" auf dem Cover. Wo ist er hin? Und wie kam das aktuelle Coverartwork zustande?

Sebastian: Es war an der Zeit, den Necropriest in Rente zu schicken. Wir wollten für "Iron Times" einen anderen Stil, und dazu hätte ein Zombie-Bischof einfach nicht gepasst. Zusammen mit Björn Gooßes (Killustrations) haben wir dann anhand des Textes zu 'God Of War' das neue Artwork entwickelt. Die Figur auf dem Cover (Björn nennt sie "General Morbid") symbolisiert den 'God Of War'. Es ist das personifizierte Potential, das Auseinandersetzungen in Gewalt umschlagen lässt. Als gäbe es eine Macht, die das Feuer an die Lunte hält.

Wie eng sind die Grenzen bei DISCREATION gesteckt? Wie viel und welche Einflüsse aus dem Nicht-Death-Metal-Bereich finden Platz im eurem Songwriting?

Sebastian: Das können vielleicht Außenstehende besser beurteilen. Ich würde sagen, dass wir eine bestimmte Dosis Thrash und jetzt auch vermehrt Black Metal-Einflüsse integrieren. Viel weiter über den Tellerrand wollen wir aber nicht schauen. [lacht]

Du hast ja DISCREATION vor über 20 Jahren gegründet. Ihr hattet eine Menge Personalwechsel und auch ein paar echt starke Alben in der Diskografie. Wie zufrieden bist du mit der Karriere deiner Band und was würdest du gerne noch erreichen wollen?

Sebastian: Insgesamt bin ich nicht unzufrieden. Aber wir haben schon noch den Wunsch, weiterzukommen. Und mit "Iron Times" sind wir da auf einem guten Weg. Bei Massacre Records zu unterschreiben war schon ein weiterer Schritt nach vorn, auf den hoffentlich noch einige folgen werden.

Was steht für 2023 noch auf dem Plan?

Sebastian: Es sind einige Konzerte in Planung und ansonsten haben wir auch schon mit dem Songwriting für das nächste Album begonnen.

Sebastian, vielen Dank für deine Zeit, viel Erfolg weiterhin und die letzten Worte gehören dir?

Sebastian: Besten Dank für dein Interesse.

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